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Wenn Blicke töten könnten!?

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Diesen Satz hört man immer mal wieder.
Aber ist man sich dessen Schlagkraft überhaupt bewusst?
Töten? Einen Menschen umbringen? Meist wegen einer nichtigen Sache?
„Nein, so ein Quatsch. So mein ich das doch gar nicht.“
Natürlich können Blicke NICHT töten! Oder etwa doch? Verunsichert?

Manchmal zweifle ich daran! Denn haben Sie - verehrter Leser - schon mal in die Augen eines afrikanischen Kindes gesehen, dass einsam und hungernd am Straßenrand kauert; die dreckigen Abgase einatmen muss, die die Rover der reichen Weißen ablassen?
Und in dieser Einsamkeit sitzt das Kind nun so da, denkt vielleicht an seine verstorbenen Eltern oder überlegt, wo es als nächstes Nahrung auftreiben kann. Ein Weißer geht vorbei. Würdigt das Kind keines Blickes. Stattdessen sture Ignoranz. Klar, so was wie dieses nervige Ding gibt es hier viele.
Eine Träne kullert, läuft die Wange hinab.
Ein Blitz.
Ein Fotograf einer Kinderschutzorganisation hat den Fotoapparat gezückt und knipst ein zweites Mal ab. Ohja! Das Bild wird sicherlich ein riesigen Erfolg bringen, wenn es mal zu Tausend abgedruckt einen Werbeflyer dieser Hilfsorganisation schmückt, die damit dann „Kunden“ wirbt, die schön eifrig den Geldbeutel zücken sollen, damit es den Kindern besser geht.
Sieht das Kind auf der Straße, das - aus Angst vor den Fotoblitzen - weggerannt ist, von diesem Geld einen Cent? Nein! Mit Sicherheit nicht, denn bis dahin ist es ganz bestimmt schon tot...

Aber ich mein mit den Blicken eben genau nicht, ob Sie schon mal einen dieser Werbeflyer betrachtet haben. Okay, zugegeben. Jene bringen einen schon zum Nachdenken. Aber ich meine, ob Sie schon mal wirklich in die Augen von genau diesem Kind geschaut haben, das da an dieser Straße sitzt. Haben Sie? Nein, haben Sie nicht!
Da zückt doch der werte Herr (oder Frau) lieber den Geldbeutel, gibt dieser Organisation was sie will, nämlich Geld und fühlt sich erleichtert, helfen zu können. Helfen? Das ist nicht lache. Was hat denn Geld geben bitte mit Hilfe zu tun?
Natürlich gibt es im Deutschen den ach so tollen Begriff „finanzielle Unterstützung“. Ohne die könnten viele Organisationen gar nicht überleben und somit auch nicht die Kinder auf der Straße. Vielen Dank an den Geldgeber! Der ist erstmal erleichtert und sorgenfrei, bis eines Tages wieder so ein schöner Flyer den Weg in seinen Briefkasten gefunden hat. Noch einmal lässt sich der werte Herr das gefallen, allerdings zahlt er jetzt schon stirnrunzelnd seinen Beitrag. Das geht vielleicht noch ein- zweimal gut, das dritte Mal reicht es ihm aber dann und kündigt. Sollen andere jetzt mal ein wenig spenden!
Und das Kind auf der Straße weint, während der Fotograf von dannen zieht.
Aber der werte Herr sieht das ja nicht, denn...
er kann ja nicht in die Augen des Kleinen schauen! Und dessen Blick würde ihn sicher... okay, lassen wir mal die Katze im Sack oder besser: das Kind auf der Straße und kommen wir zurück auf unseren Blick, der ja angeblich nicht töten kann.

Mit dem Beispiel kann auf jeden Fall eines bewiesen werden: Blicke können in jedem Fall sehr, sehr weh tun! Aber töten?

Nun, schon mal die eigene Mutter weinen sehen? Dann schon mal sich selbst dafür verantwortlich gemacht und gleich mitgeweint? Die eigene Mutter weinen sehen gehört zu den schlimmsten Dingen, die einem widerfahren können. Vor allem wenn man noch ein kleiner Spund ist und nicht so recht weiß, was man tun soll. Schließlich sind die Erwachsenen Vorbild und Weinen wird doch immer als Schwäche dargestellt. Also was tun? Bei sehr sensiblen Menschen kann so ein An-Blick die tiefsten Emotionen entfachen, kann einen in das dunkelste Loch stürzen, aus dem es meist nur ein Ausweg gibt... im Keller hängt ein Strick! Der An-Blick der Mutter kann in diesem Falle also wirklich...

Okay, also wir hätten da den Blick des einsamen Kindes auf der Straße. Dann den verweinten Blick der eigenen Mutter, wenn es einem selbst gerade nicht so gut geht. Doch eigentlich wollen wir ja den Blick, den wir auch meinen, wenn es heißt: Wenn dein Blick jetzt...
Sie wissen schon!
Gehen wir nochmal ein paar Zeilen zurück:
„...Würdigt das Kind keines Blickes...“. Aha! Und wenn? Was wäre das für ein Blick? Es gibt nicht viele Möglichkeiten - vor allem nicht, wenn es der genervte werte Herr ist, der jetzt schon eine Klage einreichen musste, weil diese blöde Organisation immer noch Werbeflyer bei ihm einwirft - denn wenn es so einer ist, dann... ja dann, kann sein Blick...

Denken Sie mal drüber nach!

Wenn Blicke töten könnten...

Viele sind schon tot!


Lukas M
 
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Kommentare  

Hi das stimmt! Blicke können töten. Aber nur wenn man sie im Herzen trifft. xD
Naja kriegst nen grün von mir^^


Michael Drake (14.10.2009)

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