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Der Rollstuhlmann

Fantastisches · Kurzgeschichten
Tim und Michael sahen den Mann im Rollstuhl kommen. Sie saßen schon geraume Zeit wartend auf der Bank vor dem Spielplatz und wünschten sich den Rollstuhlmann herbei. Er war nett zu ihnen und versorgte sie mit billigem Bier und manchmal auch ein paar Zigaretten. Er war sehr darauf bedacht, das sich „seine Jungs“ immer schön brav um drei Uhr nachmittags am Spielplatz einfanden. Dafür, und für so manches andere, bekamen sie dann auch ihren Alkohol und wer wie diese Jungs Kinder sozialschmarotzender Eltern ist, der war froh um die tägliche Portion Realitätsverlust.
Tim stand auf und sagte zu Michael im Flüsterton: „Hat er dich schon mal angefasst?“ Michael nickte. „Er wollte, das ich ihn nach Hause begleite, aber ich habe mich nicht getraut. Er hat gedroht, mir nichts mehr zu geben. Ich glaube, er hat Probleme mit Steve gehabt.“ Tim fuhr herum und sah in mit aufgerissenen Augen an. Steve war Tims kleiner Bruder.
„Du wusstest es nicht?“ Der Rollstuhlmann war nur noch zwanzig Meter entfernt. Michael sprang auf, um Tim sofort am Arm zu packen und fragte noch mal. „Nein,“ flüsterte Tim in abgrundtiefem Hass mit glühendem Blick auf den Rollstuhlmann, „nein, nicht Steve.“
„Du wirst ihm nichts tun“, drohte Michael.
„Ich wünschte, er würde tot umfallen“, sagte Tim.
Das tat der Rollstuhlmann dann auch. Zehn Meter vor den beiden kippte er vornüber aus dem Rollstuhl, zuckte ein paar mal und verstarb grinsend mit Schaum vor dem Mund. Michael hielt seinen Freund immer noch am Arm fest.
„Warst du das?“ Michael bekam es jetzt mit der Angst zu tun.
„Nein.“ Tim drehte sich zu Michael und blickte ihm tief in die Augen. „Ich glaube nicht.“
 
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Kommentare  

Hmm, interessanter Ansatz für eine Neuinterpretation. Danke, Susi

Christian Ertl (08.08.2009)

Ja so wie ich das sehe hat der kleine Steve wohl den Rollstuhlmann auf dem Gewissen. Das Grinsen könnte seine Ursache im übermässigem Missbrauch von Betäubungsmittel haben.
Ich könnte mir vorstellen, das der Genuss des Knaben dem guten Mann nicht sonderlich bekommen ist.


Susi TeenageMatadora (08.08.2009)

Vielen Dank für Deine Meinung, Chris...

...also: Ich habe einige Ideen im Kopf für (meiner Meinung nach) ziemlich gute Geschichten. Diese Storys haben dann auch bestimmt eine Aussage (na ja, wenn eh nicht schon alles irgedwann mal gesagt worden ist?). Spaß beiseite: Mit diesen Kurzgeschichten wie "Der Rollstuhlmann" geht es mir in erster Linie um die Übung. Aber wenn Du und auch einige andere (andere Foren) sagen, da steckt Potential in den Geschichten, dann sollte ich mir ernsthaft mal Gedanken zur Überarbeitung machen. *freu*

MfG
Chriss


Christian Ertl (07.02.2005)

Du schreibst also, um zu schreiben und willst nichts damit sagen.
Nicht, daß eine gute Geschichte einen Sinn bräuchte, aber warum schreibst du?
Falls du Geschichten schreiben willst, empfehle ich, diese noch mal zu überarbeiten. Daraus lässt sich auf jeden Fall etwas machen.


Chris Stone (07.02.2005)

Jubel, Balsam für eine geplagte Schreiberseele...

Christian Ertl (04.02.2005)

Ich dachte, es gäbe einen tieferen Sinn. Aber wenn es keinen gibt, ist das natürlich absolut in Ordnung.
Dann dürfen ruhig viele Fragen offen bleiben.
und in Sachen Schreibübung: gut geschrieben ist das auf jeden Fall!


Lena (03.02.2005)

Wollte eigentlich nur mal was schreiben, damit ich etwas Übung bekomme. Ja, die Formulierung "Sozialschmarotzer" ist SEHR unglücklich gewählt und ich werde es in Zukunft vermeiden, solche Begriffe zu benutzen. In dieser Geschichte geht es aber nur darum, mal was geschrieben zu haben. Also der tiefere Sinn ist mir selbst verborgen.

Christian Ertl (03.02.2005)

??????? Was genau sagt mir das jetzt???????
Dass "sozialschmarotzende Eltern" (die Formulierung stört mich erlich gesagt sowieso) besser keine Kinder kriegen, damit die nicht von bösen Männern missbraucht werden?
Warum sitzt der Mann eigentlich im Rollstuhl?
Wen kritisierst du? Die Eltern, die Kinder oder den Mann?
Warum fällt der Mann zuckend aus dem Rollstuhl? Und warum hat er dabei Schaum vorm Mund?
Ich bin ja ein echter Fan von offenen Enden und Geschichten, die viel der eigenen Phantasie überlassen, aber in diesem Fall bin ich nur verwirrt...
Ich habe ehrlich keine Ahnung, wo ich ansetzen soll, um mir Gedanken über den Sinn der Geschichte zu machen. Und nachdem du wahrscheinlich zum Denken anregen willst, fände ich es super, wenn nicht soooo viele Fragen offen bleiben würden.


Lena N. (03.02.2005)

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