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12 Seiten

Fatale Folgen

Nachdenkliches · Experimentelles
© gert k.
Geschrieben in Depression und Nichtverstehens der Gefühle
KAPITEL 1 : Im Jahr 2003

Mein Geist versucht den Zustand, den man im allgemeinen Leben nennt und der sich gleich unvorhersehbarer Wege in einem weitläufigem Labyrinth, jeden Tag aus Neue vor mir ausbreitet und mir Entscheidungen abverlangt, mit zunehmenden Alter immer intensiver zu analysieren und immer detaillierter zu hinterfragen und um so länger dieser Zustand anhält, erscheint es wirklich wichtig zu werden, definitive Antworten zu finden. Dabei ist der Schmerz des Verstehens allgegenwärtig und nicht zu verdrängen, denn er will die Fragen gelöst haben, die sich täglich aufs Neue auftun.
Zunehmend wird mir die totale Realität bewusst, der wir uns täglich aussetzen müssen, lernen mit ihr zu leben, das Beste daraus zu machen und diese Erkenntnis kommt spät, nach 41 Jahren. Aber es wirkt heute deutlich bedrohlicher denn je. Ich spüre das erste Mal, dass ich alt werde, die Jahre zählen rückwärts.
Ich bin mir noch nicht im Klaren darüber, inwieweit das Erreichen, der für mich magischen Marke "40" etwas damit zutun hatte. Welche Melancholie in dieser Aussage mitschwingt? Aber ich konnte es nur feststellen.
In diesen Tagen trat eine Veränderung meines Denkens in den Vordergrund. Eine neue Art von Depression, die des Altwerdens und Sterbens. Doch damit nicht genug, es entwickelte sich ein Leiden aus diesem Weltschmerz heraus, ein Leid, dass in meiner Seele Wut erzeugte. Ich war bedrückt und noch hatte ich keine Ahnung, welche Wendung mein Leben nehmen sollte.

Wir schreiben eine Zeit in der kriegerische Präventivschläge eine neue Bedeutung im Rahmen der politischen Kommunikation verschiedener Völker erfahren. Krieg ist wieder ein obsoletes Mittel, um die Denkweise und Demographie eines Volkes, einem anderen einzuprügeln. Historische Tatsachen sollen geschaffen werden und die UN Charta ist kaum noch das Papier wert, auf dem es steht. Das ist ein gutes Beispiel für die zwischenmenschlichen Beziehungen in allen Völkern unseres Planeten, unter dem Motto , "Willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein !"
Die allgemeine Kriminalität hat eine weltweite soziale Ursache, aber wen interessiert dies?
Menschenrechte und Menschenwürde sind Ansprüche, die nur einigen Wenigen vorbehalten sind. Milliarden von Menschen sichern hingegen täglich ausschließlich ihr Existenzminimum, wobei ihnen dabei ständig weitere Hürden in den Weg gelegt werden. Hat dies alles überhaupt noch einen Sinn? Ist der Mensch nur zum Überleben geboren und hat nur die Elite eine weitergehende Existenzberechtigung?
Was ist überhaupt der Sinn des Lebens und kann es darauf überhaupt eine eindeutige Antwort geben?

Fragen deren Beantwortung immer mehr in den Mittelpunkt meines Denkens drängten.

Ich bin jetzt 41 Jahre alt und bis in diese Tage lag immer etwas vor mir, es breitete sich vor mir aus und ich konnte die Szenerie voller Erwartungen betreten. Vor mir lagen Zielpunkte meines Lebens, sie erschienen am Horizont und ich näherte mich Ihnen ständig. Doch jetzt schien auf einmal weit mehr, hinter mir zu liegen und wenn ich dorthin blickte, konnte ich keines meiner Ziele als erledigt oder erreicht erkennen.
Um zu verstehen, was ich meine, muss man meine Gedanken richtig interpretieren können und dies kann nur dann geschehen, wenn man mich als Person und meinen Werdegang hinzuzieht. Nicht, dass ich mich dahinter verstecken möchte, doch ich muss mich darauf berufen können, nicht mehr als ein Mensch zu sein, der durch seine Umwelt geprägt wurde und damit eine direkte Konsequenz dieser geworden war. Ich fühle mich so ehrlich und harmlos, um nicht zu sagen friedfertig, umso schwerer fällt es mir mein späteres Handeln einzuordnen.

Ich bin ein Kind eines modernen westlichen Industriestaates mit sehr dunkler Vergangenheit, wobei die Vergangenheit dieses Landes dunkler war, als meine je hätte werden können, aber ich sollte den Grad dieser Finsternis erreichen. Ich bin jedoch auch Erdenmensch und überhaupt nur eine natürliche Wesensform, die irgendwie geboren wurde und nun damit fertig werden soll. Eine wirkliche Definition lässt sich dafür vielleicht nicht treffen, -- noch nicht. Beschränken wir uns vorerst darauf, dass ich Teil einer Gesellschaft wurde, Teil einer menschlichen Familie. Mir ging es ganz am Anfang gut!

Ganz am Anfang waren die Dinge auch sehr einfach, die Gesellschaft schützte mich in Form meiner Eltern und deren Status und diese konnten mich ernähren und behüten. Ich konnte sehr zufrieden sein, meine Realität war in Ordnung. Ich möchte hier schon nicht unterschlagen, dass damit meine Überlebens- und Entwicklungsmöglichkeiten auf den besten Weg gebracht wurden, eine ganz natürliche Konsequenz, wie im Tierreich. Zu gleicher Zeit gab es jedoch auf dem gesamten Planeten weitaus schlechtere Voraussetzungen für das Aufwachsen eines Menschenkindes, was mir jedoch egal und eben überhaupt nicht bewusst war. Ich fraß, schrie, schlief und erkundete neugierig meine direkte Umwelt. Meine Realität beschränkte sich auf einige wesentliche Dinge. Doch schon als Kleinkind verändert sich dieser Zustand und die Realität soll nun ertastet und erkundet werden, dabei wächst auch unser Bewusstsein und alles um uns herum erhält Werte. Dies geschieht schon im Alter von wenigen Jahren und es ist Teil eines wundervollen Prozesses. Die Realität befindet sich im ständigen Wandel und umso intensiver wir darin herumwühlen, um so mehr Realitäten tun sich vor uns auf.

Dabei fällt mir ein, habt ihr euch schon einmal die Frage gestellt: "Was ist eigentlich die Realität?" Kann man sie überhaupt definieren? Ich stelle die These auf, dass es mehrere Realitäten für einen Menschen gibt. Mehrere Realitäten, in denen er sich selbst befindet, aus denen heraus er Entscheidungen trifft, die jeweils die anderen Realitäten beeinflussen können. Unterschiedliche Realitäten, in der sich unterschiedliche Menschen befinden. Übergreifende Realitäten, in der wir uns alle befinden.

Nehmen wir z.B. die biologische Realität ein Mensch zu sein. Es geht hierbei darum, dass sich ein Mensch als solches erkennt und seine Erfahrungen mit Körper und Geist seines Daseins macht. Auch andere Menschen zu erfahren, körperlich. Mit seinem Körper umgehen lernen, mit seinem menschlichen Empfindungen umgehen zu lernen, die tatsächlich natürlichen Bedingungen zu erkennen, die einen Menschen bestimmen.
Die wirtschaftliche Realität bedeutet vielleicht, dass ein bestimmter Lebensstandard erreicht werden kann oder man hinein geboren wird. Die wirtschaftliche Realität kann unseren allgemeinen Gefühlszustand entspannen und unsere Kreativität fördern, aber eben auch das krasse Gegenteil ist möglich. Es kann ein sehr existenzieller Faktor sein.
Die soziale Realität, entspricht in etwa unserer gesellschaftlichen Integration, unserem Status und unserem persönlichem Einsatz inmitten unserer Gesellschaft und unseres Kulturbereichs. Unser Ansehen inmitten unserer sozialer Beziehungen, gewissermaßen unser gesellschaftliches Image. Diese Realität kann auch mit der wirtschaftlichen Realität einhergehen. Doch unabhängig von Reichtum und Armut nehmen wir eine soziale Position innerhalb einer Gruppe war.
Die Wunschrealität. Unterschätzen wir keineswegs unseren nur allzu menschlichen Hang mit unserer Phantasie zu spielen und ihr zu erlauben, uns die Welt so zu zeigen, wie wir sie am Besten ertragen können.
Im Wesentlichen können wir an ihr bemessen, wie wir uns fühlen, denn Sie ist unser einziger Zufluchtsort, wenn uns die Geschehnisse des Lebens überholen und wir nicht mehr in der Lage sind, sie zu verstehen, zu deuten oder zu realisieren. Vielleicht ist sie die einzig mögliche Realität, die einzig akzeptable.
Die suggerierte Realität, in jedem Moment unseres Daseins wird uns die bestehende Realität mit ihren Regeln, in die wir hineingeboren werden, von unseren Vorfahren vorgelebt und auch die Einstellung zu dieser Realität wird uns ständig aufs neue eingeredet und uns wird bewusst gemacht, dass wir uns "verdammt noch mal" anzupassen haben und akzeptieren müssen, was hier vorliegt.

Dies sind nur einige Stämme von bestimmten Realitäten, die uns alltäglich bestimmen oder besser gesagt, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen. Sie können noch näher analysiert werden und verästeln sich bis hin zur Prägung eines INDIVIDUUMS, welches tatsächlich eine völlig subjektive Realität erfährt. Ein Individuum besteht sein Leben in der Summe dieser aufgezählten Realitäten, die in der subjektive Realität zusammen fließen.

Alltäglich wird uns eine Einzige, unbedingt zu akzeptierende Realität, als das Maß aller Dinge verkauft. Wir werden trainiert genau diese, als Einzige und einzig akzeptable anzuerkennen und zu verinnerlichen. Genau dies ist der Punkt an dem ich nicht weiterkam.....
Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, diese depressiven Zustände traten bei mir aus heiterem Himmel auf, als hätten sie sich nie angekündigt. Im Gegenteil, im wesentlichen konnte ich Sie bei so vielen meiner Mitmenschen feststellen, doch obwohl sie genauso merkwürdig waren, hatten sie doch nicht die Qualität, wie ich sie am eigenen Leib erfahren sollte.
Noch ist mir nicht klar, wie meine Worte auf die Nachwelt wirken werden, ob sie nicht bei Euch als Betrachter und Zuhörer genauso wenig Spuren hinterlassen, wie einst bei mir. Doch ich rufe euch in Gedanken; es werden immer mehr, die erst wenn sie selbst betroffen sind, begreifen, welche Tragweite unsere Gefühle haben.

Es erscheint mir so unlogisch, unverständlich, unnötig und vor allem unmenschlich, wie wir auf diesem Planeten agieren. Mit welcher Inkompetenz und Selbstüberschätzung wir mit unserer Umwelt und Mitmenschen umgehen, ist wahrlich nicht zu ertragen und führt zwangsläufig zu einer Flucht in eine Wunschrealität.
Ich werde etwas ausholen müssen, um meine Gedanken so zu formen, um mit möglichst wenig Worten die Konsequenz meines Lebens zu beschreiben.
Wenn wir uns auf die Straße begeben und wir uns gegenseitig die Frage stellen: "Warum läuft es denn so schlimm?" Dann sehen wir uns gegenseitig mit verzogener Miene an, zucken mit den Schultern und ein jeder glaubt fast, die Zustände sind von ganz alleine so geworden, sie wären unerklärbar.
Soll wirklich niemand Schuld an diesem Dilemma haben?
Sind all die Kriege Schicksal? Die Ölteppiche? Die ausgestorbenen Tiere? Mord? Neid?
Der Hungertod?

Eine Erkenntnis kann hier schon vorab getroffen werden. Es kann nicht bei der Anklage der Zustände bleiben, es muss gehandelt werden und so ist dies ein sehr persönlicher Bericht, der einem subjektiven Gedanken entsprungen ist, der meiner Meinung nach jedoch einen objektiven Charakter hat. Und genau dies ist es, was mich auch erschreckt, denn ich bin im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte und mein irrationales Handeln sollte jedoch weittragende Folgen haben.

Das Leben in einem westlichen Industrieland hat so seine Tücken und sehr viele Facetten. Bevor ich nun ein Klagelied anstimme, was unabänderlich zu meinem Bericht gehört, denn es handelt sich dabei um definitiv als Realität erfahrene Gefühle, auch wenn sie subjektiv bleiben, möchte ich anmerken, dass mir mein Optimismus bis in diese Tage erhalten geblieben ist und ich auch immer noch lachen kann und niemals die Hoffnung aufgeben werden, an eine vollkommenere Realität zu glauben.

Einige werden später, sollten Sie meine Gedanken bis zum Ende mitverfolgen, sagen: "Nun, er scheint mir doch sehr verwirrt !" Vielleicht werden Sie mich einen Unhold oder nur einen Mörder schimpfen. Alles was ich euch sage, ist jedoch keine Entschuldigung, es ist die Beschreibung von einer unweigerlichen Kettenreaktion.

Der Wechsel ins Jahr 2003 war für mich kein besonders gutes Omen, einzig bemerkenswert war für mich, dass ich mir Vorsätze einflüsterte, die mir diesmal sehr wichtig erschienen, wenn sie auch nur persönlicher Natur waren. Ich musste endlich wieder etwas für mich machen, ich konnte nicht nur mit der wirtschaftlichen Realität kämpfen, was ich in den letzten Jahren fast ausschließlich getan hatte und dadurch irgendwie abgestumpft wurde. Außerdem war ich zu dick, dazu unglücklich verliebt, in zwei Frauen, was dazu führte, dass ich nun gar niemanden mehr lieben wollte, denn alle Liebe schien mir so zweifelhaft und problematisch.
Ich war nun schon 41 und was sich im letzten Jahr angedeutet hatte, würde sich auch in diesem neuen Jahr fortsetzen, da war ich sicher. Ich hatte bemerkt, dass viele Dinge die mein Gefühlsleben bewegten, bei weitem nicht mehr so eine spontane Zerrissenheit in mir hervorriefen. Vielmehr schlichen sich Gedanken ein, die mir immer mehr Abstand zu meinen Gefühlen verschafften und mich fast wie ein unbeteiligter Betrachter, in eine objektive Position brachten, die mich teilweise emotionslos werden lies.

KAPITEL 2 : Leben !

Das Leben auf unserem Planeten hat viele Gesichter. Fangen wir doch mit dem bemerkenswerten Seiten an. Tief in mir empfinde ich eine Naturverbundenheit, die angeboren ist und sich wie ein Leitfaden durch mein Leben zieht. Zum Glück existiert Sie, doch ich habe so meine Bedenken, ob sie uns nicht in kürzester Zeit vollends verloren geht.
Der natürliche Mensch ist tot. Beweisen Sie mir das Gegenteil?! Unsere Natur ist so wunderbar, trotz ihrer zerstörerischen Kraft ist sie doch ständig auf der Suche nach Vollendung. Eine wahre Glücksmaschine. Wir sind ein kleiner Teil dieser Schöpfung, und dabei ist es egal, ob ein Gott sie geschaffen hat oder exobiologische Naturgesetze.
Was hat mich damals als Kind glücklich gemacht, oder macht auch heute noch meine Kinder glücklich? Es war das Wetter, es war Landschaft, es war meine eigene körperliche Bewegungsfreiheit. Alles Dinge, die mir durch die Geburt als Mensch geschenkt wurden. Banal? Fast zu banal.
Trotzdem ich in diese industrielle Nachkriegsgesellschaft geboren wurde, konnte ich doch hauptsächlich von diesen Dingen zehren. Um glücklich zu sein, brauchte es nicht viel. Da waren Freunde, wir Stadtkinder konnten spielen und die Welt erleben und erkunden. Ganz ähnlich wird es einem Kind im Amazonas gegangen sein, solange es in seiner natürlichen Umgebung aufwuchs. Ebenso einem afrikanischen Kind oder einem Inuit.
Doch die Welt verändert sich schnell. Und die Bedingungen, die für mich als Kind in dieser Großstadt herrschten, haben mich schon in der Jugend überholt und sind für meine Kinder deutlich verändert.
Ich meine, was hat das nackte Leben für eine Bedeutung? Es gibt so viele unterschiedliche Menschen, die in so unterschiedlichen natürlichen Umgebungen leben und viele von Ihnen lebten ausschließlich in diesem natürlichen Rahmen, der sie ernährte und glücklich machen sollte. Noch deutlicher sehen wir dies bei den Tieren, die eng mit ihrer anatomischen Beschaffenheit verknüpft, in einer speziellen Umwelt existieren, die sie am Leben hält.
Alles geschieht innerhalb eines Systems, welches wir nicht zu verantworten haben.

Leben bedeutet doch eine von der Natur vorgesehene Nische zu besetzen und gerade wir Menschen, die ein Bewusstsein besitzen, erhalten von ihr die Möglichkeit einen höheren Auftrag in diesem System zu erkennen.
Die Evolution ist dabei der Motor, der unsere Entwicklung vorantreibt. Aber was auch immer das Leben bewegt, es ist nicht in unserer Macht den höheren Sinn zu erkennen, einzig allein die Nische, die wir besetzen, steht im Mittelpunkt unseres Daseins.
Wir blicken auf einen Höhlenmenschen, der im Wesentlichen existierte, um sich zu ernähren, zu schützen, sich zu vermehren und die Summe dessen ist sein Glück. Die Befriedigung dieser Gefühle enden für ihn in einem Wohlsein. Viele ethnische Volksgruppen reduzieren ihr Dasein auf die Befriedigung existenzieller Bedürfnisse und entwickelten dabei Kulturen, die sie glücklich machen sollten.
Auch unsere moderne Gesellschaft arbeitet nach diesem banalen Gesetz. Sicherlich haben wir noch komplexere Mechanismen entwickelt, die uns stimulieren sollen. Das Fressen steht dennoch immer im Vordergrund und dann folgt die gesellschaftliche Existenzsicherung. Der Mensch muss wohnen, er will lieben, um sich zu vermehren, er will Glück, er will Befriedigung, er will Anerkennung.

Das Leben unserer menschlichen Gefühlswelt besteht aus einigen wenigen elementaren Teilen, doch der darüber liegende Plan ist viel größer, in ihm stecken weitaus mehr Möglichkeiten, als wir bereit sind anzuerkennen. Man könnte die These aufstellen, der Mensch sei zu dumm dies zu erkennen. Dies wäre eine der negativsten Feststellungen, die man zugrunde legen könnte und die gleichzeitig eine Rechtfertigung bieten würde, für all die mir unverständlichen Formen menschlichen Daseins. Gott könnte sagen: "Ach du Dummerchen, kannst ja nichts dafür!"
Nur das Dumme ist, es gibt keinen Gott. Ihm wäre es auch egal.
Nein, wir sind nicht zu dumm, es ist nicht unser biologisches Unvermögen oder die Beschränktheit der DNS, die Dinge sind komplizierter.
Versteht mich nicht falsch, es ist nicht die Sentimentalität, die mich verleitet die Natur so anzupreisen und bewusst zu machen, wie glücklich wir doch sein können, in diesem wunderbaren natürlichen System leben zu dürfen. Es erscheint mir schicksalhaft mit meinem Leben verbunden, dass ich diese Erkenntnis immer aufs Neue verbreiten muss.

Stellen wir doch noch einmal zusammen :

Was bietet uns das Leben ?

Sonne, Erde, Wasser, Luft, Körper, Seele, Geist, Liebe, Sinne, Berge, Ozeane, Pflanzen, Lebensräume verschiedenster Art, unzählige Möglichkeiten der Gestaltung unseres Lebens.........um nur Einiges zu nennen.

Was bieten wir dem Leben ?

Dezimierung und Umgestaltung der natürlichen Lebensräume, Raubbau und Ausrottung von biologischen Lebensformen, Blockade der Evolution durch ständige schwerwiegende Eingriffe in die geistige und kulturelle Entwicklung archaischer Kulturkreise, sowie durch die Eingriffe in die natürlichen Ökosysteme und ins biologische Gleichgewicht schlechthin....und auch hier gäbe es noch einiges mehr zu sagen.

Was verbietet uns das Leben ?

NICHTS ?!!!!
KAPITEL 3 : Fatale Folgen !

Ich will es kurz machen !

Als angeblich moderner Europäer kommt es mir so vor, als wäre dieses Spiel, das wir alltäglich spielen, tatsächlich der bakterielle Infekt in einem globalen einzigartigen natürlichen System. Und dies schon seit etlichen Jahrhunderten. Verhalten wir uns wirklich anders als Maden, die über den Speck herfallen und ihn langsam zersetzen, sich vermehren und sich insgeheim vergnügen?
Die Erde scheint unser Speck zu sein. Ich komme nicht umhin mich einzubeziehen, das gibt mir um so mehr zu denken. Wie geht man mit seiner Lebensgrundlage um, wenn man überzeugt davon ist, dass man intelligent ist? Diese Frage scheinen wir uns nicht zu stellen, es ist jedoch die Basis all unser zwischenmenschlichen Beziehungen. Unser kollektives Verhalten spiegelt schon ein riesiges Stück Ignoranz wider und wir bezahlen schon täglich dafür.
Aber alles Quatsch?! Da haben wir wieder unsere Realitäten, die uns bestimmen. Wir Westeuropäer leben natürlich meist in unserer Wunschrealität und reden uns das Leben schön. Mehr noch, wir reden uns jedwede Moral schön. "Mit Geld kann man alles kaufen" , selbst Mörder, Sklaven, Tiere, eben fast alles. Noch schlimmer die Leitfäden der politischen Globalisierung. Unter dem Motto "Überall wo Gewinne erzielt werden könnten, ist es von vornherein sozial- und umweltpolitisch immer akzeptabel einzugreifen", wird der Planet und seine Bewohner diesen Zielen untergeordnet.
Der steigende Aktienkurs ist die Legitimation für jede kriminelle Energie, alles daran zu setzen, seinen eigenen sozialen Status auf dem Rücken Anderer aufzubauen.
"Haste was, biste was!" ist Realität. Dabei ist der Kapitalismus schon längst gescheitert, doch die Wunschrealität in der wir Westeuropäer uns befinden, verblendet diese Tatsache. Die Politiker flicken eine irreparable Struktur, die schon immer auf der Ausbeutung aller natürlichen Ressourcen basierte. Nur so entstehen Profite! Ein natürliches Gesetz, allerdings ist die Wirkung von kurzer Dauer. Die Handhabung der Natur ist wohl doch komplexer. Aber nicht nur der Eingriff in unsere Lebensgrundlage führt bei mir zu Traurigkeit und Unverständnis. Allein die Tatsache, wie menschliche Politik Jahrzehnt für Jahrzehnt scheitert und sich das gesellschaftliche Zusammenleben immer destruktiver und hektischer gestaltet, zeigt mir, dass Menschen nicht in der Lage sind, ihr eigentliches Dasein zu begreifen. Gerade die sozialen Errungenschaften aus dem letzten Jahrhundert werden schon wieder zersetzt. Der angebliche besorgte Staat verschlingt jeden Einzelnen und verdaut ihn nach Bedarf.
Kriege entstehen oder setzen sich über Jahrzehnte fort, nur weil Menschen nicht mit Worten, überschaubare Probleme lösen können. Die Wunschrealität, die sich schon seit Jahrhunderten, nicht selten in religiösem Wahn widerspiegelt, führt zu Rassenhass und geistiger Dekadenz. Anderseits wird im Namen von Demokratie und Wohlstand das Weltgeschehen mit militärischen Mitteln durchgesetzt und führt zu sozialem Unfrieden, welcher wieder in Fluchten in religiösen Welten mündet oder weitere gewaltsame Konflikte schürt.
Und ich bin mittendrin.
Ich wäre niemals ein Pazifist, denn ich wäre immer bereit auf Gewalt zu reagieren.
Aber es gibt für mich keinen Grund Gewalt anzuwenden, und somit keine akzeptable Begründung für Gewalt. Sei es religiöser, politischer oder gefühlsmäßiger Natur.
Menschen müssen dennoch mit Gewalt leben. Es gehört zu uns.
Naturgewalten.
Gefühlsgewalten....der Affekt.

Es ist kein reduziertes Denken.

Stellen sie sich vor, sie leben 1938, das Prognom.
Würden wir nicht alle gegen die Nazis kämpfen wollen?
Nein, nicht alle.
Doch jeder weiß, dass er es nicht zu lassen dürfte!
Feigheit!?
Naivität?!
Was entschuldigt das?

Und so ging es mir schon am 11.September, als das WTC in sich zusammenstürzte, komischer Weise nicht anders als an jedem anderen Tag, wo ich in der Zeitung lese, dass Tausende Kinder im Irak verhungern, da man ein striktes Embargo verhangen hat, was natürlich die faschistoiden Anführer besonders schlimm trifft?!
Es bedeutete nicht mehr, als eine Schlagzeile über ein brennendes Haus, in dem zwei Familien verbrannt wären.

Jeder Mord bleibt Mord ! Dieses amateurhafte meschugge Attentat erfährt keine Wertung, denn staatlich geschützter Mord ist ebenso akzeptabel, er ist nur nicht so offensichtlich. Das internationale Wirken von Firmen und Aktiengesellschaften führt zu Vertreibung, sozialen Missständen, Umweltverschmutzung und wird von Staaten geschützt. Ebenso wird Hilfe unterlassen.

Aber niemand von uns reagiert so empört über die täglichen vermeidbaren Schicksale, die sich aus den weltweit verstrickten Machenschaften von Politik und Kapital ergeben.
Das schreibt ein Arbeiter?!
Verdammt, wo sind wir hingekommen? Aber das ist es, was mich so depressiv werden lässt und die Wahrheit erdrückt und es fördert meine Gewaltbereitschaft. Aber wogegen, oder wohin soll man nun die Wut entlassen?
Ich bin überzeugt davon, dass der 11 September wichtig war, um der westlichen Welt ihre Arroganz vor Augen zu führen, dabei ist es egal, ob es im Irrsinn einiger Weniger geschah, letzten Endes ist auch jeder Kinderschänder ein Teil unserer gesellschaftlichen Problematik. Allein das dieses Attentat von Menschen gegen Menschen durchgeführt wurde, sollte uns allen nach den wirklichen Gründen fragen lassen. Doch ein Individuum brauchen wir hier nicht zu rechtfertigen, denn sie sind egal. Jeder palästinensische Bombenleger, oder Alkaidakämpfer, genauso wie jeder GI, der in Afghanistan, Vietnam oder sonst wo sein Leben hergibt. Sie alle stehen nur für die Unfähigkeit menschlichen Zusammenlebens. Erschreckend!
Diese Gedanken ließen meine Depressionen aufblühen und in mir entstand der Wunsch auch so was zu tun. Ja, ich müsste doch auch ein spektakuläres Attentat durchführen, um all meine Wut zu entladen und der Welt zu zeigen, dass es so nicht weitergehen kann. "Depression ist nicht gelebte Aggression" hat wohl Mal jemand gesagt. Es bräuchte bei weitem nicht so blutrünstig sein. Es bräuchten eigentlich gar keine Opfer dabei sein. Aber es sollte allen Menschen zu denken geben.
Gerade vor Weihnachten 2003 stand ich kurz davor meinen Plan umzusetzen. Jeden Tag wurden die Nachrichten schlimmer, die Politik versagte weiterhin, die Verrückten regierten immer noch, das Wetter spielte verrückt und auch das Morden und Leiden ging weiter.
Seit Monaten hatte ich an einer Bombe gearbeitet, die in der Lage sein sollte, den Himmel rot zu färben. Es sollte ein Zeichen sein und der Menschheit zu denken geben. Ja, ich war so weit, dass ich den Glauben an die Menschen verloren hatte, sie schienen mir in der Summe ihrer Taten, dumm und unbelehrbar.
Ich hatte keine Ahnung, dass alles so schief gehen würde. Jedenfalls, als ich am 24.12.2003 meine Bombe inmitten Westeuropas zündete, ergab sich auf der Erde eine atmosphärische Störung, die zu einer drastischen Veränderung der Umweltbedingungen führte. Der Himmel verfärbte sich nicht rot, vielmehr verbrannte plötzlich jedweder Sauerstoff in der Atmosphäre.
Es dauerte kaum 10 Minuten bis diese Kettenreaktion den Globus umgab und nur weitere 10 bis man feststellen konnte, dass wohl kaum mehr als 10 % der Weltbevölkerung diesen Luftmangel überlebt hatten. Dies war nicht ganz in meinem Sinne.
Glücklicherweise erholte sich nach kurzer Zeit der Sauerstoffgehalt wieder und das normale Leben konnte weiter gehen.

Denkt darüber wie ihr wollt! Wer etwas verändern will, muss etwas riskieren und die Menschheit konnte einem neuen Zeitalter entgegen blicken. Dass ich überlebt habe, war nicht mehr als Zufall, doch somit hatte die ganze Angelegenheit noch einen netten Nebeneffekt, denn ich erkannte, dass es keinen Gott der Gerechtigkeit geben konnte! Ein wahrer Gott hätte mich davor bewahrt zum Massenmörder zu werden, nur weil ich die Welt nicht mehr verstand, aber alles was uns bleibt, ist die Hoffnung jeden Tag das Richtige zutun.
 
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Kommentare  

"Ein wahrer Gott hätte mich davor bewahrt zum Massenmörder zu werden" - wirklich? Vielleicht hätte er dich ja dazu angestiftet? Arche Noah? Und hinter mir die Sintflut?

Sich zuerst so eine unglaubwürdige Geschichte ausdenken, wo 90% der gesamten Menschheit an Sauerstoffmangel draufgeht, und dann den Schluss ziehen, dass Gott nicht existiert, verdient ja eigentlich keine Bewertung. Was mich vielleicht doch berührt hat, war das Allzumenschliche an dem Protagonisten, sein Alter, sein Weltschmerz, seine Verlorenheit - auch wenn letzteres nicht passt, zu einem Menschen, der mit 40 bereits mitten im Leben stehen sollte. Was das Politische und Halbwissenschaftliche betrifft, les ich doch lieber die Zeitung. Ich verstehe aber, dass die Ausführungen notwendig waren, um den Schluss glaubwürdiger zu machen. Es ist ja doch eine Geschichte und das rechtfertigt einiges, über das ich sonst hergezogen wäre, wie ein gieriger Aasfresser über Gedanken, die bereits tot waren, ehe sie geboren wurden. Ich meine: ich mag den Protagonisten nicht. Weder sein Selbstmitleid, noch seine Auffassung von Realität(en). Aber du erlaubst eine Distanz zu ihm, indem du ihn letztlich sehr fragwürdig handeln lässt. Mich würde interessieren, wieweit du dich mit ihm identifizierst?

4 Punkte für den netten Schreibstil!


Rian Ma (10.08.2006)

DANKE für den Mut deines Protagonisten!
s.


 (10.08.2006)

"Dabei fällt mir ein, habt ihr euch schon einmal die Frage gestellt: "Was ist eigentlich die Realität?"
----------------------------------------------
Realität ist immer das, was die Majorität für Realität hält. Alles andere ist für die Majorität "Lüge" oder "unwissenschaftlich".


Simon (24.10.2005)

Danke für den Feedback :-)

Ja, es ist nicht wirklich eine ganze Geschichte.
Sie sollte schon die Zerrissenheit des Protagonisten darstellen. Wenn man sich die Frage stellt, "Wer ist Schuld an diesem Dilemma?" Dann kann man nicht nur auf die Regierenden und Habgierigen zeigen, sondern muss feststellen, dass die Masse Mensch letzten Endes so gut wie alles mit sich machen lässt und jede Art von Leid und Demütigung erträgt.
Das Problem sollte nicht auf Überbevölkerung reduziert werden. Es ist die Frage nach wirklichen Werten im Leben. Erkennt man sie überhaupt noch? Muss man für diese nicht aufstehen? Leben wir nicht nur für die Befriedigung unserer Bedürfnisse?
Es ist ein innerer Dialog, der zu Aggressionen führen kann...
Dennoch --, immer optimistisch bleiben J
Mit freundlichen Grüßen Gert


Gert (23.07.2004)

Ups! Das erscheint zuerst mal über weite Strecken als ein philosophisches Essay über den Stand der Dinge in unserer Welt. Erzählt (oder geschrieben) von einem pessimistischen Sozialisten.
Die Auflösung der Geschichte ist ein Bruch mit dem bis dahin konsequent erzählten Realismus und überdies etwas zwiespältig! Hier ist der zweite Bruch: Wer etwas verändern will, muss etwas riskieren! Auch wenn 90% der Menschheit dabei drauf gehen. Das passt nicht ganz zum sozial-denkenden Menschen, der diese Farbbombe erfunden hat, zeigt aber umso besser seine Zerrissenheit. Das Ende impliziert damit die Meinung - oder könnte sie zumindest implizieren -, dass das vorherrschende Problem dieser Welt die Quantität der Menschen ist.
Da ich sehr ähnlich denke, wie der Erzähler (keine Angst, ich bin kein Bombenbauer! ;-)) und überdies auch gerne philosophische Bücher lese, hat die Geschichte mir eigentlich keine neuen Erkenntnisse gebracht. Sie ist dennoch eine hervorragend geschriebene und nachdenklich stimmende Lektüre!
5 Punkte!

Gruss


Ingo Gärtner (21.07.2004)

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