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6 Seiten

Das Tor - Kapitel 21

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Wie zu erwarten wurde die Verfolgungsjagd, der Stunt von Anna und Alexander und die Schießerei innerhalb kürzester Zeit zum Medienereignis. Ein kleiner Athener Sender der öffentlich-rechtlichen besaß exklusives Bildmaterial. Bis zu jenem Augenblick, wo Pérez Männer die Übertragung beendeten. Die Medien hielten die Israelis für Mitglieder der Athener Spezialeinheit. Das Echo verschaffte ihnen die nötige Zeit Vorkehrungen zutreffen. Ben machte von der Botschaft aus entsprechende Telefonanrufe.
Alexander hatten sie auf die medizinische Station der Botschaft gebracht. Dort behandelte und versorgt man ihn. Stunden nach den Ereignissen kam er wieder zu sich. Eine Krankenschwester sah nach ihm.
Er fühlte sich matt, ausgepumpt und völlig am Ende. Trotzdem würde er weiter machen. Die Sache war noch nicht beendet. Das Problem war nur sie hatten nichts brauchbares in Händen. Schneider`s Tagebuch und Nava befanden sich in Anna`s Obhut. Sie besaßen einen Schlüsselstein. Mehr aber auch nicht.
So wie er Anna kannte, fand sie einen Weg auch ohne den kompletten Satz Schlüsselsteine das Tor von El Dorado zu öffnen.
Wie ging es also weiter!?, fragte Alexander sich selbst. Er konnte Nava nicht aus den Fängen der Allianz befreien. Das Notizbuch war ihm egal. Nava hingegen nicht. Neue alte Schuldgefühle zwängten sich an die Oberfläche. Sie bedeutete ihm was, das konnte er nicht leugnen. Genau deshalb würde er weitermachen und alles daran setzen sie zurückzuholen.
„Alles in Ordnung?“, fragte Sven besorgt. Seine Miene war zerfurcht.
Das Schmunzeln verursachte ein schmerzhaftes Ziehen im Rippenbereich. „Yo. Mach dir keine Sorgen.“
Sein Bruder machte sich Sorgen, behielt sie aber für sich.
Das Sven was auf der Seele lag merkte Alexander sofort. „Was ist los?“
„Wieso hast du das getan?“ Einen vorwurfvollen Unterton konnte er sich nicht verkneifen.
Er hörte es. Alexander setzte sich auf, schaute aus den Fenstern.
„Bei der Aktion hättest du drauf gehen können.“, schob Sven hinterher.
Sein Bruder hatte Recht. Er war kein Actionjunkie, der sich wegen des Kicks in gefährliche und brenzliche Situationen begab. Alexander überlegte nicht groß, sondern handelte instinktiv. Ob es sich nun bei der Verfolgungsjagd handelte oder beim Sprung aus einer Gulfstream ohne Fallschirm. Ihr Job bei der HUSC war sicherlich nicht ungefährlich, im Gegenteil. Dennoch neigte er zu waghalsigen Aktionen bei ihrer Nebentätigkeit. Im Nachhinein gesehen hatte Sven recht.
„Es ist wegen Nava?“, fuhr Sven fort. „Die Sache in Kambodscha!?“ Man könnte meinen er führe ein Selbstgespräch. „Du liebst Sie.“ Das war weder eine Frage noch eine Vermutung, sondern eine Feststellung.
Er empfand mehr für Nava als für die sonstigen Frauen, die ihnen begegneten. Da konnte Alexander nicht widersprechen. „Vielleicht…“ Das stimmte nicht und sie wussten es. „Möglicherweise.“, gab er wenig überzeugend zurück. „Ich konnte nicht tatenlos mit ansehen, wie Anna sie entführt. Versteh doch, ich musste es wenigstens versuchen.“ Etwas Besseres fiel ihm nicht ein. „Ich verspreche mich in Zukunft zurückzuhalten.“ Sven sah ihn skeptisch an. „Indianer Ehrenwort.“, schwor Alexander.
Da kam Ben ins Zimmer. „Hey, wie geht’s dir?“
Mit dem Auftauchen des Israelis war das Thema beendet. Sven hatte gesagt, was er sagen wollte. Alexander war nun mal so. Gewiss hatten seine Aktionen dazu geführt, dass sie aus der einen oder anderen brenzlichen Situation entkommen konnten. Er vertraute einfach auf seinen Instinkt, statt auf den gesunden Menschenverstand.
„Besser. Gibt es was neues?“
„Nein. Sie sind verschwunden.“
Das war zu erwarten gewesen. „Anna hat das Notizbuch und Nava.“ Alexander zuckte mit den Schultern. Ein heißer Stich war die Folge. Eine Rippenprellung. „Wir stehen mit leeren Händen da.“, fasste er zusammen.
„Nicht unbedingt.“

***
Nur langsam und schleppend kam Nava wieder zu Bewusstsein. Sie fühlte sich gerädert, als hätte sie untrainiert an einem Triathlon teilgenommen. Leichte Übelkeit. Ein pelziger Film auf der Zunge. Eine trockene Kehle. Hundeelend ging es ihr. Sie schaute sich um. Eine schlichte Flugzeugkabine. Das Dröhnen der Flugzeugturbinen, schwache Vibrationen.
„Sie sind wach.“, stellte Anna Bergmann gleichgültig fest.
Ihre Gegenspielerin stellte ihr ein Glas Wasser und ein Päckchen Aspirin hin. Sie setzte sich in den gegenüberliegenden Sitz. Zwischen ihnen stand ein moderner Glastisch. Auf ihm lagen Kartenabschnitte, Ausdrucke, Papiere und am Rand Doktor Schneider`s Notizbuch.
Nava nahm eine Aspirin und spülte sie mit dem Glas Wasser runter. An die letzte Begegnung konnte sie sich noch gut erinnern. Sorge um Alexander schwappte auf. So wie sie ihn kannte, hatte er versucht Anna aufzuhalten. Wegen ihr oder dem Notizbuch!? Ein kurzer unschlüssiger Blick zum verschließendem Einband.
„Ihre Sorge ist unbegründet.“, meinte die Frau ihr gegenüber. „Er ist zäher, wie er aussieht.“
Ärger stieg in Nava auf. Was wusste sie schon!? Vermutlich kannte sie Alexander besser als sie. Diese Erkenntnis machte Nava wütend. „Keine Sorge. So wie ich ihn kenne“ Anna betonte die letzten Worte absichtlich zweideutig. „wird er trotz der Schlappe nicht aufgegeben.“ Sie schaute Nava an, lehnte sich zurück, blickte zum Notizbuch und trank einen Schluck. „Sie bedeuten ihm mehr als sie ahnen.“
Die Erkenntnis hatte einen bitteren Beigeschmack. Eifersucht!! Nicht unbedingt. „Wieso haben Sie mich entführt?“ Ein kleinwenig, ja.
Anna lächelte freudlos. „Sie hatten das Notizbuch. Mit den Notizen von Doktor Schneider waren wir in der Lage einen Ausgangspunkt für unsere Expedition festzulegen.“
„Sie haben die Stadt gefunden?“ Der Schreck ließ sie alles für einen Moment vergessen.
„Zu meinem Leidwesen scheint Herr Schneider nicht alles notiert zu haben. Wir wissen aber wo wir suchen müssen. Es ist daher nur eine Frage der Zeit.“
Der Schreck verflog zwar aber ein Rest blieb. Sie hatten ein Suchgebiet. Ihr war klar, dass die Frau recht hatte. Mit den Ressourcen, die ihr zur Verfügung standen, war es tatsächlich nur eine Frage der Zeit, bis die Goldene Stadt gefunden wurde. Ein Geheimnis für die Ewigkeit gab es nicht.
Sie schaute auf den Tisch. Topografische Karten Süd- und Mittelamerikas lagen da. Ein Ausschnitt fiel ihr ins Auge. Vorsicht keimte auf. Wenn es stimmte, was Sie sagte, wieso ließ das Material auf dem Tisch liegen, wo sie es einsehen konnte. Andererseits schien man bereits unterwegs zu sein. Sie konnte nirgendwo hin. Eine Nachricht absetzen ließ sich ebenfalls nicht. „Ohne die Schlüsselsteine gelangen sie nicht in die Stadt.“ Ein Gefühl sagte ihr, das es daran nicht scheitern würde.
Ein amüsiertes Lächeln erschien auf dem Gesicht ihrer Kontrahentin. „Er hat wohl nicht viel von mir erzählt.“ Klang sie enttäuscht!! „Dabei haben wir doch den einen oder anderen innigen Moment zusammen erlebt.“ Wieder diese Zweideutigkeit. Dann zuckte sie mit den Achseln. „Auf die eine oder andere Weise kommen wir in die Stadt.“ Das war eine Tatsache. „Und sie werden dabei sein.“ Mit diesen Worten erhob sich Anna und ging.
Nava ließ sich in den Sitz sinken. Hoffnungslosigkeit kehrte in ihr Sein. Darunter erwachte ein Funke der Rebellion.

***
Ben und Alexander sahen zu Sven.
Er wandte den Blick ab, haderte mit sich. Wenn er Recht hatte, dann waren sie ein ganzen Stück voran gekommen. Die Kehrseite der Medaille macht ihm Sorgen. Was wenn er falsch lag!?
„Nun rück schon raus.“, meinte Alexander wirsch aber nicht böse.
So empfand es sein Bruder auch nicht. Er suchte einen Anfang. „Anhand der Markierungen, die wir im Tempel gefunden haben, kann man möglicherweise den Standort von El Dorado feststellen.“
„Wie?“, wollte Ben neugierig wissen.
„Möglicherweise!“, entgegnete hingegen Alexander.
Sven nickte knapp, kaum wahrnehmbar. „Doktor Schneider hatte sich eine Formel notiert, die bei den Maya, Inka und Azteken gleichermaßen überliefert ist.“ Das ergaben seine Recherchen. Irgendwie schien es einen Zusammenhang zwischen der Formel und den Markierungen zugeben. Im Durcheinander des Notizbuchs konnte man sie leicht übersehen oder als unwichtiges Gekritzel abtun. „Der Ausgangswert der Formel ist immer gleich. Was sich keiner erklären konnte. Alleine schon das die Kulturen ein und dieselbe Formel kannten und benutzten blieb rätselhaft.“, fuhr Sven mit seinen Ausführungen fort.
„Wofür haben sie die Formel gebraucht?“, fragte Ben.
„Landvermessung.“
Der Israeli zog die Brauen hoch.
„Man vermutet das Sie anhand der Formel die Standorte der Tempel und Siedlungen festgelegt haben. Was durch den Ausgangswert bemerkenswert scheint.“
„Wieso?“, hackte Alexander nach.
„Wie ich schon sagte“, erinnerte er Ben und seinen Bruder. „ist der Wert immer gleich. Egal ob die Maya, Inka oder Azteken die Formel anwendeten. Was sich niemand erklären kann.“
„Weshalb?“
Alexander übernahm die Antwort von Ben`s Frage. „Die Kulturen existierten nebeneinander. Streitigkeiten. Auseinandersetzungen. Das Übliche eben. Sie mochten einander nicht, obwohl die Legende der Ahnen besagt, dass ihre Ahnen aus demselben Reich stammten und sie sozusagen Brüder waren.“
„Tatsächlich haben Forscher bei DNA Vergleichen festgestellt, dass es zwischen ihnen Übereinstimmungen gibt, die sie zu entfernten Verwandten machte.“ Untermauerte Sven. Bei seinen Recherchen war er auf einen Artikel gestoßen, der das zum Thema hatte. Eine Entdeckung, die Ende der 90ger Jahre für Furore sorgte.
„Manche glauben“, setzte Alexander fort. „das sich die Legende der Ahnen auf die Goldene Stadt bezieht.“ Archäologen fanden bei Ausgrabungen in Mexiko eine Inschrift, aus der die Legende der Ahnen abgeleitet wurde. Beachtung fand die Inschrift nicht. Weil sie sich vielseitig übersetzen ließ. Daher hielten Wissenschafter, Forscher und Archäologen die Goldene Stadt für ein Armenmärchen, der lediglich den Goldrausch auslöste. Es gab keine unwiderlegbaren Fakten, dass die Stadt der Ahnen existierte. Bis jetzt jedenfalls.
„Um eine verhältnismäßig genaue Positionsbestimmung anhand der Formelstellung zu bekommen, braucht man 5 Markierungen, wie sie Doktor Schneider im Tempel gefunden hat. Minimum. Besser sind aber 7.“, kam Sven aufs Thema zurück.
„Wir haben nur 3.“, stellte Ben fest. „Reicht das?“
Er formte ein schwaches aber erklärendes Lächeln.

***
Die 7 Frauen und Männer in ihren hochwertigen, modernen, teuren Kostümen und Anzügen schoben die Ledersessel zurück, packten ihre Papiere zusammen und erhoben sich vom Konferenztisch. Das Meeting vom Vorstand, der La Seguridad Global Sociedad, war beendet. Ein Mann im Anzug betrat den Konferenzraum ignorierte die Vorstandsmitglieder und ging zum Kopf des Glastischs.
Der Platz, bzw. Sessel war dem Vorstandsvorsitzenden vorbehalten. In diesem Fall hieß er Antonio Delgado. Der CEO war von stämmiger Statur, gehörte während seines Studiums in den USA dem Ringerteam seiner Schule an. Er lief regelmäßig den New York Marathon. Seit 10 Jahren war er der Mann an der Spitze von La Seguridad Global Sociedad.
Die Meldung ließ ihn keine Miene verziehen. Dabei war sie von Bedeutung. Nicht für die Firma, sondern für die Bruderschaft dessen Vorsitz er innehatte. Die Bruderschaft schuf die Firma, nutzte jetzt deren Ressourcen und Personal. Eine Symbiose von der nur wenige wussten. Aus dem Vorstand sowie der Führungsriege der Firma gehörte keiner dazu.
Sie standen kurz davor etwas zu schaffen, was vor fast 400 Jahren begann. Wer die Goldene Stadt entdeckte, fand unermesslichen Reichtum und unbegrenzte Macht. So schrieb es Enrico Torres, ein enger Vertrauter von Cortez, nieder.
Delgado holte das El Dorado Projekt aus seinem Winterschlaf, trieb es voran und tat alles, um erfolgreich zu sein. Die Goldene Stadt war das Erbe der Bruderschaft. Demnächst fände die 400 Jahre währende Suche ein Ende. Ihm würde dann etwas zu Teil, was Cortez und seine Mitstreiter seither antrieb. Macht. Unbegrenzte Macht.

***
Die Entscheidung kam für ihn nicht überraschend. Es hatte ihn einiges an Überredungskunst gekostet das Gremium davon zu überzeugen Anna Bergmann zurückzuholen. Sie gehörte zu den besten Agenten. Eine echte Rehabilitation war es jedoch nicht. Das Projekt hatte an Fahrt gewonnen, bekam ausreichend Mittel, Ressourcen und Personal zur Verfügung gestellt. Und Anna Bergmann erwies sich als hervorragende Wahl. Woran er auch nie zweifelte. Ihre Akte sprach für sich. Genau das wurde zum Problem.
Er betrat einen elegant eingerichtet Raum, setzte sich an den Schreibtisch, loggte sich ins System ein und öffnete einen sicheren Kommunikationskanal. Das rotierende Logo verschwand. Die Verbindung stand. Das Sicherheitsprogramm sorgte dafür dass das Gespräch von Außen weder abgehört, aufgespürt noch mitgeschnitten wurde.
Major Rafael de Jong erschien auf dem Flachbildschirm.
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-Ende, Kapitel 21-
© by Alexander Döbber
 
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Kommentare  

Anna hat also das Notizbuch und Nava in ihre Gewalt gebracht. Alexander ist verzweifelt, dass er Nava nicht befreien konnte und die dritte Organisation (die Erben des Cortez) lassen ebenfalls nicht locker. Freue mich schon auf die Fortsetzung.

doska (27.06.2010)

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