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Es war im Herbst. --- Teil VIII

Romane/Serien · Romantisches
Sie war lange nicht fertig mit ihm. Noah schlich vor sich hin, betrunken und seine Gedanken ließen keinen Halt zu. Er war froh, dass es noch nicht allzu kalt war. Aber selbst das würde er nicht spüren. Er war so betrunken. Alles war leicht, umgeben von einem Zwang nach Harmonie. Seine Schuhe raschelten durch das Herbstlaub, das sich über den ganzen Boden erstreckte.
Er dachte an Kinder, wie diese durch solche Herbsthaufen laufen und sie mit ihren Füßen in die Höhe kicken. Noah lief immer wieder durch besonders angesammelte Blätterhaufen und stiebt sie mit seinen Füßen auseinander.
„Vielleicht solltest du heute im Garten schlafen? In einem Laubbett, zwischen den Käfern..“, sagte Sarah in einem Ton, der beiläufig klingen sollte. „Nur wenn du mich zudeckst.“, sagte Noah sie anblickend. Er fühlte sich leichtsinnig. Ihm war im Grunde grade alles egal und er wurde noch forscher:“Du könntest dich auch einfach auf mich legen.“
„Du würdest ersticken. Ich will nicht deine Leiche im Garten liegen haben.“, entgegnete sie ihm.
„Ach komm schon“, sagte Noah als würde sie ihm die größte und so offensichtlichste Lüge der Welt erzählen „wie willst du mich denn bitte ersticken? Ich könnte mir einen Strohhalm in den Mund stecken und das dann durch dein Haar schieben.“
Sarah sagte schnaubend:“Ach vergiss es.“
Wieder hatte sie die Tür zugeworfen und Noah wusste nicht, was er dazu noch sagen sollte. Zudem findet er es albern, wenn Frauen über ihren Körper so abwertend sprechen. Er wollte nicht Stunden damit verbringen einer Frau klar machen zu wollen, dass sie „dennoch“ anziehend auf ihn wirkte.
„Dann schlaf ich auch nicht im Garten.“, sagte Noah dazu nur und blickte in beleuchtete Fenster. Er wusste nicht wie spät es war. Es war ihm egal. Aber das Licht fühlte sich warm an und er fragte sich, was die anderen denn noch wach hält. Und dann fiel ihm ein, dass er am nächsten Tag Heim fahren wollte. Und dass dies vielleicht ein guter Moment sei, es ihr zu sagen. Sie war still und schritt neben ihm her und er fühlte sich wieder allein. Eben war es noch so schön gewesen, wie sie in seine Seite gekuschelt war. Er fragte sich, was mit ihr nicht stimmt. Es kam ihm wie eine einfache mathematische Gleichung vor, bei der ganz klar das Ergebnis nicht stimmte.
„Ich werde Morgen schon wieder Heim fahren.“, sagte Noah und blickte sie dabei von der Seite an. „Warum das denn?“, fragte sie etwas empört und zugleich verwundert. Am liebsten hätte er laut losgelacht. Diese Reaktion hat er so nicht von ihr erwartet. Er wollte sagen „Ja was denkst du denn wieso??? Willst du mich verarschen, oder was?!“. Aber er konnte es nicht sagen. Er hatte sich gar nicht überlegt, was er ihr sagen würde, würde sie nach Gründen fragen. Er hatte mit dieser Frage auch gar nicht gerechnet. Und er war zu betrunken um sich was Gutes einfallen zu lassen, ohne sie dabei nicht zu verletzen. Deswegen sagte er sehr einfallslos:“So halt.“
„Was ist das denn bitte für ein Grund?! Pfffff“, kam es empört aus Sarahs Mund. Er fand ihre Reaktion ziemlich energisch für das, dass sie die ganze Zeit so teilnahmslos wirkte und sich auch sonst kaum Emotion zeigte.
Noah hatte plötzlich ein Gefühl, dass er es einfach nun tun müsse. Was habe er zu verlieren? Er wird sie einfach küssen! Er wird sie einfach nehmen und sie küssen.
Ohne Ankündigung trat er an sie heran, legte eine Hand ihr in den Nacken und eine auf den Arm und küsste sie. Doch Sarah erwiderte den Kuss nicht wie erhofft und stieß ihn mit den Worten „Was soll das denn?!“ von sich.
Noah hatte damit gar nicht gerechnet. Verdutzt sah er sie an. Und als er sich wieder gesammelt hatte, schoss ihm so allerhand durch den Kopf und eines davon war, dass er froh war, dass er morgen wegfährt.
Sie hatte ihn weggestoßen.
Und das in einer Art und einem Ton, dass er geschockt war. Er sah sie nur kurz an, meinte knapp:“Lass uns gehen, ich bin müde.“, und ging weiter.
„Tut mir leid“, sagte er noch ohne sich umzudrehen. Und es tat ihm nicht Leid. Er wusste nicht wofür er sich entschuldigte. Mehr hatte er das Gefühl, er entschuldigte sich nur, weil sie so schrecklich reagierte.
Er hatte nur noch das Verlangen zu verschwinden. In der Nacht zu verpuffen. Sich auflösen und zwar irgendwo hin, nur wo sie nicht war. Er empfand ihre Reaktion extrem beleidigend.
Sarah ging hinter ihm her. Er hörte, wie sie sich eine anzündete, und dafür stehen blieb. Er tat es ihr gleich, nur damit er nicht Stunden vor ihr bei ihr Zuhause ankommt und auf sie warten muss. Noah nahm sich so viel Zeit wie es nötig war, dass es gerade soweit reihte, dass sie dennoch nicht mit ihm auf einer Höhe ging, sondern hinter ihm blieb. Sie sagte nichts. Kein Wort. Den ganzen Weg über und obwohl er dachte, betrunken wäre der Weg schnell gegangen, so hatte er sich geirrt.
Als sie endlich ankamen, war Noah unheimlich erleichtert.

Sarah zog die Tür hinter ihm zu und sie standen beide im warmen Haus. Noah merkte nun das erste Mal, wie kalt es draußen war. Er hustete sich in die Hand, sah sie ziemlich neutral an und sagte:“Also ich werde mich gleich hinlegen. Ich bin total fertig. Schlaf dann gut.“ Sarah sah ihn etwas komisch an, als ob sie noch was sagen wollte, doch sie sagte nichts weiter als:“Ja hm, dann Gute Nacht dir.“
Mit einer einfachen Drehung, die für einen betrunkenen Kerl grade noch akzeptabel wirkte, war er schon auf dem Weg nach oben. Jeder weitere Schritt weg von ihr war eine Wohltat für ihn und als er endlich die Tür hinter sich zuzog, fiel es wie eine Last von ihm. Er lehnte sich an die Tür und blieb so eine Weile stehen.
„Scheisse, was ist nur los mit ihr?!“, schoss es ihm durch den Kopf. Er hörte sie hinter sich im Gang, wie sie in ihr Zimmer ging und die Tür zuzog. Er sank hinunter an der Tür, in die Hocke und saß da, verwundert, enttäuscht und auch eine Art von Wut spürte er.
Wieso, wieso war es falsch sie zu küssen, gerade auch nach so einem schönen Abend , fragte er sich. Sie war ihm im Moment so egal. All seine Gefühle waren verflogen. Der Alkohol sackte in seine Beine und er spürte, dass er lange nicht mehr so sitzen konnte. Er ging auf die Knie und krabbelte auf alle viere Richtung Bett. Mit Mühe und wenig Geschicklichkeit zog er sich die Kleidung aus und streckte sich auf dem Bett aus. Er wollte nur noch schlafen, nur noch weg sein. Aufhören an all das zu denken. Am nächsten Tag ist er weg, dachte er beim Einschlafen.
Sowas von weg….
 
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Kommentare  

Also, dass sie ihn wegschubst, als er sie küsst, finde ich echt so daneben. Da ist es doch klar, dass er nur den Gedanken hat, lieber wieder nach hause zu fahren. Ein sehr schönes nachdenkliches Kapitel.

Petra (08.11.2010)

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