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Die letzten 19 Tage - 15 Tage sind ein halber Monat

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
Der Nikolaus war heute da und hat seine gute Tasche ausgepackt. Knecht Ruprecht hat er zu Hause gelassen. Wobei ich ihm allerlei Ungutes hätte mitgeben können, um seine Rute für die wirklich schlechten Menschen zu bestücken...

Hirn zu verteilen, das wäre allerdings auch eine feine Sache. Lohnt sich zwar auch nicht mehr, da es bald zu spät ist, aber es würde das eigene Leben und das vieler anderer erleichtern. Und man könnte es natürlich selbst manchmal sehr gut gebrauchen.

Heute konnte ich allerdings nur mit dem Kopf schütteln, da ich im Ernst das zweite Mal in nur zwei Tagen gefragt wurde, wo man denn bitteschön Luftballons kaufen könne. Warum gerade ich das gefragt wurde, ist mir ein Rästel. Vielleicht lasse ich gelegentlich zu oft die Luft raus, platze zu oft, zische hier und da mal oder verhalte mich etwas aufgeblasen. Vom Tuten und vor allem Blasen haben die aber anscheinend keine Ahnung. Wobei die eigentlich Frage hierbei nicht ist, warum ich gefragt wurde, sondern wie man so eine blöde Frage denn überhaupt stellen kann.

Ich muss auch gestehen, dass sich heute - trotz des Alltagsstresses - das Leben schon wieder ein wenig besser angefühlt hat. Dies mag zum einen daran liegen, dass ich unheimlich schnell vergesse, zum anderen auch daran, dass sich eine gewisse Gleichgültigkeit in mir breit macht oder eher das Gefühl der Gelassenheit? Ich kann es nicht beschreiben. Mir scheint ein dickes Fell zu wachsen, was mir sowohl im Leben, als auch bei dieser Jahreszeit zu Gute kommt. Ich merke es daran, dass andere bei Kleinigkeiten schon die Krise bekommen und ich immer noch relativ ruhig bleibe.

Es mag daran liegen, dass ich mir auch sonst eher um Belangloses keinen Kopf mache. Ich habe mir in meinem Leben z.B. nie die Gedanken gemacht, ob ich nun ungeschminkt raus gehen kann oder nicht, da ich mich nie wirklich großartig geschminkt habe. Ich photoshoppe mich auch nicht selbst und wäre einem Passfotograf fast mal ins Gesicht gesprungen, als er meinte, er hätte meine Kerbe an der Nase verschwinden lassen müssen. Das bin dann doch nicht mehr ich. Diese Kerbe ist zwar nicht die Schönste, aber sie ist ein Teil von mir. Ohne sie, da bin ich nicht ich. Und bevor ich nicht ich bin, da lebe ich lieber mit ihr. Ich liebe mein Leben - auch wenn es oft sehr schwer ist - und mein Leben würde ich nicht tauschen wollen. Auch nicht gegen die schönste Nase der Welt. Ich retuschiere nicht und tusche auch nicht. Ich habe es schlicht und ergreifend nicht nötig.

Ein weiteres Beispiel: Wenn ich in einem Hort arbeite, dann ist es für mich normal, dass meine Kleidung vollgeschmiert ist. Da sind neben den unsichtbaren Bakterien auch eine Menge anderer hübsche Dinge dabei. Popel, Essensreste, Farben, Speichel, Erde...
Wenn ich dann die Flamingos unter den Pädadoginnen sehe, die erst ihr Gefieder reinigen müssen und sich dann erst ihrem Gelege widmen - wenn überhaupt - dann stellen sich meine Nackenhaare wirklich aufrecht. Da können Kinder Köpper auf Beton machen und die fummeln immer noch an ihren Rüschen und Schleifen herum, zupfen und klimpern und trippeln und trappeln und meinen der Mensch wäre nur fürs Schönsein geboren. Unglaublich.

Während ich mir eben einen leckeren Salat mit ordentlicher Beilage genehmigt habe, da musste ich an mein Feld denken. Ich hatte dieses Jahr eine Parzelle gemietet. Eine feine Sache. Das eigene Gemüse aus eigenem Anbau. Hundert Prozent demeter. Viel Arbeit, aber auch viel Freude und Genuss. Gesundheit Pur.
Allein deswegen muss das Leben weitergehen, da ich es nächstes Jahr wieder machen möchte.
Kochen ist etwas Tolles und Essen erst einmal. Ich bin sehr kreativ geworden, auch mit Gemüsesorten wie Rote Beete und ähnlichen Gesundheitsaposteln. Leider ist alles geerntet, vertrocknet, vergangen. Und sicherlich schon dem Erdboden gleich gemacht. Braach liegen für das nächste Wunder.

Ich werde mich jetzt einen schönen Abend machen und hoffen, dass ich morgen nicht um 6 Uhr aufstehen muss, um für die Arbeit vorzuarbeiten. Ich hoffe auch, dass ich morgen nicht wieder Überstunden machen muss und auch, dass ich endlich mal wieder eine wohl verdiente Pause habe, in der ich nicht den Scheiß für andere erledigen muss. Wünsche sind doch schon mal ein Anfang, oder?
 
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Kommentare  

Auch nicht schlecht, wenn man nicht einmal weiß,
wo es Luftballons gibt. Gibt es in jedem Real, wenn
es den nicht in der Nähe gibt, dann in 1-Euro-
Läden, manchmal auch bei Edeka, Rewe etc. Wenn
es das auch nicht in ihrer Nähe gibt, muss sie eben
ein wenig weiter fahren.


Homo Faber (07.12.2012)

Liebe Sabine Müller,
mit Schmunzeln verfolge ich Deine Serie. Du triffst (leider) oft den Punkt: Es gibt Tage, die möchte man am liebsten aus dem Gedächtnis und Kalender streichen. Kommt alles zusammen: Sch… Wetter, Stress mit Arbeit und Familie, angebranntes Essen, verwaschene Wäsche, verpasster Zug etc. Muphy’s Law eben – oder der ganz normale Wahnsinn.

Dein letzter Satz in der heutigen ‚Ausgabe‘ hat mir aus der Seele gesprochen: „Wünsche sind ein Anfang.“ Das ist nix hochphilosophisches, sondern eine kurze klare Ansage. Toll!


Ano Nymos (07.12.2012)

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