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Die ewigen Wälder

Nachdenkliches · Poetisches · Experimentelles
Schwarz krächzt es durch die ewigen Wälder
Zeit der Krähen. Ihr argloser Flug sagt den Tod voraus…
Von den Bergen sieht man Seen, in den Seen Berge,
Und in den Wolken schaukeln die Glocken einer anderen Welt
Auf dem Berg wiehert ein Rappe und schlägt mit seinen Hufen
Jahre wie gequollene Gelatine liegen im Rinnstein neben Radkappen
Wie Armbanduhren sind Pfützen auf den Weg geschnallt
Das Haus knarrt unter der Last des Himmels
Vorletzte Gedanken bauen wie Mäuse ein Nest in den Bauch einer Uhr
Das Haus, geschwärzt von den Wettern, ist in den letzten Minuten gealtert
Die Kraftanstrengung der Steine, dem Sturm standzuhalten,
Hat den Verputz mit Falten überzogen
Das Zimmer ist hell erleuchtet von Blitzen,
Die mit einem Peitschenknall auf dem Boden explodieren
Wie an einer Zündschnur kriecht das Licht
Durch die geschlossenen Lider des alten Mannes
Und durchläuft die Nerven wie einen Stromkreis
Verbrannte Luft. Steine fallen auseinander. Dachbalken bersten. Überall Staub
Ein letztes Mal wird der Schaukelstuhl angestoßen…
Man kann sehen, wie die Nerven unter der Haut
Den Körper nach den letzten Spuren des Schmerzes abtasten
Luft strömt ins Gesicht. In regelmäßigen Abständen. Wie Atemzüge
Es kommt näher. Es zerzaust ihm das graue Haar
Ein starker Atem, der seinem eigenen entgegenbläst,
Der ihn überwältigt, der ihn auslöscht
Dann endlich löst sich die Seele
Mit dem Geräusch eines brennenden Waldes
Die herabstürzende Flut von Blitzen verebbt,
Und der alte Mann ist nur noch ein Windhauch über den Trümmern,
Das Haus nur noch ein bemooster Felsen,
An dem die Krähen ihre Schnäbel schärfen
Ein langsamer schweifender Blick gleitet tief hinein in das Land,
Streicht hinweg über Wälder,
Über dahinrollende schwarze Hügel,
Über die langen Kämme einer Brandung,
Durch die tiefen Schatten einer Allee,
Und nähert sich einem Palast mit Kuppeln und hängenden Gärten,
Der wie ein erleuchtetes festliches Schiff in der Nacht liegt…
 
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Kommentare  

Expressionistisch, erinnert an Trakl, Benn, Heym ... liest sich interessant!

Middel (09.04.2007)

Vielen Dank, zuviel der Ehre. Leider habe ich das Rad nicht neu erfunden...
LG Hagen


Hagen Bretschneider (09.04.2007)

Ein mir bisher unbekannter Stil. Sehr interessant, da hat jemand vielleicht etwas Neues geschaffen!

Sabine Verder (08.03.2007)

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