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Amarican Blend - Polizeiamt, statt Möbelhaus

Romane/Serien · Amüsantes/Satirisches
Das ist Chester.
Er ist der liebenswürdigste Mensch, den ich je kennengelernt habe. Immer aufmerksam, nie zu vorlaut und auch immer zur
besten Zeit am besten Ort. Er und seine Eltern sind aus Amerika hier nach Deutschland gezogen, als er 12 Jahre alt war.
Heute ist er schon 20 und hat sich sehr gut eingelebt. Er hat viele Freunde gefunden und unternimmt viel mit ihnen.
Doch hinter dieser lebensfrohen Fassade versteckt sich einen große, schwarze Wolke voller Hass und Trauer.
An dem Geburtstag seines Vaters hatte seine Mutter einen schweren Autounfall. Sie überlebte ihn nicht und
Chester und seine Geschwister waren allein, denn sein Vater leitet ein Hotel in Las Vegas, wo er immer früh wieder hin muss.
Für Geburtstage kam er immer nach Deutschland. Ausser zu Chester's Geburtstag, denn der war ihm nie was wert.
Bei vier Kindern konnte er nur auf drei stolz sein. Der zuletzt geborene Chester blieb also aus und musste Jahrelang
das schwere Gefühl tragen, nutzlos auf der Welt zu sein. Doch dann kam ich und sein ganzes Leben hat sich komplett verändert.

#####

Tag 1

"Hast du die Tür abgeschlossen?"
"Hab ich, Honey."
"Und die Fenster alle zugemacht?"
"Hab ich auch, Honey."
"Haben wir eigentlich..."
"Jetzt hör auf alles auf zuzählen. Oder willst du nochmal reingehen und einen Kontrollgang machen?"
"Ach, schon gut. Fahr los!"

Ja, das ist typisch für ihn. Ich liebe es einfach wenn er mich Honey nennt.
Chester und ich lassen gerade unsere erste gemeinsame Wohnung alleine, um Möbel zu kaufen. Renoviert haben wir zum Glück schon.
Sie steht noch leer und wir beide wohnen noch bei unseren Familien, aber in 1 Woche werden wir endlich zusammen ziehen.
Es ist so aufregend. Meine Mutter meinte immer, die erste gemeinsame Wohnung ist anstregend. Aber
da Chester so ein "chilliger" Typ ist, ist es kinderleicht.



"Hm. Kurzes oder langes Sofa?", frage ich während ich das Autofenster aufmache und mir der Wind ins Gesicht bläst.
"Langes natürlich! Ich muss Abends schließlich schön bequem auf dem Sofa schnarchen können, wenn du deine langweiligen Liebesfilme guckst.", antwortet er lachend.
"Es wird nicht geschnarcht! Und die Filme sind auch nicht langweilig, sie haben nur Stil, den ich dir empfehle."
Ein kleines Grinsen erscheint in seinem Gesicht. Ein Grinsen, das ich liebe!

10 Minuten später sind wir auch schon beim Möbelhaus angekommen. Chester kurvt mit seinem Auto hin und her, aber vergebens. Einen Parkplatz
findet er trotzdem nicht. Nur kleine Lücken, wo gerade mal ein Smart reinpasst. Dann entdecke ich eine Lücke, wo er reinpassen könnte.
Ohne ein Wort zeige ich mit meinem Finger drauf und Chester geht schon in die Kurve. Doch plötzlich kracht es.
Ein Typ in seinem Alter ist mit seinem riesiegen Gelendewagen direkt in Chester's kleines Auto hinein geknallt.
"Was für ein Vollidiot! Wenn da jetzt irgenwas an der Karre ist. Die ist neu lackiert!", flucht er während er aussteigt.
Ich steige auch aus und schaue mir das Auto an. Und es ist mies, denn der Lack ist ab und ein riesige Beule ist hinten dran. Die Kofferraumtür ist
eingedrückt und unten einen Spalt offen. Chester steht sprachlos davor und sieht sich das Werk an.
"Hast du deinen Führerschein beim Lotto gewonnen, oder was?", meckert er.
"Bleib mal locker, Kollege. Sind doch nur ein paar Kratzer!", beruhigt der Typ Chester.
"Nur ein paar Kratzer? Der Lack ist ab und die Kofferraumtür ist eingedrückt! Bei meinem frisch lackiertem Wagen!"
Chester wird immer lauter. Sowas hat echt noch gefehlt. Nur wenn es um sein Auto oder um mich geht, dann kann er gemein werden. Und es fängt auch schon an.
Er schubst den Typen auf die Motorhaube seines Autos. Der reagiert genauso wie ich es von einem Mann erwartet habe. Er springt ruckartig wieder auf und schubst Chester, der natürlich auch wieder zurückschubst, bis es einen Schlag mit der noch flachen Hand gibt.
Okay, das reicht! Ich stelle mich zwischen die beiden Männer.
"Jungs, bitte keine Prügelei! Sowas kann man auch normal regeln!"
"Ach, eine hübsche Lady am Start! Na Süße, willst du nicht mit in meinem Gelendewagen fahren, anstatt in dieser Schrottkarre?", höre ich hinter mir.
Das hätte er nicht sagen dürfen. Erstens, weil sein Auto kein Schrottwagen ist und zweitens, weil ich nicht die hübsche Lady für andere bin.
"Alter...", sagt Chester wütend und schlägt dem Typen mit der Faust mitten ins Gesicht.
Aber bevor er ein zweites Mal zuschlagen konnte, wird sein Arm von jemanden festgehalten. Und zwar von einem Polizisten.
"So mein Herr, das wird dann wohl ihre erste Strafanzeige!", meint der Bulle zu Chester, der den muskelbekapten Beamten wie ein hilfloses, kleines Hundebaby ansieht.
"Ich habe nichts gemacht!", rechtfertigt er sich.
"Jaja, sie kommen jetzt erstmal mit!"
"Sehen sie nicht diese Beule in meinem Wagen? Kümmern sie sich mal darum!", meint Chester hochnäsig und aufgebraust.
Der Polizist sieht ihn nun so an, als würde er ihm gleich etwas antun wollen. Gegen einen Beamten anzugehen, ist ja auch nicht gerade vorteilhaft. Den Typen, den Chester geschlagen hatte, winkt der Polizist zu sich. Er soll auch mitkommen.

#####

In der Polizeiwache

"So Vor- und Nachname bitte!"
"Chester Christopher Jones."
"Geburtsdatum?"
"20. März 1990."
"Geburtsort..."
"Los Angeles, Californien."
"Danke!"
Der Polizist schrieb alles mit und verstaut die Daten unter dem Aktenschrank "Einwanderer".
"So nun sie mein Herr."
"Michael Fischer, 11. Februar 1990, Charlottebburg, Berlin."
"Danke. Das nächste mal bitte zum mitschreiben.."
Michael grinst.
"Schildern sie jetzt bitte die Situation Herr Jones und...", beginnt der Polizist.
"Der Typ ist erst in meinen Wagen reingeknallt und hat dann meine Freundin angemacht. Also hab ich ihm eine reingehauen. Zurecht!", redet Chester los, ohne eine Aufforderung.
"Okay, und ihre Aussage Herr Fischer?"
"Ich bin in seinen Wagen nicht mit Absicht reingefahren. Ich hab ihn nicht gesehen. Und seine Freundin hab ich nicht angemacht. Nur einen Spruch gezogen und sonst nichts."
"Gut. Ich werde das mal eben meinen Kollegen zeigen und sie warten hier! Junge Frau, könnten sie sich bitte solange draußen aufhalten?"
"Ja, natürlich.", meine ich leise und gehe raus.
Ich hoffe Chester passiert nichts. Aber er hat diesen Michael geschlagen. Das ist Körperverletzung. Ich setzte mich draußen auf den Stuhl und warte. Nachdenklich schaue ich mir die Polizeiwache an und denke, wie unnötig Chester's Verhalten war. Das einzige was wir heute eigentlich vorhatten, ist Möbel kaufen. Mama hatte doch recht. Es ist nicht einfach. Ich hoffe sie sind bald fertig.

#####

Später...

Chester und Michael kommen aus der Tür heraus. Beide sehen sehr angespannt und verkrampft aus. Ich springe gleich zu ihm rüber und stelle mich vor ihn.
"Und? Was ist jetzt?", frage ich neugierig.
"Ach, nichts ist. Nur eine Anzeige wegen Körperverletzung.", sagt er leise.
Ich habs doch gewusst.
"Nur? Oh, man hast du leicht reden heute."
"Leo, könnten wir jetzt endlich nachhause fahren?", fragt er mich genervt.
Ich nicke und wir fahren nach Hause.

Wir fahren zu Chester's Haus.
Er geht rein und schmeißt seine Sachen auf das Sofa. Sein Bruder Brian kommt runter und sieht verwundert zu, wie Chester sich eingemuckelt auf das Sofa setzt.
"Hey Brother. What happened?", fragt sein Bruder. Bei Chester zuhause wird nur die Muttersprache Englisch gesprochen.
"The car of a stupid guy chrashed into my car.", antwortet er gelangweilt.
"Silly boy. Is it very bad? I mean, you get money for the damage."
"Yes, but I've beaten the guy. I have received a complaint for assault."
"Oh. Now you're the silly boy.", lacht Brian," Why did you beat him?"
"Because he had flirted with Leo. And I don't like it, you know? He's such an Idiot. Damn!"
Brian kann nur lachen. Er lacht aber leise, damit Chester nicht merkt, dass er ihn auslacht.
"That's a little bit childish, right?", fragt Chester.
"A bit? Of course it's chlidisch! Many men want to flirt with your girlfriend. Do you want to beat them, too?"
"Nope!"
"So! you notice something?", fragt Brian mit einem breiten Grinsen.
"Yeah, I noticed something...", sagt Chester leise und macht den Fernseher an.
Ein übliches Gespräch hier. Ich denke ich gehe jetzt. Chester gebe ich einen kurzen Abschiedskuss und Brian schüttele ich zum Abschied die Hand.
 
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Kommentare  

Eine lebendige und unterhaltsame Story. Da würde man gerne mehr von lesen wollen.

Petra (08.06.2010)

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