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Der Birnbaum

Kurzgeschichten · Herbst/Halloween · Erinnerungen
Nur zu Hause unter dem Birnbaum gab es die schönsten Mädchen. Sie kamen, legten sich unter den Baum, schauten dabei zum Himmel, zählten die Birnen und gingen später wieder. Ich stand jeweils hinter dem Küchenfenster und schaute ihnen zu. Manchmal fassten sie sich an den Händen und tanzten um den Birnbaum herum. Einmal klopften sie an unsere Tür und sagten: "Eure Birnen sind so saftig und schmecken fein." Ich sagte dann nichts und lächelte nur. Eines dieser Mädchen klopfte eines Nachmittags an unsere Tür und sagte: "Diese Birne schenke ich dir. Pass gut auf sie auf!" Ich nahm die Birne, legte sie in ein Glas und verschloss es.

Jahre später nahm ich das Glas in meinem Schlafzimmer vom Schrank herunter. Vom Mädchen hatte ich nie mehr etwas gehört. Ich schaute die Birne an, sie war völlig verschimmelt. Dann stellte ich das Glas wieder auf den Schrank, ging in die Küche und stellte mir vor, der Birnbaum stünde noch immer an seinem alten Platz.
 
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Ich sehe die Symbolik dieser Geschichte etwas anders: Vielleicht will sie ausdrücken, dass man ernten und genießen soll, wenn die Zeit reif und das Obst frisch ist. Eingemachte Erinnerungen verblassen und verfaulen; der Baum der Ernte ist nur noch als Imagination aus einer fernen, lange zurückliegenden (Jugend?)zeit in nostalgischer Erinnerung.

Michael Kuss (02.11.2012)

Wenn der Birnbaum immer noch an seinem alten Platz stünde, wäre es im Nachhinein noch möglich, diese versäumte Gelegenheit beim Schopf zu packen. Nun bleibt als Erinnerung an dieses Mädchen nur noch diese verschimmelte Birne. Wie heißt es doch so schön:
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!
LG. Michael


Michael Brushwood (29.10.2012)

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