8 Seiten

Projekt: Traum

Romane/Serien · Spannendes
© Be
Projekt: Der Traum

„Lore! Kannst du mir deine Wimperntusche mal leihen, ich glaube ich habe meine in der Arbeit liegen lassen!“ - „Wieso brauchst du Wimperntusche in der Arbeit!? Du gehst doch normalerweise ungeschminkt aus dem Haus!“ Lore, eine kleine braunhaarige 23-jährige, die sich sowohl als meine Mitbewohnerin als auch meine beste Freundin betiteln durfte hopste leichtfüßig in das großzügige Badezimmer. Die Strahlen der untergehenden Sonne, die durch das große Fenster fielen ließen ihre Caramellbraunen Locken regelrecht leuchten. Obwohl sie ungeschminkt war und ihr schlanker Körper lediglich mit einem seidenen Tuch umwickelt war hätte man sie, so wie sie dastand, auf einen roten Teppich stellen können. Lore und ich hatten einen kleinen Foto-Laden, indem ich als Fotografin tätig und sie die Managerin des Ladens war. Zusätzlich nahm sie gelegentlich auch kleinere Modeljobs an. Mit ihr als Model zu arbeiten war ein Traum. Sie wusste was sie tat und wie man sich richtig in Szene setzte, trotz ihrer süßen 1,62m.
„Ich geh doch nicht ungeschminkt aus dem Haus.“, entgegnete ich ihr mit fragendem Blick. „Ok, fast ungeschminkt.“, sie lächelte mich an und hielt mir ihren Mascara vor die Nase. „Aber jetzt mal ganz unabhängig davon wie geschminkt oder ungeschminkt du in die Arbeit gehst, jetzt im Moment hast du Feierabend und du hast erstaunlich viel Kajal und Lidschatten um deine grünen Äuglein gemacht.“, elegant, wie sie war, schwang sie sich in einer anmutigen Bewegung an mir vorbei und setzte sich beinahe in der selben Bewegung auf die große, gepolsterte Holzkiste, in der wir unsere Handtücher aufbewarten. „Stop! Sag nichts! Ich kann mich noch dran erinnern! … Du wurdest zu einer Art Charity Gala eingeladen und wolltest eigentlich gar nicht hingehen, aber deine Geschäftspartnerin, oder wie ich sie lieber nenne: dein Boss – also moi – hat gesagt du sollst unbedingt hingehen. Nachdem du nochmal protestiert hattest wurde dir die vorläufige Gästeliste zugespielt und da hast du heute Vormittag gesehen, dass dieser scheinbar sehr schnucklige Ced Rulnik, ebenfalls Fotograf, auch auf dieser Liste aufgeführt ist und du würdest ihn gerne wieder sehen, weil er dir gefällt! Rrrrrichtig?“, ihr verschmitztes, kesses Grinsen konnte ich sogar aus dem Augenwinkel sehen, während ich den Mascara auftrug. Sie hatte die Situation sehr gut erfasst, aber nicht zu 100 Prozent.
Es stimmte schon, dass Ced, ein 29 jähriger Fotograf, ein recht ansehnlicher und charmanter Mann war. Allerdings hatte mich seine sehr, sehr, sehr offene Art bei unserer ersten Begegnung schon in gewisser Weise verstört aber auch fasziniert. Wir hatten uns auf einer Vernissage einer sehr bekannten Fotografin kennengelernt. Gleich am Anfang war mir aufgefallen, dass mich ein großgewachsener, braunhaariger Typ mit tiefsitzenden Augenbrauen und Kinnbärtchen beobachtete. Immer wenn ich meinen Blick durch den Raum wandern ließ erblickte ich ihn. Nach einer Weile kam er selbstsicher zu mir und begann das Gespräch indem er sich als „Ced Rulnik, der wohl schärfste und beste Liebhaber“ vorstellte. Nach der Hälfte wären wohl alle normalen Frauen einfach abgehauen, mich allerdings faszinierte die Offenlegung seiner Vorlieben an Frauen und, dass er so gar nicht der Beziehungsmensch war oder sein konnte, weil er sich nicht wohlfühlen konnte. Ich beobachtete ihn sehr lange beim reden, gab nur ab und zu ein Lebenszeichen in Form eines beiläufigen „Mhm.“ oder „Ah!“ von mir und ließ ihn reden. Er konnte einen Hauch von Narzissmus nicht von sich weisen, so gerne wie er sich reden hörte. Nach ein paar weiteren „Mhm“s und „Ah!“s ging er dazu über mit mir zu flirten. „Weißt du was mir an dir sofort aufgefallen ist? - Deine Blicke. Deine ehrlichen Blicke. Du bist so ziemlich die einzige, die sich wirklich für die Fotografien interessiert. Die anderen hier alle machen gute Mine zum, na ich sag mal, gelangweilten Spiel. Erst vorhin musste ich mir von so einem der Jammerlappen hier anhören, wie gern er Lydia (es war ihre Ausstellung) doch mal durchnageln wollte.“ Ich konnte mir ein Kiechern nicht verkneifen, denn genau in dem Moment als er das sagte spazierte ein älterer Herr an uns vorbei und starrte uns mit großen, verachtenden Augen an. Als er allerdings stehen blieb und Luft holte nahm ich ihm den Wind aus den Segeln. „Ist ihr Leben so langweilig?“ Verdattert und offensichtlich erschrocken über meine Reaktion zog der kleine alte Mann von Dannen. Ced konnte seinen erstaunten und gleichzeitig amüsierten Blick nicht mehr von mir lassen. Er brachte nicht mal ein Wort heraus. Ich hatte tatsächlich einen ganzen Satz von mir gegeben. Scheinbar hatte er so was nicht erwartet. Mit einem süffisanten Lächeln leitete ich meinen Abgang ein, legte meine Hand auf seine rechte Schulter und verabschiedete mich mit den Worten „Danke für diese amüsante Unterhaltung.“ und ging.
Sein Blick folgte mir, dass konnte ich spüren.
Obwohl es eine ganz und gar untypische erste Begegnung war, so konnte ich nicht abstreiten, dass mir seine Art in gewisser Weise zusagte und mir dieses Spielchen gefiel.
Als ich zu Hause angekommen war bemerkte ich einen Zettel in meiner Jacke:

Ich finde deinen Namen schon noch raus, schöne Frau.
Du hast einen wunderschönen ehrlichen Blick, ich möchte dich wieder sehen.
01443857729005

Ich musste gestehen, dass mir das schon schmeichelte. Vor allem nach all der Scheiße, die ich mit meinem letzten Partner erleben musste.
Allerdings war mir auch sofort klar, dass Ced nie etwas ernsthaftes werden würde, aber sein Katz-Maus Spiel, das wollte ich nicht verpassen! Das war letztendlich auch der Grund warum ich ihm eine geheimnisvolle SMS zukommen lies:

Freitag – halb 9
Speyburn Café
Red Diamond Charity

Kein Absender, keiner Nummer. Ich war mir sicher, dass er diesem Spielchen eben so wenig widerstehen konnte wie ich.

„Was heißt gefallen, ich finde dieses 'Oh-ich-will-erobert-werden-und-werde-es-dir-nicht-leicht-machen' Spielchen einfach nur lustig und sehe es als eine willkommene Abwechslung zu den sonst plumpen Anmachsprüchen.“, ich überprüfte das Ergebnis meiner Schminkaktion, befand es für gut und strich noch ein letztes Mal durch meine glatten, schwarzen Haare.
„Hmm, na gut, das glaube ich dir jetzt mal. Wenn du ihn mir dann irgendwann offiziell als deinen neuen Freund vorstellst wirst du aber nur ein 'Ich hab's ja gesagt!' hören! Nur damit das klar ist.“, ich nickte ihr lachend zu, im Klaren darüber, dass ich sie von ihrer Ansicht nicht würde abbringen können. „Aber mal Klartext, was willst du anziehen? Ich meine im blauen BH samt passendem Höschens wirst du bestimmt auffallen, aber ist das nicht ein bisschen too much, Lara?“ - „Ich hatte an das kleine Blaue gedacht...“ - „Hmm, führe es mir vor!“, forderte meine Freundin, sprang von ihrem Sitzplatz auf und lief ins Wohnzimmer. „Ok.“, willigte ich ein und ging in mein Zimmer, wo ich das Kleid schon auf meinem Bett bereitgelegt hatte. Jedes Mal wieder fiel es mir schwer mich in so ein Kleid zu zwängen. Im Allgemeinen war ich eher der legere bis sportliche Typ. Das war schon allein durch meinen Beruf bedingt. Schon oft musste ich meine Modelle von Leitern herab oder in verdrehten Stellungen auf dem Boden liegend fotografieren. Nur so konnte ich das beste aus den in Szene gesetzten Frauen und Männern heraus holen. Hinzu kommt meine Leidenschaft für Paintball, Schwimmen und Fitness. Außerdem konnte ich mit Sicherheit behaupten keine Tussi zu sein. Für mich sind Ehrlichkeit und stink normale Menschlichkeit wichtig. Mich schert es einen Dreck ob jemand die selben Klamotten wie ich trägt oder immer besser zu sein als andere.
Ich gab mein Bestes, dass Kleid nicht kaputt zu machen. Es dauerte einige Minuten, aber dann hatte ich es geschafft. Der dünne Stoff schmiegte sich an meinen Körper, einer zweiten Haut gleich. Das dunkle blau passte – meiner Meinung nach – richtig gut zu meinen schwarzen Haaren. Zwei Nähte verliefen von meinem Dekollté beginnend in zwei geraden, dünnen Linien hinunter bis zur Hälfte meiner Oberschenkel, wo das Kleid endete. Das betonte sowohl meine Brüste, als auch meinen flachen Bauch, auf dem ich sehr stolz war, da ich ihn mir hart antrainiert hatte.
Ich fuhr mit beiden Handflächen noch einmal über den festen, aber dünnen Stoff und schlüpfte in meine schwarzen Highheels. Das einzige Paar, dass ich besaß.
Beinahe schüchtern betrat ich das lange Wohnzimmer an dessen anderen Ende Lore gegen das Fensterbrett gelehnt stand. „Wow! Wow! Wow! Wow! Wenn du nur mal öfter so etwas anziehen würdest! Wow! Und ich bin so froh, dass das Kleid nicht in irgendeinem Camouflage Muster ist!“, sie hatte ihre Hände auf die Backen gelegt und kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Ich ging ein paar Mal auf und Ab. „Also kann ich das anlassen ja?“ - „Ja... für immer!“, ohne, dass ich es gemerkt hatte nahm Lore ihr Handy in die Hand und begann wie ein Paparazzo Bilder zu schießen. Verlegen und erschrocken bedeckte ich meinen Körper so gut es ging mit meinen beiden Hände und hopste mehr oder minder aus dem Raum – gefolgt von Lore. Als ich gerade zu meiner Flucht in mein Zimmer ansetzte fiel mir ein, dass ich mit diesen riesigen Absätzen wohl kaum einen Meter kommen würde ohne auf dem Boden zu landen. „Oh scheiße!“, tönte die Stimme meiner Freundin hinter mir, rasch drehte ich mich, buchstäblich, auf dem Absatz um und sah sie fragend an. Ihr Blick war angestrengt auf ihr Handy gerichtet, dann sah sich mich panisch an. „Du musst los! Du musst los! Es ist schon kurz vor halb neun, du wolltest doch schon kurz nach Viertel los!? Ich hoffe er ist da!“ In mir stieg Panik auf. Ich hasste es zu spät zu kommen, noch dazu wollte mich Ced vor dem Café eine Straße weiter abholen. „Fuck! Jetzt werde ich bestimmt als die typische Tussi, die, wie immer, zu spät kommt, weil sie sich noch schminken muss abgestempelt. Wetten!“, ohne eine Antwort ab zu warten stürmte ich (so weit das mit den Schuhen möglich war) auf die Wohnungstür zu und schnappte mir meine schwarze Jacke und Stoffhandtasche im Vorbeifliegen.
Wenn ich normalerweise die zwei Stockwerke schnell hinter mich bringen musste, dann nahm ich zwei oder drei Treppenstufen auf einmal. Aber mit diesen Absätzen war das ja so was von unmöglich. Ich musste mich so sehr darauf konzentrieren nicht umzukippen, dass ich doppelt so lange wie sonst brauchte.
Als ich die große, hölzerne Tür aufschob wehte mir ein laues Lüftchen entgegen. Die Straßen waren gut gefüllt, vor allem Pärchen flanierten gerne in der Altstadt. Flink schlüpfte ich in meine Jacke, die mir bis zur Hälfte meines Oberkörpers ging. So passte sie sich gut an das Kleid an und ich konnte die Tattoos an meinen Armen gut verstecken. Nicht, dass ich nicht stolz drauf war, aber nicht jeder sollte sofort das Privileg haben meinen wichtigsten Körperschmuck zu sehen. Außerdem wollte Lore, dass ich mich auf so noblen Veranstaltungen zurück hielt.. was sollte ich machen, sie war eben meine Chefin.

Erst jetzt realisierte ich was Lore noch gesagt hatte: „Ich hoffe er ist da.“ - Ich war mir sicher, dass er da war. Warum sollte er sich dieses Spielchen entgehen lassen? Noch dazu hatte er wohl sowieso damit gerechnet, dass ich mich melden würde. Gut, ich wusste nicht wie viele Eisen er noch so im Feuer hatte, aber eine Woche nach unserer ersten Begegnung ist das glaub ich schon eine logische Schlussfolge, dass nur ich ihm so eine mysteriöse SMS schreiben würde. Noch dazu mit einer Einladung zur RED DIAMOND CHARITY GALA, die neben lokalen Ärzten auch bekannte und erfolgreiche Frisörinnen und Fotografen einlud. Ich ging fest davon aus, dass Ced selbst ebenfalls eine höchst vornehme Einladung bekommen hatte. - Also keine Panik, er wird da sein!

Ein kurzer Blick in das nächste Schaufenster, ein letztes Zupfen an Kleid und Haaren und los ging's. Die knapp 100 Meter bis zu der Ecke wo das Café lag legte ich im Schnellschritt zurück, dann änderte ich meine Gangart in elegant und langsam und passierte die Ecke. Ich sah ihn sofort. Er lehnte an einem blauen Renault Cabrio, checkte sich noch einmal im Fenster des Café's ab, hob seinen Blick und schaute auf Anhieb in meine Richtung. Als er mich erkannte legte sein breites Lächeln seine strahlenden, weißen Zähne frei. Ich entgegnete seinem Blick ebenfalls mit einem koketten Lächeln und überquerte die Straße, nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass mein 'Auftritt' nicht durch ein vorbei rasendes Auto unterbrochen werden konnte.
Er stieß seinen Körper vom Fahrzeug ab und kam mir den letzten Meter entgegen um mir die Hand zu reichen und mich in seine Richtung zu ziehen. Etwas überrascht von dieser energischen Begrüßung drohte ich zu stürzen, doch – als hätte er das mit einkalkuliert – legte er seinen linken Arm um meine Hüfte und stützte mich... fest an sich drückend. Unsere Gesichter schienen sich gleich zu berühren und ich versuchte die Fassung zu bewahren. Damit konnte ich nicht umgehen. Was wollte er denn jetzt!? War das nicht ein bisschen zu rasant!?
Während sich meine Gedanken innerlich überschlugen, blickte er mir in die Augen. „Hallo, schöne Frau. Ich wusste, dass du mir nicht widerstehen kannst! Deine Einladung, allerdings, hatte ich nicht in dieser Form erwartet, aber wer möchte schon normal zu einem Date eingeladen werden.“, er zwinkerte mir zu und grinste. Ich konnte seinen Atem auf meinen Lippen spüren. Das war sowohl beunruhigend, als auch erregend.
Oh, nein! Ich konnte doch jetzt nicht schwach werden, nein, nein, nein! So leicht sollte es für ihn nicht werden!
Sanft wand ich mich aus seinen Armen und ging um ihn herum. „Ist das dein Auto?“ - „Äh, ja. Allerdings, dass ist mein kleines Baby.“, ohne meine Reaktion zu beachten stellte er sich vor mich. Nah, sehr nah. Meine Brüste drohten seinen Körper zu berühren. Ich wollte die Autotür öffnen, doch er kam mir zuvor und unsere Hände berührten sich als er den Griff fasste. „Bitte, schöne Frau!“, in einer fließenden Bewegung trat er zurück und öffnete die Tür. Ich musste mich so konzentrieren nicht wie üblich in das Auto zu steigen und damit Gefahr zu laufen ihm meine Unterwäsche zu zeigen, dass ich mich gar nicht bedankte, dass wiederum schien ihn aber in irgendeiner Weise zu gefallen. Er ließ die Tür seines Cabrios zu schlagen, nachdem ich mich in eine angenehme Position manövriert hatte, eilte um sein Gefährt, sprang – SPRANG!! - lässig in das Fahrzeug und startete den Motor, noch bevor wir uns angeschnallt hatten.
Kaum waren wir losgefahren legte er seinen rechten Arm auf die Rückenlehne meines Sitzes. „Ich weiß immer noch nicht wie die schöne Frau mit dem ehrlichen Blick heißt..“ Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung. Strähnen meiner schwarzen Haare wehten mir in unregelmäßigen Abständen ins Gesicht. So gut es ging versuchte er mit mir Blickkontakt zu halten. „Ach, ist das wirklich so wichtig? Ich meine, ich weiß ja wie du heißt, dass ist doch das Wichtigste oder nicht?“, ich konnte einen leicht sarkastischen Unterton nicht verleumden, doch auch das schien ihm zu gefallen. „Ach komm schon!“, drängte er mit einem Augenzwinkern. „Oder nein, warte! Ich hab was viel besseres! Ich rate, und wenn ich richtig liege, dann schuldest du mir einen Abend mit dir ganz allein!“, sein Arm glitt von der Rückenlehne ein Stück nach unten, auf meine Schultern. Seine Hand war warm, dass spürte ich sogar durch meine schwarze Jacke, meine rechte Schulter hatte er fest im Griff. „Ok, dann hast du einen Versuch.“, die Chance meinen Namen zu erraten lag bei eins zu hunderttausend. Lara, ich meine, ja, so gut wie jeder kennt Tomb Raider, aber ich als richtiger Name im richtigen Leben war er doch eher selten. Andererseits, was, wenn er mich gegoogelt hat, also wenn er alle Websites sämtlicher Fotostudios der Stadt durchsucht hat, bis er meinen Namen raus gefunden hat!? - Das klang ganz schön eingebildet, schließlich hatte ich schon selbst die Vermutung, dass er höchst wahrscheinlich mehrere Eisen im Feuer hatte, also warum sollte ausgerechnet ich jetzt so besonders sein, dass er ca. 62 Websites nach meiner Identität absuchen würde (kleine Fotoläden und Hobby-Ateliers mit eingenommen).
Ich konnte es mir kaum vorstellen. Nicht mal ich hatte nach seinem Namen gegooglet., und das hieß etwas.. zugegeben, ich hatte die Woche über sehr viel zu tun. Wer weiß vielleicht hätte ich Ced Rulnik doch ganz aus versehen und total zufällig in die Suchmaschine eingegeben.
Ich sagte mir: No risk – No fun!
„Oh, machen wir drei Versuche!“, seine rechte Hand spielte mit ein paar meiner Haarsträhnen. „Na gut.“, stimmte ich zu und stellte mich auf das 'Schlimmste' ein. „Mal sehen, du bist auf keinen Fall eine Jennifer oder Jenny, dafür bist du zu elegant, eine Lisa.. hmm.. vielleicht.“ Seine Blicke scannten mich. Von oben nach unten, ich konnte ein glitzern in seinen Augen sehen. Ich hoffte inständig er würde sich mehr auf den Verkehr konzentrieren, aber er schien den Weg und die Ampeln sehr gut zu kennen. „Mila?“ Ich lachte und schüttelte den Kopf. „Gut, für eine Anna wirkst du nicht schüchtern genug, vielleicht dann eher eine Amelie?“, seine Hand streifte mein Ohr und ich bekam kurzzeitig eine Gänsehaut im Nacken, verlegen räusperte ich mich. Warum ich das tat wusste ich nicht. Eine Sekunde danach hätte ich mir gewünscht es nicht getan zu haben, denn er streichelte ein weiteres Mal sanft über mein Ohr. Hatte er das so schnell erkannt!? - Mist!
Plötzlich schien ich Richtung Armaturenbrett zu fliegen. Schmerzhaft wurde ich in den Gurt gedrückt, meine Haare flogen ebenfalls nach vorne und schränkten mein Sichtfeld enorm ein. Ein Quietschen und der Geruch von verbranntem Gummi konnte ich wahrnehmen. Was zur Hölle!?, dachte ich und sah erst zu Ced hinüber, dessen Blick sich gerade von erschrocken zu stink sauer zu wandeln schien. Der Blick fest auf einen Punkt kurz vor dem Auto gerichtet. Diesem Folgte ich. Vor der blauen Motorhaube stand ein schwankender Mann, in einem zerknitterten Anzug. Seine Krawatte hing locker und schief über seine Brust. Das ehemals weiße Hemd hatte offensichtlich auch schon bessere Tage hinter sich.
In dem Moment als ich gerade meinen Blick wieder zu Ced lenkte schrie dieser: „Bist du wahnsinnig, du Idiot!? Pass doch auf wo du hinläufst!“, ein Hupen folgte. Dann ertönten weitere hinter uns. „Psss duoch auf wo-u hinfähst, Aschloch!“, lallte der scheinbar total unbeeindruckte, aber um so betrunkene Mann vor dem Cabrio. „Oh man, VERPISS DICH! Ich habe heute Wichtigeres zu tun als mich mit so einer Pissnelke wie dir 'rum zu schlagen!“, seine Augenbrauen schienen seine zu Schlitzen zusammengepressten Augen fast zu überlagern. Als der Wankende die Straße mit zwei erhobenen Mittelfingern verließ drehte sich Ced zu mir, berührte mit der linken Hand meine Wange, sah mir tief in die Augen und fragte besorgt ob alles in Ordnung sei. Den Schreck noch in den Gliedern nickte ich und strich mir meine Haare aus dem Gesicht, bevor mein Begleiter die Chance dazu hatte. Ich drehte mich nach vorne und nahmen unsere Fahrt wieder auf. Kaum war in den Straßenverkehr wieder Normalität eingekehrt begann mir Ced zu erzählen, dass er – wäre keine Lady anwesend – gewesen die Situation anders geregelt hätte. Schließlich lies er sich nicht von jedem betrunkenen Idioten blöd anmachen.
Den Rest der Fahrt redete überwiegend er und ich rieb mir meinen Hals, dort wo ich am Gurt entlang geschrammt war. Die Konversation war relativ oberflächlich, so wie sie auch bei unserer ersten Begegnung war, er lies allerdings auch immer wieder gewisse Anspielungen mit einfließen, die ich natürlich wahrnahm, aber ignorierte. So leicht war das bei mir nicht.
 
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