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Die Mauer

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Ein Mann baute sich ein Haus und zäunte es ein. Dann legte er Stacheldraht um den Zaun, und um den Stacheldraht begann er eine Mauer zu bauen. Haus und Mauer wurden dorfbekannt. Täglich kamen viele Leute und versuchten, über die Mauer zu schauen. Der Mann kaufte den umliegenden Boden und fällte alle Bäume.

Im Haus begann er, Bilder mit Bäumen zu malen. Und auf der Innenseite der Mauer, die er zu einem schattigen Turm ausgebaut hatte, zeichnete er Pflanzen und Sonnen. Immer mehr Schaulustige wurden von seiner Mauer angezogen. Im Dorf gab es bereits Postkarten, nur von ihm gab es kein einziges Bild. Niemand kannte den berühmten Mann, und man konnte nicht sicher sein, ob er überhaupt noch lebte.

Eines Tages wurde ausserhalb der Mauer ein neues Haus gebaut. Darin lebte ein unbekannter Mann. Täglich beobachtete er die Schaulustigen an der Mauer gegenüber.

Das Dorf wurde bald so berühmt, dass man den Betonturm unter Heimatschutz stellte und an der Mauer ein Täfelchen anbringen liess: "Zu Ehren unseres Bürgers Albert Protz."
 
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Kommentare  

Eine tolle Story, die so richtig zu diesem neunten November, dem Jahrestag des Mauerfalls passt. Zwar existiert die Berliner Mauer schon seit langem nicht mehr, jene Mauer, die Arm und Reich voneinander trennt, wächst von Jahr zu Jahr immer spektakulärer. Die durch Spekulationsgeschäfte reich gewordenen Menschen werden sich auch bald mit Stacheldraht und Mauern schützen müssen, um sich von dem - ach so gemeinen!- Fußvolk, noch stärker als bisher abschotten zu können. Dieser unumstößlichen Tatsache hast du sicher dein sehr lesenswertes Gedicht gewidmet, über das man ruhig mal etwas ernsthafter nachdenken sollte!
LG. Michael


Michael Brushwood (09.11.2012)

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