Episode 9
Metzners und die letzten Margariten
Fast unmerklich neigte sich der Sommer seinem Ende zu. Einige gelb – und rot gefärbte Blätter wirbelten bei ersten stürmischen Winden von den Bäumen. Die Tage wurden kühler. Und kürzer. Und die Wiesen kaum noch richtig trocken.
„Heute sind wir zum letzten Mal in diesem Jahr hier.“ Schnell bückte sich Rosi nach den Margariten, die nur noch einzeln und in großen Abständen auf der Wiese standen. „Viele sind es ja nicht mehr“, sagte sie zu Jutta und Karlchen, die unschlüssig herum standen. „Aber so zwei, drei Sträuße werden es bestimmt.“
„Die können wir dann heute zu Tante und Onkel Metzner bringen“, schlug Jutta vor. „Zum Verkaufen sind es sowieso zu wenige.“
„Das stimmt“, war Rosi einverstanden. „Sozusagen als Abschiedsgeschenk von den Wiesen.“
„Und als Dankeschön für den Schulranzen aus Rosshaar“, sagte Karlchen.
„Den hast du ja noch gar nicht.“ Rosi sah Karlchen spöttisch an. „Pass nur auf, damit du dann nicht auch so ein schlechtes Gefühl bekommst“, sagte sie. „Wie ich damals. Bei Wallys Kuhfellranzen.“
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„Ja, zu den Zicklein.“ Aufgeregt zupfte Betraud Johanna an Elses buntem Kleid. „Schnell. Komm. Mama.“
„Ich komm ja schon“, lachte Else. „Zippi und Zappi sind ja ganz schön gewachsen. Sie brauchen ein wenig Auslauf. Da kannst du mit ihnen spielen.“
Schnell liefen die Kinder auf die Straße. Else eilte ihnen nach. „Halt!“, rief sie. „Ich habe das weiße Stickgarn vergessen. Mariechen hat keines mehr. Hier Rosi, nimm.“ Else drückte Rosi das weiße Stickgarn in die Hand. „Und kommt nicht zu spät“, ermahnte sie die Kinder. „Heute ist Badetag. Und morgen, am Samstag, wieder Bibelstunde.“
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Fortsetzung folgt