26


3 Seiten

Lena

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Wie gern wäre Bernd wie viele seiner Freunde auch ein Einzelkind. Doch leider hatte er eine vier Jahre jüngere Schwester, die er ohne Ende hasste. Nie hatte er seine Ruhe vor ihr, wenn er fernsehen wollte, kam sie ständig dazu und nörgelte, dass sie etwas anderes sehen wollte. Wenn er draußen spielen wollte, sollte er sie ständig mitnehmen und auf sie aufpassen. Fast alles musste er mit ihr teilen, während seine Freunde alles für sich behalten konnten. Spielzeuge, die schon seit Jahren funktionierten, konnte sie innerhalb ein paar Sekunden zerstören. Manchmal wünschte er sich, dass seine Schwester tot wäre oder nie geboren, dann hätte er endlich seine Ruhe. Als sie eines Tages dann noch seine Lieblinsfußballschuhe bemalte, sah er rot. Er musste sie endlich loswerden, damit er endlich in Frieden leben konnte. Seine Eltern waren auf der Arbeit, so nutzte er die Gelegenheit und schubste sie mit aller Kraft die Treppe herunter, wobei sie so unglücklich stützte, dass sie mit dem Kopf aufschlug und sich das Genick brach. Doch er verständigte keinen Notarzt, holte auch keine Hilfe aus der Nachbarschaft, sondern sah zu, wie sie innerhalb weniger Minuten starb und verließ das Haus, um zu spielen, so als sei nichts gewesen.

Endlich war er sie los, endlich konnte er ein ruhiges Leben führen, endlich gab es niemanden mehr, mit dem er teilen musste. Frei war er und niemand hatte erfahren, was wirklich passiert war. Alles sah nach einem unglücklichen Unfall aus, niemand kam nur annähernd auf die Idee, dass sie von ihrem eigenen Bruder die Treppe hinunter gestoßen wurde.

Es dauerte eine Weile, bis ihm endlich klar wurde, was er wirklich gemacht hatte und ein schlimmes Geheimnis mit sich trug. Anfangs war es nur das schlechte Gewissen, das immer mehr zunahm, irgendwann merkte er, wie sehr ihn seine Schwester fehlte.
„Was hab ich nur getan?“, dachte er sich. „Wie konnte ich ihr das antun, wie konnte ich das meinen Eltern antun, wie konnte ich ihnen ihre Tochter wegnehmen.“
Täglich betete er zu Gott und bat ihn um Vergebung und um zu verhindern, dass noch mehr Verbrechen passierten, wählte er nach der Schule eine Ausbildung bei der Polizei. Doch all das half ihm nicht, er konnte dieses furchtbare Geheimnis nicht mehr mit sich tragen, er musste diese Last endlich von sich nehmen. Schließlich stieg er ins Auto und fuhr zu seinen Eltern, um zu beichten.

„Was hast du denn Junge?“, fragte ihn seine Mutter, als sie die Tür öffnete und seinen verstörten Gesichtsausdruck sah.
„Ich muss mit euch reden, ich habe etwas Schlimmes getan.“
„Was meinst du denn?“, fragte der Vater nervös.
„Setzt euch“, sagte Bernd. Seine Eltern nahmen Platz.
„Das mit Lena war kein Unfall“, fing er an.
„Was soll das heißen, es war kein Unfall?“, fiel der Vater ihm ins Wort.
„Sie ist die Treppe nicht heruntergestürzt. Sie wurde hinunter gestoßen…und zwar von mir“, jetzt war es raus. Kaum hatte er es ausgesprochen, brach er zusammen und brach in Tränen aus.
„OH GOTT, Bitte sag, dass das nicht wahr ist“, schrie die Mutter verzweifelt. Er schüttelte nur mit dem Kopf. Schließlich stand sein Vater auf und ging zum Telefon.
„Ich werde jetzt die Polizei rufen“, sprach er. „Ab heute bist du nicht mehr unser Sohn, und du wirst es erst wieder sein, bis du uns unsere Lena zurück gebracht hast.“

Die Staatsanwaltschaft erhob keine Anklage, er war zum Zeitpunkt der Tat erst zehn gewesen und somit noch nicht straffähig. Aber dafür wandten sich alle Menschen von ihm ab, seine Eltern redeten kein Wort mehr mit ihm, waren fest entschlossen, ihm nicht zu verzeihen. Nur Tanja, seine Frau, die zwar genauso geschockt von seiner Tat war, aber spürte, dass er zu seinen Fehlern stand, blieb bei ihm und wurde bald sogar schwanger. Neun Monate später gebar sie ein Mädchen.

„Wie soll sie denn heißen?“, fragte er Arzt.
„Lena“, antwortete Bernd. Sie sollte den Namen seiner Schwester bekommen, sie sah sogar genauso aus wie sie nach ihrer Geburt. Er wusste, was er zu tun hatte. Er nahm ein Foto von Lena und schrieb einen Brief an seine Eltern. Wenn sie ihm auch nie verzeihen würden, er hoffte, dass sie wenigstens seine Tochter ins Herz schließen und lieben würden.

„Liebe Eltern,

ich habe den größten Fehler gemacht, den ein Mensch machen kann. Ich erwarte nicht, dass ihr mir verzeiht, aber ich möchte euch etwas schenken. Das auf dem Foto ist Lena. Ich möchte euch hiermit eure Tochter zurückgeben. Wenn ihr sie sehen möchtet, meldet euch bei Tanja.

In Liebe
Bernd“

Seine Eltern hatten ihn verziehen. Aber er kam nicht zu Ruhe. Es gab noch eine Sache zu tun, um endlich wieder rein zu werden.

„Meine liebe Tanja, liebe Eltern,

ich möchte euch allen danken, dass ihr mir trotz meiner Tat verziehen habt. Aber es gibt noch jemanden, den ich um Verzeihung bitten muss, und das ist Lena selbst. Und um dies zu tun, muss ich dorthin gehen, wo sie auch ist. Ich weiß, es ist nicht fair, euch nun zurückzulassen, aber ich kann nicht anders, bitte verzeiht mir.

In Liebe
Bernd“

Er nahm seine Dienstwaffe, führte sie langsam an seinen Kopf und drückte ab.

*
*
*
*
*
„Aufwaaaaaaachen“, hörte er seine Schwester, als er den Wasserstrahl ihrer Wasserpistole in seinem Gesicht spürte.
„Bernd der Langschläfer, Bernd der Langschläfer…“, sang sie dann und hüpfte durch sein Zimmer.
 
Wenn du registriert und angemeldet bist und selbst eine Story veröffentlicht hast, kannst du die Stories bewerten, oder Kommentieren. Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diese Story kommentieren.
Weitere Aktionen
Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diesen Autoren abonnieren (zu deinen Favouriten hinzufügen) und / oder per Email weiterempfehlen.
Ausdrucken
Kommentare  

inkonsequent, ich hätte den letzten ABsatz weggelassen.
Tintentod


anonym (17.12.2008)

Der Bernd im Traum natürlich, um den die Story sich ja hauptsächlich dreht.

gedanke.in.ketten (12.12.2008)

Bernd ist ein sehr kranker Mann???
Hast du die Geschichte auch wirklich gelesen? Bernd ist nämlich erst 10 Jahre alt ...


anonym (11.12.2008)

Die Geschichte ist grotesk ohne Ende und Bernd ein sehr kranker Mann.
Ich finde solche Stories ansich nicht schlecht, aber du könntest an einigen Stellen noch mehr ins Detail gehen.
Auch wenn alles noch etwas unausgereift ist, gefällt mir die Geschichte.


gedanke.in.ketten (11.12.2008)

Oder du schreibst am Ende noch, dass er zwar ein wenig genervt war, aber aufgrund des schrecklichen Traumes einfach froh war, dass das Alles nur im Traum passiert ist. Vielleicht nimmt er seine Schwester dann einfach in den Arm oder so.

Sabine Müller (11.12.2008)

Na, gut dass es nur ein Traum war. Da hätte ich nicht mit gerechnet. Es wäre sonst auch ein blödes Ende gewesen, wenn er sich einfach umgebracht hätte. Davon hätte er seine Schwester auch nicht wieder lebendig gemacht und seine Tochter hätte er im Stich gelassen. LG sabine

Sabine Müller (11.12.2008)

Login
Username: 
Passwort:   
 
Permanent 
Registrieren · Passwort anfordern
Mehr vom Autor
Ein Moment  
Die Eisbanditen und Corona  
Aussichtslos  
Die Eisbanditen als Kontrolleure   
Der Discomörder - Teil 7  
Empfehlungen
Andere Leser dieser Story haben auch folgende gelesen:
---
Das Kleingedruckte | Kontakt © 2000-2006 www.webstories.eu
www.gratis-besucherzaehler.de

Counter Web De