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Belanglosigkeiten

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
© Middel
Ich verfing mich wieder in Belanglosigkeiten, versuchte mich abzulenken und nicht an dich zu denken. Malte mir aus, wie weit ich von dir entfernt sein müsste, um dein Parfum nicht mehr in der Nase zu haben, deine Nähe nicht mehr zu spüren. Ich stellte mir vor, gedanklich einfach von hier fortzutreiben, von hier, wo mich alles an dich erinnerte. Irgendwo in mir musste es doch einen Fleck geben, der noch nicht von dir bewohnt war. Ich musste nur danach suchen, einen Planeten finden, der nicht deinen Namen trug.

Und je weiter ich gedanklich versuchte in eine andere Welt hinabzugleiten, desto näher spürte ich dich, spürte deine Hand in meiner und deine Stimme drang sacht an mein Ohr. Ich wollte schreien, dich aus mir verbannen, doch es schien mir unmöglich. Du warst überall. Ich sah dich beim Tanzen, schmeckte deine Lippen, atmete deine Luft und wusste, dass ich ohne sie nicht leben konnte, an ihr langsam aber sicher erstickte.

Ich erkannte, dass es diese Belanglosigkeiten waren, die dich von mir wegtrieben, gleichzeitig aber in mir gefangen hielten. Ich wollte dich aus mir befreien, um wieder frei atmen zu können, doch es gelang mir irgendwie nicht. Dir war das alles zu viel geworden hattest du gesagt. Ich würde dich erdrücken, dir die Freiheit nehmen, nun nahmst du sie mir, ohne da zu sein. Du müsstest dich entwickeln, neue Sachen ausprobieren, Erfahrungen sammeln. Wie gerne würde ich das Gleiche sagen können, ohne lügen zu müssen! Ich ließ dich gehen und fühlte mich gut dabei. Zumindest bildete ich mir das ein. Ich war gewillt meinen Weg alleine zu gehen, doch aus dem Loch, in das ich fiel, kam ich alleine nicht heraus. All Jene, die mir helfen wollten, stieß ich davon, versteckte mich und verfing mich in die Belanglosigkeiten.

Und belanglos war alles ohne dich. Selbst die Farben schienen blasser und die Sonne dunkler. Du hingst wie ein Gewicht an mir, es zog mich tiefer und tiefer in mich und weg vom Leben.
 
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Kommentare  

Allerweltstränendrüsendrück0815tagebuchtherapieschmus

angeödet (24.06.2007)

sehr feinsinnig aufgeschrieben
die bilder kommen schnell und gewaltig
solch schlimme phasen muss offenbar fast jeder durchmachen
entweder geht man erstarkt daraus hervor oder man geht dran kaputt
ich wünsche dir ersteres


cronos (23.06.2007)

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