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***Lamia*** 1.3 Der Test

Romane/Serien · Fantastisches
Einige Zeit später öffnete sich die Tür zur Küche ein weiteres Mal.

Der Koch trat heraus. Mit den Händen hinter dem Rücken ging er auf die Damen zu. An ihrem Tisch angekommen, verneigte er sich... und betrachtete die jungen Mädchen... beinah unverhohlen, wie Lamia sofort auffiel.

Sie glichen einander wie ein Ei dem anderen. Beide waren in einfache, schwarze Leinenkleider gehüllt. Das blond-gelockte, beinah gülden wirkende Engelshaar rahmte ihre niedlichen Gesichter ein... Die Zwei waren wirklich herzallerliebst anzuschauen...

Mit einschmeichelnder Stimme sprach Jarno sie an: „Meine Damen, darf ich mich erdreisten, nach Euren Namen zu fragen?“ Er unterstrich seine Frage, indem er für einen Moment seine Lider senkte und jede einzeln mit einem sanften Augenaufschlag besah. Ihre zarten Wangen glühten im gleichen Moment auf.

Jarno genoss diesen Anblick sehr und musste sich zusammennehmen, nicht einfach laut loszulachen... sie wirkten faszinierend unschuldig...

Dafür kicherten die Beiden los... und hielten sich vornehm die Hände vor den Mund, ganz wie sie es gelernt hatten... Nun, eine solche Reaktion war sicherlich angebracht für den Fall, dass sie einem einflussreichen jungen Mann begegnen würden... Aber doch nicht bei einem Koch!

Lamia atmete scharf ein: „Daia! Ruja!“ Sofort waren die Zwillinge still und sahen demütig auf ihre nun wieder brav im Schoß liegenden Hände. Wütend sah Lamia zu Jarno...

Aber war das etwa ein zufriedenes Lächeln an ihm?

Oh dieser eingebildete Lump! Sicher dachte er, sie wäre eifersüchtig! Dabei war sie nur um die Jungfräulichkeit und Ehre ihrer Schützlinge besorgt. Was bildete er sich nur ein?

„Willst Du weiter Maulaffenfeil halten oder wirst Du sie nun bedienen?“ herrschte sie ihn schroff an. Nun war da eindeutig ein zufriedenes Lächeln an ihm. Lamia musste sich zusammenreißen. Dieser Koch reizte sie bis aufs Blut!

Jarno beugte sich vor, legte den jungen Damen jeweils eine Serviette und ihr Besteck zurecht. Er drehte sich zu Lamia: „Kann ich Euch wirklich nicht zu einem zarten Stück Rehbraten überreden, meine Herrin?“ Wenn sie nur seinen Blick deuten könnte...

„Du kennst die Aufgabe!“ wies sie ihn zurecht.

„Meine Herrin, bitte betrachtet mich als Euren demütigen Diener.“ Er unterstrich diese Worte mit einer akkuraten Verbeugung. Wäre da nicht dieses süffisante Lächeln in seinem Gesicht, würde sie ihm beinah Glauben schenken.

„Säusele nicht! Hole lieber das Essen!“ versuchte Lamia noch einmal, ihn zum Servieren zu bewegen.

Jarno sah sie an. Schmunzelte und ging zurück zur Küche. Aus seiner Gesäßtasche guckte das Geschirrtuch heraus... es wippte auf und ab bei jedem seiner Schritte... Wieder spürte Lamia ein Lächeln auf ihren Lippen... Wenn sie auch seine Art als äußerst unpassend empfand, gefiel ihr doch sein Anblick...

Sekunden später erschien Jarno mit zwei Tellern. Auf jedem lag ein Stück Fleisch, dekorativ auf einem Salatblatt... umgeben von einer beinah durchscheinenden rot-braunen, sehr würzig aussehenden Tunke... Der Wirt folgte dem Koch mit dem Brotkorb und einem Töpfchen Butter.

„Ich hoffe sehr, dass es Euch mundet.“ sagte er, verneigte sich sacht und verließ gemeinsam mit dem Wirt leise den Tisch der Damen...

Lamia nickte den Zwillingen zu. Sofort stürzten sie sich auf das Fleisch... Sie hatten lange nichts mehr gegessen. Sie mussten völlig ausgehungert sein. Genau wie sie selbst. Doch sie mochte kein Wild. Zumindest nicht in dieser Form.

Beide sahen sie mit verträumten Blicken an, als das Fleisch ihre Zungen berührte. Es schien gut zu sein. Daia fand als erste Worte dafür: „Lamia, es ist köstlich... Wollt Ihr es wirklich nicht versuchen?“ Ruja nickte heftig... ihre blonden Löckchen wippten auf und ab...

„Ihr wisst, dass ich so etwas nicht esse. Und nun seid still.“ erwiderte ihre Herrin streng.

Sagten die Mädchen nun, dass es ihnen schmeckte, weil es ihnen schmeckte oder weil der Koch so charmant war und sie ihn gerne am Schloss sehen würden? Lamia wusste sich diese Frage nicht zu beantworten.

Nun!

Sie suchte einen Koch und dieser war bisher der Einzige, bei dessen Essen die Mädchen nicht gespuckt hatten. So lange dauerte nun schon ihre Suche... so lange war sie schon in den umliegenden Dörfern unterwegs...

Sie würde ihn wählen...

Diese Entscheidung... dieser Moment war nicht endgültig.

Doch was war schon endgültig? Außer ihrer Einsamkeit vielleicht...

Lamia würde Jarno eine Chance geben.

---------- t.b.c. ---------

salzi
 
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Kommentare  

t.b.c. müsste die englische Abkürzung für "Fortsetzung folgt" sein.
Auch diesmal wieder sehr sorgfältig geschrieben.
Mmh, mal sehen, ob es ein Hinweis war, dass Lamia kein Wild essen kann...

Gruss


Ingo Gärtner (10.07.2004)

Wer sind die Zwillinge? Sicherlich keine Dienerinnen. Ich bin schon mal gespannt auf den nächsten Teil. Es wäre schön, wenn der nächste etwas länger wäre.
Und was bedeutet t.b.c.?


Metevelis (28.06.2004)

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