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3 Seiten

Einschalten und ausschalten- das will gelernt sein

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten
© Bianca
Lange genug ist es wieder gut gegangen, doch nun müssen die Zicken wieder zeigen, dass sie noch unter den Lebenden sind. Woche für Woche habe ich mir den Hintern am Schreibtisch wundgesessen und dämliche Rechnungen geschrieben. Nun habe ich endlich frei und versuche das Leben ein wenig zu genießen. Aber nein, da riecht der Eine, dass ich frei habe und dort der Nächste. Klar möchte ich euch alle wiedersehen, aber eins nach dem Anderen. Das könnt ihr natürlich wieder nicht verstehen und so muss ich eben einen anderen Weg einschlagen und ich beschliesse alle auf einmal an den gleichen Treffpunkt zu schicken und dann gemeinsam mit ihnen etwas zu unternehmen. Doch ach wie ist die Konkurrenz so groß, die eine mag nicht mit der anderen und die nächste behauptet wieder es sei alles in Ordnung, zieht aber das längste Gesicht des Jahres. Kein Kaugummi der Welt würde dem Stand halten. Ich versuche eszu ignorieren, erfreue mich am Leben und stelle meinen Käse und die Flasche Wein in den Sand. Es ist fast wie Urlaub, nur die Atmosphäre zeigt eindeutige schlechte Schwingungen. Um diese weiter in den Hintergrund schicken zu können, schnorre ich mir eine Kippe, öffne die Flasche Wein, schneide ein Stück Käse ab und lege mich genüßlich in den Sand. Dabei schaue ich in den Himmel beginne zu summen und somit die anderen auszuschalten.
Frauen sind so anstrengend. Aber warum? Ich bin doch selber eine. Liegt es daran, dass ich nur mir Jungen aufgewachsen bin und daher schon ähnliches Denken angenommen habe? Obwohl, eigentlich denke ich gar nicht männlich...Hm was ist genau männliches Denken? Jedenfalls nicht so, wie es sich hier gerade abspielt. Nur um etwas zu sagen, erzählt die eine von ihrem anstrengenden Unileben, dem leeren Portmonaie und die nächste von ihrer Lehrstelle. Die andere liegt ebenso genüßlich wie ich neben mir und raucht. Dann tritt Stille ein. Normalerweise habe ich mich in solchen Momenten als Clown eingeschaltet, aber mir ist das mittlerweile zuwider. Wozu sollte das gut sein, nur um die Stille zu unterbrechen? Ich schaue einfach weiter in die Sterne und beginne zu singen. Ganz schön schräg. Es werden Gespräche über die neuesten Bands geführt und plötzlich werde ich hellhörig und wütend. "Jaja, da wollte ich in diesem Jahr ja hin, aber dann hat es sich ja wie so häufig zerschlagen!"
Hey! Ich weiß genau wie das gemeint war, denn zu diesem Konzert wollten WIR zusammen hin und DU hast sogar gesagt, dass wir zu einem anderen gehen sollten und dafür dieses sausen lassen! Nun drehst du es dir wieder so wie du es gerne hättest, nur weil du sowieso schon scheisse drauf bist. Nein, ich drehe mich nicht um und werde ihr diese Worte sagen. Ich ignoriere es so gut es geht und schnappe sie mir in einer stillen Stunde. Streiten vor anderen mag ich nicht. Aber entschuldigen werde ich mich auch nicht, denn dazu gibt es keinen Anlass. Es ist ihre Art darzustellen, dass ihr vor langer Zeit etwas nicht gepasst hat. In tiefen Momenten lässt sie es dann über andere mal andeuten. Austeilen kann sie ganz gut, verstehen kann sie ja sowieso keiner außer sie sich selbst. Wie soll man ihr da zuhören? Es ist ja sowieso nur verschwendete Zeit, da an der schlechten Welt einfach nichts mehr zu ändern ist. Zuhören ist ein weiterer Stichpunkt. Das kann sie auch nicht, denn sie hat sowieso nur ihre Probleme im Kopf, so dass sie xmal nachfragen muss, wann dieses oder jenes so und so ist. Es bringt mich noch um den Verstand, aber da ich anscheinend auch die "unehrliche" weibliche Art an mir habe, sage ich nichts und rege mich innerlich auf. Das wird auf Dauer Magengeschwüre verursachen. Mein Gehirn schaltet ab. Ich "leihe" mir noch eine Zigarette und beginne ein Gespräch mit meiner Spenderin. Wir reden über alte "Freiwilligenzeit" und beginnen und vor Lachen zu igeln. Wir waren 13 WG-Mitglieder wovon über die Hälfte morgens mit einem Joint als Frühstück den Tag begann. Anschließend quälte sich jeder zur Arbeit mit der Vorfreude auf den Abend, denn da stiegen die Partys, Konzerte und Videodrehs bis in die frühen Morgenstunden. Die Aschenbecher waren unter den Zigarettenkippen nicht mehr zu sehen und Essbares war von Unessbaren nicht mehr wirklich zu unterscheiden. Nicht selten standen wunderbare Köstlichkeiten in unseren Kühlschränken, die schon zu leben begannen, weil wir sie einfach von ein auf den anderen Tag vergessen hatten. Ich beginne mich zu schütteln und zu ekeln und frage mich, wie ich es dort so lange aushalten konnte. Wenn ich uns heute anschaue, dann sind wir ganz normal. Schon etwas langweilig. Studieren, gehen arbeiten und genießen die freie Zeit. Party bis fünf Uhr morgens und dann ab sechs direkt acht Stunden arbeiten- das können wir uns beide nicht mehr vorstellen. Dabei ist das Ganze erst sechs Jahre her. Wir beginnen zu lachen und bezeichnen uns als alte Tanten. Obwohl wir nach dieser Zeit noch ein weiteres halbes Jahr zusammen gewohnt haben, lebten wir uns danach erstmal auseinander. Unsere Lebenstile harmonierten nicht mehr und so zog ich aus. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir wieder normal miteinander umgehen konnten und heute ist es fast wieder wie damals. Darüber freue ich mich, sage aber nichts, sondern genieße den Moment. Endlich harmoniert etwas. Auf meiner anderen Seite geht die Welt zum zehnten Mal an diesem Tag unter, denn es sollte doch angeblich regnen, aber die Vorhersage tritt nicht ein. Eine Katastrophe. Auf niemanden kann man sich verlassen und nächste Woche muss sie auch noch eine Woche lang durcharbeiten. Meine Güte was für Job will sie später ausüben? Einen in dem man nur einen Tag arbeiten muss und dann den Rest des Monats frei? Mein Gehör schaltet sich schon wieder aus und ich beginne zu grinsen, denn es ist doch sehr erfreulich, dass es nach fast drei Jahrzehnten geklappt hat, endlich weghören zu können und nicht zu reagieren.
 
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Kommentare  

Herrlich, wäre es eine Forsetzungsgeschichte, würde ich meinen Saft bzw. Gedanken nun dabei geben, denn mir kamen einige Dinge so bekannt vor... Freut mich dass du weghören kannst. Dass ist nicht einfach, aber wirklich zwischendurch angebracht. Kenne solche Situationen auch, wo ich mir dann einfach nur meinen Teil denke, ähneliche Dinge passieren. Ich habe ein richtiges Grinsen auf den Backen am Morgen, wegen diesem luftig lockeren Text. Mir gefällt deine Art wie du schreibst und vor allem was du schreibst.
Manchmal gehen mir dir Frauleute auch auf den Senkel, auch wenn ich selbst wahrscheinlich zwischendurch das schrecklichste "Frauleut" bin, was es gibt. Aber mit Männern (freundschaftlich) kann ich es manchmal auch besser. Da wird nicht viel über Figur, Schminke oder ähnliches geredet... Neulich hat mir Jemand gesagt, ich sei burschikos ;) Wir waren am Rhein und an der Haltestelle der Bahn hat der Fahrer noch Eine geraucht und hatte noch den Schlüssel im Fahrerhaus. Ich meinte zum Spaß, dass es ja unverantwortlich sei, denn man könnte ja einfach wegfahren. Darauf meinte der Freund meiner Freundin, dass darauf nur ein Mann kommen könnte...*lol* So, genug geschwatzt... Schönen Tag noch, Gruß Sabine


Sabine Müller (24.07.2006)

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