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3 Seiten

Rotampler 2/3

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
“Dass man bei rot nicht über die Strasse gehen darf ist doch klar! 250 Unfälle haben diese, diese Rotampler im letzten Jahr verursacht! Das stelle man sich mal vor! Unverantwortlich! Gesetze und Regeln sind nun einmal da, um uns vor solchen Menschen, die sich einfach nicht an die Regeln halten, zu schützen. Wahrscheinlich weil sie zu blöd dazu sind. Genau wie diese Ausländer. Die halten sich auch an keine Regeln. Klar: die WOLLEN in einem Land leben, das so gut funktioniert wie Deutschland. Aber etwas dafür TUN, das wollen die natürlich nicht.
Die Rotampler sind genau so schlimm wie diese Ausländer.”

Thorsten, das war der Sohn von Karl, nickte, was er immer tat, wenn er mal wieder etwas erklärt bekam, was er noch nicht so recht verstehen konnte. Er wusste aber, dass sein Vater sehr ungemütlich werden konnte, wenn er etwas nicht verstand. Bei solch einer Gelegenheit hatte er ihn auch schon das ein oder andere Mal verprügelt gehabt, natürlich nur zu seinem Besten, wie er ihm hinterher immer wieder ein wenig reuig zu erklären versuchte. Schließlich wollte sein Vater verständlicher Weise nicht, dass sein einziger Sohn zu einem Weichei werden würde, oder, Gott bewahre, zu so etwas wie einem Ausländer, der die Deutschen Tugenden nicht mit dem angemessenen Respekt behandelte, und zu dumm war, um zu erkennen, dass es nur einen richtigen Weg geben konnte. Der deutsche Weg hat sich schließlich bewehrt; der deutsche Weg ist der einzige Weg, der was taugt. Und jeder, der nicht im Stande ist, diese einfache Wahrheit zu erkennen, musste dumm sein. Und weil Dummheit nun einmal unheilbar ist, mussten diese Menschen eben dazu gezwungen werden, sich richtig zu verhalten. Ging ja gar nicht anders.

Karl wäre beruflich am liebsten zur Polizei gegangen. Dort hätte er sich ausleben können; seine Überzeugungen im dienste des Staates umsetzen können. Er hatte sich auch nach der Schule, also nach seinem Hauptschulabschluss, den er gerade so bestanden hatte, bei der Polizei beworben gehabt. Beim Vorstellungsgespräch, zu dem er auch tatsächlich eingeladen worden war, hatte er versucht, alle seine Einstellungen und Überzeugungen seinem Gegenüber verständlich zu machen. Ohne Erfolg. Er hatte es ein paar mal versucht. Aber immer mit dem gleichen Ergebnis. Die Menschen wollten die Wahrheit eben nicht sehen. Das hatte er schon oft zuvor bemerkt gehabt. Selten konnte er mal jemanden von seinen Ansichten überzeugen, meist nur in seiner Stammkneipe. Alle anderen Menschen schienen das alles nicht verstehen zu können, obwohl alles doch so offensichtlich ist! Zum Glück hatte Karl aber noch andere Möglichkeiten. Schon immer hatte er gut kämpfen können. Seine Erscheinung war auch schon meist bedrohlich genug, damit es gar nicht erst zu einem Kampf kommen musste. Karls einzige Sprache, die auch andere Menschen verstehen konnten, war die Sprache der Faust. Seine Faust hatte ihm schon so einige Male aus einer peinlichen Situation heraushelfen können.

Karl war zufrieden mit seinem Sohn. Wenigstens dieser widersprach ihm nur ganz selten einmal. Aus ihm würde mal etwas werden, da war er sich ganz sicher. Vielleicht würde sein Sohn das schaffen, was ihm nicht gelungen war. Vielleicht würde sein Sohn später einmal zur Polizei gehen.
Aber das war noch ein langer Weg. Karl würde ihm aber dabei helfen. Das war er Deutschland schließlich schuldig.

Karl signalisierte seinem Sohn mit einem Kopfnicken, dass er zufrieden mit ihm war und dass er zumindest für den Moment keine Prügel von ihm zu befürchten hatte. Anschließend widmete er sich wieder voll ganz seiner Boulevardzeitung. Er las den Artikel über die Rotampler noch ein weiteres Mal. “Oh man”, dachte er anschließend bei sich. “Diese Rotampler.” Mit solchen Menschen hatte er in seinem Leben schon so oft zu tun gehabt. Keine Einsicht hatten die. Die MUSSTEN dazu gezwungen werden, sich an die Gesetze zu halten, sonst würde Deutschland auch so etwas werden, wie dieses Ausland.
Bei diesem letzten Gedanken bekam er sogar eine Gänsehaut.

Nein. So eine wichtige Arbeit durfte man nicht nur der Polizei überlassen. Da war jeder Bürger gefordert. Wie hieß dieses Wort noch einmal?
Karl grübelte lange darüber nach. Es gab irgendein Wort, das er in einem ähnlichen Zusammenhang irgendwo schon einmal gehört hatte.

Wie verhext. Er kam sich jetzt wie damals in der Schule vor, als er vom Lehrer etwas gefragt worden war und er förmlich gespürt hatte, dass sich die anderen in der Klasse über ihn lustig machten, während er verzweifelt nach dem verlangten Wort suchte, es ihm aber einfach nicht einfallen wollte. Aber schon denen hatte er es damals gezeigt gehabt. Jeden einzelnen von denen hatte er sich bei irgendeiner sich bietenden Gelegenheit vorgenommen, schließlich gab es auch schon in der Schule Gesetze, an die sich jeder zu halten hatte.
Es hatte nicht lange gedauert, und niemand in der Klasse hatte es mehr gewagt, sich über ihn lustig zu machen.

Diese Rotampler. Die würde er sich auch noch vornehmen. Es waren die gleichen, die sich früher schon nicht an die Gesetze in der Schule gehalten hatten. Es war immer der gleiche Kampf. Aber es war ein Kampf, der nun einmal gekämpft werden musste. Deutschland musste verteidigt werden, sei es nun gegen die Ausländer oder gegen diese Queru.. Queril…. Ach, egal. Einfach gegen alle, die sich nicht an die Gesetze hielten, halten wollten oder halten konnten.

Natürlich musste es auch nach ihm noch solche Menschen wie ihn geben. Das hatte er schon vor sehr langer Zeit erkannt gehabt. Diesen Job würde dann sein Sohn für ihn übernehmen müssen. Auf ihn setzte er all seine Hoffnungen. Er schien auf dem richtigen Weg zu sein. Er war so ziemlich der einzige, der ihm nur ganz selten einmal widersprach. Also schien zumindest er ihn verstehen zu können.
Karl sah nun seine Aufgabe darin - und dabei ging es um nichts Geringeres, als um die Ordnung und das Fortbestehen von dem Deutschland, wie er es kennen und lieben gelernt hatte - dafür zu sorgen, dass auch NACH seinem Tod seine Mission fortgesetzt wurde.

Dies sei erst einmal genug zu Karl und seinem Sohn. Wenden wir uns nun, wie zuvor versprochen, Sebastian zu.
 
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Kommentare  

Ja, das war jetzt gut und was ist nun mit Sebastian?

doska (23.08.2009)

Dieses Kapitel gefiel mir schon ein ganzes Stück besser. Am Schluss, wo der Vater nach dem richtigen Wort gesucht hatte, musste ich sogar laut auflachen. Jetzt bin ich echt gespannt, wie das jetzt weiter gehen wird.

Petra (22.08.2009)

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