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Ein Jahr

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Weinend saß sie nun am Küchenfenster.
Das Mittagessen ist mittlerweile kalt.
Doch die junge Frau kümmerte sich nicht darum.

Vor einem Jahr war sie der Meinung, die Liebe ihres Lebend gefunden zu haben.
Doch das war nur eine Täuschung.
Gestern ist es dann passiert. Sie hätte nie damit gerechnet.
Die junge Frau kam früher als normal von ihrer Arbeitsstelle zurück da ihr schon den ganzen Tag schlecht war und sie teilweise Migräne bekam.
Zuhause angekommen schließt sie mit ruhiger Hand die Haustüre auf und nimmt sich vor, erst mal einen Tee zu kochen.
Während das Wasser auf dem Herd anfängt zu kochen, geht sie ins Wohnzimmer, zum Telefon um den Anrufbeantworter abzuhören. Tante Magda hat angerufen, sie wolle am Wochenende kommen.... die Versicherung möchte einen neuen Vertrag abschließen, und das Möbelhaus von nebenan macht Werbung für eine neue Esszimmergarnitur.
Nachdem alle Nachrichten gelöscht sind geht sie in den Garten, in ihre kleine Kräuterecke und pflückt sich ein paar Pfefferminzblätter für den Tee.
Da hört sie auch schon das hohe Pfeifen des Wasserkessels.
Sie geht mit der frischen Minze zurück in die Küche. Dort schüttet sie sich den Tee auf und lässt ihn einige Minuten ziehen.
Währenddessen geht sie ins Badezimmer und lässt heißes Wasser in die Wanne einlaufen.
Sie geht zurück in die Küche, entnimmt dem nun fertigen Tee die Pfefferminzblättchen und geht mit dem heißen Getränk ins Badezimmer.
Unterwegs hebt sie die heutige Zeitung auf, schließt die Badezimmertür ab, entkleidet sich und steigt in die warme Badewanne.
Kaum ist sie im Wasser schrillt das Telefon. Oh, wie sie diesen Ton des alten Telefons hasst. Noch nicht einmal ein winziges Schlückchen von dem Tee konnte sie genießen.
Trotz allem hört sie gespannt wer auf den Anrufbeantworter spricht. Zuerst versteht sie nichts als nur die Worte“ Sam....Krankenhaus...... Notfall“
Sam? Notfall? Wie von einer Tarantel gestochen springt sie aus dem Wasser, hetzt zum Telefon, unterwegs schnappt sie sich noch schnell ein Handtuch. Endlich am Telefon angekommen hört sie noch einmal die Nachricht von ihrem „AB“ ab.
„Hallo Susanne, Sam wurde von einem Auto angefahren. Er ist im Krankenhaus und hat einen röchelnden Atem. Komm bitte schnell. Ich habe Angst das er es nicht mehr lange aushält, es ist wirklich ein Notfall, Jonas“
Susannes Herz schnürte sich zusammen vor Angst. Einen Moment lang stand sie reglos da. Dann raste sie auch schon ins Schlafzimmer, am Ehebett vorbei, zu dem Schrank mit den Spiegeltüren und klaubte schnell einige Kleidungsstücke heraus. Dabei fiel ihr Blick in den Spiegel welches das Bild des Raumes mit dem Ehebett wiedergab. Trübsinnig dachte sie daran, das normalerweise Sam jeden Tag dort auf sie wartete, wenn sie von der Arbeit nach Hause kam.
Doch heute nicht.
Denn heute begleitete Susanne, Sam zu einem guten Freund, bevor ihrer Schicht begann.
In großer Eile stieg sie in ihren Wagen und fuhr zur Klink direkt in die Notaufnahme.
Dort wurde ihr freundlich mitgeteilt, wo sich Sam befinde. Endlich fand sie ihn. Er lag in einer Art Bett und schaute sie mit traurigen Augen an.
Susanne musste ein Formular ausfüllen, indem sie bestätigte, dass Sam alle Notwendigen Impfungen hatte, und dass Ärzte die Erlaubnis hatten einen lebensrettenden Eingriff an der Luftröhre zu machen.
Zitternd vor Angst um ihren Schatz wartete Susanne zusammen mit Jonas, welcher keinen Mucks von sich gab, da er unter großem Schock leidete, im Wartezimmer des Hospitals.
Nach einer zweistündigen OP kam Sam auf einer Liege, noch unter Narkose stehend aus dem Operationsraum.
Er sollte zur Beobachtung sie nächsten paar Tage in der Anstalt verbringen.
Jeden Tag kam die junge Frau zu ihrem Liebling und erzählte ihm stundenlang irgendwelche Dinge, die sich im laufe des Tages abgespielt haben. Sam wurde immer extrem schnell müde, konnte kaum die Augen offen halten, und alles nur wegen irgend einem „dummen“ Zwischenfalls, während der OP, wurden die Atemprobleme nicht wirklich beseitigt. Zwar traten sie nun weniger häufig auf, dennoch war es beängstigend.
Doch gegen einen weiteren Eingriff werte sich Sam so gut es ging. Nach 8 Tagen Krankenhaus Aufenthalt bekam Sam plötzlich tierische Schmerzen im Kopf, direkt an den Augen.
Bewegen konnte er sich kaum noch. Ganze drei Tage lang gingen die Qualen weiter.
Endlich am vierten Tag wurde er von den Schmerzen befreit und kam in den Hundehimmel.
Susanne musste ohne ihren geliebten Vierbeiner nach Hause gehen.
Zuhause erinnerte sie alles an Sam. Der Geruch, das Bett, welches voller schwarzer Haare war und auch der Futternapf.
Sehr traurig holte sie sich eine Tiefkühlpizza aus der Kühltruhe und steckte sie in den Ofen. Susanne hatte zwar keinen Hunger, aber essen musste sie. Seit fast einer Woche hatte sie kaum etwas im Magen.
Während die Pizza noch im Ofen war, und sie den Tisch gedeckt hatte, hörte sie wie eine tiefe Hundestimme vor ihrem Haus bellte.
Sie sprang ans Fenster und schaute heraus. Es war doch nicht ihr Sam. Es war der Nachbarshund. ....
Die Pizza war fertig, zum essen stand sie bereits auf dem Tisch. Doch Susanne driftete wieder in ihre Tagträume ab... .

So steht sie am Küchenfenster.
Das Mittagessen ist mittlerweile kalt.
Doch die junge Frau kümmert sich nicht darum.
 
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Kommentare  

Danke an euch alle.... ich fing schon an an der Geschichte zu zweifeln und wollte sie eigentlich gar nicht veröffentlichen..... aber das sie so gut ankam freut mich.... und "das Verwirrende" ist Absicht ;-)

werwölfin (29.10.2002)

Manchmal etwas verwirrend, Deine Geschichte.
Aber mit dem Köter das ist die totale Verarsche, und verarschen ist schön. Hast so ganz nebenbei dem Leser 'nen Grizzly aufgebunden.
3 Punkte


Maxson (28.10.2002)

Die Geschichte ist traurig. Sie erinnert mich an Hasso den Hund von meinen Großeltern. Hasso wurde plötzlich sehr krank und musste eingeschläfert werden weil der Tierartzt ihm nicht mehr helfen konnte.Es war schlimm! Es ist zwei Jahre her aber es tut immer wieder weh. Als ich die Geschichte las, musste ich gleich an Hasso denken;deshalb finde ich dei Geschichte gut.

Nadja (28.10.2002)

Sieh an!
Die Werwölfin ist endlich zurück!
Darauf habe ich lange gewartet!
So lange, dass ich sogar anfing, von ihr zu träumen und sie in eine meiner neuen Fortsetzungsgeschichten einbaute. :-)

Und nun zur Geschichte:
Es fängt langsam und traurig an. Man denkt, es geht um eine verlorene Liebe, fühlt mit der jungen Frau mit.
Aber dann kommt gegen Schluss der Hammer: Es war kein Mensch! Es war ihr Hund!
Das gibt dem Ganzen erst den rechten Pfiff. Mit einer solchen Wendung rechnet nämlich niemand.
Ist es jedoch soweit, kann jeder, aber auch wirklich jeder mitfühlen, denn (beinahe) jeder von uns hat schon mal einen treuen vierbeinigen Freund verloren und weiß, welch eine Leere das in unserem Herzen zurück ließ. Ein einfaches Bellen vorm Haus genügt, dass es wieder anfängt weh zu tun.

Ganz hervorragend an der Geschichte finde ich auch, dass der Anfang auch den Schluss darstellt. Dieselben drei Sätze, dieselben Worte. Das verleiht der Story Eindringlichkeit und Tiefe. Gleichzeitig wird damit auch die Ausweglosigkeit der Situation betont.

Eine sehr traurige Geschichte, die viel Gefühl beim Leser weckt.
5 Punkte und keinen weniger!


Stefan Steinmetz (28.10.2002)

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