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Eichen

Nachdenkliches · Poetisches · Herbst/Halloween
Seit August gehe ich mit dir diesen Weg. vorbei an den vielen Eichen, jungen wie auch älteren. Diese Gruppe hier hat es mir irgendwie angetan. Wenn ich dich darauf aufmerksam mache, reagierst du nicht. deine Augen schauen irgendwo hin nur nicht in die Richtung dieser wunderschönen Eichen.
Deine Konzentration ist nach diesem Schlaganfall noch immer gestört.

Diese Eichen müssen aus einem Stamm gewachsen sein, am Boden noch vereint, weiter oben immer weiter auseinander strebend.
Es ist mit ihnen offenbar so wie mit der Familie.
Erst sind alle in einem stamm vereint, meistern die ersten Schritte gemeinsam, sich gegenseitig helfend, die Eltern helfen den Kindern sowieso.
Dann folgt die Zeit, in der jeder Ast seinen Weg sucht, mehr vom Licht zu erhalten, als im gefilterten Schutz des Stammes, der Familie.
Die Kinder wollen sich ausprobieren, ihre Grenzen erfahren, sie ausweiten. Gewohntes, Geschützes Terrain verlassen, Abkürzungen erforschen, nicht mehr ausgetretene Wege benutzen.
Das Risiko des Scheitern bewusst in Kauf nehmend, ein wenig auf den Rückhalt des Stamms, der Familie vertrauend. Die nimmt sie wieder auf, tröstet sie, heilt die entstandenen Wunden. Vorbereitung für den neuen Versuch ,dem engen Verbund der Familie zu entgehen, um viele Jahre später noch einmal nach der Familie zu sehen, der man entgangen, entwachsen ist.
So, wie diese Eichen in ihren Wipfeln gemeinsam dem Wind folgen, der sie hin und her bewegt und ihre Blätter in einem Schwung weit fort treibt und ihre Früchte, die Eicheln zu Boden fallen lässt.
Gleich in der Nachbarschaft wachsen sie wieder neu, die jungen Eichen!
 
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Kommentare  

Eine sehr eindrucksvolle Geschichte, die auch mir sehr ans Herz gegangen ist. Sehr gekonnt hast du das Schicksal einer Eiche mit dem Schicksal eines Menschen verknüpft. Nach solch einem schweren Schlaganfall hat man für die schönen Dinge im Leben einfach kein Interesse mehr. Da versucht man den geliebten Menschen wieder auf die Schönheiten in unserer Natur aufmerksam zu machen und es gelingt doch nicht - das ist schon bitter.
Dieses ist ein echt-schöner Lebensbaum, den du auf ganz tolle Art hast wachsen und gedeihen lassen.
LG. Michael


Michael Brushwood (18.10.2012)

Danke für die freundlichen Kommentare. diese
Kurzgeschichte wird Bestandteil der neuen
Fassung von "Komawache". wir haben dieses
erste Buch vor etwa 13 Jahren gemeinsam
geschrieben, als meine frau ihren ersten,
furchtbaren Schlaganfall erleben musste. Für
die Rekonvaleszenz bot sich damals das
therapeutische Schreiben an.
Heute schreibe ich alleine an der zweiten
Überarbeitung, da meine Liebe einen zweiten
Schlaganfall erlitt, der ihre rechte Körperseite
und das Sprachzentrum ihres Gehirns lähmte.
Seit einem viertel Jahr ist sie Patientin in
mehreren Krankenhäusern und seit Mitte
August in jener Klinik am Wolletzsee. Mein
Besuche bei ihr führen mich oft an diesen
Eichen vorbei, auch die Fahrten mit dem
Rollstuhl und ihr...


Rainer Pick (18.10.2012)

Gefällt auch mir sehr gut.

Evi Apfel (15.10.2012)

Tolle hoffnungsfrohe Kurzgeschichte. Hat sich schön gelesen, leicht und flüssig. Man denkt gerne noch ein Weilchen darüber nach.

Gerald W. (15.10.2012)

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