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8 Seiten

Schwarze Schwäne - Weiße Schwäne, Teil 37 – SCHULD BLEIBT SCHULD

Romane/Serien · Trauriges
Bruce und ich schnappen uns vor der Zeche Franz ein Taxi, ich schmiege mich an ihn während der Fahrt und er küsst mich. Aber es ist nicht so toll, wie ich es mir vorgestellt habe. Eigentlich ist es ... weiß nicht, leer und enttäuschend? Egal, ich werde es heute Nacht mit Bruce treiben. Vielleicht gibt mir das ja neue Erkenntnisse ... Neue Erkenntnisse? Die alten waren schon erschütternd genug. Bin ich besoffen? Oh ja, denn besoffen tu ich immer Dinge, die ich später bereue, aber diesmal werde ich sie nicht bereuen.
Schnitt: Ich wache auf und sehe Bruce neben mir im Bett liegen. Allein das ist schon verstörend. Mühsam versuche ich, mir die Sache in Erinnerung zu bringen. Ich glaube, ich habe Angst davor. Wie fing es an? Fragmentartige Gesprächsfetzen kommen mir in den Sinn:
„Damals im Pop-UP, da habe ich ein wunderschönes Mädchen gesehen, mit langen blonden Haaren.“
Das Pop-UP ist eine Disco, die es schon länger nicht mehr gibt. Warum erzählt er mir davon? Bis mir dann ein Licht aufgeht: Das wunderschöne Mädchen mit den langen blonden Haaren muss ich selber gewesen sein. Echt jetzt? Ich und wunderschön? Ich erinnere mich an einen selbstgenähten schwarzen Samtmantel mit Kapuze, den ich zu dieser Zeit immer trug, ich hatte tatsächlich lange Haare und habe verrückte Dinge getan. Einfach so nach London zu fahren zum Beispiel.
Bin ich jetzt vielleicht noch verrückter? Ja. Man könnte es als total bekloppt bezeichnen. Und Bruce kann ja richtig romantisch sein. Eine ganz neue Erfahrung, wenn sie auch nicht sehr tröstlich ist, denn ich muss immer noch an den seltsamen Anruf von dieser Frau denken.
„Ich finde, die kurzen Haare stehen mir besser“, werfe ich ein. Kann sein, dass ich dabei etwas stammele. Alkohol ...
„Nein, finde ich nicht. Die langen Haare waren schöner.“
Kurze Haare hin, lange Haare her - damals war ich nur ein junges blondes Nichts - und heute bin ich sicher auch nicht viel mehr, nur etwas älter. Und ab jetzt werde ich meine Haare wachsen lassen. Wie sagt man so schön: Bei innerlichen Veränderungen muss man auch das Äußere dazu anpassen. Ich glaube aber, ich bin zu besoffen, um den Wahrheitsgehalt dieser Aussage verstehen zu können. Ist bestimmt völliger Blödsinn, denn das Wachsenlassen dauert ja ewig.
Dann sind wir in meiner Wohnung, und ich fange an, mir die Klamotten auszuziehen. Bruce gefällt, was er sieht und er macht mit.
Hirn sagt: ‚Toll! Es wird die vollkommene Rache an Hardy sein.’ Hatten wir das nicht schon mal, Hirn? Es kommt mir so bekannt vor. Körper will auch noch was sagen, Körper ist fixiert auf Hardy, weil er so gut im Bett ist. Aber ich bringe ihn zum Schweigen: Ich werde es mit Bruce treiben, egal ob es dir nun gefällt oder nicht!
https://www.youtube.com/watch?v=sG52A719Dlw (Händel - Sarabande Extended)
Und ich treibe es mit Bruce, und zwar auf dem kleinen Sofa. Ein paar Stunden vorher hat Hardy auf diesem Sofa gesessen, und das bereitet mir eine große Genugtuung. Nein, tut es nicht. Habe ich etwa ein schlechtes Gewissen? Nein, auf keinen Fall! Und treibe es weiter mit Bruce. Doch ich spüre nichts, absolut gar nichts beim Bumsen. Es ist anscheinend wie immer mit Bruce, wild und ausgelassen für ihn - und kein bisschen befriedigend für mich. Was ist los mit mir? Ihm scheint es aber zu gefallen, und ich glaube, er schafft es an die drei Mal zum Orgasmus. Oder noch mehr? Was ich von mir kein einziges Mal behaupten kann. Ich bin anscheinend wirklich frigide. Zumindest bei Bruce.
Ich krieg das alles nicht mehr so richtig mit, oder will ich es jetzt schon verdrängen?
„Ich würde dich gerne auf einem Stuhl festbinden, um mich dann an dir zu ergötzen.“ Höre ich da richtig? Bruce hat seltsamerweise die gleichen erotischen Phantasien wie Robert. Entweder haben beide die gleichen Vorstellungen, oder sie haben beide den gleichen Porno gesehen. Geil irgendwie, aber es geht nicht mit Bruce, es ging auch nicht mit Robert. Und warum quatschen sie nur davon? Hardy würde nicht davon quatschen, sondern es tun.
Hardy würde mich auch wegen einer anderen Frau zu Hause sitzen lassen. Dieser Gedanke ernüchtert mich wieder. Aber auch meine Sicht der Dinge verändert sich dadurch etwas. Hardy ist eben Hardy, das steht fest! Aber was ist mit mir? Was tue ich hier? Es ist so peinigend, mit Bruce rumzumachen und ich kann es kaum ertragen, aber ich habe ihn ja mitgenommen in meine Wohnung und meine Versprechen halte ich, wenn auch nur mit Ekel vor mir selber.
Schließlich gehen wir ins Bett, ich drehe ihm den Rücken zu und versuche einzuschlafen, er nimmt mich in den Arm, ich finde es bedrückend, aber ich dulde es, und nicht viel später erzählt er mir von seinen Problemen. Irgendwie kommt mir das bekannt vor, da war doch was? Oh nein, bin ich jetzt genauso wie Hardy, der sich nach dem Beischlaf die Probleme seiner Sexpartnerin angehört hat und das toll fand? Das darf doch nicht wahr sein! Bei mir geschieht es aber aus anderen Gründen, und ich finde es auch nicht toll.
Denn was Bruce mir da erzählt, ist einfach irre und ich kann es nicht sofort realisieren. Aber ich wende mich ihm tröstlich zu und umarme ihn mitleidig. Das ist ja wohl ein Hammer! Irgendwann schlafe ich dann doch ein.
Der Erinnerungskreis schließt sich: Ich werde wach und sehe Bruce neben mir im Bett liegen. Ich stehe schnell auf, denn ich bin entsetzt. Da liegt ein Fremder, den ich überhaupt nicht kenne. Ich kenne sein Wesen nicht, ich kenne nichts von ihm - und wollte es wohl auch nie kennen lernen. Was habe ich getan? Danke schön, Hirn, für deine dummen Ratschläge!
Dennoch fühle ich mich für Bruce verantwortlich, denn was er mir da erzählt hat ... Da war doch was! Aber was war es noch? Millionen durch Alkohol zerstörte Gehirnzellen schweigen vor sich hin. Ich kann mich nicht mehr dran erinnern. Es war aber etwas furchtbar Wichtiges ... Oder fruchtbar Wichtiges? Wieso fruchtbar?
Eine unbestimmte Reue überkommt mich. Die muss nicht sein, denn wer weiß, wo Hardy im Augenblick ist und wer in seinen Armen liegt, in diesen Armen, in denen ich nie war, bis auf das eine Mal, als ich mich aus unbekannten Gründen hineingelegt habe - und es noch rechtzeitig schnallte.
Ich taumele noch benommen von der Alkoholsache ins Wohnzimmer. Dort liegt meine hastig auf links ausgezogene Hose, mein Slip steckt mittendrin. Es sieht so obszön aus, einfach nur widerlich! Ich räume Hose und Slip weg und ziehe mir was Dezentes an. Ich will nicht, dass Bruce sie sieht, diese Obszönität, und vor allem will ich sie selber nicht sehen.
Seltsam, bei Hardy kam mir nie etwas obszön vor ...
Die unbestimmte Reue verwandelt sich gerade in Schuldbewusstsein. Denn ich weiß nicht, was ich mit Bruce anfangen soll. Mittlerweile kann ich mich vage dran erinnern, dass er mir irgendwas über Susanne erzählt hat, und ich versuche, meine restlichen, vom Alkohol nicht reduzierten Gehirnzellen ein bisschen auf Trab zu bringen ... Trinke gierig Mineralwasser aus einer großen Flasche, das müsste den Alkohol verdünnen und die Nieren entlasten. Oder die Leber. Es dauert zwar eine Weile, aber dann komme ich endlich drauf:
Susanne bekommt ein Kind und es könnte von Bruce sein. Leider kommen noch drei andere Erzeuger in Frage. Hat sie Samen gesammelt wie eine Biene den Nektar? Hat sie es zur Sicherheit mit mehreren Männern versucht?
Das ist echt der Hammer! Leider habe ich das Gefühl, dass Bruce wirklich der Vater sein könnte. Habe ICH vielleicht dieses Kind gestiftet? Susanne kannte Bruce ja von meiner Grillparty und meinen Erzählungen her.
Währenddessen mache ich Frühstück, es soll besonders sein, nämlich ein Abschiedsfrühstück. Es gibt hartgekochte Eier, die restlichen Krabben, diesmal schon in Remoulade eingebunden, schwedische Fischhäppchen, deutschen Kaviar und niedersächsische Mettwurst, eben so ganz harte Sachen. Man könnte es auch als Katerfrühstück bezeichnen. Marmelade und Honig kommen zwar auf den Tisch, aber das sind nur Beigaben. Zur Krönung werde ich ein in der Pfanne gebratenes Stück Pizza servieren. Damit wäre auch der fehlende Käse abgedeckt.
Hardy hätte in den Genuss dieses ausgefallenen Frühstücks kommen können. Hardy, immer wieder Hardy! Aber er zog es ja vor, zu einer anderen Frau zu gehen. Ich verdränge das. Ich sollte mich im Augenblick nur um Bruce kümmern. Nur wie? Er tut mir so leid, er hat – so scheint es mir - furchtbare Angst davor, Vater zu werden und dazu noch mit einer Frau, die vielleicht nur mit ihm geschlafen hat, um geschwängert zu werden.
Ich werde mit ihm Schluss machen müssen. Schluss machen? Falscher Ausdruck, denn es hat ja nie richtig angefangen mit uns. Es wird mir trotzdem weh tun. Und ihm vielleicht auch.
Ich gehe ins Schlafzimmer und stupse Bruce an. Mein schwarzer Kater Pascha turnt gerade auf ihm herum und versucht ihn pfotenmäßig zu stimulieren. Bruce wacht auf und guckt etwas verwirrt drein.
„Hallo Minka, mein Schätzchen“, sagt er zu Kater Pascha. Tatsächlich hält er den Pascha für seine eigene Katze, weil die wohl auch schwarz ist. Schade Bruce, wir hätten eine Gemeinsamkeit haben können, nämlich die Liebe zu Katzen. Aber hätte das gereicht? Nein, niemals.
„Es ist nicht deine Minka, es ist mein Pascha!“ Ich beuge mich zu Bruce herab und streichle seine Wange.
Allmählich kommt er zu sich. „Tony, meine Schöne, ich könnte schon wieder mit dir ... Du bist viel Geld wert, mindestens fünfzehntausend Mark“, er will mich an sich ziehen, aber ich wehre ihn ab. Will er mich als Prostituierte verkaufen? Soviel bin ich nicht wert. Ich bin überhaupt nichts wert.
„Hast du mir letzte Nacht nicht was erzählt?“, frage ich ihn.
Er schaut erst ratlos drein, überlegt - und dann kommt er drauf: „Ach das mit Susanne, nein, es ist nicht wahr, ich kann nicht der Vater sein, ich hab ja nur zweimal mit ihr...“
„Und wenn doch?“
Bruce schweigt daraufhin. Mittlerweile bereue ich es zutiefst, mit einem mutmaßlich werdenden Kindsvater geschlafen zu haben. Nein, das ist nicht der Grund, ich bereue es, weil ich ... Ich weiß es nicht und will es auch nicht wissen. „Du musst jetzt aufstehen. Ich habe ein gutes Frühstück gemacht - falls du nicht der Marmeladetyp bist.“
Wieder will er mich an sich ziehen und wieder wehre ich ihn ab.
Trotzdem lässt er sich das Frühstück gut schmecken. Er ist mittlerweile angezogen. Wie kann ich ihm beibringen, dass es ein Abschiedsfrühstück ist? „Bruce“, sage ich leise, „es geht nicht mit uns, du wirst vielleicht Vater werden - und ich - das glaube ich wenigstens - habe mich in einen anderen verliebt. Der mag mich zwar nicht besonders, aber trotzdem ist er die Hauptfigur in meinem Leben.“
Das stimmt zwar nicht ganz, und Bruce lässt sich davon auch nicht beeindrucken, sondern sagt: „Ich will dich trotzdem, und wenn deine Hauptfigur dich verlassen wird, dann bin ich da, ich liebe es, mit dir rumzumachen!“
„Ach Bruce, es hat keinen Sinn mit uns“, ich streichele ihm übers Haar und er will mich an sich ziehen, doch wieder wehre ich ihn ab. „Genieße das Frühstück, denn es wird kein weiteres mehr geben. Es tut mir zwar leid, aber ich kann nicht anders.“
Ich weiß nicht, ob er es mir glaubt. Ich jedenfalls fühle mich richtig elend. Und anscheinend hat er es verstanden, denn er geht und ich geleite ihn zur Tür. Er zögert aber immer noch und verspricht mir hoch und heilig, sich bald bei mir zu melden.
„Ich will das nicht! Komm nicht vorbei und ruf mich nicht an!“ Ich befürchte aber, er hört mir gar nicht zu. Mist, ich fühle mich schrecklich.
-*-*-
Die ganze nächste Woche gehe ich nicht ans Telefon, obwohl es öfter läutet. Ich bin auch öfter nicht zu Hause, oder tu so, als wäre ich nicht zu Hause.
Ich besuche Andrea, da gibt es interessante Neuigkeiten, die mich ablenken: Sie hat sich nämlich richtig verliebt. Und wer ist der Glückliche? Es ist mein Freund Ralf. Sie haben sich an dem Abend in der Zeche gut unterhalten und sind dann wohl schnell ins Bett gestiegen. Andrea hegt aber gewisse Zweifel, denn sie hat mehr Gefühl von Ralf erwartet. Es liegt wohl daran, dass Ralf angeblich in eine andere Frau unsterblich verliebt ist und er Andrea liebesmäßig nicht viel versprechen will. Ralf in eine andere Frau verliebt? Kann ich mir gar nicht vorstellen. Also tröste ich Andrea, sage, dass er noch zur Vernunft kommen wird, oder in diesem Fall zur Liebe, denn Andrea ist einfach großartig, außer wenn sie gesoffen hat. Aber vielleicht kriegt sie das irgendwann in den Griff. Genauso wie ich meine Probleme in den Griff kriegen sollte.
Ich erzähle ihr ein bisschen über Hardy und was ich mit Bruce getan habe. Sie meint: „War bestimmt ein Missverständnis. Ich glaube ja immer noch an die Karten, und da war am Ende doch alles absolut gut!“
Jetzt muss ich trotz meiner Misere lachen: „Dann glaub das mal weiter, ich jedenfalls glaube kein bisschen dran. Egal, du hast die Schlüssel und du weißt, wo das Katzenfutter steht. Das Klo werden sie kaum benutzen, sind ja fast immer draußen.“ Es geht um das übernächste Wochenende, da werde ich mit meiner Schwester nach Daarau fahren zu einer großen Geburtstagsfeier. Daarau ist mein Heimatdorf, dort wurde ich geboren. Und Andrea wird die Katzen versorgen.
Was noch besser ist: An diesem Wochenende werde ich am Nürburgring sein mit meinen alten Freunden Rupert und Betty, eine gute Ausrede, um Hardy nicht treffen zu müssen.
-*-*-
Ich verlasse Andrea und fahre zu Ralf.
„Was ist das mit Andrea? Warum behandelst du sie so zögerlich? Himmel, jetzt hat sie sich wieder verliebt nach langer Zeit und dann kommt das?“
Ralf schaut mich erstaunt an und sagt dann: „Das geht dich überhaupt nichts an! Fass dir doch an die eigene Nase, du bist mit Bruce aus der Zeche abgehauen. Händchen haltend, und das war bestimmt nicht alles!“
„Ich hatte ein Problem mit Hardy ...“ bekenne ich zögernd.
„Ach!“, sagt er, „und dann rennst du gleich zu Bruce? Ich verstehe das nicht! Was ist los mit dir, Tony?“
„Weiß ich auch nicht“, gebe ich kleinlaut zu. „Es liegt an unserem schlechten Start, der hat alles bestimmt. Aber in letzter Zeit wurde es besser, ich fühlte mich gut mit ihm.“ Ich kann nicht weitersprechen, muss eine Pause machen und überlegen. Schließlich sage ich: „Und dann hat er alles vermasselt. Eine Frau hat bei mir angerufen und er ging weg. Ich hatte kurz vorher noch Tagträume gehabt mit ihm als ... was weiß ich! Und dann das!“
„Muss wohl ein Missverständnis gewesen sein.“
„Das hat Andrea auch gesagt. Und was will Hardy überhaupt von mir? Der könnte doch jede Frau haben.“
„Er sieht eben mehr in dir, als du dir selber zugestehen willst.“
„Habt ihr etwa über mich gesprochen?“ Oh Gott, das fehlte noch!
„Nicht direkt, Männer tun so etwas nicht“, Ralf lächelt, „aber zwischen den Worten gibt es Informationen, die man als Mann interpretieren kann ...“
„Und wie hast du die als Mann jetzt interpretiert?“
„Dass du ihm viel bedeutest, egal wie es nun mit euch angefangen hat - oder enden wird.“
„Der Mann macht mich einfach nur wahnsinnig“, sage ich schließlich gequält, „der weckt Emotionen in mir, die ich noch nie so hatte. Meine Reaktionen auf ihn sind total hirnrissig, und ich hasse mich deswegen! Ich hab dir doch mal was über die Leidener Flasche erzählt. Ich selber bin die Flasche, äußerlich unverwundbar, aber wenn Hardy irgendwas tut, dann flippe ich aus. Hardy ist meine Stecknadel ...“
„Sag mal, bist du so blöd, oder tust du nur so?“ Ralf schüttelt den Kopf und verdreht die Augen dabei.
Ich schaue ihn fragend an.
„Tony, du bist in ihn verliebt, vielleicht ist es sogar Liebe. Deinen verrückten Handlungen nach könnte sie es durchaus sein.“
Jetzt schaue ich ihn ungläubig an. „Nein, ich mag ihn überhaupt nicht - außer im Bett! Und ich könnte ihm nie vertrauen!“
„Ach! Da muss ich jetzt aber lachen! Kann er DIR denn vertrauen, verdammt noch mal? Du baust doch nur noch Scheiße!“
Er hat Recht, ich baue nur noch Scheiße. Ich schweige betroffen.
„Komm mit Hardy ins Reine und rede mit ihm! Ich kann das alles nicht mehr ertragen! Und versprich mir, dass du ab jetzt nichts Spontanes mehr tun wirst!“
„Ich weiß nicht“, sage ich zaghaft, „ich bin ein bisschen daneben im Augenblick. Aber ja, ich werde ab jetzt brav sein.“
Er lächelt. „Gut, machen wir Schluss damit. Anderes Thema: Ich werde demnächst an der Uni Berlin Informatik studieren, das ist die einzige Uni, an der dieses Fach angeboten wird.“
„Du wirst weg gehen?“ Ich bin fassungslos. Kein Ralf mehr, kein Freund mehr, keine gute Musik mehr.
„Aber ich werde immer dein Freund sein, also mach dir keine Sorgen. Kümmere dich lieber um Hardy.“
„Ach der ... Ralf, geh nicht weg, ich brauche dich doch und du wirst mir fehlen.“
„Klar brauchst du mich, und ich brauche dich auch, ich habe dich sehr gerne, das weißt du. Aber ich muss nach Berlin gehen.“
„Wann wird es sein?“
„Erst im nächsten Jahr, wenn die neuen Semester anfangen.“
„Jetzt hab ich richtig Angst!“ Was wird passieren? Mit mir, mit Ralf, mit Andrea, mit Hardy?
„Musst du nicht haben! Ich schick dir trotzdem die neueste Musik. Und ist ja noch lange hin ...“
Beim Abschied fällt mir ein: „Ach ja, du kriegst noch Geld von mir. Für das Magazine-Konzert.“
„Das hat Hardy schon bezahlt.“
Und das macht mich vollends fertig. Ich will Hardy nichts schuldig bleiben, denn ich habe es nicht verdient, dass er für mich bezahlt.
-*-*-
Hardy erwischt mich am Freitagnachmittag, als meine Aufmerksamkeit ein wenig nachgelassen hat, oder habe ich im Unterbewusstsein auf seinen Anruf gewartet?
„Warum zum Teufel gehst du nicht ans Telefon?“, fragt er mich ärgerlich.
„Wie meinst du das? Ich war diese Woche voll beschäftigt.“
„Was ist, soll ich gleich vorbei kommen?“
„Weiß nicht“, ich glaube, meine Stimme klingt muffig. „Besser nicht. Ich will morgen mit Rupert und Betty zum Nürburgring fahren, die Oldtimer sind endlich da. Und ich muss ziemlich früh aufstehen.“
Gutes Argument, um ihn nicht in meiner Wohnung zu haben, denn ich will und kann ihm jetzt nicht in die Augen schauen. Warum? Einerseits bin ich immer noch sauer auf ihn, und andererseits bin ich sauer auf mich selber. Wegen Bruce. Und ich habe die Befürchtung, Hardy könnte mir das irgendwie anmerken. Er darf es nicht wissen. Er ist so stolz und würde mir das nie verzeihen. Und ich will ihn behalten, trotz aller Sachen, die er vielleicht getan hat. Und das ist jetzt echt eine neue Erkenntnis.
„Dann wünsche ich dir viel Spaß!“, und legt einfach auf.
Mist! Ich würde ja gerne alles rückgängig machen, aber das geht nicht, Schuld bleibt Schuld, getan ist getan.
 
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