Wie immer, so hatte auch heute der Rewemarkt dezente Musik vorbereitet und die Klimaanlage begrüßte uns mit angenehmen Temperaturen. Ein gemeinsamer Einkauf stand bevor, denn "Ich find deine Stimme schön" war zu Besuch. Sie mochte den Rewemarkt nicht besonders, ignorierte aber freundschaftlich die Waschmittelregale, spezial das Regal für Weichspüler. Als existiere dieser Teil des Einkaufszentrums unserer kleinen Stadt gar nicht, pickte sie sich die Rosinen aus den Regalen, die ihrer Meinung nach preisgünstig - umweltfreundlich - nahrhaft waren. Und da blieb einiges zu kaufen übrig.
"Heute machen wir es uns gemütlich, Kuckuck," - ich stimmte nickend zu und harrte der kommenden "Gemütlichkeit" und dem, was sie darunter verstand. Stück für Stück füllte sich der Warenkorb mit Naturkost und derlei schönen Dingen bis - bis wir vor dem Chips-Tüten-Regal angelangt waren. Und genau in diesem Moment sprach sie den bedeutenden Satz: "Schau einmal, wie günstig diese Qualitätschips sind." Das Adverb "günstig" gehörte zu einem ihrer Lieblingsworte und gab jeder Äußerung, die es beinhaltete, ihre besondere Bedeutung. Ich sah genauer hin...
In das Fach einer billig-Chips-Marke hatte sich eine Tüte Chiochips verirrt. Deutlich war der Name der Marke vor dem Preis zu lesen - klar erkennbar, dass er nicht zum Irrläufer gehörte. Meine Beobachtung ignorierend, setzten wir unseren Weg zur Kasse fort - alles roch nach "Gemütlichkeit", wie sie sie mochte.
Wie zu erwarten war, teilte der Barcodeleser nicht die Meinung von "Ich find deine Stimme schön" - immerhin gehörte er zu jener technischen Welt, die in Ihren Augen für das Sterben der Gräser im Burgenland verantwortlich war. Ungerührt las er den Originalpreis in das vor uns leuchtende Display. "Einen Moment," - die Hand der Kassiererin ließ das nächste Warenstück erschrocken fallen -"Ja?" Der Satz hatte etwas Aufmerksamkeit erregendes und schien auch die nach uns folgende Schlange auf das kommende Geschehen vorzubereiten. So liebte sie es, sie, deren Gerechtigkeit unbestechlich war.
"Der Preis auf der Anzeige ist falsch." Sie vermied bewusst das Wort Display. Es gehörte, wie erwähnt, zur
technischen Welt. "Vor dem Fach befindet sich ein anderer Preis - und den werde ich bezahlen, und nicht mehr." Die Kassiererin konnte diese Art von Gemütlichkeit nicht teilen und antwortete etwas barsch: "Dann legen Sie sie doch zurück." So einfach aber war die Situation nicht zu bereinigen. "Ich will augenblicklich den Geschäftsführer sprechen," fuhr "Ich find deine Stimme schön" fort. Jetzt wurde es auch für die nachfolgende Schlange ungemütlich. Immerhin folgten der Chips-Tüte noch andere Waren, die abgerechnet werden wollten.
In dieser Situation zeigte sich einmal wieder mehr die Schlagfertigkeit der freundlichen Kassiererinnen des Rewemarktes. "Wir rechnen die Chips gesondert ab und der Geschäftsführerwird mit Ihnen den Preis klären."
Ein Aufatmen ging durch die Menge und ich bewegte mich schon einmal auf den Ausgang zu, die restlichen Waren vor mir herschiebend. Von Ferne wohnte ich dem nun folgenden Ereignis bei - der Geschäftsführer erschien. Gemeinsam gingen die beiden zu jenem Regal, das Ausgangspunkt für diese Art von Gemütlichkeit gewesen war. Sehen konnte ich es nicht. Warum soviel Zeit verging, bis "Ich find deine Stimme schön" eine Chips-Tüte schwingend wieder an der Kasse erschien, erfuhr ich aus zweiter Hand.
Der Geschäftsführer hatte irgendwo aus dem Keller noch eine original-preiswert-Tüte ans Tageslicht befördert und somit den Frieden wiederhergestellt. Für den angegebenen Preis gab es die angegebene Ware und für "Ich find deine Stimme schön" war der Sieg perfekt. Dass die Chips fürchterlich schmeckten, spielte in diesem Moment keine Rolle mehr. "Siehst du, Kuckuck? So einfach ist das," lächelte sie triumphierend, während ich es vorzog, auf bessere Chips zu warten. Eine begeisterte Menge applaudierte ihr aus den Lautsprechern beim Verlassen der Stätte ihres Sieges. Heute spielte der Rewemarkt "Simon & Garfuncle" - live.
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Ich find's ganz ok! 