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Die Tagräumerin

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Johanna ist glücklich, aber darauf darf man sie nicht ansprechen. Das macht sie nämlich unglücklich. Sie findet, dass man das sehen und nicht erfragen muss. Außerdem pfeift sie ja auch den ganzen Tag obwohl sie das gar nicht kann. Wieso sollte sie das tun wenn nicht aus Glück? Was viel pfeift kann wenig lächeln und vielleicht sollte sie das pfeifen sein lassen. Aber nur wegen den Leuten?

Johanna wäscht ungern ab aber stapelt gerne Geschirr, hört dabei Kostakowitsch und denkt bei jedem schönen Ton ein „Danke“ ins Orchester. Sie wischt viel Staub, war im Urlaub auf Lanzarote und hat sich von dort Strandsand in einer kleinen Flasche für die Anbauwand mitgebracht.

Johanna ist Tagräumerin. Jeder Tag muss einen Sinn und einen Termin haben und so sieht ihr Kalender auch aus. Manchmal erfindet sie aus Terminknappheit Meetings oder sitzt alleine im Restaurant und alle denken, sie redet mit sich selbst. Dabei spricht sie nur mit Geschäftspartnern, die sie erfunden hat. Am Wochenende besucht sie 5 verschiedene Gräber und bildet sich ein, sie sei mit den Toten verwandt gewesen. Ihre reale Verwandtschaft ist ihr zu stressig. Die fragen immer ob sie glücklich ist.

Johanna hat Kresse gepflanzt und schaut jeden Morgen danach bevor sie nach sich selbst schaut. Sie züchtet Kristalle und ist davon überzeugt dass es ein Geben nach dem Geben gibt und hat vor dem ersten Gebimpuls Angst, dass nichts zurückkommt. Irgendwer soll anfangen. Jetzt! Wenigstens heute oder gleich morgen früh! Bitte..
 
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Kommentare  

Wirklich gelungen:)

Petra (16.09.2009)

Doska hat bereits alles gesagt. Kann mich nur anschließen. Dieser Text ist köstlich.

Jochen (15.09.2009)

Wieder ganz, ganz toll. Besonders am Schluss musste ich laut auflachen. Ich staune immer, wie du unseren "lieben" Mitmenschen in die Seele schaust. Auch dein Wortspiel, war diesmal spitzenmäßig.

doska (15.09.2009)

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