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Die magische Heuernte

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
Vor einigen Monaten rief mich der Präsident einer Republik an, die sich für sehr bedeutsam hält. Ihm sei zu Ohren gekommen, dass ich ein herausragender Experte in Frauenangelegenheiten sei. Dafür habe man gerade, der Not gehorchend, ein Ministerium eingerichtet, weil den Männern zunehmend die Felle wegschwimmen würden, so dass man nicht länger untätig zusehen könne. Dabei ginge es auch um die wissenschaftlich –praktische Untersuchung der Struktur der Frauen und der Frage, ob und in wieweit diese von Hormonen gesteuert würden. Ob ich willens sei, dieses wichtige Ministeramt zur Rettung des Mannes zu übernehmen.
Als eine erste sichtbare Amtshandlung und zur Beruhigung der Situation biete sich aber erst einmal die Wiederbelebung des Tages der Frau an; auch könne daran gedacht werden, diesen zum nationalen Feiertag zu erklären.

Wegen der grossen Bedeutung dieses Amtes sei dieses grosszügig dotiert und ausgestattet: Dienstwagen, fünf Köche , ein diskretes Waldschlösschen als Dienstwohnung und wie üblich – wobei er seine Stimme dämpfte – eine Dienstmätresse stünden mir zur Verfügung.

Ich fühlte mich hoch geehrt und zum ersten Mal in meinem Leben meine bedeutende praktische und theoretische Forscherarbeit auf diesem Gebiet anerkannt.

Doch leider und schweren Herzens musste ich dem Herrn Präsidenten absagen, weil ich bis zum Hals in der Heuernte stecke, deren Ende sich wegen des wechselhaften Wetters und der seltsamen Struktur des Heus nicht absehen liesse.
Der Herr Präsident äusserte dafür sein bedauerndes Verständnis und bot mir sodann den Posten des Beraters an. Dieser Posten sei natürlich nicht so üppig ausgestattet, der Dienstwagen, die fünf Köche und das Waldschlösschen fielen fort.

Da mir schien, dass es für mich auch auf diesem Posten noch genug zu tun gäbe, sagte ich spontan und dankend zu.

Doch zu meinem grossen Bedauern liess mir die Heuernte keinerlei Zeit, denn sie zog sich seltsamerweise bis Weihnachten und bis exakt zu dem Zeitpunkt hin, wo mir einige Lichter aufgingen.

K. A., 10. VI. 2007
 
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Kommentare  

Hallo Klaus,
herrlich, ich hab lauthals lachen müssen, als ich die Begründung für die Absage las.
Eine rundherum gelungene Geschichte. Danke dafür :-)

Liebe Grüße, Shan


Shannon O'Hara (09.11.2007)

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