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4 Seiten

Ratgeber für die Ehe Teil 1

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
Einleitung

Das bündische Zusammensein zwischen Penisträger und Brustkrebsbekommende ist heute der Ort, wo sich das Leben der meisten Menschen entscheidet. Entweder finden sie in dieser Beziehung den Weg zu sich selbst, zum Nächsten und zum Glück, oder sie bleiben in ihr verstrickt ohne sich bewegen zu können und gehen schließlich innerlich daran zugrunde. Das gilt so gut für die Vermählten wie für die Unverheirateten. Und für beide gibt es nur die eine gemeinsame Antwort: Die Liebe beherrscht den Sex, und irgendein Gott, der das Schicksal lenkt, beherrscht die Liebe.
Dieser Satz soll in diesem Buch für die Ehegemeinschaft ausgelegt werden. Wir wollen versuchen, ihre Knacknüsse bis in die konkreten Facetten des Alltags zu beleuchten; wir wollen ganz klar und nüchtern darüber reden und die Dinge beim Namen nennen, so dass auch der begriffsstutzigste Mann und die dümmlichste Hausfrau es verstehen können; wir wollen aber bei alledem die klare Linie im Auge behalten, die der Ehe zugrunde liegt.
Hinter der fassbaren Beziehung von Mann und Frau steht ein großes Fickgeheimnis, Es steht nicht irgendwo am Rande, sondern wirkt bei jeder einzelnen Handlung wesentlich mit. Nur mit diesem Hintergrund können wir die Wirklichkeit der Ehe verstehen, ohne dieses Geheimnis können wir sie nur missverstehen.
Vor acht Jahren ersetzte dieses Buch die alte Fassung „Häng Dich an ihn ran, damit er keinen Hänger hat“. Inzwischen ist auch dieser Text vielfach durchgekaut, besprochen und auf den neuesten Stand gebracht worden. Die Ehewissenschaft befindet sich gerade in der Entstehung, deshalb werde ich es nicht unterlassen, die notwendigen Auffassungen im Lauf der Jahre zu ändern.
Wir sollten mit unseren Meinungen immer unterwegs sein.
Auch die Ehe ist unterwegs. Nicht nur im Sinne einer Entwicklung zum Besseren hin, sondern vor allem in dem Sinn, dass sie selbst kein Ziel hat. Sie ist eine Form unseres vergänglichen Lebens, aber auch ein Gleichnis jener Liebe, die wir nur mit dem großen Fickgeheimnis erfahren können und die in der Ewigkeit schon auf uns wartet.
Aber gerade das macht ungeheure Aktualität aus. Es geht heute nicht nur darum, dass einige Ehen glücklicher werden (so wichtig das auch ist), es geht nicht nur darum, dass das geschlechtliche Wirrwarr unserer Zeit gesteuert wird; sondern es geht darum, dass wir heute das Glück für uns erklären, das uns durch die Form der Partnerschaft hindurch gegeben wird. In einer Zeit schärfster politischer und ideologischer Auseinandersetzungen, wo selbst die Botschaft der Liebe an sehr vielen wirkungslos vorbeigeht, spricht uns das Glück durch die Ehe an. Wenn wir die ganze Fülle der Liebe an diesem einen Ort erleben, dann wird uns auch die Beziehung zu uns selbst und zu der Partnerin neu aufgehen. Die Ehe ist heute der Ort, wo der entscheidende Kampf ausgefochten wird.


Drei Zweiheiten laufen an uns vorbei:

Zwei frisch verliebte junge Menschen; sie wissen noch nichts voneinander, aber jeder von ihnen hält den anderen für den schönsten und wundervollsten Menschen der Welt, und sie sind ehrlich davon überzeugt, dass sich noch nie ein Junge oder ein Mädchen so vollkommen geliebt haben.

Ein Ehepaar in den 40ern; die Illusionen sind vorbei, uns sie sehen einander mit erbarmungsloser Kälte. So heftig sie einander früher begehrten, so gründlich sind sie sich heute zuwider. Jedes Wort der Frau geht dem Mann auf die Nerven, und das Wenige, was er von seinem Beruf oder sich erzählt, beantwortet sie mit einem bankrotten und schneidenden Lächeln. Den Kindern wegen bewahren sie eine gewisse Fassung, aber jeder hat seinen eigenen Expansionsbereich und seine persönlichen Interessen. Sie sind deswegen aber auch nicht einmal eifersüchtig, sondern üben das, was sie Vernunft und Großmut nennen und sind froh, wenn der Partner sich abwendet und sie einander aneinander in Ruhe vorbeileben.

Das dritte Paar steht ebenfalls in den 40ern. Auch sie haben die Illusion verloren, aber sie haben einander liebengelernt, so wie sie wirklich sind. Ja, jeder hat sich so gut in das Wesen des Anderen versenkt, dass er seine Bestimmung tiefer erfasst hat als dieser selbst und ihm hilft, sie richtig zu erfüllen. Es war sicher nicht immer leicht, aber jetzt lieben sie eben dieses Wesen des andern, auch wenn es gegen ihren eigenen Willen geht. Sie stehen ohne Gnade zueinander, nach außen und sogar gegen die Versuchung des Partners, sich selbst untreu zu werden. Und wenn es auch heute zuweilen schwer ist: Sie sind ein Paar.

Das Problem jedes jungen Ehepaares besteht darin, sich in der Richtung unseres dritten und nicht unseres zweiten Beispiels zu entwickeln. Das kommt nicht einfach von selbst; sondern es erfordert einen entschiedenen Kraftaufwand, zwar freudig motiviert, aber oft mit Verzicht. Das Problem einer Eheberatung besteht deshalb darin, einem jungen Paar in diesem Kampf beizustehen, ihm zu zeigen, worauf es ankommt, und was man fahren lassen muss.
Von vielen unterschiedlichen Seiten hat man versucht, Anleitungen zur perfekten Partnerschaft zu geben: Man hat für die finanzielle Besserstellung der Familie gekämpft, man hat die rechtlichen Verhältnisse der Ehegatten untereinander, miteinander reformiert, man hat die Psychologie von Mann und Frau schubladiert und dann mit offenen Laden verglichen, vor allem hat man das sexuelle Verhalten bis in alle Einzelheiten untersucht und versucht, praktische Anweisungen für eine möglichst vollkommene Harmonie zu geben.
Das sind alles wunderbar nützliche Dinge, aber die große Gefahr besteht darin, dass man glaubt, das Eheglück hänge wirklich von einem einzelnen Teilgebiet ab und lasse sich von dort aus garantiert bewerkstelligen. Es erinnert an die Versuche, das Glück der Menschheit durch genügend vitaminreiche Kalorienbomben oder durch schlaumachende Fernsehsendungen herbeizuführen. Man übersieht dabei jedoch drei wichtige Dinge:
Die Ehe ist keine nur wirtschaftliche oder nur psychologische oder nur sexuelle Beziehung; sondern sie ist eine Lebensgemeinschaft, die sämtliche Gebiete der menschlichen Existenz umfasst und tief greifend verändert.
Die Ehe ist nicht nur die Angelegenheit eines Mannes und einer Frau; sondern sie ist ein lebendes Glied zwischen ihnen, und so wie die Kinder erzogen werden, so wird auch dieses Zwischengliedatmosphärenlebewesen miterzogen.
Die Ehe bildet sich deshalb auch nicht einfach so aus den Trieben und Gefühlen des einzelnen; sondern sie verlangt eine ständige Wandlung zu einem neuen Dasein. Das Leben einer Ehe gleicht dem eines wachsenden Lebewesens; ein unaufhörlicher Energiewechsel, eine andauernde Wandlung der Gestalt, eine nie endende Revolution von beiden. Wenn die Eheleute meinen, die Vollendung erreicht zu haben und keine weitere Veränderung zu benötigen, dann ist die Ehe schon krepiert. Das Hochzeitskleid im Schrank zu einem Totengewand mutiert.
Diese drei Grundlinien der Ehe sind miteinander verflochten, wie Seile in einem Tau. Wir wollen sie deshalb nicht gesondert beleuchten, sondern versuchen, innerhalb der gewöhnlichen partnerschaftlichen Probleme dieser Verflechtung nachzugehen und auf diese Weise Zusammenhänge und Lösungen zu finden. Wir werden immer wieder damit anfangen, die allgemein üblichen Grundbegriffe einer Prüfung zu unterziehen und ihren Sinn auf das Ganze hin zu verfolgen.
 
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