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Der Rasierer

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
Ich rasiere mich ständig. Mal die Beine, dann die Arme, die Brust, den Bauch und natürlich wird auch die Schambehaarung gründlich weggesäbelt.
Und bin ich mit einer Region fertig ist auch schon eine andere wieder dicht zugewachsen. Meine Härchen sprießen wie Unkraut aus mir heraus. Geht es mir gut wachsen sie schnell, geht es mir schlecht wachsen sie noch schneller.

Ich rasiere filigran meine Zehen, fälle die wenigen schwarzen Haare langsam und bedächtig in einer eigenen Meditation und denke dabei schon längst wieder an die Linie zwischen meinen zwei Pobacken. Da ist schwer dranzukommen. Im Wege steht der menschliche Körperbau und die Tatsache, dass man sich nicht wirklich auf den eigenen Arsch schauen kann. Ein Spiegel hilft dann auch nicht wirklich, weil man ja dann auch seine Bewegungen genau spiegelverkehrt umrechnen muss und das bekomm ich ja nun gar nicht hin. Hab es ja nicht so mit dem spiegelverkehrtem Bewegungsrechnen. Das sollen andere Menschen besser hinbekommen, die das studiert haben, aber ich bin da total unbedarft und wasche mein Gehirn in dieser Sache in einer Badewanne voll Unwissen.
Das ist der einzige Streifen Haar den ich stehen lasse und auch die einzige Region „ich“ die ich vor jeder Person verberge. Auch bei „Setz“, „Sechs“ oder wie das heißt. Ach ja „Sex“.

Ich bin mein eigener Herr und seitdem es diese Ich-Ag`s gibt bin ich gut im Geschäft. Ich bin völlig ausgelastet, die Aufträge, die ich mir erteile füllen meinen Tag völlig aus. Morgens schaue ich zuerst auf meine Arme und es wäre sehr merkwürdig, wenn ich dann nicht schon die ersten Stoppeln begrüßen dürfte. Die quetschen sich sachte durch die Haut, verstecken sich in den Ausfransungen der Poren und denken, sie kommen mit einem gespaltenen Haar davon. Aber nichts da. Wird alles weggeputzt, weggeschabt, eliminiert, vernichtet und bei Bedarf mit einem Feuerzeug weggebrannt.
Dann mal schnell den Schlüpfer angehoben, hinduchgeluschert und geäugt und mit einer Pinzette gezupft. Aua, aua, das tut dem Auftraggeber manchmal sehr weh. Doch die Bezahlung ist gut. Neue Aufträge. Ein Beschäftigungskreislauf der mir die Langeweile vom Geist nimmt. Ohne würde ich sicher in einer Couch liegen, mich mit Bier und Würsten voll stopfen und mit 40 einen Fetttod sterben. So aber bleibe ich agil, frisch und stets gut geschert.

Einfach sind die Beine zu rasieren. Ein großer Bereich, der sich von den Füßen bis zum Po hinzieht. Das waren mal richtige Lockenwälder mit einer eigenen Flora und Faune. Da haben Tiere gelebt, die es nun niemals mehr irgendwo geben wird, es sind Sporen gewachsen, die nun verloren sind. Man wetzt die Klinge immer hin zum Fuß, niemals anders herum, weil es dann zwiebelt, sticht und manchmal auch blutet.
Man muss sein Bein fühlen dabei und es mit dem Rasierer verbinden. Eins werden mit dem Vorgang. Seine Gedanken abschalten und selbst Klinge sein. Das gelingt mir und es macht mir große Freude.

Angefangen hab ich ganz normal mit meinem Gesicht. Den Bart hab ich mir nie stehen lassen und werde es nie vorhaben. Ich kenn mich doch. Mach ich nicht und will ich nicht. Niemals nicht. Mit 16 Jahren hab ich die ersten Striche gekappt und von Jahr zu Jahr wurden die Fussel im Waschbecken mehr. Heute kleben am Rand nach Wasserablass mehr Haare, als ein Dachs an seinem Schwanze trägt. Das wurde nicht nachgezählt. Eher nach pi mal Daumen geschätzt.

Dann kam die erste Freundin und weil sie oral gerne hatte und ich auch, ließ ich mich überreden mir die Schamhaarpartie zu beseitigen. Schnell merkte ich, dass oral so noch besser wurde. Das motivierte mich ungemein.

Und Pickelchen und Juckereien bekomme ich da längst nicht mehr. Immer wieder schickt mein Körper kleine Haararmeen die sich meine Haut erobern wollen, aber mein Schaum ist gut und meine Augen und Messer scharf. Jeden Tag Krieg, jede Nacht spüre ich wie die Köpfe durch meine Poren stechen. Doch ich schlafe ruhig weiter. Ich brauch kein Orakel sein um zu wissen, dass ich gewinnen werde.


Ich bin stolz auf meinen Beruf. In Deutschland bin ich der einzige Selbstrasierer. Es gibt keinen wie mich. Na ja sowieso ist ja jeder Mensch einmalig. Wobei ja auch einmalig beschissen.
Aber irgendwer muss den Job ja auch machen.
Bevor mir die Ausländer die Arbeit wegnehmen rasiere ich mich lieber selbst. Die ganzen Türken, Afrikaner und so. Von denen möchte ich nicht rasiert werden. Die können das ja auch gar nicht richtig. Rasieren sollten sie sich in ihrem Land. Deutsche sollten sich selbst oder halt deutsch rasieren lassen. Ist ja eine ganz andere Rasierkultur. Die rasieren sich ja gegen den Strich und freuen sich wenn sie bluten. Die sind ja alle pervers und gehören in ihre Länder verfrachtet. Fürchterliches Pack.

Da muss man aufpassen, dass man keine Krankheiten bekommt, wenn man von solchen Leuten angefasst wird. Nee, nee da rasiere ich mich lieber mit eigener Hand. Nur ich weiß, wo es besonders prickelt und was ausgelassen werden darf. So ein Bimbo würde mir doch sicher meine Augenbrauen wegschneiden. Die Wimpern wären dann sicher auch weg und wenn ich ihn anzeigen würde, käme heraus, dass er schon wieder in Uganda untergetaucht ist. Da ist doch auf nichts Verlass. Das bringt doch nichts. Verdammte Scheiße.

Achseln rasieren ist für mich das Schönste. Nicht nur die Haare beseitige ich, sondern auch meinen Geruch. Man brauch ungefähr 30 % weniger Deogewäsch und das ist sicher auch irgendwo bewiesen und nachgeprüft worden. Einfach mal nachgoogeln unter „Achselwegmachriechprobe danach“.

Es gibt nur Vorteile für die Vollkörperrasur.

Ich kann nur alle Arbeitslosen dazu aufrufen Selbstrasierer zu werden. Damit meine ich aber nicht nur Bart oder so. Nee, nee richtig arbeiten. Mal die Knochen aus den Sesseln schwingen und mit einer Klinge den Körper befiedelt. Die ganzen Jugendlichen sollten mal von der Straße ins Bad. Da hilft auch nicht das die Ausrede „Ich kann nicht schreiben und lesen“. Die Sprache des Körpers versteht jeder.

Ran an die Rasierer. Jetzt!
 
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Kommentare  

amüsant und nicht schlecht
im ernst: ich finds witzig und gut
4pkt.


jaana (29.12.2004)

Aha!?! Versteh wirklich nicht, was du damit sagen willst!

Lena (11.12.2004)

Das ist hier nichts als selbstgefällige, effekthaschende Kakographie - nicht lustig, nicht tiefsinnig nicht ...
Was soll das?


 (10.12.2004)

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