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Quank - eine Silvestergeschichte

Nachdenkliches · Kurzgeschichten · Winter/Weihnachten/Silvester
© doska
Quank war noch ein wenig verschlafen. Er streckte und reckte sich. Oh Mann, er durfte jetzt seinen Einsatz nicht verpennen. Wo war nur der Mann mit dem langen weiten Mantel, den er aufzusuchen hatte? Man hatte ihn hier aus diesem Grunde abgesetzt.
Oh, da stand der ja auf der Brücke und bastelte an irgendeinem langen Gegenstand herum
„Hallo du, was machst du da?“, rief er dem Alten schon von Weitem zu.
Der Greis schaute auf, zeigte sich aber keineswegs überrascht, dem Kind zu begegnen.
„Ich baue mir eine große Silvesterrakete“, murrte er - nun doch ein wenig genervt wegen der Störung.
Wofür brauchst du denn die?“, fragte das Kind einfach weiter und schob sich dabei dicht zu ihm heran. Einige vorwitzige Locken fielen ihm ins runde Gesicht.
„Na, das weißt du nicht?“
„Würde ich sonst fragen?“
„Dann hat man dich wirklich schlecht aufgeklärt. Also, wenn es dunkel ist, werden damit die bösen Geister vertrieben.“
„Welche bösen Geister?“
„Stell dich nicht so an, die vom alten Jahr natürlich.“
„Aber warum machst DU das?“
„Du meinst, weil ich selbst einer dieser Geister bin?“
„Richtig, man hat mir von ´Oben´ gesagt: Quank, du bist noch unerfahren in deinem Amt, suche einen der Querre auf, weil du von denen lernen könntest. Wie viel Böses habt ihr denn schon so getan, Alter?“
Der Greis warf sich seinen langen, weißen Bart mit einer bedächtigen Bewegung nach hinten auf den Rücken, weil der ihn an der Arbeit ein wenig behinderte und betrachtete dann das kleine, freche Kind. „Ach Quank, das Böse machen doch die Menschen selber. Wir werden nur geboren und vergehen und es liegt in der Hand der Menschen, ob sie aus uns böse oder gute Geister machen werden.“
„Und warum wollen Sie uns am Schluss vertreiben?“, hakte der Junge aufgeregt nach.
„Weil sie Angst vor sich selbst haben. Wir sind in Wahrheit nur die Geister der Zeit, in der sie eine Chance haben, sich selbst und andere glücklich oder unglücklich zu machen. Aber nun ist genug erklärt. Ich werde mich auf diese Rakete setzen und ins All hinaus fliegen, wo ich mich mit den Geistern der Vergangenheit vereinigen werde. Du aber, junger, neuer Geist, erinnere immer wieder die Menschen daran, dass die Zeit vergänglich für diese Erde und die Menschen ist, indem du den Frühling kommen lässt, den Herbst und wieder den Winter. Sage ihnen – vielleicht mit dem Rauschen der Blätter - dass die Zeit länger aber auch kürzer erscheinen kann, obwohl sie eigentlich stets gleichlang ist. Es liegt nur in der Hand der Menschen, was sie aus der Zeit machen.“
Damit setzte sich der Alte breitbeinig auf seine Rakete, zündete sie von hinten an und schon erhob sie sich mit ihm in die Lüfte. Sein langer, weißer Mantel flatterte und auch sein Bart, als er sich noch ein letztes Mal zu dem Jungen umschaute.
Quank winkte ihm hinterher. „Lebe wohl Alter, ich werde mir Mühe geben. Ich werde den Wind flüstern und auch mal Sturm aufkommen lassen, damit die Menschen verstehen!“
Der Alte nickte zufrieden. Ein kleiner Stern blitzte am Himmel auf und dann war er auch schon für immer im Dunkel der Nacht verschwunden. Quank wendete sich um, lief auf die Stadt zu, aus der großer Jubel zu hören war. Überall sausten Leuchtraketen zum Himmel empor und es prasselte, knatterte und knallte, denn in diesem Augenblick war das alte Jahr vergangen und das neue wurde mit vielen Hoffnungen begrüßt. Quank näherte sich dem Leben und er spürte die Hoffnungen der Menschen und er lächelte.

ENDE
 
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Kommentare  

Hallo Frankie, danke für deinen Kommentar. Schön mal wieder etwas von dir zu hören. Und ich freue mich, dass du dich in dieser Story so ein bisschen wiederfinden konntest.

doska (03.01.2011)

Liebe Doska,
Tolles Thema, perfektes timing und wirklich genial gemacht. Das Bild alleine schon!
Das ganze erinnert mich an etwas und ich finde es wirklich toll, wenn man sich in Geschichten ein Stück weit wiederfinden kann - so wie hier.:-)
Die besten Wünsche fürs neue Jahr!
Grüße, Frankie


Frank Johnson (30.12.2010)

Hallo Michael, ich bedanke mich, freut mich, dass man die versteckte Nachricht in meiner Geschichte erkennt. Das ist auch meine Sorge und ich drücke die Daumen, dass wir es doch noch schaffen aus diesem ganzen Schlamassel einigermaßen heil wieder hinaus zu finden.

doska (05.01.2010)

Hallo doska,

eine sehr rührende Silvestergeschichte, eine Silvestergeschichte die doch sehr anders ist, die aber auch sehr nachdenklich stimmt, eine Story, die aktueller denn jeh ist - wenn ich zum Beispiel an den gescheiterten Klimagipfel von Kopenhagen denke.

Wahrscheinlich müssen erst noch heftigere Tornados über die Menschheit hereinbrechen, damit die Menschen zur Vernunft bereit sind.
Der "globale freie Markt", mit dem ungebremsten Konsum, wird die bösen Geister, die in uns Menschen schlummern, nicht besiegen - ganz im Gegenteil.

Erst dann, wenn das irdische Dasein am seidenen Faden hängt, dürften die Menschen zur Besinnung bereit sein.
Dann könnte es aber bereis zu spät sein.

Wieder sehr toll geschrieben!


Michael Brushwood (04.01.2010)

Meinen Dank an Holdriander, www. Mailer und Ingrid für die lieben Kommentare. Das geht natürlich runter wie Öl. Ich hoffe ihr seid gut ins neue Jahr gekommen. Hier schneit es wie verrückt. Sieht alles ganz toll aus.

doska (02.01.2010)

Ein sehr "berührender" Text hat auch mir gut gefallen. LG von Maik und einen guten Rutsch ins Jahr 2010 wünsche ich dir doska;-)

www-Mailer (31.12.2009)

Beinahe zum Heulen schön, liebe doska. Philosophisch und märchenhaft zugleich.
lg


holdriander (31.12.2009)

wird wahrscheinlich wieder in die hose gehen, aus quank wird querre - und keiner lernt was. ;))
schön bildhaft geschrieben, gefällt mir gut, echt gut. lieben gruß


Ingrid Alias I (30.12.2009)

Danke liebe Rosmarin. Freut mich, das es dir gefallen hat. Am Anfang eines Lebens ist doch immer alles drollig, später muss aus dem Quank ein Querre werden.

doska (30.12.2009)

hallo, doska, auch mir hat die kleine geschichte spaß gemacht. also hoffen wir, worauf auch immer.
quank, was für ein drolliger name.
gruß von


rosmarin (30.12.2009)

Hallo Bernhard, vielen Dank. Ja, manchmal kann auch ich romantisch und verträumt sein. Wer dabei nachdenken will, kann das natürlich tun oder auch nicht. Hauptsache die Geschichte macht Spaß.

doska (30.12.2009)

Wirklich schön geschriebener Abschied vom alten Jahr.
Hat mir gefallen. Regt zum Nachdenken und insich gehen an, finde ich.
Gruß


Bernhard Brüllmückel (30.12.2009)

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