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15 Seiten

On a rainy day (Teil 2)

Romane/Serien · Trauriges
© Tintentod
drei.
„Verrate mir deinen Namen und sei freundlich zu den Polizisten und als Gegenleistung lege ich ein gutes Wort für dich ein.“
„Weshalb sollten sie das für mich tun?“
„Vielleicht bin ich ein netter Kerl. Vielleicht will ich aber auch nur unnötigen Ärger vermeiden.“
„Corin Bootsen. Ich hab mich bei dieser Sache nur verteidigt. Die kamen zu dritt auf mich zu, haben ihre dummen Witze gerissen und mich angerempelt. Haben nicht mit meiner Faust gerechnet. Ich wollte nicht warten, bis einer n Messer zieht.“
„Ist dir so was schon passiert?“
Er zeigte seine Hände, spreizte die Finger etwas. Danach wusste ich, wie Abwehrverletzungen aussehen. Er drehte sich um, zog das T-Shirt hoch und zeigte mir auch seinen Rücken.
„Das war wohl mehr als nur ein kleiner Schubser.“
Sie hatten ihn mit dem Rücken auf die Bordsteinkante der Straße geworfen, nicht nur einmal, und bei weniger Glück im Unglück hätten sie ihm damit das Rückgrat brechen können.
„Ich warte nur, bis der Regen aufhört, dann bin ich weg. Ich bin lieber unterwegs, wenn’s trocken ist.“
„Per Anhalter fahren kann gefährlich sein.“
„’nen Anhalter mitnehmen auch. Die Chancen stehen also gleich.“
Ich konnte seinen Akzent nicht einordnen, er sprach wie jemand, dem alles gleichgültig ist, er verschluckte Endungen, machte keine langen Sätze. Er hatte kein Ziel für seine anstrengende Reise, er wollte nirgendwo ankommen, nur unterwegs sein. Niemand kümmerte sich um ihn und er kümmerte sich nicht um seine Mitmenschen, auch das nannte er fair und eine optimale Lösung. Er ging auf meinen kleinen Handel ein, für den ich keinen Dank bekam.
Am Morgen des nächsten Tages sah ich ihn wieder, wenn auch nur im vorbeifahren. Er trödelte über die Main Street, hielt eine Flasche Milch in der rechten Hand und war auf der Höhe des Eisenwarenladens, als ich den Ford an ihm vorbeisteuerte. Ich hupte ihn an und er hob die Hand in meine Richtung. Tracey wollte wissen, wer da gegrüßt habe.
„Das war Corin“, sagte ich.
„Er sieht aus wie ein Penner.“
„Er sieht nicht nur so aus, er treibt sich herum. Aber er ist freundlich, wenn man ihn wie einen Menschen behandelt.“
„Da ist er wieder.“
„Wer?“
„Dein Unterton.“ Tracey sah mich leutselig an. „Dein warum-können-nicht-alle-Menschen-Freunde-sein-Ton. Den du aus deinen wilden Zeiten herübergeschmuggelt hast.“
Tracey ist nur neun Jahre jünger als ich, aber mit der Love & Peace Ära hat sie schon nichts mehr mit am Hut. Wenn ich alte Fotos hervorkrame und in einer Nostalgiewelle versinke, dass ich förmlich die Haschzigaretten wieder riechen kann, macht sie sich vor Lachen fast in die Hosen.
„Du könntest Corin fragen, was er von den 80ern hält“, erwiderte ich, „die Jungs aus der Abschlussklasse hätten ihm fast den Rücken gebrochen.“
„Schon gut, ich sage nichts mehr.“
Wir waren auf dem Weg zur Schule, wo ich den ganzen Vormittag zu tun haben würde, hatte mal wieder Mühe, mich an den Lehrplan zu halten und hätte mir Gedanken über die Doppelstunde machen sollen, aber statt dessen grübelte ich darüber nach, wo Corin übernachtet haben könnte. Und wo er hin wollte so früh am Morgen. Sich irgendwo aufwärmen, etwas essen? Nelee mit ihrem guten Herzen würde ihm vermutlich einen Kaffee spendieren und noch einen Donut dazu. Hoffentlich war in der Milchflasche wirklich nur Milch gewesen, denn Alkohol auf offener Straße lief bei Overturf unter ‚Störung der öffentlichen Ruhe’ und er hatte eine weit gefächerte Strafmaßpalette für solche Fälle.
Im Gang des Schulgebäudes trennten sich Traceys und meine Wege, ich ging in meine Klasse und rief dem lärmenden Haufen zu, dass der Spaß jetzt vorbei sei. Ich ließ sie dann irgendein Motiv mit viel Wasser malen. Die meisten Kinder malten Boote auf dem Meer, eines der Vietnamesenkinder malte eine Badewanne mit Schaumbad und Quietscheente. Die Bilder sammelte ich während der Pause ein und schrieb ein paar Sätze auf die Rückseiten. Keine Noten, denn die Kunst von Kinderhand ließ sich nicht bewerten. Mein Vorgänger war da anderer Meinung, aber es stand nirgendwo geschrieben, dass man jede Dummheit eines Älteren übernehmen sollte. Die Jungs und Mädchen in der Klasse mochten mich, aber sie mochten wohl jeden Aushilfslehrer, weil die den Unterricht nie so scharf angingen und ich war zufrieden mit dem Job. Zeit zum malen hatte ich trotzdem.
Am Nachmittag war mir nach einem Stück Kuchen und Kaffee, also stattete ich dem Diner einen Besuch ab und traf dort George und Bruce, die zusammen an einem Tisch saßen und sich mal wieder über alles in die Haare bekamen. Ich war gezwungen, mir ihre Streitereien über Gott und die Welt anzuhören, konnte nicht mal in Ruhe meinen Kaffee trinken und mischte mich schließlich doch noch ein.
„Hört mal, Reagan liebt den kalten Krieg“, sagte ich an beide gewandt, „er hat das passende Feindbild und sieht immer gut aus als Vorkämpfer gegen den Kommunismus. Außerdem pusht er die Rüstungsindustrie und schafft Gründe, um unliebsame Gegner auszuspionieren. Erzählt mir bloß nicht, Reagan wollte das Beste für unser Land.“
„George“, sagte Bruce, „ich weiß bis heute nicht, wie du ihn wählen konntest.“
„Du hast ihn doch auch gewählt.“
„Ich? Nie im Leben.“
„Du hast es mir doch selbst erzählt.“
„Das verwechselst du mit irgendwas.“
„Ich werde doch noch wissen, was du mir erzählt hast.“
Ich glaube, die beiden Alten haben schon im zweiten Weltkrieg gemeinsam im Schützengraben gelegen und sich darüber gestritten, wer welchen Schuss abgegeben hat, aber das Leben hat sie zusammen geschweißt, was aber auch nicht hieß, dass sie sich deshalb innig liebten. Sie ergänzten sich einfach so perfekt wie ein altes Ehepaar. Bruces Frau ist vor zwanzig Jahren gestorben und man munkelte, dass Bruce nur geheiratet hatte, um den Schein zu wahren. George hatte man nie mit einer Frau gesehen. Aber was immer an den alten Gerüchten dran sein mochte – inzwischen waren die beiden zu alt, um noch lasterhafte Dinge unter Männern zu verrichten.
Gregory Zandt, der Besitzer des Diners und Nelees Boss, hatte einmal gesagt, dass George und Bruce schon so alt seien, dass sich die Würmer schon Lätzchen umbänden, wenn die beiden über den Friedhof gingen.
Nelee kam an meinen Tisch und goss mir den Kaffee nach und ich sah sie leicht verzweifelt an, worauf sie ihr Grinsen hinter der Hand verbarg. Da erst entdeckte ich, dass auch Corin in dem Diner Zuflucht gesucht hatte.
„Wie lange ist er schon hier?“ fragte ich und Nelee sagte: „Seit ich heute morgen aufgeschlossen habe.“
Er hatte eine Tasse Kaffee und einen leeren Kuchenteller vor sich stehen, spielte unablässig mit dem blanken Serviettenspender aus Edelstahl, als habe er so ein Ding noch nie gesehen.
George und Bruce, das Doppelpack Altersstarrsinn, hatten ihr Lieblingsthema angeschnitten und ich suchte das Weite. Mit monotoner Begeisterung versuchten sie sich gegenseitig mit ihren Krankheiten und Zipperlein zu übertrumpfen und was konnte mir besseres einfallen, als Corin Hallo zu sagen. Er sah mich unter der Mütze hervor an und hob nur die Schultern, als ich fragte, ob ich mich setzen dürfe. Diese Mütze hatte er in der ersten Zeit ständig auf und erst, als er sie abnahm, war es offensichtlich, warum. Obwohl ich ihn danach gefragt habe, hat er mir nie gesagt, was passiert war.
„Bist du irgendwo untergekommen?“
„So ähnlich“, sagte er. Was ‚so ähnlich’ hieß, war ihm anzusehen. Er schlief in den Klamotten, in denen er ständig nass wurde und er war offensichtlich krank. Sein Husten hörte sich an wie der eines dämpfigen Pferdes.
„Du hast dir wirklich ein ungünstiges Wetter ausgesucht, um unterwegs zu sein.“
„Ich bin immer unterwegs.“
Er gehörte zu den Typen, die sich in den Tankstellenwaschräumen rasierten und dort in den Waschbecken ihre Klamotten mit Seife und kaltem Wasser wuschen und ich wagte mir nicht vorzustellen, was ihn auf die Straße und in dieses Leben getrieben haben mochte. Ich versuchte den freundschaftlichen Ton.
„Es gibt Leute, die sind an so einem Husten gestorben. Wenn ich dir irgendwie helfen kann, sag es bitte. Und wenn ich dir Hilfe anbiete, sei bitte nicht zu stolz, sie anzunehmen. Du bist nicht umsonst in unserer Stadt gelandet und hängen geblieben.“
Corin sah mich an, als müsse er über ein unanständiges Angebot nachdenken. Hinter uns gackerten die beiden Oldtimer und einer von ihnen rief nach mir.
„Doc, wer ist das bei dir am Tisch? Ein neuer Schüler deiner Frau?“
Ich zog es vor, nicht zu antworten, aber das hinderte Bruce nicht daran, das Thema auszubreiten und totzutrampeln.
„Hat er auch irgendeinen Dachschaden? Gibt’s bei ihm was zu reparieren? Jedenfalls würde keiner von unseren Jungs so eine bescheuerte Mütze tragen.“
Ihr Gegacker ging durch das ganze Diner. Ich sah in Corins Augen Resignation und dass er die Demütigungen nur wegsteckte, weil er nicht hinaus in den Regen wollte.
„Was macht ihre Frau?“ wollte er von mir wissen. Das fragte er wohl nur, um von den Oldtimern abzulenken.
„Sie ist Logopädin, Sprachtherapeutin. Das hat nichts mit behinderten Menschen zu tun. Sprachfehler kann jeder haben. Hauptsächlich arbeitet sie mit Kindern.“
Bis auf die Frozzeleien der beiden Alten war die Situation ruhig und entspannt, aber sie eskalierte, als Jacob hereinkam, um sich seine Thermoskanne mit Kaffee auffüllen zu lassen. Es musste einer der Tage gewesen sein, an denen er mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden war, oder wie Tracey stets vermutete, einer der Tage, an denen seine Frau ihn nicht rangelassen hatte. Er verbreitete jedenfalls keine positive Stimmung.
Ohne viel Federlesens und ohne überhaupt ein Wort zu verlieren, deutete er Corin, dass er sich vom Stuhl erheben solle und als er das tat, schob er ihn gegen die Wand, drehte ihn um und ließ ihn die Hände heben.
„Hey“, sagte ich, „Jacob?“
„Du hältst dich raus, Doc.“
Das Gegacker der alten Kerle war verstummt, so sehr waren sie mit Glotzen beschäftigt. Nelee kam aus der Küche, lief zurück und kam in Begleitung des Kochs wieder, um ihn auch sehen zu lassen, was sich dort abspielte.
Jacob trat Corin die Füße auseinander, klopfte und tastete ihn ab und nachdem er nichts gefunden hatte, ließ er ihn die Arme herunternehmen und legte ihm Handschellen an.
„Jetzt geht der Spaß aber zu weit“, sagte ich und Jacob erwiderte, dass es kein Spaß sei.
„Ich verhafte ihn wegen Landstreicherei. Ich will mir nicht sagen lassen müssen, ich hätte nichts unternommen, wenn irgendeine Scheune in Flammen steht, nur weil ein Penner darin geraucht hat. Ich hab in den Pensionen nachfragen lassen und dort wohnt er nirgends, also kommt er zum schlafen irgendwo unter. Los“, sagte er auffordernd und schob Corin vor sich her, „gehen wir.“
Corin wagte keinen Ton zu sagen. Ich überlegte nur ganz kurz, ob ich den Mund halten solle, aber meine Seite mit dem Engelchen bekam die Oberhand.
„Hast du in Erwägung gezogen, dass ihn jemand aufgenommen haben könnte, Jacob?“ sagte ich beiläufig. Sie sahen mich beide groß an.
„Warum sollte jemand so was tun?“
„Du weißt doch, dass ich seit Monaten versuche, meinen Schuppen und die Garage aufzuräumen und einfach nicht dazu komme. Sagen wir einfach, ich habe jemanden gefunden, der das für mich erledigt und dafür drei Mahlzeiten am Tag und das Gästebett bekommt.“
„Du bist verrückt, Doc“, sagte Jacob. Er stupste Corin unsanft in den Rücken, der vor Schmerz zusammenzuckte und fragte: „Stimmt das, was Doc hier erzählt?“
Manchmal wird man im Leben vor Entscheidungen gestellt, von denen man nicht absehen kann, wie sie alles nachfolgende verändern werden, was für Konsequenzen sich daraus ergeben. Ich denke, es ist nur gut, dass man es vorher nicht weiß, welchen Weg man gehen wird, denn ansonsten würde man so scheinbar einfache Entscheidungen gar nicht mehr treffen können.
Corin sah mich an und obwohl das Misstrauen groß zu sein schien, erklärte er: „Drei Mahlzeiten und das Gästebett.“
Jacob blieb gar nichts anderes übrig, als ihm die Handschellen abzunehmen und mit seiner Thermoskanne zu verschwinden.
„Vielen Dank“, sagte Corin. Er machte Anstalten zu gehen und ich rief hinter ihm her: „Wo willst du hin?“
Damit hatte er nicht gerechnet, dass ich den Vorschlag ernst gemeint haben könnte.
„Overturf wird in den nächsten Tagen ganz zufällig bei mir hereinschauen“, erklärte ich leise, „und wenn dann mein Schuppen noch immer so aussieht, als habe dort eine Bombe eingeschlagen, kommen wir beide in Teufels Küche. Du kommst am besten sofort mit und verdienst dir dein Abendessen.“
„Und wie lange sollen wir das durchziehen?“
„Solange, wie du hier bleibst und in Ruhe gelassen werden willst.“
„Ich bin kein guter Arbeiter.“
„Verlangt auch niemand. Wir wollen nur Jacob zufrieden stellen, Okay?“
„Okay.“
So kam Corin in unser Haus. Irgendwie musste ich Tracey den Gast erklären, inzwischen war sie aus der Schule zurück und erzählte, wie das Gespräch gelaufen war, sie bemühte sich noch immer um eine Anstellung. Natürlich hatte man sie wieder vertröstet.
„Irgendwann wird es schon klappen“, sagte ich, „ich habe übrigens einen Gast zum essen mitgebracht.“
„Warum lässt du Ned im Wagen sitzen?“
„Es ist nicht Ned.“
Ned Palafox war Vorarbeiter auf einer der umliegenden Farmen und ein guter Freund, ab und zu kam er auf seinem Westernpferd in die Stadt geritten und wir spielten Schach oder machten eine Flasche Wein auf. Ich kenne niemanden, der so sehr vom Klischee abweicht wie er.
„Wen hast du mitgebracht?“
„Erinnerst du dich an Corin?“
„Oh nein.“ Sie sah mich entgeistert an. „Du willst, dass ich für deinen Herumtreiber koche?“
In schnellen Worten erzählte ich ihr von der Sache, wie ich seine Verhaftung verhindert hatte.
„Verstehst du, er hat nichts getan, außer dass er keine Unterkunft hat. Ist das ein Grund, ihn einzubuchten?“
„Wo soll er schlafen? Zwischen uns in der Besucherritze?“
„Ich dachte, er geht in den Schuppen, wenn ich ihm dort das Klappbett hinstelle. Er kommt dann nur zu den Mahlzeiten ins Haus.“
„Schön“, meinte sie, „ich glaube, damit kann ich leben.“
Sie würde also für drei kochen und ich holte Corin aus dem Auto, in dem er geduldig gewartet hatte.
„Sie ist nicht begeistert“, sagte ich, „aber wenn du dich einigermaßen benimmst, wird es schon gut gehen. Sie heißt Tracey.“
Ich hatte ein Stück vor der Garage geparkt, weil dort ein solches Durcheinander und Chaos herrschte, dass ich den Ford schon nicht mehr hineinfahren konnte.
„Und wenn wir reinkommen“, sagte ich und drehte mich halb zu Corin um, „nimmst du besser diese Mütze ab.“
Ich hätte sehen müssen, dass er verlegen wurde und es hätte mir etwas sagen müssen, dass er die Mütze auch in der heißen Zelle nicht abgenommen hatte, als wir uns das erste Mal unterhalten hatten. Ich führte ihn durch das Erdgeschoss unseres Hauses, durch den kurzen Flur in das Wohnzimmer mit der großen Fensterfront mit Blick auf den Wald, nebenan lag die Küche, nur abgetrennt durch eine brusthohe Theke, an der ein paar Barhocker standen. Hinter mir bekam Corin einen Hustanfall, der ihn fast ersticken ließ und ihm das Wasser in die Augen trieb, er rang um Fassung und als Tracey sich zu uns herumdrehte, erinnerte er sich an meine Mahnung und zog sich die Entenjägermütze vom Schädel. Tracey zog scharf die Luft ein.
„Hallo“, sagte sie dann sehr gefasst, „ich bin Tracey. Doc wollte, dass sie in unserer Scheune unterkommen, aber er hat vergessen mir zu sagen, dass sie krank sind. Sie schlafen natürlich im Haus.“ Sie wurde etwas leiser und fragte: „Haben sie das behandeln lassen?“
Später am Abend, als wir allein waren, sagte sie zu mir: „Mein Gott, er sieht aus wie der arme alte Barney.“
Barney war ein alter grauer Beagle, der einem Kind in der Nachbarschaft gehört hatte. Sls eines Tages die Scheune der Farm abfackelte, fielen brennende Trümmer auf seine Hundehütte und setzte auch sie in Brand. Das entsetzte Mädchen hatte ihren leblosen Hund auf dem Arm die Straße hinunter bis zu unserem Haus getragen und um Hilfe geweint. Auf dem Küchentisch hatte Barney bei uns gelegen, verbrannt und verkohlt, kaum noch als Hund erkennbar und fürchterlich riechend.
„Bitte helfen sie ihm“, hatte das Mädchen geweint, „bitte machen sie ihn wieder gesund.“
Barney war so verbrannt, dass ich ihm nicht hätte helfen können, so gern ich es auch getan hätte, und es war ein Glück, dass er schon tot gewesen war, denn ich hatte nichts im Haus außer einem Hammer, um ihn von diesem Leid zu erlösen. Das Mädchen hatte sich nur schwer trösten lassen, aber sie war zufrieden, als ich ihr sagte, dass Barney ganz friedlich eingeschlafen sei.
Corin Bootsens Kopf sah genauso aus wie damals der tote Beagle. Sein ganzer Hinterkopf war verbrannt, angefangen im Nacken und hinter den Ohren, bis hinauf über die Stelle, wo der Wirbel beginnt. Die Haare waren fort, die nackte Haut rosa und dünn, überall waren noch Spuren des Feuers, nicht verheilte offene Stellen und schwarzes getrocknetes Blut, Teile abgestorbener Haut. Die Stellen, an denen die Haut sich erholt hatte, wuchsen weiche schüchterne Haarbüschel. Sein Haar war kurz geschnitten, an den Schläfen und über der Stirn wuchs es normal, als wenn die Verletzungen dort nicht so stark gewesen wären. Corin war ängstlich, das erste Mal, dass ich ihn so sah. Er fuhr sich mit der flachen Hand über den Schädel, was bei mir einen wahren Entsetzensschauer auslöste, und sagte: „Es ist schon Okay. Ich hab ’ne Salbe bekommen dafür.“
„Nur mit einer Salbe ist es aber nicht getan.“
Tracey dachte nicht daran, sich nach diesem Anblick noch um das profane Essen zu kümmern, das überließ sie mir; statt dessen bemutterte sie Corin, als sei er ein aus dem Nest gefallenes Küken. Als die beiden aus dem Badezimmer wiederkamen, hatte ich das Essen fertig, den Tisch gedeckt und den Wein aufgemacht. Die beiden waren inzwischen bei den Vornamen und einem freundschaftlichen Ton gelandet und Tracey schien alle Vorbehalte wegen des Herumtreibers in unserem Haus über Bord geworfen zu haben. Die Atmosphäre zwischen uns war locker und gelöst und Tracey machte Scherze darüber, wie sie ihm den halben Kopf desinfiziert hatte, während er mit dem Oberkörper über der Badewanne mit dem Gesicht nach unten gehangen hatte, aber ich konnte ihr das versteckte Entsetzen und das Mitleid ansehen. Und wir beide haben nie erfahren, wer ihm das angetan hatte, er sagte nur, dass es kein Unfall gewesen sei und nein, bitte, er wolle darüber nicht sprechen.
Er trank nur ein Glas von dem guten Wein, den es zum Essen gab und schlief uns fast an dem Tisch ein, entschuldigte sich und fragte, wo er sich hinlegen dürfe. Er sei mit allem zufrieden.
„Darf ich dich fragen, wo du die letzten Tage übernachtet hast?“ fragte ich.
„Hinter der Tankstelle, da ist so’n kleiner Schuppen, wo das Klopapier und Kanister mit flüssiger Seife gelagert sind. Da hab ich geschlafen.“
„Ich richte unser Gästezimmer her.“ Tracey verschwand nach oben und rief noch einmal zurück: „Zeig ihm doch das Haus, Liebling.“
„Wir nennen es auch unsere Holzhütte“, erklärte ich scherzhaft, „wir haben für die Inneneinrichtung soviel Holz benutzt wie möglich. Hier unten ist die Wohnfläche und oben ist mein Atelier und das Gästezimmer. Wir haben noch zwei Kinderzimmer, aber die stehen leider leer.“
„Was macht man in einem Atelier?“
„Ich male und zeichne ein wenig“, sagte ich und versuchte dabei, mich bescheiden anzuhören. Oben hatte ich einige meiner Bilder aufgehängt, die mir aus persönlichen Gründen viel bedeuten und die ich nie verkaufen würde. Das Portrait meiner Eltern gehört ebenso dazu wie einige abstrakte Werke, die Zeugnis dafür ablegen, dass ich versuche, mich weiterzuentwickeln.
Ich schaltete das Licht ein, führte Corin herum, der die Hände in die Hosentaschen geschoben hatte, sich umsah und vor meinem Mosaik stehen blieb. Die meisten Gäste bleiben vor diesem Bild hängen, weil es eine halbe Wand bis unter die Decke einnimmt. Die Leinwand ist auf einem riesigen Rahmen gespannt und wenn ich das Mosaik jemals aus dem Haus bringen müsste, würde mir nichts anderes übrig bleiben, als es herauszuschneiden.
Corin stand davor, legte den Kopf in den Nacken und ich dachte, ich müsse ihm das Bild erklären, müsse ihm vom Rad der Zeit erzählen und vom Schicksal und der Sinnlosigkeit, auch nur zu versuchen die Dinge zu ändern, die man nicht ändern konnte.
„Hast du das gemalt?“ fragte er und ich bejahte.
„Ich weiß, wie sich das Bild anfühlt“, sagte er ernst, „aber es wird besser, wenn ich unterwegs bin. Das hier tut richtig weh, wenn ich es anseh.“
Die meisten meiner Freunde und Bekannte können mit dem Mosaik nicht besonders viel anfangen, sie stehen meist fragend davor und warten darauf, dass ich die einzelnen Fragmente erkläre. Ich bin niemandem böse deswegen, sie verstehen einfach die Sprache des Bildes nicht, auf die man sich einlassen muss, aber Corin stand mit großen Augen und offenem Mund davor, den Kopf in den Nacken gelegt, starrte es so lange an, dass ich schon dachte, ihm würden die Augäpfel austrocknen. Ich erklärte: „Das Mosaik ist das Ventil gewesen, um eine schlimme Erfahrung verarbeiten zu können. Was siehst du darin?“
„Tut weh“, wiederholte er. Seine Stimme wurde leiser. „Schmerz, Wut und Verzweiflung. Ich kenne das, Doc, aber ich würde mir das alles nicht meterhoch an die Wand malen.“
„Es sollte auch weh tun“, sagte ich, fragte mich gleichzeitig, wie ein Herumtreiber wie er ein solches Gespür entwickelt haben konnte. Aber danach fragte ich ihn nicht.
„Ja?“ erwiderte Corin und wandte sich von dem Bild ab, mit einem sehr konzentrierten Ausdruck auf dem Gesicht.
„Ich musste diese Gefühle einfach loswerden“, sagte ich, „deshalb habe ich sie in dieses Bild gepackt. Es entstand, als Tracey die zweite Fehlgeburt hatte und uns der Arzt im Krankenhaus sagte, dass sie nie Kinder bekommen würde. Wir haben uns nichts mehr gewünscht als ein Kind. Und die Verzweiflung darüber musste ich verarbeiten. Es ist ein sehr persönliches Bild.“
Corin machte nicht den Eindruck, als würde er es verstehen; er begriff wohl die Bildsprache, die ich benutzt hatte, aber nicht die Beweggründe, so etwas überhaupt zu erschaffen.
„Das hier ist jedenfalls mein Atelier“, fuhr ich fort. Ich hob die Arme und drehte ich einmal um die eigene Achse. „Ich habe einen Doktortitel der Naturwissenschaften, aber ich habe mich schon seid fünfzehn Jahren der Malerei verschrieben. Dort drüben hängt mein Diplom. Als einer der hiesigen Handwerker es zum ersten Mal gesehen hat, hatte ich meinen Spitznamen weg.“
Mein Doktor scientiarum naturalium hinter Glas schien Corin weniger Kopfschmerzen zu bereiten, er grinste vorsichtig.
Martin Zivcovic, das ist der Name, den mein Vater mir vermacht hat und ich habe mich immer geweigert, ihn zu naturalisieren und ihm die Spitzen und Kanten zu nehmen, was natürlich bedeutet, dass ihn beim ersten Mal so gut wie niemand flüssig aussprechen kann. Doc ist da doch sehr viel einfacher und geläufiger.
„Was macht ein Doktor, der Bilder malt?“ fragte Corin, bei ihm klang diese Frage, als wäre sie der erste Teil eines Witzes.
„Ich genieße mein Altenteil und verkaufe ab und zu ein Bild“, erklärte ich.
Corin grinste noch immer und in diesem Moment dachte ich, dass er mit seinem halb verbrannten Kopf eigentlich keinen Grund zum Fröhlichsein hatte, dazu noch in einer Situation, in der er ohne jeden Schutz und Rückhalt durch die Weltgeschichte schlich, ohne Heim, ohne Familie und ohne Freunde. In diesem Moment tat er mir so leid, das ich glaubte, etwas von dem zu fühlen, was er fühlte.


vier.
Jacob war misstrauisch, denn er kam einige Tage später, als Corin schon fleißig dabei war, den Schuppen zu entrümpeln, mit seinem Dienstwagen vorgefahren, stieg aus und kam unter die schützende Veranda getrabt.
„Wie geht’s?“ rief ich ihm aus der Tür entgegen, er machte nur eine Kopfbewegung zum Schuppen hinüber und erwiderte: „Wie läuft es mit ihm?“
„Keine Probleme. Wir kommen gut miteinander aus.“
Kurz bevor der Polizeiwagen die Auffahrt heraufgekommen war, hatte Corin noch neben mir gestanden und eine Zigarette geraucht, auf dem Kopf eine meiner alten Baseballkappen gegen den Regen; ohne ersichtlichen Grund hatte er sich umgedreht und war wieder an die Arbeit gegangen.
Sieh an, dachte ich, hat er wohl irgendwie geahnt, dass Jacob vorbeikommen würde.
Jacob Overturf zeigte ein reichlich stures Gesicht, als ich ihn auf einen Kaffee hereinbat und das verhieß nichts Gutes. An seinem Gesicht konnte man immer ablesen, was er vorhatte – er war ein miserabler Kartenspieler.
„Ich muss mit dir sprechen“, sagte er, „aber nicht hier draußen.“
Wir setzten uns in den Erker, von wo aus wir die kontinuierliche Arbeit vor dem Schuppen sehen konnten und dann holte ich Jacob doch noch einen Kaffee, damit er sich die kalten Finger an der Tasse wärmen konnte.
„Es ist so“, begann er, unsicher darüber, wo er beginnen sollte, „Corin Bootsen hat mir keine Ruhe gelassen, also habe ich jemanden angerufen, der seine Daten in den Computer eingegeben hat. Und das Ergebnis habe ich dann mit der Post heute morgen bekommen.“
Er legte einen großen gelben Umschlag auf den Tisch und ich sagte sofort: „Das will ich gar nicht sehen, Jay.“
„Das solltest du aber.“
Der Umschlag lag unberührt zwischen uns, ich hielt den Blick auf Jacob gerichtet und seufzte.
„Ich gebe ihm hier eine Chance, sein Leben etwas in den Griff zu kriegen, etwas zu tun, was Arbeit nahe kommt und dafür etwas zu bekommen. Er hat mir erzählt, dass er unterwegs ist, ich weiß auch, dass so jemand immer irgendwo aneckt und Ärger macht. Ich will nicht wissen, was er getan hat, Jacob, ich denke, ich kann ihm soweit vertrauen, dass er uns nicht das Haus über den Köpfen anzündet.“
„Ich lasse dir die Kopien hier“, erwidert Jacob. Er klang sehr beleidigt. Trotz allem trank er noch seinen Kaffee, fragte nach Tracey und beobachtete immer wieder, wie da draußen Corin im strömenden Regen alte Kartons, Kisten, Wäscheständer, Fahrräder, Farbeimer und vermoderte Holzteile nach draußen schleppte. Er arbeitete langsam und achtete stets darauf, dass seine Zigarette nicht ausging, aber er legte keine Pause ein und hatte ein erkennbares System bei dem, was er tat; wie auf einem ordentlichen Schrottplatz hatte er einen Haufen mit Metall, einen mit Holz und einen mit Plastik in der Einfahrt aufgetürmt. Die Ecke mit den Glasflaschen war erstaunlich groß, dass ich mich fragte, wo sich das alles angesammelt haben könnte.
„Da tauchen bestimmt noch einige Schätze auf“, sagte ich scherzhaft, „den Schuppen haben wir schon halb voll vom Vorbesitzer übernommen.“
„Ich hoffe, der Regen lässt bald nach“, antwortete Jacob.
Der nahe liegende Fluss hatte sich längst in einen braunen breiten Strom verwandelt, der sich über das umliegende Land ausbreitete und langsam die Farmer in Bedrängnis brachte. Einige Straßen waren unterspült und gesperrt, ein paar Rinder ertrunken und es regnete immer noch. Ich dachte nur daran, dass Corin uns bei trockenem Wetter verlassen würde und vermutlich würden wir nie wieder etwas von ihm hören, also war mein eigennütziger Gedanke, dass es ruhig noch etwas länger regnen könne – einige Tage, einige Wochen.
Jacob verabschiedete sich, ließ den Umschlag zurück und verschwand. Ich holte mir einen frischen Kaffee und setzte mich zurück in den Erker. Der Umschlag, der dort auf dem Tisch lag, machte mich neugierig, aber ich widerstand. In einer Hand den Kaffee, in der anderen den Umschlag, schob ich die Fliegengittertür auf und rief zu Corin hinaus: „Soll ich uns was zu essen machen?“
Er sah auf und deutete mit dem Daumen nach oben. Ich machte uns zwei dieser Mikrowellengerichte und ließ den Umschlag auf der Mikrowelle liegen, vergaß ihn dort. Das Essen war heiß, ich packte es auf zwei Teller und wartete. Corin kam nicht, also rannte ich in den Schuppen hinunter, um nachzusehen, was ihn aufgehalten haben mochte.
Er hatte eine schmale Schneise in den Unrat des Schuppens gearbeitet, rechts und links stapelte sich noch immer das Zeug, ineinander verkeilt, hoffnungslos verstaubt. Unter dem blinden Fenster kniete Corin, hatte die Einzelteile eines Schrankes beiseite gezogen und dahinter etwas gefunden, wovon auch ich keine Ahnung gehabt hatte. Er war so vertieft, an den Metallteilen herumzureiben und den Zustand zu überprüfen, dass er zusammenzuckte und aufsprang, als ich ihn ansprach.
„Ein Motorrad?“
Er zuckte hoch und stieß dabei an die Bretter, die krachend neben ihm umfielen, eine Staubwolke aufwirbelten, aber keinen Schaden anrichteten.
„Ist das deins?“
„Ich hab das noch nie gesehen, muss eines der Dinge sein, die noch vom Vorbesitzer des Hauses übrig waren. Kannst du was damit anfangen?“
„Ich muss sehen, wie gut sie erhalten ist.“
„Sie?“ grinste ich und Corin erwiderte: „Die Maschine. Die Indian.“
„Erzähl mir nicht, das wäre eine Indian.“
Corin benutzte ein Stück seines nassen Ärmels, um ein blaues Metallteil zu säubern und blank zu reiben, der Lack war unbeschädigt und es kam ein aufgemalter Schriftzug zum Vorschein.
„Wouh“, machte ich.
Das Essen hatten wir beide längst vergessen. Wir befreiten das Motorrad vom herumliegenden Schrott und schoben es auf platten Reifen nach draußen. Auf dem ersten Blick war nicht viel von der Indian übrig, das Gummi war brüchig, Lederteiler waren von Ratten zernagt und überall blühte der Rost, aber Corin benahm sich, als habe er den Hauptgewinn gezogen. Er bockte die Maschine ohne Mühe auf, kroch um sie herum und murmelte vor sich hin. Ich stand einfach nur dabei, wurde nass bis auf die Haut und beobachtete ihn.
Als ich mich an das wartende Essen erinnerte, ging ich ins Haus, warf die beiden Teile in den Mülleimer. Durch das Erkerfenster rief ich Corin zu, er solle reinkommen und sich etwas trockenes anziehen. Ich wollte ins Diner.
Wir fuhren die paar Meter durch den Regen und Corin verfiel wieder in sein brütendes Schweigen, sah kaum nach rechts und nach links und hatte den Schirm der Baseballkappe tief in die Stirn gezogen. Nelee McElroy begrüßte uns, schenkte uns Kaffee ein und nahm die Bestellungen entgegen. Mir entging nicht, dass Corin sie nicht ansah, als wäre ihm irgendetwas peinlich oder unangenehm. Während unseres Essens sprach er kein Wort, brummte nur, um meine Fragen zu beantworten oder um meine Bemerkungen zu kommentieren; er aß so vorsichtig und langsam, als habe er Zahnschmerzen und sah aus, als habe er sich vollkommen in seine eigene Welt zurückgezogen. Trotz allem war sein Schweigen nicht unangenehm, ich dachte bei mir, dass er einfach nur den Mund hielt, wenn er nichts wichtiges zu sagen wusste. Nelee kam immer wieder an unseren Tisch, um den Kaffee nachzuschenken und uns einen Nachtisch anzubieten, sie gab sich immer Mühe, freundlich zu sein, aber darauf reagierte Corin überhaupt nicht. Es kam erst wieder Leben in ihn, als er im Regen an der Indian herummachen konnte. Es war der Nachmittag, an dem Molly zu ihrem Unterricht zu uns kam. Tracey erwartete sie bereits, machte Kakao in der Küche heiß und rief zu mir hinüber: „Was ist das hier?“
„Was ist was?“
Sie kam aus der Küche, wedelte mit dem gelben Umschlag herum und ich erklärte: „Das sind ein paar Unterlagen, die Jacob vorbeigebracht hat.“
Tracey sah auf den Umschlag, zuckte mit den Schultern und legte ihn zu der anderen Post auf ihren Schreibtisch. Ich sah Molly mit ihrem Regenschirm in der Einfahrt stehen und begriff reichlich spät, weshalb sie nicht bis vors Haus und hereinkam – Corin fuhrwerkte dort herum, vermutlich ohne sie zu bemerken und ohne zu ahnen, dass er ihr Angst machte. Molly erschreckte sich vor allem Neuen und traute keinem Fremden über den Weg, erst recht keinen Männern. Ich trat auf die Veranda, wo Molly mich sehen konnte und rief: „Hallo Molly! Komm rein, bevor du noch weg schwimmst.“
In diesem Moment muss ich der armen verzweifelten Molly wie ein Leuchtturm in der stürmischen See vorgekommen sein, sie hielt schnurstracks auf mich zu und schien nicht einmal zu atmen. Ohne eine Begrüßung hastete sie an mir vorbei ins Haus, stach mir mit ihrem Regenschirm fast die Augen aus. Corin schien sie nicht einmal bemerkt zu haben, die Indian hatte ihn vollkommen gefangen genommen.
„Er wird sich da draußen den Tod holen“, sagte Tracey, als sie einen Blick über meine Schulter warf.
Molly kam mehrmals die Woche zu Tracey, sie war ein gern gesehener Gast in unserem Haus und wenn sie an ihren üblichen Tagen nicht kommen konnte, fehlte etwas bei uns. Tracey erklärte ihr, wer Corin war und was er bei uns machte, das schien sie zu beruhigen und Tracey konnte ihren Unterricht mit ihr fortfahren. Auch als Corin hereinkam, sich an der Tür die Schuhe auszog und auf dem Weg ins Gästezimmer eine nasse Spur hinterließ, verfolgte sie ihn nur mit den Augen. Der gelbe Umschlag brannte mir unter den Nägeln. Augen starrten aus ihm hervor und beobachteten mich die ganze Zeit, warteten darauf, dass ich endlich nachgab.
Mit einem Ohr konnte ich Mollys Sprachübungen hören, sie las etwas aus einem Buch. Ihre Stimme war leise und schüchtern, dass man sich nicht vorstellen konnte, was dieses Mädchen getan haben mochte, um ihre Mutter immer wieder so in Rage zu bringen.
„Tu Hause, in der Nähe von Mi-ter Beutlins Höhle, gab es keine Wölfe. Aber Bilbo kannte das Heulen. Er hatte es oft genug in Ge-hiten behrieben gefunden. Einer seiner älteren Vettern (einer von der Tuk-Seite), der ein großer Weltreisender war, ahmte es tuweilen na-, um ihn tu er-recken.“ las sie, bemühte sich, es korrekt auszusprechen, aber es gelang ihr nicht immer. Tracey lobte sie, wo sie nur konnte und spornte sie noch etwas an, die Seite bis zum Ende zu lesen.
Der gelbe Umschlag schrie förmlich nach mir. Corin war im Gästezimmer, zog sich trockene Sachen über und so ergriff ich endlich die Gelegenheit, einen Blick in die Akte zu werfen, die Jacob dazu gebracht hatten, mich vor Corin zu warnen.
 
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Liebe Grüße Dublin & Tintentod


anonym (07.01.2009)

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