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Tafari Adisa Kapitel 1 (2)

Romane/Serien · Fantastisches
Es waren zweibeinige, bunte Reptilien mit schlankem Körperbau, die etwa ihre Größe hatten und schnalzende Töne von sich gaben. Nachdem die Geschöpfe die Mitte des Waldwegs erreichten atmete die Frau kurz und hörbar ein, sie erkannte mit geweiteten Augen zahlreiche Missbildungen, die bei jedem von ihnen anders ausgefallen waren und bis zu fehlenden Gliedmaßen hinreichten. Einige der Geschöpfe legten die Köpfe zur Seite und beäugten sie vorsichtig, aber die alte Frau kam nicht mehr dazu sich zu fragen was das nun wieder für Wesen sein sollten, oder ob sie friedlich waren.
Bilder blitzten vor ihren Augen auf, Bilder von grausigen Experimenten: Wissenschaftler testeten in großen, weiß gefliesten Laboratorien diverse Substanzen an einer Vielzahl von kleinen wirbellosen Tieren, wie Schnecken und Würmern, aber auch Kleintieren wie Mäusen, Ratten und Hammstern. Sie verabreichten ihnen Spritzen oder ließen sie irgendwelche Tabletten schlucken, sezierten sie, fügten ihnen künstliche Organe ein. Auf den Arbeitstischen standen Metallplatten mit blutverschmierten Sezierbestecken und kleine Schälchen in denen sich Organe und Gewebeproben befanden. Die Schränke waren verschlossen, aber durch das Sicherheitsglas waren, zwischen zahllosen Knochen und Organmodellen und Gläsern mit eingelegten, organischen Materialien, deutlich in Kunststoff gegossene, auf Platten gespannte Tierkörper zu erkennen Die alte Frau vernahm die Geräusche von Operationsgeräten, Computern und einer Abzugshaube Sie hörte überall Schritte und hallende männliche und weibliche Stimmen verschiedenen Alters, die durcheinander redeten, sodass sie nur wenige Gesprächsfetzen verstehen konnte.
„Seht her, endlich ein überlebendes Exemplar, der erste seiner Art, der keine Pflanzen mehr anfrisst.“
„Sehr gut, wenn er jetzt schon in der Lage ist Sand zu verdauen, werden wir den Organismus bald auch auf Stein umprogrammieren können.“
„Dazu benötigt er jedoch ein stabileres Gebiss, dass könnte ein Problem werden…“
Plötzlich wechselten die Bilder, wieder in ein Laborszenario, aber diesmal war es sehr dunkel, nur wenige, allerdings recht schwach leuchtende Lampen tauchten den Raum in ein trübes Zwielicht, es wimmelte von hohen Behältern, in denen sich gelbliche und grünliche, Bläschen bildende Flüssigkeiten befanden, und mitten in diesen Substanzen konnte sie verschiedene Entwicklungsstadien erkennen, allesamt echsenartige Wesen, die über Schläuche beatmet wurden. Durch ihre gekrümmten Körper zogen sich viele dünne Drähte und Kabel, sie hatten die Gliedmaßen eng zusammengezogen, an ihren Zuckungen konnte man erkennen, dass sie durchaus nicht schliefen, die Augen waren aber bei den meisten geschlossen.
Und wieder diese Stimmen, aber diesmal waren es tiefe, recht jung klingende Männerstimmen: „Endlich ist uns der Durchbruch gelungen, es wird bald wieder Dinosaurier auf diesem Planeten geben.“
„Wir müssen nur die Ursache für die unkontrollierten Gewebewucherungen finden und beheben, dann werden wir Reich, jeder auf dieser Welt wird den Namen dieses Konzerns kennen.“
Es folgte Ein lautes Getöse, als ob Glas zerbräche und Gegenstände umgestoßen oder geworfen würden.
„Nein- verdammt - schnell, fangt sie, sie sind gerade abgehauen!“
„Macht schon, Beeilung!...“
Jetzt bewegten sich immer schneller die Bilder all dessen vor ihren Augen, was sie bisher gesehen hatte, ihre Pupillen fingen von den hektischen Bildwechseln an zu schmerzen, die Konturen begannen zu verschwimmen.
Eine tiefe, nicht menschliche Stimme sprach zu ihr: „Du kannst es verhindern.“
Verständnislosigkeit zeigte sich auf der Miene der Weißhaarigen: „Aber das liegt außerhalb meiner Macht“, widersprach sie mit zitternder Stimme, „wie soll ich…“
Die Stimme unterbrach sie energisch, doch sie sagte nur ein einziges Wort: “Tafari Adisa!“
Darauf folgte schockiertes Schweigen, die Augen der Frau weiteten sich und sie atmete hörbar ein, ihr Gesicht wurde finster.
„Nein - niemals“, sagte sie schließlich in lautem Ton.
„Nur er kann es verhindern, du weist es längst“, beharrte die übernatürliche Stimme und hallte wie ein Echo mehrmals wieder.
„Er…er würde uns… vernichten!“ Rief sie verzweifelt, aber dennoch wütend.
Die hallende Stimme veränderte ihre Tonlage nicht, es schien, als würde sie von jemandem stammen, der kaum Gefühle besaß: “Ich werde dir die Wahrheit zeigen, du musst es verstehen.“
Die wirbelnden Szenen verlangsamten sich, zuckten kurz und änderten dann ihr Motiv in Rückblicke aus der Vergangenheit. Sie sah ihre Vorfahren auf einem großen mit Runen und Säulen verzierten Platz aus weißem Kalkstein, der ringsum von niedrigen Treppenstufen umgeben war. In der Mitte befand sich ein riesiger Altar, hinter diesem war eine gut zwei Meter hohe, dicke Steintafel platziert. Viele Diener schmückten die Säulen mit diversen Pflanzen und fügten Edelsteine in verschiedenförmige Fassungen ein, auf dem Altar breiteten sie eine große Anzahl Lebensmittel aus, wobei sie allerdings die Mitte der Platte freiließen. Bis hier schien es, dass sie gerade die Vorbereitungen für ein bedeutungsvolles Ritual trafen, zwar keine häufige Angelegenheit, aber dennoch nichts, dass langwierige Konsequenzen nach sich zog, dachte sie jedenfalls.
Nun allerdings traf ein Priester in Begleitung der beiden Stammesführer ein, hinter ihm folgten bewaffnete Wächter und um die Plattform herum sammelte sich das Volk. Ein par Diener brachten verschiedene Tiere herbei und einige in Kutten gehüllte junge Frauen und Männer. Der Priester entzündete zwei Schalen mit Öl, durch das Licht der Flammen leuchtete seine aus weißer Seide gefertigte Robe, als währe er eine Art Lichtwesen. Die schwarzen, kantigen Schriftzeichen um seine Handgelenke und auf den Schultern zeichneten sich sehr stark von der kaffeebraunen Haut ab, das Gesicht blieb, wie übrigens bei allen anderen Personen ebenfalls im Dunkeln. Der Häuptling trat in Begleitung seiner Gemahlin vor die Menge und rief ihnen etwas zu, auch die Frau richtete das Wort an ihre Untertanen, doch diese Sätze konnte die Weißhaarige nicht hören, sie waren wohl Teil einer für sie momentan bedeutungslosen Willkommensrede. Beide waren in prächtige, pechschwarze Gewänder gehüllt, die mit Goldrändern gesäumt und ebenfalls aus Seide gefertigt waren. Sie trugen edlen, sehr filigranen Schmuck aus Gold und Silber, der durch ihre dunkle Haut noch mehr zur Geltung kam und waren auch recht groß gewachsen. Die Stirn der schlanken Stammesführerin zierte ein mit Perlen verzierter Stirnreif, ihr wallendes, langes schwarzes Haar glänzte in der Sonne. Ihr Gemahl war ein Stück größer als sie und sehr muskulös, auf seinem Haupt thronte eine mit Federn und Diamanten verzierte silberne Krone.
Die Menge jubelte und neigte ehrfürchtig die Häupter, dann geschah das Unfassbare, der Priester brachte das Volk mit erhobenen Armen zum Schweigen und legte die rechte Hand auf ein großes Schriftzeichen in der freien Mitte des Altars, dann redete in einer fremden Sprache, woraufhin das geschwungene Zeichen pulsierend in verschiedenen Farbtönen schimmerte. Anschließend nickte er den Wächtern hinter sich zu, die jungen Männer und Frauen umkreisten die steinerne Tafel, jeder von ihnen hatte ein Tier an einem Strick oder auf dem Schoß bei sich und hinter den Personen stand je ein bewaffneter Mann. Der Priester befand sich nun vor der Steintafel und las den Text vor, der darauf geschrieben stand, die zwei Stammesoberhäupter befanden sich zur selben Zeit vor den beiden gewaltigen Säulen und strichen mit den Handflächen über einige der Runen darauf. Als der Text zu Ende gelesen wurde leuchteten die eben berührten Zeichen und sie lasen gleichzeitig einen Satz in derselben fremden Sprache vor. Sämtliche R wurden darin gerollt, die Wörter vielen meist recht kurz aus und wenn einmal ein längeres darin vorkam, so wurde vor diesem ein n` gesprochen. Kurz darauf verfiel der Priester in einen monotonen Sprechgesang, der das folgende Szenario im Hintergrund begleitete, die Männer und Frauen zogen Messer hervor und erstachen, die sich bei ihnen befindenden, zitternden Tiere, nachdem sie ihre Messer wieder aus den toten Tierkörpern zogen wurden auch sie durch Lanzenstiche von den Wächtern hinter sich hingerichtet. Die Gesichter der Sterbenden wiesen nicht die kleinste Spur von Überraschung auf, sie wussten offenbar, das sie als Opfer vorgesehen waren, höchst wahrscheinlich sahen sie sich als Auserwählte an, denn auch Furcht zeigten ihre Mimiken nicht. Blut rann aus ihren Mündern und Stichwunden, es tränkte die in sich zusammensackenden Leichen und strömte in Richtung der Steintafel, die grollend im Boden versank und eine sehr Tiefe Mulde zurück lies. Durch die nun schräg nach unten gesenkten Steine beschleunigte sich dieser Blutfluss und bildete einen See. Die Oberfläche dieses Sees begann zu gluckern und zu brodeln, schon bald erschien ein Portal, durch das eine nicht zu erkennende, sehr große Gestalt trat. Sie schwebte über dem Blutsee, ihre Augen glühten rot: “Was habt ihr getan!“, donnerte eine dämonische Stimme und ließ den Gesang des Priesters augenblicklich verstummen, „Ihr habt meinen Namen in Blut getränkt und seid auch noch stolz auf euer Werk?!“
 
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