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3 Seiten

Helfen?

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
© Caty.
Ich stehe hier am Fluß und blicke in das Wasser. Es regnet. Die Tropfen laufen mein Gesicht herunter, verfangen sich in meinen Wimpern. Das Wasser vermischt sich mit meinen Tränen. Verdammt. Alles kommt hoch.

Meine Freundin, wie sie auf mich zu kommt und zu mir sagt,
„Hey du, hör mir mal zu. Ich muß dir mal was sagen. Du bist die erste Person mit der ich rede. Du… ich habe was getan, was ich nicht hätte tun dürfen. Ich habe mir eine Klinge gegriffen und mir in die Haut geschnitten. So tief, wie ich konnte. Das rote Blut floß aus der Wunde und ja, es tat gut. Ich habe es oft getan? Zu oft? Vielleicht. Aber ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich erwarte keine Hilfe von dir. Ehrlich nicht. Aber ich musste mit dir reden. Ich musste es jemandem sagen. Tut mir Leid.“
Was hätte ich denn tun sollen? Sagen: Ja, es macht mich extrem fertig?, Oder Was bringt es mir, wenn du sagst, ich will nicht, dass du mir hilfst. Mann, ich MUSS dir doch helfen… Ich wollte nur noch weg.
Dann zeigte sie mir auch noch, was sie sich angetan hatte. Sie zog die Ärmel ihres Pullovers hoch, den sie trug, obwohl es 30°C im Schatten hatte. Darunter waren rosafarbene Narben zu sehen, manche sogar noch recht frisch. Oh nein, dachte ich nur bei mir. Warum? War dann meine nächste Frage, die ich nicht aussprach. Ich sagte etwas wie ok, danke, dass du es mir gesagt hast und verschwand aus ihrer näheren Umgebung, um zum Fluß zu gehen.
Und genau da stehe ich jetzt. Immer noch. Ich habe mich nicht weiterbewegt.
Sie war schon immer emotional. Das ging schon bei uns m Kindergarten los. Sie weinte, wenn sie keinen Stift in ihrer Lieblingsfarbe mehr bekam oder wenn ihre Großmutter sie statt ihrer Mama abholte. Damals habe ich das nie so mitbekommen. Man kann sagen, es war mir egal. Ich war ein kleines Kind… Ein Psychologe würde das jetzt wahrscheinlich analysieren und so. Und irgendwelche Fakten heraus finden, die dabei helfen sollen Ursachen und Gründe zu finden.
Wir kamen in die Schule, feierten zusammen unsere Einschulung. Ich bekam mehr Geschenke als sie. Tut das was zur Sache? Tut sie es deswegen? Ich weiß es nicht. Jedenfalls saßen wir im Unterricht nebeneinander. Ich weiß noch, wie sie mich immer angeschaut hat, wenn ich eine bessere Note hatte als sie. Hat sie sich benachteiligt gefühlt? Sie war ja immer noch eine ausgezeichnete Schülerin, wir kamen zusammen aufs Gymnasium. Ihr erster Freund kam schnell. Sie löste bei vielen diesen Beschützerinstinkt aus. Er ging jedoch genauso schnell wieder. Und dann? Dann kam die Zeit, in der sie mir immer fremder wurde. Seit einem halben Jahr ist das jetzt schon so. Ist das der Zeitraum, seitdem sie sich immer wieder Verletzungen zufügt? Oh mein Gott. Bin ich eine schlechte Freundin. Ich habe nie etwas gemerkt. Trotz allen Anzeichen (sie hatte auf einmal Kratzer von ihren Katzen, dann war sie im Gebüsch hängen geblieben. – Ich hatte ihr alles geglaubt. Blauäugig wie ich war…). Ich sprach sie nie weiter darauf an. Ich habe versagt und zwar auf ganzer Linie. Sie muss extrem enttäuscht von mir sein. Dennoch. Oder gerade Deswegen. Ich muss ihr helfen. Doch… Was soll ich tun?. Ich krame mein Handy aus der Hosentasche. Ich habe auf einmal so eine Eingebung. Ich weiß plötzlich, was ich tun muss. Ich werde die Nummer gegen Kummer anrufen. Oder so was. Vielleicht auch die Diakonie oder so. Ich logge mich ins Internet ein und gebe in der Suchmaschine Nummer gegen Kummer ein. Sofort habe ich ein Ergebnis. Ich wähle die Rufnummer… schon ist eine Frau am Apparat. „Einen schönen Guten Tag. Hier ist die Nummer gegen Kummer. Was kann ich für dich tun?“ Ich erzähle ihr alles ganz genau und lasse nichts aus. Ich sage ihr sogar, dass ich Angst um mich selbst habe. Denn… was ist wenn sie mich selbst dann auch mit runterzieht? Ich meine, so was liest man doch häufiger in Zeitschriften oder sieht es im Fernsehen. Und was sagt diese inkompetente Person? „Probiers doch einfach selber mal aus. Du wirst merken, dass es total blutet und nur wehtut. Es bringt dir nichts.“ Ich lege auf und fast hätte ich aus Wut über diese Frau mein Handy in den Fluss geworfen. Ich konnte mich gerade so noch zurückhalten. Diese Person hat mir auch nicht weitergeholfen. Sie hat alles nur viel schwerer gemacht.

Ich hasse es. Ich hasse mein Leben. Ich hasse meine Freundin. Soll sie doch lieber malen oder was weiß ich was machen, anstatt sich selbst zu verletzen.

Trotzdem -deswegen- laufe ich zurück dahin, wo ich sie zum letzten Mal gesehen hatte. Sie steht immer noch da. Einsam und verlassen. Allein. Was soll ich nur tun? Ich glaube, nein ich weiß, das Richtige kann ich nicht tun. Das existiert nicht. Nur einen Schritt mit ihr in die richtige Richtung gehen. Hand in Hand. Gemeinsam.

Mutig lächelnd gehe ich auf sie zu.
 
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Kommentare  

Dankeschön für deine Kritik. Ich werde mich nachher gleich nochmal dransetzen. ich hab halt noch nicht so viel erfahrung mit dem schreiben ud so... naja, danke nochmal!
Das mit der "Nummer gegen Kummer" war übrigens echt so...


Caty. (17.09.2010)

Hm, hm, hm... an sich ein interessantes und wichtiges Thema - das einzige was mich wirklich stört ist diese Passage mit der "Nummer gegen Kummer", die erscheint so unwirklich und so extrem kurz angerissen nur...

Ein bisschen mehr Text, ein paar mehr Erklärungen und etwas auf die beiden Personen eingehen und vielleicht noch das Telefongespräch in direkter Rede um den Leser etwas näher ans Geschehen zu bringen.

Ansonsten ist es einfach zu knapp und zu unpersönlich. Wie eine schlechte Nachricht, die man so nebenbei im TV sieht und gleich darauf nicht mehr an sie denkt.


Jingizu (17.09.2010)

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