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Songül - Die letzte Rose

Kurzgeschichten · Erinnerungen
© M. K.
In einem warmen Sommer kam ich zur Welt. Meine Geburt war für meine
Mutter schmerzhaft und aus diesem Grund wollte meine Mutter kein weiteres Kind.
Mein Vater war zwar darüber nicht so erfreut, nickte aber mit dem Kopf.
Vielleicht heiße ich deswegen heute Songül…(letzte Rose) Wer weiß…
Das einzige woran ich mich seit meiner Kindheit gut erinnern kann ist, dass meine Eltern jeden Tag gearbeitet haben.. Man sagt ja, dass solche Kinder viel Verantwortung tragen.. Meine Eltern haben sich deswegen immer wenn sie Zeit hatten, um mich gekümmert. Sie haben mir einfach alles erlaubt.. Nicht jeder gibt so was gerne zu, aber ich war sehr verwöhnt..
Natürlich war das auch einer der ersten Bausteine, dass ich später mal immer im Vordergrund stehen wollte. Vielleicht war das falsch…
Dass meine Eltern mir alles kaufen ,würde mir in der Pubertät nützlich sein, die anderen Kinder würden immer in meinem Schatten stehen.
Für meine Mutter war ich natürlich die Beste. Ich war nicht so klein
und mit langen dunklen Haaren und blauen Augen war ich auch nicht so ein Durchschnittstyp in der 9. Klasse.
Viele Jungs bewunderten mich und das gefiel mir. Ich war verwöhnt und hatte die Macht, einen Jungen nach meinem Rhythmus tanzen zu lassen.
Anfang 10. Klasse kam ein euer Schüler zu uns auf die Schule: Masallah
Sein Vater war Beamter und musste wegen Arbeit mit der Familie nach Gölbasi ziehen.
Zuerst war ich an ihm nicht interessiert und er zeigte an mir auch keine Interesse..
Alle Mädchen sprachen nur noch von ihm..
Ich war doch die hübscheste und ich war die populärste!
Wenn Masallah mit einem Mädchen ausgeht, dann musste ich das sein!
Mein Gier nach mehr und mehr hatte sich mal wieder gezeigt..
Was habe ich nicht alles gemacht, um sein Herz zu erobern.. Jede Pause war er in meinem Blickwinkel und in jeder Schlange war ich hinter ihm.. Nach der Schule habe ich immer einen Umweg gemacht, damit ich ihn begleiten konnte.. Er war ein normaler Anatolien -Typ, still…
Er war anders als die anderen Jungs und war immer höflich, was man damals (und auch heute) von einem 10. Klässler nicht erwarten konnte.. Ich musste immer an ihn denken, er war wie sein Name außergewöhnlich..
Wir befreundeten uns und ich bewunderte ihn. Die alte Songül passte sich immer mehr und mehr an Masallah an.
Ich war eine neue Songül. Alle waren sehr erstaunt, vor allem meine Familie war darüber sehr froh.
Gegen Ende der 10. Klasse hatte ich den Traum, Masallah zu heiraten.
Er mochte mich auch sehr, das konnte ich gut wahrnehmen.
Es hat nicht lange gedauert, dass wir nach der Schule geheiratet haben.
Unsere Hochzeit war gerade nicht so stark zahlreich besucht und da war auch nicht viel los.
So eine Hochzeit hätte ich mir früher nie vorgestellt, aber ich bin ja nicht mehr die alte Songül.
Masallah wurde, dank seinem Vater, in einem Firma aufgenommen und hatte eine überdurchschnittliches Einkommen, deswegen saß ich auch zuhause und genoss das Leben als eine Hausfrau.
Masallah pendelte zwischen Arbeit und Haus.. Wenn er mal frei hatte, war er immer mit mir.
Er hat immer alles für mich getan. Jede Frau träum bestimmt von so einer Ehe..



Eines Tages bekam ich einen Anruf. Es war Ezgi, meine beste Freunden von damals aus der Schule. Sie war inzwischen auch verheiratet..
“Hey was machst du so, hast du dich zuhause eingeschlossen?” frage sie..
Ich habe versucht ihr zu erklären, dass ich glücklich bin und das es mir gut geht, aber sie hatte auch bisschen Recht… Masallah hatte mir auch nie gesagt, dass ich den ganzen Tag zuhause sein soll..
Die nächsten paar Tage waren wie immer, aber was die Ezgi gesagt hat, hatte ich immer noch im Kopf und mir wurde klar,
dass ich niemand außer Masallah habe.
Ich sagte Masallah, dass ich auch arbeiten wollte, sodass ich mal was neues erleben kann und mich wohler fühlen kann.
Masallah hatte nichts dagegen. Er war sowieso immer so Verständnisvoll.
Ich arbeitete seitdem in einem Fabrik, wo sehr viele Männer tätig waren.
Am ersten Tag habe ich schon gemerkt, dass alle aufmerksam auf mich waren.
In mir wurden Erinnerungen aus meiner Schulzeit wach. Tag für Tag habe ich mehr auf mein Aussehen geachtet und ich war immer morgens länger vor dem Spiegel.
Nur einer sah nicht so an mir Interessiert aus. Er sah nicht so gut aus, aber war ein hellbrauner Typ mit grünen Augen, Ferhat..
Mein Gier nach “mehr” war wieder im Spiel und in dieser Atmosphäre hatte ich Masallah schon vergessen, er war sowieso immer sehr beschäftigt.
Die Geschäfte liefen gut und der Chef hat alle am Abend am See zum Essen eingeladen.
Masallah musste arbeiten und sagte, dass die Ezgi mich nach Hause fahren soll.
Wir hatten an diesem Abend auch getrunken … Ich wollte Ferhat nah sein und fragte, ob er mich fahren kann.
Als wir bei uns angekommen waren und Masallah sowieso bei der Arbeit war, habe ich Ferhat zum Tee trinken eingeladen, doch er sagte ab… War ich nicht mehr die Schönste !?
Ich konnte nicht einfach aussteigen und ihn gehen lassen. Ich umarmte Ferhat und wir küssten uns sehr lange.
Am nächsten Tag bei der Arbeit hat er mich oft angeguckt. Langsam bereute ich den Abend, ich dachte, Alkohol wäre daran schuld, aber irgendwie wollte ich auch mehr.
Ich wollte mit ihm sein, ihn fühlen. Doch ich hatte Masallah.
Eines Tages traf ich mich mit Ezgi und sie erzählte mir, dass sie eine Affäre hat und mit ihrem Freund einen kleinen Urlaub machen will. Ich erzählte ihr dann auch von Ferhat und sie hatte schon eine Idee.
Ich sagte zu Masallah, dass ich mit Ezgi übers Wochenende wegfahren will.
Masallah kannte Ezgi’s Ehemann Ahmet und sagte: “Ruh dich aus Liebling, du hast es verdient.”
Ferhat hatte auch nichts dagegen und wir fuhren zu viert für zwei Tage ans Meer.
Den ganzen Samstag hatten wir am Strand unseren Spaß. Ezgi und ihr Freund gingen am Abend ins Restaurant und ich wollte mit Ferhat allein sein. Ich tat so, als gings mir nicht so gut und ging ins Hotelzimmer.
Ich wusste, dass Ferhat mich nicht allein lassen würde. Das hat er auch nicht.
Ich ließ mich in seine Arme fallem und hatte in diesem Momnt alles vergessen.
Ich wollte nur diesen Abend genießen … Es war ein schöner Urlaub.


Montag morgen war ich schon wieder am Arbeiten. Als ich am Abend nach Hause kam, war unser Küche, Schlafzimmer, Wohnzimmer .. Alles durcheinander..
Auf dem Esstisch fand ich ein Brief:

Meine Mutter ist krank, deswegen musste ich nach Harmanli fahren.. Ich werde ihr sagen, dass du wegen deiner Arbeit nicht mitkommen konntest. Tut mir leid, dass ich die Wohnung unordentlich zurückließ, ich war in Eile.. Ich habe dir auch Geld da gelassen, das sollte dir reichen, bis ich wieder da bin.
Mein Chef hat mir eine Woche frei gegeben, damit ich nach Harmanli fahren kann.
Jetzt muss ich die Woche ohne dich verbringen…
Liebe dich, Masallah


Ich fing an zu zittern… Was hatte ich getan. Ich hab einen treuen Mann, dem ich nichts zwei mal sagen muss, betrogen..
Seine Mutter war Diabetikerin, Masallah schickt ihr immer jeden Monat Medikamente aus der Stadt.
Würde er sich immer noch um mich kümmen, wenn er erfährt was ich getan hab ?
Ich beschloss mit Ferhat Schluss zu machen und mit Masallah glücklich zu sein.

Masallah kam endlich wieder nach Hause. Ich hatte ihn vermisst, wie noch nie zuvor.
Er sah auch glücklich aus, als er mich endlich wieder sah. Seiner Mutter geht es inzwischen besser sagte er und packte seinen Koffer aus. Ich sagte ihm, dass er sich ruhig ausruhen kann und schickte
ihn ins Bett.
Die nächsten Tage waren dann wieder wie früher, ich war wieder eine Hausfrau und Masallah war der,
der den ganzen Tag arbeitet..

Eine Woche später, fiel mir auf, dass er sehr viele Kleider mit ins Koffer gepackt hatte. Ich fragte mich warum.
Schließlich war das nur ein Dorf, wo jeder so läuft wie er will und er hat da einen Anzug getragen?
Neugierig ging ich ins Schlafzimmer, öffnete den Schrank und griff nach seinem Anzug. Ich suchte in den Taschen und fand Zettel, Kassenbons ... Mein Welt brach zusammen. Es waren Hotel, Restaurant -Kassenbons..
Masallah hatte die letzte Woche in einem Hotel mit einer Person am Meer verbracht.


KaptaN

31.12.2006
 
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Kommentare  

In dieser Geschichte fehlt das Leben. Es ist wie eine etwas ausführlichere Auflistung von Eckpunkten in Deinem Leben. Was fühlst du und die anderen Personen in Deiner Geschichte? Schon der Anfang: es war eine schmerzhafte Geburt. Jede Geburt ist schmerzhaft, normalerwiese vergisst man das, weil man glücklich ist über das neue Leben. Bei Dir liest sich das so, wie wenn Du von einem Zahnarztbesuch sprichst. Das tut manchmal auch weh, also gehe ich nicht mehr hin.
Also, lass uns mitleben mit der Geschichte.
LG Christa


CC Huber (30.01.2007)

wow gefällt mir echt gut!!! Das ist echt mal was anderes und schön geschrieben!!!^^
Ich habe eine kleine Bitte an dich...würdest du vielleicht mal bei meiner Geschichte Code Play Death-spiel um dein leben(bei schauriges) reinschauen? Bis jetzt habe ich nur schlechte Kritik bekommen, was einen nicht gerade aufbaut... :-( aber naja....vielleicht findest du ja die Geschicht gut, würde mich auf jeden Fall freuen, wenn du mir einen Kommentar schreibst!!!

LG Janina


Janina Pohl (30.01.2007)

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