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4 Seiten

Tell You My Story - 3. Kapitel

Romane/Serien · Romantisches
Ich stellte den letzten Topf in den Schrank und hängte das Geschirrtuch über den Griff des Herds. Auf dem Herd köchelte gerade die Milch, die ich mir für einen heißen Kakao aufgesetzt hatte.
Ryan war mir was schuldig. Zusammen hatten wir dann doch noch sein Date gerettet, indem wir schnell Spaghetti Cabonara gezaubert hatten. Jetzt war er mit Vanessa in sein Zimmer entschwunden – was dort geschah, wollte ich lieber gar nicht wissen.
„Oh, Mist!“, fluchte ich beim Anblick meiner Milch, die kurz vor dem Überkochen war. Schnell zog ich den Topf von der Herdplatte und goss die Milch in die Tasse, die ich bereit gestellt hatte. Das Kakaopulver löste sich auf und nur wenige Schokoaugen schwammen oben auf. Ich lehnte mich an die Küchentheke und begann, die Schokolade zu löffeln. Mir kam die seltsame Begegnung heute im Central Park im Sinn. Es ließ mir immer noch keine Ruhe, dass der Kerl meinen Namen gekannt hatte. Und in dem Moment hoffte ich das erste Mal in meinem Leben, dass das Sprichwort „Man trifft sich immer zweimal im Leben“ eintreffen würde. Nur allzu gerne hätte ich IHN noch einmal gesehen und sei es nur um zu fragen, woher er meinen so gut gehüteten Namen kannte.
Einer Weile hing ich meinen Gedanken nach. Die Musik des Fernsehers, den meine Mutter im Zimmer nebenan laufen hatte, machte mich schläfrig. Plötzlich schreckte ich hoch. Der Brief! Mir war der Brief von heute morgen eingefallen. Der Brief, der an „Amelia Wright“ adressiert war. Vielleicht war es nur ein Hirngespinst, aber es könnte doch möglich sein…
Ich drehte mich um und griff nach dem Brief. Das weiße Büttenpapier lag schwer in meinen Händen. Mein Namenszug stand mit königsblauer Tinte in kursiven Buchstaben in der Mitte des Umschlages. Es sah richtig edel aus. Ich drehte den Umschlag in meiner Hand, doch irgendwas ließ mich zögern. Ich traute mich nicht, ihn zu öffnen. Irgendetwas machte mir Angst, hielt mich zurück. So landete der Umschlag wieder auf der Theke.
Ich spülte schnell meine Tasse, trocknete sie ab, stellte sie zurück in den Schrank und wollte die Küche verlassen, um zu meiner Mutter ins Wohnzimmer zu gehen. Doch der Brief ließ meine Gedanken nicht los. In der Türe drehte ich mich um und starrte eine Weile auf den Brief bis ich mich entschloss, ihn an mich zu nehmen und später zu öffnen.
Kurz darauf ließ ich mich neben meine Mutter auf unser Sofa fallen. Der Krimi, der im Fernsehen lief, fesselte sie dermaßen, dass ihre Fingerspitzen die Keksschachtel in ihrer Hand total zerquetschte.
„Mum?“, wagte ich es sie zu stören.
„Hmm“, machte sie nur, an einem Keks knabbernd und die Augen starr auf den Fernseher gerichtet.
„Wo hast Du den Brief eigentlich her?“
Meine Mutter machte ein verständnisloses Gesicht. „Welchen Brief denn, Mia?“ „Mum, den Brief von heute Morgen!“ Ich rollte die Augen. „Wie alt bist du? 45 oder 85?“
Sie steckte den letzten Bissen ihres Kekses in den Mund und begann zu überlegen. Man konnte förmlich sehen, wie es hinter ihrer Stirn zu arbeiten begann.
„Lass mich mal überlegen… Ich glaube, der lag heute Morgen auf der Türmatte.“
Also wusste der Absender sogar, wo ich wohnte. Seltsam… Irgendwie machte mir das alles ein bisschen Angst.
„Hmm...“ Ich seufzte und stand auf, den Brief fest in meiner Hand. „Dann gute Nacht, Mum!“ Ich drückte ihr einen Kuss auf die Wange und hüpfte die Treppe zu meinem Zimmer hinauf.
Während ich auf meinem Bett lag und starrte die Decke anstarrte, spielten Engelchen und Teufelchen in mir ein großes Verwirrspiel. Noch immer zögerte ich den Brief zu öffnen, doch irgendetwas in mir war zu neugierig um ihn verschlossen zu halten. Ich nahm in erneut in die Hand und ließ das zarte Büttenpapier durch die Finger gleiten. Wie ich es auch drehte und wendete – ich wollte wissen, was in diesem Brief stand! Was konnte schon passieren?! Vorsichtig schob ich meinen Zeigefinger unter die Lasche des Kuverts und zog sie auf. Ein kleiner Zettel fiel heraus. Er hätte nicht mal die Hälfte des Umschlages ausgefüllt.
Meine Hände zitterten ein wenig, als ich den Zettel auseinanderfaltete. Auch er war in der gleichen klaren Schrift beschrieben wie der Umschlag. Nur wenige Worte standen darauf: „„Jeder von uns ist ein Engel mit nur einem Flügel. Und wir können nur fliegen, wenn wir uns umarmen.“ - Luciano De Crescenzo - Ich bin immer für Dich da!“
Mehr stand da nicht. Ich musste grinsen. So, ein heimlicher Verehrer. Und ich dachte, aus dem Alter wäre ich raus…
Ich faltete den Zettel wieder zusammen, holte mein Tagebuch unter dem Kopfkissen hervor und schob ihn hinein. Der geheime Verehrer würde wohl auch noch eine Weile geheim bleiben, denn dafür hatte ich beim besten Willen nicht auch noch Zeit. Ich schob das Tagebuch zurück, ließ mich in die Kissen fallen und schaltete den Fernseher ein. Eine Zeit lang zappte ich hin und her, ohne mich richtig für einen Sender entscheiden zu können. Schließlich blieb ich bei einem Film hängen, der mich jedoch nicht richtig fesseln konnte. Ich stellte den Sleep - Timer und ließ mich von den Stimmen in den Schlaf wiegen.
Das Klingeln des Telefons riss mich aus dem Schlaf. Es klingelte wieder. Im Dunkeln tastete ich nach meinem Wecker und sah auf die fluoreszierenden Ziffern. Ich stöhnte. Es war gerade viertel nach drei. Nachts. Schnell schwang ich mich aus dem Bett, um den nächtlichen Anrufer nicht allzu lange klingeln zu lassen. Außerdem war ich neugierig. Wenn jemand um diese Zeit anruft, musste er einen dringenden Grund dafür haben. Mir fiel sofort alles möglich ein. Ob was mit Grandma war? Die letzten Stufen nahm ich mit einem Satz und riss den Hörer von der Gabel.
„Hallo?“
Am anderen Ende war nur schweres Schnaufen zu hören.
„Wer ist denn da?“
Das Schnaufen ging in ein Röcheln über, das immer lauter wurde. Keine 2 Sekunden später wurde der Hörer auf die Gabel geknallt und die Verbindung war unterbrochen. Unser Telefon war leider noch sehr altmodisch und hatte nicht einmal ein Display, so dass ich die Nummer des Anrufers hätte sehen können.
Einen Moment starrte ich noch den Hörer in meiner Hand an, legte ihn dann zurück auf die Gabel und ging kopfschüttelnd wieder ins Bett.

Tanita, meine beste Freundin, saß gemeinsam mit mir in der Küche und hielt den geheimnisvollen Brief in den Händen. Beim Anblick des Geschriebenen brach sie in lautes Gelächter aus.
„Also wirklich, Mia. So etwas Schnulziges hab ich noch nie gehört!“
Ich musste grinsen. Da hatte sie recht. Es war wirklich extrem schnulzig, zumal ich nicht mal wusste, wem so viel an mir liegen könnte, mir so etwas zu schreiben.
„Tani!“ Ihr helles Lachen war so ansteckend, dass ich mich nur mit Mühe zusammenreißen konnte. „Bitte, sei doch mal ernst!“ Was sehr schwierig war, wenn wir zusammen waren. „Was meinst Du, wer könnte dahinter stecken?“
Tanita begutachtete den Brief noch einmal aufs Genauste und zuckte dann mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung. Die Schrift sagt mir gar nichts und so ein edles Papier hab ich bisher nur einmal bei meiner Mutter im Geschäft gesehen!“ Sie sah mich an. „Und das ist nicht gerade billig…“
Sie legte den Brief zwischen uns und nahm einen Schluck von ihrem Capuccino. Plötzlich sprang die Tür auf und meine Mutter stand in voller Ausgeh-Montur in der Küche.
 
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Kommentare  

So Summerlein, ich muss sagen, du machst es spannend. Bin sehr gepannt wie es weitergeht =)

midnight (24.04.2010)

Soso, der geheimnisvolle Fremde aus dem Central Park kennt also Amelias Namen. Und dann schreibt ihr ein Unbekannter einen romantischen Brief. Bin gespannt, wer das ist.

Petra (21.04.2010)

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