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3 Seiten

Klick...für immer online

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
© gert k.
Schön, endlich Zuhause. Die Last des Arbeitstages hängt ihm wieder in den Knochen.
Während er sich schnell durch das Zimmer bewegt, hier und da etwas beiseite legt, kurz in einem anderen Raum verschwindet und sofort darauf zurück in diesen Raum hastet, berührt sein Zeigefinger kurz einen kleinen schwarzen Knopf.
KLick.....ssssuuuuuuurrrrrrrrrr......der Computer geht an. Seine Augen verfolgen gelangweilt den Bootvorgang. Er setzt sich vor den Bildschirm.
Switch.............ein erstes Bild. Gut trainiert suchen sich seine Finger den Weg über die Tasten. In seinem Hirn ordnet er die Datenbanken und es formt sich die Frage, "Was will ich Heute ?".
Er will viel, doch nichts Konkretes. Er will surfen und auf andere Menschen treffen, virtuelle Menschen ?? jetzt...hier...und schnell.
Währenddessen folgen seine Finger einem undefiniertem Befehl, der der Gewohnheit entsprungen ist und bringen ihn Taste für Taste ins Netz.....
Er steckt voller Erwartungen. Vor ihm offenbart sich ein seelische Schlaraffenland.
Während er auf die Tasten hackt fluktuieren verschiedene Bilder über den Monitor. Sein Hirn wartet auf ein Bestimmtes Erlebnis und bereitet sich schon auf den Ausstoß zahlreicher Glückshormone vor.
Der Stress verschwindet. Die Gedanke an die Datenflut strömen über sein neuronales Nervensystem und ballen sich zu Fragen zusammen. Fragen seiner Seele, die auf Antworten warten, die kurz danach wieder zu Fragen werden werden.
Dann erscheint die wohlbekannte Page seines Providers. Sie ist einladend, bunte Animationen, Schlagworte und Text, der ihm suggeriert vor der Tür des Allwissens zu stehen: "Come in"......."the world wide network"....."it shows you all"......."Forget the day"...........
Gleich ist es soweit. Er tippt sein Passwort und die Filter-Programme checken seine Konten. Er ist sauber, keine Schulden beim Provider. Keine Einträge in der schwarzen Liste, die darauf schließen lassen, dass er an den bestehenden Gesellschaftsverhältnissen etwas verändern will. Er ist ein ruhiger, unkomplizierter User. Ein Surfer, ein Käufer, ein ständig Anwesender, ein Spieler.
Vor seinem Monitor liegt ein kleines rotes Etui. Er öffnet es, und holt eine kleine Kanüle aus blitzendem Edelstahl heraus. Er rollt einen dünnen Schlauch auseinander, der dabei liegt. Seine linke Hand liegt flach auf dem Tisch, auf ihrem Rücken erkennt man eine kleine silberne Öse, die wie ein eingewachsenes Schmuckstück wirkt. Er steckt den Schlauch auf das eine Ende der Kanüle und verbindet ihn mit dem Computer, dann bewegen seine Finger noch einmal die Tasten.
"Your going online" erscheint auf dem Monitor.
" attention, use only right blood group for Data Transfer"... nur noch zwei, drei Befehle. Er steckt die Nadel in die Öse in seinem Handrücken. Er nimmt den drahtlosen Joystick vom Tisch und legt sich auf sein Bett. Er entspannt.
Nur noch Sekunden......Mit einem Fingerklick am Joystick öffnet sich nun die Schleuse für den Bioplasma-Datatransfer.
Durch den Schlauch strömen die virtuellen Datenpakete und formieren sich in seinem Hirn zur virtuellen Realität, die dieses Leben um einiges angenehmer macht, wenn nicht sogar das Einzige ist, was es lebenswert bleiben lässt.
Er spürt, wie die neuralen Bits und Bytes sein Blut erwärmen, wie die vorgewärmte Flüssigkeit durch seine Adern strömt und die Nervenbahnen anregt, in völlige Entspannung überzugehen. Mitgelieferte künstlich produzierte Endorphine versetzen den Körper in den Urzustand des Seins und Nichtseins. Die Seele bebt.
Seine Psyche befindet sich jetzt im kybernetischem Raum. Sie vermischt sich mit dem bioplasmatischem Datenfluss im Netz.
Seine Gefühle sind unschlüssig, er steckt in der Suchmaschine.....Hunderte von Möglichkeiten um abzutauchen....... warten auf Antwort................ sorry, keine Eintragung gefunden......
Die psychokinetische Suchmaschine wirbelt ihn hin und her.....
Er sucht nach Liebe........Gefühle werden übermittelt....er fühlt sich so geborgen hier, in diesem Überall und Nirgends. All dies ist seine Realität.
Die einzige Realität, die er noch akzeptiert. Er ist in sein inneres Universum aufgebrochen, seine Gefühle lassen ihn auf einer Welle durchs Netz surfen. Er bekommt alles was er verlangt. Wozu braucht er noch seinen Körper ?
Könnte er nicht völlig auf ihn verzichten und nur noch als ein Bündel von Emotionen durch den kybernetischen Raum gleiten. Glücklich, ohne jedwede Probleme, die an die Existenz als Mensch erinnern. Nur fühlen und Gefühle genießen.
Es ist so einfach glücklich zu sein, so lange das System nicht abstürzt und die unzähligen Seelen, die im virtuellen Raum unterwegs sind, mit in den abgrundtiefen Schlund der künstlichen Realität reißt.
Er liegt hier und ist weit fern. Morgen wird er wieder hier sein und Gefühle einkaufen. Er braucht sie so notwendig, da das normale Leben, sie ihm nicht mehr zu Teil werden lässt.
 
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Kommentare  

Thema und Umsetzung haben mir sehr gut gefallen: furchtbar schöne, neue Welt!

Herzliche Grüße, Gringa


Gringa (09.07.2013)

Nicht schlecht

anonym (22.03.2008)

ich verstehe den zusammenhang zum titel nciht ganz... ich hatte erwartet, dass jetzt irgendein fehler auftritt, der ihn daran hindert, wieder "aufzuwachen"?!?!?!
lg darkangel


darkangel (01.07.2007)

cool, wo kann man das kaufen? ;)
interessante kurze geschichte, die mir gut gefallen hat. erinnert mich ein bisschen ein mein "2048" *werbung macht*


Nikolai Nowaczyk (21.09.2003)

Hast du "Virtuelles Fleisch" von Mary Goldblum
gelesen? Das hier erinnert mich von der Thematik
her ein bißchen an diesen SF-Roman.
Deine Story fängt eigentlich nicht schlecht an, aber
es fehlt eine Handlung oder ein Höhepunkt. Okay,
dieser Typ schließt regelmäßig Blutsbrüderschaft mit
seinem Rechner und zwitschert körperlos durchs
Web, weil ihm sein echtes Leben auf den Wecker
geht. Aber warum eigentlich? Was ihn überhaupt
dazu bringt, was für ein Mensch er ist und warum er
leidet, erfahre ich hier leider nicht, und deshalb kann
ich mich nicht in ihn hereinversetzen oder Mitleid für
ihn empfinden.

Du schilderst nur einen technischen Ablauf, den
allerdings überzeugend und auch spannend. Aber
dann kommt einfach nix mehr, und eine aufgebaute
Spannung verflüchtigt sich sofort.


Trainspotterin (10.09.2003)

Sorry, ich glaub, ich hab doch aus Versehen eine Bewertung abgegeben!!!
habe mich verklickt! Tut mir leid!


Meggie (08.09.2003)

Kleiner Tipp:

Sofort nach dem ersten Satz ist mir aufgefallen, dass deine Story viel besser wäre wenn sie in "Ich-Form" geschrieben wäre!! Versuchs mal umzuschreiben, ich wette, die geschichte klingt gleich besser!

Und: Die Geschichte passt meiner Meinung nach auch nicht in die Kategorie "Satire"

Habe sie nicht ganz durchgelesen, daher keine Punktewertung


Meggie (08.09.2003)

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