145


2 Seiten

Einfach ein schlechter Tag (Teil 2)

Romane/Serien · Spannendes
© Middel
Meine Euphorie verwandelte sich aber schon binnen Sekunden wieder in leicht getrübten Realismus, während mir mein höhnischer Pessimistenfreund von innen in die Seele schiss und ich laut fluchend der Tatsache ins Auge sehen musste, dass die moderne Technik zwar rauschfreien Handyempfang an fast jedem Ort der Welt garantierte, aber dieses „fast“ leider von jeder Menge Fels und Stein umgebene Höhlen mit einschloss. „So eine verdammte und verfickte Scheißsituation. Ich hasse Höhlen, ich hasse Wasser und ich hasse dieses gottverdammte und viel zu teuer erworbene Handy!“ Nachdem ich mir so ein bisschen Luft verschafft hatte, kam ich wieder zu jenem ersten und bis vor wenigen Sekunden wieder verworfenen irrwitzigen Gedanken des Unterquerens einer Felswand zurück. Ich dachte noch einmal gründlich nach. Gab es Optionen? Nein? Worauf wartete ich dann noch, wenn es die Menschheit bis zum Mond schaffte und wenn ich es damals alleine aus diesem verfickten Koffer geschafft und wenn ich nach dem Abschlussball mit dem schönsten Mädchen der Schule geschlafen hatte, was konnte mich dann noch aufhalten? Grinsend dachte ich darüber nach, dass eines der drei angeführten Dinge wohl nie stattgefunden hatten. Schließlich war ich Mitglied im „Conspiracy Circle“, einem Club von Verrückten, die an die unfassbarsten Verschwörungstheorien glaubten und somit einhellig mit unserem Clubvorstandsvorsitzenden Cyber-Wulf der Meinung, dass die Mondlandung ein riesgroßer Fake der Amerikaner war und die entscheidenden Szenen alle in einem Filmstudio entstanden sind.
Cyber-Wulf, im wahren Leben Martin Wurst, weiß Gott wie oft er sich schon Witze über seinen Namen hat gefallen lassen müssen, aber da steht er drüber, hat jede Menge solcher Theorien. Teils übernommen (wie jene von der Mondlandung) und teils auch eigens für den Club ersonnen. Ganz lustig find ich die Theorie, dass über 90 Prozent der Computerviren von Telefongesellschaften in Auftrag gegeben werden, da sie durch die Anrufe der PC-Besitzer (an wen auch immer) kräftig dazuverdienen. Zudem hat er recherchiert, dass die Teletubbie-Puppen von Microsoft produziert werden. Auf die Rückfrage einiger Mitglieder ob das nun positiv oder negativ zu bewerten sei, wurd er leicht grantig. Wie herrlich wäre es jetzt anstatt in dieser Situation zu stecken bei einem gemütlichen Tütchen mit dem Cyber-Wulf die neuesten Verschwörungstheorien durchzugehen? Während ich hämisch meine Mastercard aus dem Geldbeutel nahm und sie laut fluchend in den Bach warf, dachte ich nur: „Unbezahlbar!“
Irgendwie ging es mir, nachdem ich noch einige andere mir bis zu diesem Tag so wichtig erscheinende Dinge einfach in dieses Rinnsal aus schmierigem Wasser geworfen hatte, besser. Der Mensch ist manchmal schon ein psychologisches Greuel, wie meine Oma oft gesagt hatte. Auch wenn ich nicht genau weiß warum, so half mir das Ausmustern von EC-Karte, Mitgliedsausweisen und diversen anderen Karten und nicht zuletzt dem Foto, auf dem ich glücklich mit meiner letzten Exfreundin, die mich vor drei Wochen wegen eines anderen sitzengelassen hat, zu sehen bin.
Mit dem Handy zwischen den Zähnen und ohne Rucksack, in dem ich sowieso nichts einpackt hatte, was mir jetzt noch helfen konnte, machte ich mich dann auf den Weg durch das Wasser. Wenn ich jemals im Leben so gefroren hatte, wie in den ersten Sekunden nach Betreten dieses nassen weiteren Elements, das sich eindeutig gegen mich verschworen hatte, so war es mir zu diesem Zeitpunkt entfallen. Eigentlich hätte der Bach zugefroren sein müssen, so wie er sich anfühlte. Wahrscheinlich wäre er es auch, wenn er nicht so einen Sog in Richtung Höhlenende gehabt hätte. Ich musste mich erst mal mit aller Kraft und auf einem Bein, welches noch dazu von allerlei Gestein von einem vernünftigen Halt abgehalten wurde, gegen die Höhlenwand drücken, um nicht direkt mitgerissen zu werden. Luft anhalten nicht vergessen, dachte ich noch, als mir klar wurde, dass ich wohl eher treiben als laufen würde, da verlor ich auch schon den Halt, stieß mir den Kopf und verschluckte mich heftig am eisigen Wasser, als ich wie ein Stück Holz in Richtung unbekannte Weiten davonsauste.
Zu meinem Glück dauerte die Reise nicht allzu lange, da ich nach ein paar Metern meinen Kopf wieder über Wasser bekam und in einer weiteren, wenn auch bedeutend kleineren, Höhle landete. Wiederum ein paar Meter dauerte es, bis ich mich an einem kleinen Vorsprung festhalten und an Land hieven konnte. Unter irrsinnigen Schmerzen kroch ich dann bis zur Felswand und sah mich um.
 
Wenn du registriert und angemeldet bist und selbst eine Story veröffentlicht hast, kannst du die Stories bewerten, oder Kommentieren. Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diese Story kommentieren.
Weitere Aktionen
Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diesen Autoren abonnieren (zu deinen Favouriten hinzufügen) und / oder per Email weiterempfehlen.
Ausdrucken
Kommentare  

Ich will den dritten Teil haben!!!! Eine amüsant geschriebene, spannende Geschichte. Gruß Sabine

Sabine Müller (31.03.2008)

Login
Username: 
Passwort:   
 
Permanent 
Registrieren · Passwort anfordern
Mehr vom Autor
Alea  
Einmal umschulen, bitte!  
"Pete" oder Revanchieren mal anders  
Becker (Teil 7)  
Becker (Teil 6)  
Empfehlungen
Andere Leser dieser Story haben auch folgende gelesen:
---
Das Kleingedruckte | Kontakt © 2000-2006 www.webstories.eu
www.gratis-besucherzaehler.de

Counter Web De