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9 Seiten

Gefangene der Zeit Kapitel 1+2

Romane/Serien · Romantisches
Gefangene der Zeit


Wer leidet darf die Hoffnung auf
Liebe und Glück nicht aufgeben!
Doch ist es schwer zu hoffen,
wenn das Leben für einen keinen
Sinn ergibt und die Finsternis
Dir im Nacken sitzt.
Wenn man sich als die Hälfte
Seines Selbst fühlt und keine Chance
Zur Besserung sieht.
Ich habe in der Vergangenheit sehr
viel gelernt, doch eines konnte mir
keiner beibringen:
Die wahre Macht der Liebe ist unermesslich





**1**

Schnaufend lief ich durch einen dunklen Wald. Vor mir lag ein grelles Licht, es zog mich mit all seiner Macht zu sich, doch egal wie schnell ich auch rannte, das Licht blieb für mich unerreichbar.
Erneut erwachte ich aus diesem düsteren Traum mit einem schrillen Schrei. Ich richtete mich kerzengrade im Bett auf. Sofort huschte mein Blick auf den digitalen Wecker, der auf meinem Nachttischen stand.
Ich stöhnte leise, 5:55Uhr, das darf wohl nicht wahr sein! Bereits seit 2 Wochen, also so ziemlich genau von dem Tag meines 16. Geburtstags an, träumte ich von diesem Wald und jedes Mal zog das Licht mich in seinen Bann.
Ich ließ mich wieder in die Kissen fallen und schloss die Augen. Mir war klar, dass ich nicht mehr einschlafen könnte aber ich konnte einfach nicht aufhören daran zu denken, ich war mir absolut sicher, dieser Traum musste einfach eine Bedeutung haben und ich würde diese auf jeden Fall noch rauskriegen.
Zur meiner großen Überraschung bin ich doch noch eingeschlafen, es war ein sehr unruhiger Schlaf aber immerhin konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, dass ich überhaupt etwas geträumt habe.
Ein Blick auf den Wecker sagte mir, dass es bereits Zeit zum Aufstehen war, träge stand ich auf und ging ins Bad.
Die vertrauten grünen Augen im Spiegel sahen mich müde an. Eigentlich mochte ich mein Spiegelbild, normaler weise war ich ganz zufrieden mit meinem Aussehen, allerdings war ich total durchschnittlich, nichts Besonderes und genauso sah ich auch aus. Langes blondes Haar, welches momentan zu einem zerzaustem Zopf zusammen gebunden war, die schmalen Lippen und die gerade Nase, die mit 1000 Sommersprossen überseht war, begrüßten mich jeden Morgen im Spiegel.
Ich wusch mir hastig das Gesicht und putze die Zähne. Mit schnellen und geübten Bewegungen bürstete ich meine Haare und band sie, mit einem hellblauen Haargummi, zu einem lockeren Seitenzopf zusammen. Noch ein schneller Blick in den Spiegel, der mir verriet, dass ich nun bereit für die Schule war…
Ich lief noch mal kurz ins Zimmer und zog mir frische Sachen an. Mein Blick huschte zum Wecker. Oh nein! Ich musste sofort los, sonst würde ich abermals zu spät kommen!
Wie jeden Morgen stürzte ich die Treppe runter, schnappte mir die kleine Papiertüte, auf der in feiner Schrift geschrieben stand: „Sammy! Wenn Mr. Fischer mich heute wieder anruft und sagt, dass du Mal wieder zu spät gekommen bist, kannst du London vergessen! In liebe Mum“, vom Küchentisch und lief durch die Tür.
Meine beste Freundin, Chloè und ich wollten in diesen Sommerferien zusammen nach London, schließlich waren wir beide bereits 16 und hatten noch nichts außer New York und Umgebung gesehen.
Ein weiterer Grund um mich jetzt zu beeilen, wenn meine Mutter etwas sagte, dann würde sie es auch knallhart durchziehen, sie hat bereits so viele Elternratgeber gelesen, dass sie manchmal schon selber wie einer klang und meinen Mops-gesichtigen Geschichtslehrer wollte ich heute morgen auch nicht unbedingt brüllen hören, zumindest nicht wenn es sich auf mich bezog.
Erst als ich um die Ecke bog, fiel mir plötzlich ein, dass ich meine blöde Schultasche im Zimmer vergessen hab.
Unschlüssig blieb ich stehen, wenn ich jetzt zurück lief, würde ich auf jeden Fall zu spät kommen, jedoch konnte ich nicht einfach ohne Schultasche in der Schule auftauchen.
Die Entscheidung fiel mir wie Schuppen von den Augen, mein Hausschlüssel lag ebenfalls in meinem Zimmer. Ohne noch einen Gedanken daran zu verschwenden lief ich los, ich durfte keines Falls zu spät kommen.
Häuser, Autos, Menschen und Straßen zogen an mir vorbei, wütende Passanten drehten sich aufgebracht nach mir um. Ich konnte das alte Gebäude, mit den riesigen Fenstern, indem sich die Brooklyn middle School befand, bereits sehen. Mir blieben noch 3 Minuten um pünktlich im Unterricht zu sein, nur noch eine Straße trennte mich von meinem Ziel.
In dem Augenblick, als ich mein Fuß auf die Straße setzte, sprang die Ampel auf rot, fassungslos blieb ich stehen und ließ die Autos an mir vorbei sausen.
Sekunden verstrichen und ich wurde immer ungeduldiger, endlich sprang die Ampel wieder auf grün, blitzschnell überquerte ich die Straße und wollte gerade meine Hand nach dem Türgriff strecken, noch knapp eine Minute, als plötzlich etwas hartes gegen mich knallte, noch ehe ich wusste wie mir geschah oder woher dieser riesige Typ gekommen war, lag ich bereits auf dem Boden und hörte die vertraute Schulglocke läuten.
Dieser miese, fiese, blöde Kerl! Was fiel ihm ein, unschuldige Blondinen über den Haufen zu rennen?
„Ist alles in Ordnung?“ Der Typ vor mir hielt mir seine Hand hin, schwungvoll sprang ich auf, schwankte einen Augenblick und wollte ihn gerade zur Schnecke machen, als mein Blick seinem begegnete, mit offenem Mund und ausgestrecktem Zeigefinger blieb ich vor ihm stehen.
Seine Augen leuchteten wie zwei blaue Saphire, die zwar kühl und distanziert wirkten, jedoch war ich der Überzeugung, dass sie selbst Eisberge zum Schmelzen bringen könnten, meine Knochen fühlten sich jedenfalls bereits butterweich an.
„Alan? Was machst du da? Komm jetzt! Wir haben nicht ewig Zeit!“ 6 weitere Personen tauchten hinter ihm aus der Tür hervor. Mit großer Mühe löste ich meinen Blick von seinen Augen und musterte das Mädchen, was ihn angesprochen hatte.
Sie hatte langes Mahagoni-farbendes Haar, welches ihr in sanften Wellen auf die Schulter fiel, ihre vollen, roten Lippen waren zu einem geheimnisvollen Mona Lisa- Lächeln verzogen und die Augen, waren ebenso beeindruckend wie die des Jungen, sie hatten die Farbe von leuchtenden Smaragden und waren auf den Jungen vor mir gerichtet…Alan…
„Tut mir Leid ein kleiner Betriebsunfall!“, das Mädchen musterte mich missbilligend.
War klar, dass so ein Gutaussehender Typ bereits eine Freundin hatte, wieso musste ich bloß immer so ein Pech haben? Aber immerhin! Welches Mädchen konnte mit 16 von sich behaupten noch ungeküsst zu sein? In Sachen Liebe war ich eine absolute Niete, im Gegensatz zu Chloè, sie hatte jede Woche einen neuen Freund, Jungs waren einfach verrückt nach ihr.
Ein Hochaufgeschlossener Kerl trat an die Seite des Mädchens und legte seine Hand auf ihre Schulter. „Ganz ruhig Isabelle, wir haben noch Zeit!“ Der Junge hatte dunkle Locken und eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem Bären. Er hatte kleine Lachfältchen neben den sanften, braunen Augen, die nicht ganz zum Rest passen wollten. Isabelle legte den Kopf an seine Brust, schloss ihre Augen und seufzte leise. „Ach Tray, ich kann nicht mehr! Wir werden die Nummer 8 niemals finden!“
Die Nummer 8? Wollten sie eine riesige Schnitzeljagd veranstalten und wussten nicht mehr wo sie die tollen Überraschungen versteckt haben?
Verwirrt sah ich zwischen den Beiden hin und her, bis mich jemand unsanft am Arm packte.
„Sperr die Lauscher lieber nicht zu weit auf, du könntest großen Ärger bekommen!“ Der Typ, der meinen Arm in einem steinernen Griff festhielt war ebenso groß, wie der bärenhafte Tray, jedoch war sein Haar lang und genauso blond wie mein eigenes. „Was meinst du mit Ärger? Willst du mir etwa drohen? Und außerdem kann ich absolut nichts dafür, der da hat mich einfach über den Haufen gerannt!“, dabei deutete ich auf den Jungen mit den Saphiraugen und versuchte mich dem Griff des Blonden zu entziehen. „Lass sie in Ruhe Stevie, sie ist eine einfache Schülerin, nichts besonderes!“ Seine Worte trafen mich wie fiese Messerstiche aber ich ließ mir nichts anmerken. Ja, das war wohl die passende Umschreibung für mich: einfache Schülerin, nichts besonderes!
Die 3 anderen, die sich bis dahin im Hintergrund hielten, 2 Mädchen und 1 Junge lachten leise, nein nur die Mädchen lachten, der Junge sah zerknirscht zu Boden und würdigte Keinen von denen auch nur eines Blickes.
Der Blonde lockerte für einige Sekunden seinen Griff, sofort riss ich meinen Arm los und ging ein paar Schritte zurück, sodass ich alle 7 genau im Visier hatte.
Nun konnte ich auch die anderen 3 besser erkennen, die beiden Mädchen waren anscheinend Zwillinge, zumindest sahen sie sich verblüffend ähnlich. Rabenschwarzes Haar, blasse Haut, mit einem Hauch von Pink auf den Wangen, sehr dichte, schwarze Wimpern, die die hell blauen Augen umhüllten. Sie waren ziemlich klein, neben der großen Isabelle, die zusätzlich zu ihrer üppigen Oberweite endlos lange Beine und einen kurvenreichen Körper hatte, von dem jedes Mädchen nur träumen konnte, wirkten sie beinahe Elfenhaft, jedoch nicht weniger schön als sie.
Der Junge hatte dunkle Augen, ebenso dunkle Haare und sehr strenge Gesichtszüge, seine markanten Muskeln konnte man trotz des hellen T-Shirts gut erkennen. Als seine Augen auf meine trafen, blieb mir für einige Sekunden die Luft weg, es lag eine solch unverhaltene Wut darin, dass ich meinen Blick beschämt senkte.
„Tschüß Kleine und pass das nächste Mal auf wo du hinläufst!“ Der Junge, dessen Name Alan war, grinste mich spöttisch an. Jetzt konnte ich auch ihn genauer mustern.
Zwar hatte er weder solch beeindruckende Muskeln, wie der Dunkle, noch war er so groß wie Tray aber sein schlaksiger, durchtrainierter Körper hatte die dazu passenden, länglichen Armmuskeln und sein mittellanges, blondes Haar welches ihm in feinen Strähnen ins Gesicht fiel und in alle möglichen Richtungen abstand, betonte sein Gesicht.
„Und du solltest Mal wieder zum Frisör gehen!“, gab ich bissig zurück, obwohl er möglicher Weise, der einzige Mensch war, dem solch eine Frisur perfekt stand.
Glucksend gingen die elfenhaften Mädchen an mir vorbei, wobei mir ein feiner Duft von Rosen und etwas, was mich an Frühling und Sonne erinnerte, in die Nase strömte.
Hinter den beiden ging mit erhobenem Kopf Isabelle, die immer noch in den Armen von Tray lag, der Zwinkerte mir einmal zu und ging mit ihr davon.
Der Dunkle sah mich immer noch hasserfüllt an, bis Stevie ihn am Arm packte, was wohl seine Spezialität zu sein schien und an mir vorbei zog.
„Ganz ruhig Black, tief durchatmen und gar nicht daran denken!“, sagte er leise zum Dunklen. Black? Oh ja! Der Name passte perfekt!
Ich schnaubte leise, bis ich ein paar Augen auf mir spürte, rasch blickte ich auf. Alan sah mich zögernd an und strich sich mit einer Hand die Haare aus dem Gesicht, was nicht unbedingt viel brachte, weil sie sofort wieder in ihre Ausgangsposition fielen.
„Na ja man sieht sich…“ „Hoffentlich nicht allzu bald“, flüsterte ich leise, diese Typen waren mir unheimlich und obwohl ich wusste, dass es falsch war, sehnte ich mich danach, Alan so schnell wie möglich wieder zu sehen.
„Musst du nicht zum Unterricht?“ „Musst du deinen Freunden nicht hinterher laufen?“ Etwas an meiner Bemerkung schien er äußerst witzig zu finden, er grinste breit und ging davon.
Sprachlos und verwirrt sah ich der Gruppe hinterher, bis mir die Zeit wieder einfiel.
Verdammt! London konnte ich jetzt wohl total vergessen! Obwohl ich wusste, dass es nichts bringen würde, lief ich schnell in meine Klasse.


**2**


Zum Glück war Mr. Fischer kurzfristig erkrankt, weswegen eine Vertretung für ihn einspringen musste, somit war die Reise nach London gerettet. Mit einer gemurmelten Entschuldigung ging ich zu meinem Platz, Chloè schien mich schon zu erwarten.
„Hast du nicht gehört was deine Mum gestern gesagt hat? Wenn du noch einmal zu spät kommst, dann dürfen wir BEIDE nicht fahren! Weil meine Mutter mich ohne dich nicht fahren lässt!“ „Dir auch guten Morgen!“ sagte ich nur müde und setzte mich neben sie. „Kannst du mir ein Stift und ein Blatt leihen?“ „Sam! Hast du mir denn überhaupt nicht zugehört? Oh mein Gott!“ Erschrocken zeigte sie auf meinen Arm und hielt sich die Hand vor den Mund. „Was ist denn passiert?“ An meinem Arm prangte eine riesige Wunde.
Ich kniff die Augen zusammen „Das wird mir dieser Kerl noch büßen!“ Bei dem Wort „Kerl“ wurde Chloè sofort hellhörig. „Hast du etwa einen Freund?!“ „Nein!“ „Welcher Kerl?“ „Das geht dich nichts an!“ plötzlich war ich ziemlich sauer auf meine Freundin, ich war kurz davor zu verbluten und sie interessierte sich natürlich nur für Jungs! Wie immer!
„Jetzt erzähl schon!“ „Lass mich…“ „Sam! Biiiiiittteeee“ Chloè sah mich aus ihren grau-grünen Augen flehend an. „In der Pause“, sagte ich nur knapp, wer konnte diesem Blick schon widerstehen? Sie lächelte selbstgefällig und sah rüber zur Tafel.
Die Stunde verflog rasend schnell und ehe die Schulglocke läuten konnte, hatte ich Chloè`s ungeteilte Aufmerksamkeit. „Los! Erzähl!“ Ich seufzte leise erzählte ihr jedoch die ganze Geschichte, nur eine Kleinigkeit ließ ich aus, den Blick, den Alan mir im Vorbeigehen zugeworfen hatte, fast so als würde er von mir erwarten, dass ich ihm folgen würde aber diese Tatsache wurde mir erst jetzt richtig bewusst.
„Krass! Und wo kamen die alle her? Gehen sie jetzt auf unsere Schule oder sind sie Austauschschüler? Voll gemein, dass er sich nicht einmal entschuldigt hat aber wenn dieser Alan wirklich so gut aussieht wie du meinst, dann verzeih ich ihm“, sie grinste breit.
„Was soll das heißen DU verzeihst IHM?“ ich starrte sie fassungslos an, was bildete sie sich eigentlich ein? Sie kannte Alan noch nicht einmal! Ich staunte über mich selbst, schließlich kannte ich den Typen auch nicht, wieso war es mir bloß so wichtig was Chloè oder sonst wer von ihm hielt?
„Samantha voll in love!“ dröhnte es plötzlich in mein Ohr. Stephen, der nervigste und absolut dümmste Junge der Klasse stand direkt neben mir und grinste sein spöttisches Grinsen. „Verschwinde! Du nervst!“ sagte Chloè, trotz ihrer Worte strahlte sie ihn an und warf ihre roten Locken schwungvoll nach hinten, noch ein paar Mal mit den Wimpern klimpern und die beiden waren in ein sehr energisches Gespräch, über unsere anstehende Klassenfahrt, vertieft.
Mir blieb nichts anderes übrig, außer mich wieder auf meinen Platz zu setzen und zu schmollen. Früher oder später würde den beiden schon auffallen, dass ich nicht mehr da war und dann würde sich Chloè, wie jedes Mal, 1000 Mal bei mir entschuldigen.
Leises Gekicher von hinten ließ mich aufblicken, Luisa, Martha und Katie saßen auf der Fensterbank und tuschelten, dabei warfen sie immer wieder sehnsüchtige Blicke zur Tür.
Verwirrt sah ich ebenfalls in diese Richtung und starrte gradewegs in die Augen von Alan, ich würde diese Augen wirklich überall erkennen!
Wie vom Donner gerührt sprang ich auf und wurde knallrot, erst 2 weitere Herzschläge später wurde mir bewusst, dass er nicht wegen mir hier war und das alle Blicke nun auf mich gerichtet waren.
„Seht nur! Unsere Sammy hat sich verknallt!“ brüllte Luisa laut und alle brachen in schallendes Gelächter aus. Um einen kläglichen Rest von Würde zu bewahren setzte ich mich wieder auf meinen Platz und sah stur geradeaus, zur Tafel.
„Sam?! Sammy? Ist das der Typ? Ist das der, der dich fast umgebracht hätte?“ Chloè war neben mir aufgetaucht und sprach hastig auf mich ein. Am liebsten hätte ich nein geschrieen und ich überlegte wirklich nein zu sagen aber was ist wenn er mich ansprechen würde, nein! Das war eindeutig zu riskant und diesen Gefallen würde ich meiner Klasse nicht tun, ich würde mich nicht noch einmal blamieren! Zumindest nicht heute…
„Ja das ist er…“ Leider traute ich mich nicht mehr zur Tür zu schauen, ich hatte Angst, dass auch er über mich lachen würde oder noch schlimmer, wenn das alles bloß eine verrückte Einbildung war!
Chloè antwortete mir nicht, ich hatte eigentlich eine endlose Analyse erwartet, die jedes Mal kam, wenn Chloè einen Jungen sah, egal ob er gut oder schlecht aussah und Alan sah verdammt gut aus, ich empfand es schon beinahe als Beleidigung, dass jemand so unverschämt gut aussehen konnte und ich hingegen total durchschnittlich war. Als Chloè keine Antwort gab, sah ich verwirrt zu ihr hoch.
„So trifft man sich wieder!“ Diese Stimme, sie gehörte nicht Chloè und ihre weit aufgerissenen Augen verrieten mir das, was ich schon längst befürchtet hatte, das alles war leider keine Einbildung!
So langsam wie möglich drehte ich mich in die Richtung, aus der die Stimme kam um und dort stand er, angelehnt an meinen Tisch, mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht und sah mich direkt an. Chloè oder die anderen Mädchen schien er gar nicht zu bemerken, obwohl die sich sofort, wie ein verrückt gewordener Hühnerhaufen, um ihn versammelten, aber wahrscheinlich bildete ich mir das alles nur ein.
„Ja anscheinend…aber…was machst du hier? Ich dachte du bist schon weg!“ „Du kannst es wohl kaum erwarten mich loszuwerden, was?“ Er zwinkerte mir zu, sofort stieg mir die Hitze in die Wangen. Ich musste mich dringend zusammenreißen, dieser Alan ist ein ganz normaler Junge, wie es auch jeder andere an meiner Schule auch ist, wieso machte er mich bloß so verrückt?
„Nein…du kannst machen was du willst! Ist mir doch egal!“ Ich schnaubte verächtlich, was mir sofort mindestens 10 zornige Blicke vom Hühnerstall einbrachte. „Wow, wieso so böse heute? Na ja kann mir auch egal sein, du bist sowieso nicht mein Typ.“ Diese Bemerkung traf mich unvorbereitet, wie ein Peitschenhieb, ruckartig und schnell, hinterließ sie ihre Spuren, auf meinem ohnehin schon kümmerlichen Rest an Selbstbewusstsein.
„Na Prima! Dann sind wir uns ja einig, würdest du mich jetzt bitte in Ruhe lassen?! Ich muss noch etwas erledigen.“ Ruckartig sprang ich vom Stuhl und wollte gerade einen dramatischen Abgang machen, so wie es oft in Filmen gezeigt wird, jedoch musste ich abermals feststellen, dass das Leben kein Film ist und ich keine begabte Schauspielerin bin.
Mit einem lauten Poltern fiel der Stuhl auf den Boden, dummerweise hielt ich mich mit einer Hand immer noch an ihm fest und als er zu Boden ging, riss er mich ebenfalls von den Füßen und ich wäre auch hingefallen, wenn nicht plötzlich von irgendwoher eine starke Hand hergekommen wäre und mich am Arm packte. Scheinbar mühelos stellte Alan mich wieder auf die Beine, wobei er einen Arm um meine Tallie gelegt hatte, mit der anderen Hand stütze er sich immer noch am Tisch ab.
„Das nächste Mal musst du mich einfach fragen, wenn ich dich in Arm nehmen soll.“ Da war wieder dieses überhebliche Grinsen, welches mich einfach in den Wahnsinn trieb. Ohne weiter darüber nachzudenken, rammte ich ihm mit voller Kraft meinen Ellbogen in den Magen und lief zur Tür. „Und wenn du das nächste Mal vor hast, mich über den Haufen zu rennen, dann besitz doch bitte die Freundlichkeit dich wenigstens zu entschuldigen!“
Zähneknirschend sah ich zu, wie die albernen Mädchen sich noch enger um ihn schlossen und ihm versicherten, dass ich einen Vollschaden hätte und dass sie ganz anders als ich seien. Na und! Soll mir doch egal sein! Die können mir alle gestohlen bleiben, mir war schleierhaft wie ich diesen Typ auch nur Ansatzweise nett finden konnte! Er war ein eingebildeter, selbstverliebter, egoistischer, Möchtegernplayboy!
Ich stand bereits an der Tür und wollte mich gerade in den Schulflur begeben, wo ich hoffentlich endlich Ruhe von diesem Idioten hatte, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte.
„Es tut mir Leid, dass war keines Wegs meine Absicht, ich hoffe du kannst mir verzeihen.“
Tanita, die Oberzicke aus unserer Klasse, schien in Ohnmacht zu fallen und alle anderen sahen ihn mit funkelnden Augen an und warfen ihm schmachtende Blicke zu.
Ich hatte ihn nicht kommen hören und nun war ich seinen atemberaubenden Augen, schutzlos ausgeliefert. Er sah mich mit solch einer Intensität an, dass mich das ungute Gefühl überkam, er wolle sich nicht nur für den Zusammenstoß, sondern noch für Dinge entschuldigen, die ich noch nicht verstehen konnte.
„Ähm…gut…“ Meine Stimme klang ziemlich ruhig, obwohl ich innerlich vollkommen durcheinander war. Er sah mich immer noch an, was mich nur noch mehr verwirrte.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, griff ich nach der Türklinke und lief in den Flur.
 
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Spannend, ich hoffe da kommt noch eine Fortsetzung. Die Gruppe Jugendlicher wirkt irgendwie geheimnisvoll. Wohl wegen dem, was sie da sagen. Z. B. ´die Nummer acht finden wir wohl nie`
Und ´...sie ist nur eine einfache Schülerin´ Solche Bemerkungen lassen einen grübeln. Ich hoffe also und bin gespannt, was du mit dieser Story vorhast. Als Kurzgeschichte könnte sie nicht für sich allein stehen, dazu hinterlässt sie zu viele Rätsel.


Petra (18.05.2010)

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