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8 Seiten

Preis der Lust/Kapitel 21

Romane/Serien · Erotisches
© rosmarin
21. Kapitel
___________
„Ich warte schon seit Stunden“, knurrte Zappi vorwurfsvoll. „Wo warst du denn schon wieder so lange? Weißt du, wie spät es ist? Gleich neun! Elli hat angerufen. Wir sollen uns den Urlaubsfilm anschauen. Und bei Helga sollen wir Blumen gießen. Und du treibst dich nur rum. Seit du wieder salonfähig bist, bekomme ich dich kaum noch zu Gesicht. Was machst du nur den ganzen Tag?“
„Ich bin schwanger“, sagte ich ohne Übergang, „von Gigan.“
„Was bist du?“ Zappi starrte mich ungläubig an. „Du hast dir von diesem Dorftrottel ein Kind machen lassen?
„Habe ich“, sagte ich trocken, „mit dir hat es ja nicht geklappt."
„Und nun?“
„Er will es nicht. Hat ja Schluss mit mir gemacht. Du weißt ja. Und jetzt behauptet er sogar, es sei nicht von ihm.“
„Das darf doch wohl nicht wahr sein“, sagte Zappi, sichtlich bemüht, ruhig zu bleiben, „dieser Mistkerl! Und du hast dich an ihn verschwendet.“
„Ich habe ihn geliebt.“
„Du hast ihn nicht geliebt.“ Zappi hockte sich auf den Teppich neben mich und streichelte mein Gesicht. „Du warst seinen Verführungskünsten erlegen.“
„Meinst du?“
„Ich gebe zu, er hat einen gewissen Charme, den er allerdings zu missbrauchen scheint.“ Zappi nahm mich fest in seine Arme. „Jetzt musst du bei mir bleiben“, sagte er zärtlich, „wir stehen das schon durch. So schlimm bin ich doch nicht. Und hier ist dein Zuhause. Es wird alles gut.“
„Nichts wird gut“, wehrte ich mich, während die Tränen über mein Gesicht liefen. „Ich brauche Gigan.“

Fast jede Nacht weinte ich mich in Gigans Armen in den Schlaf, aus dem ich kurze Zeit später wieder erwachte, gepeinigt von schrecklichen Albträumen.
Die Tage waren wie die Nächte. Trostlos und kalt. Wieder zog ich mich zurück. Wenn ich in den Spiegel schaute, erschrak ich über den Ausdruck in meinem Gesicht. Wohin war der freundlich offene Blick? Wohin das Lächeln? Der Liebreiz? Hasserfüllt starrte ich mir entgegen. Und der fremde Blick, in dem sich Verzweiflung, Trauer, Enttäuschung spiegelten, rührte mich zu zutiefst.
Wer war ich?

*

Gigan rief an.
„Ich muss dich sehen. Bitte. Ein letztes Mal.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, hatte Gigan den Hörer aufgelegt.
Wie viel letzte Male sollte es denn noch geben? Nein, ich wollte ihn nicht sehen. Doch eine andere Stimme gewann die Überhand. Ich wollte ihn sehen. Mein Herz schlug aufgeregt. Ich fieberte Gigans Kommen regelrecht entgegen.
Es klingelte an der die Haustür. So schnell? Dann hatte Gigan von der Telefonzelle an der Ecke angerufen. Mechanisch drückte ich den Summer.

Gigan blieb wie ein Stock an der Tür stehen.
„Willst du nicht reinkommen?“
Im Korridor standen wir uns stumm gegenüber. Blick in Blick. Plötzlich sanken wir uns in die Arme und die vertraute, so lange entehrte, Verzauberung hüllte uns ein. Zärtlich streichelte Gigan meine Wangen, meine Haare. Ich zitterte. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Wir küssten uns. Es schien wie früher. Nichts hatte sich geändert. Nichts. Leidenschaftlich presste Gigan seinen Körper an meinen, sodass ich seine Erregung überdeutlich spüren konnte. Langsam knöpfte er meine Bluse auf, umfasste mit einer Hand eine Brust, küsste sie zärtlich, während er mit der anderen den Gürtel seiner Jeans öffnete und den Reisverschluss runterzog.
„Ich liebe dich“, murmelte Gigan in mein Ohr, „wie ich dich liebe.“ Er drückte meinen Kopf zwischen seine Beine, stöhnte laut auf, als er meine Lippen an seinem stark erigierten Glied spürte. „Ja. Ja. Blas mir einen“, sagte er mit plötzlich veränderter Stimme. Erschrocken blickte ich zu ihm auf. Eiskalte Augen starrten mich herausfordernd an. „Blas mir einen! Sofort!“ Ernüchtert stand ich auf. Was tat ich da? Ich war doch wohl nicht ganz und gar verrückt.

Verhurter Mistkerl. Nicht mehr mit mir. Niemals.

„Bitte, Marie“, flehte Gigan, „meine über alles Geliebte. Meine wilde Blume. Ich vermisse dich so sehr. Und das auch. Bitte tu es“, stammelte Gigan außer sich, während er versuchte, meinen Kopf wieder zu seinem Gemächt zu dirigieren.
„Nein.“ Schnell knöpfte ich meine Bluse zu, zog mit einem Ruck Gigans Reißverschluss hoch, sagte kalt: „Lass es dir doch von deiner Neuen machen. Mit uns ist Schluss.“
„Ich liebe nur dich.“
„Lass das! Du scheinheiliger Heuchler.“
„Du liebst mich doch. Das fühle ich!“
„Ja“, gab ich zu, „du warst meine große Liebe.
Aber lass mich in Ruhe. Es ist zu viel passiert.“
„Nein. Du wirst mich nicht los!“ Idiotisch starrte Gigan mich an mit seinen Eisaugen, in denen wahrhaftig Tränen schimmerten. „Meine geliebte wilde Blume. Ich liebe dich. Nur dich.“
„Dir ist wohl nichts heilig?“
„Doch. Du.“ Gigan ging zur Tür. „Nur du. Ich muss gehen. Bis bald.“
Dieser Zynismus! Gottverdammter Feigling!
„Geh!“, sagte ich schroff. „Geh zu deiner Kitschfrau. Soll sie dir einen blasen.“
„Du bist ordinär Marie.“

*

Dieser Scheißkerl. Warum lässt er mich nicht in Ruhe? Er hatte sich doch entschieden und ich es wohl oder übel akzeptiert. Akzeptieren müssen.

Ich hatte mich entschlossen, mit Zappi zu leben. Er war mein Ehemann. Es würde schon wieder werden mit uns. Ich heulte Rotz und Wasser, ging ins Bad, mein Gesicht zu waschen. Plötzlich ließen mich irrsinnige Schmerzen im Unterleib erstarren, ich spürte, wie sich etwas öffnete, legte im Reflex eine Hand zwischen meine Beine.
Blut! Viel Blut lief die Innenseiten meiner Beine entlang. Ich brauchte einige Sekunden, ehe ich realisierte, was da vor sich ging, mir geschah.
„Das Kind! Das Kind!“, schrie ich panisch. „Mein Kind! Mein Baby. Nein! Nein! Ich will es nicht verlieren! Bleib bei mir!“, jammerte ich, „verlass mich nicht!“
Mühsam schleppte ich mich zum Telefon, wählte mit zittrigen Fingern Gigans Nummer. Der Chef meldete sich. „Gigan kommt gerade“, sagte er.
„Du musst mir helfen!“, flehte ich aufgeregt. „Ich verliere das Kind! Komm rasch her! Fahr mich ins Krankenhaus!“
Totenstille. Schnelles, unregelmäßiges Atmen. Sekundenlang.
„Nein“, sagte eine Stimme, deren eisiger Klang mein Herz erstarren ließ. „Ich kann nicht. Ich habe gleich eine Verabredung.“
„Gigan, bitte! Komm! Ich brauche dich! Es ist doch dein Kind! Ich bitte dich! Komm!“
„Ruf doch die Feuerwehr“, sagte kalt die fremde Stimme und eine Hand, die mir vor wenigen Minuten noch so nah war, die ich noch immer zu spüren glaubte, legte leise den Hörer auf.
Die Feuerwehr brachte mich in die Charité.

*

Ich war zu Hause und doch nicht zu Hause. Für mich würde es nie wieder ein Zuhause geben. Alles in mir war dunkel. Leer. Tot. Ich hatte mein Kind verloren. In mir war nur noch ein einziger Gedanke. Tod. Ich war der Gedanke. Tod.
Tot sein wäre wunderbar. Man schläft und schläft und wacht auf in einem anderen Leben. Allen Schmerz wird man vergessen haben, allen Kummer. Man wird noch mal von vorn beginnen können, ohne Erinnerung an das vergangene Leben.

„Komm meine liebe Marie“, sagte ich zu meinem Spiegelbild, „wage diesen winzigen Schritt. Alles wird gut. Spring über deinen Schatten. Hab Mut. Du wirst dein Kind wiedersehen. Es hat diese Welt verlassen, ohne sie betreten zu haben. In der anderen Welt wird es leben können. Und irgendwann wird auch dein Gigan dort sein. Du gehst ihm nur voraus. Einer geht dem anderen immer voraus.“ Zärtlich schmiegte ich mein Gesicht an das Glas des Spiegels, flüsterte: „Ja. Ich gehe. Ich gehe ins Wunderland der Toten.“

Nachdem ich mich mit dem absurden Gedanken des Totseins vertraut gemacht hatte, fühlte ich großes Glück, unendliche Freiheit. Bisher hatte ich mich nicht ernsthaft mit Tod und Sterben befasst, glaubte nicht an ein Leben nach dem Tode. Ich würde zu Erde werden, aus der der Mensch seit Adam und Eva geformt ist. Würmer würden mich zernagen, fressen. Oder ich würde verbrannt werden, meine Asche eine Urne füllen. So einfach war das.
Sterben sei alltäglich, hatte ich gelesen, besitze sogar Schönheit. Das Leben flösse dahin wie ein Strom, von einem Augenblick zum anderen. Der Augenblick müsse vergehen, damit Neues entstehen könne. Und der Tod sei die Vollkommenheit, nach der der Mensch strebe sein Leben lang.
Doch so wollte ich die Vollkommenheit nicht. Ich wollte ein Leben nach dem Tod und träumte mich in meiner Verwirrtheit in ein Wunderland der Toten, lächelte meinem Spiegelbild zu, zog mir einen Blazer über, verließ das Haus.

Seit dem Besuch bei Dr. Weitel hatte ich fast nur noch von Beruhigungsmitteln gelebt und befand mich in einem Zustand leichter Desorientierung. In fünf verschiedenen Apotheken kaufte ich einige Packungen Schlaf - und Beruhigungstabletten, setzte mich dann zufrieden auf eine Bank neben einer Apotheke in einen kleinen Park, kramte die Tabletten aus meiner Handtasche, legte die fünf Päckchen in meinen Schoß.
„Ihr müsst mich retten“, beschwor ich sie, „ich brauche euch.“
Alles um mich herum erschien mir plötzlich seltsam, kam mir bekannt vor und doch fremd. Die Menschen sahen komisch aus, bewegten sich langsam, wackelten lustig mit den Köpfen, schnitten ulkige Grimassen, verrenkten ihre Glieder, gafften mich an.
„Ihr lebt noch“, sagte ich erstaunt, „warum seid ihr nicht tot?“
Die Menschen starrten mich unentwegt an mit toten Augen, leblosen Gesichtern, aus denen alles Licht erloschen schien. Schwarze Mundlöcher mit zerfetzten Zungen erschreckten mich. Tote Augen. Schwarze Mundlöcher. Gesichter. Leichentücher.
Waren das Menschen?
Über mein Gesicht liefen die Tränen, und geboren aus diesen Tränen wurde aus Hass Mitleid und aus Mitleid Schmerz.
„Ihr seid Menschen“, beruhigte ich sie, „unschuldige, unwissende Menschen.“
Traurig schaute ich den Menschen, die stumm gestikulierend an mir in Reih und Glied vorüberzogen, nach, verstaute die Päckchen in meiner Handtasche, erhob mich von der Bank, sagte laut: „Ich gehe. Es wird Zeit.“

*

Vorsichtig nahm ich ein schwarzes Totenkopftuch mit hellen kleinen Totenköpfen und großen weißen Spinnen aus dem Schrank, breitete es aus über dem Tisch. Ein weißes Totenkopftuch mit großen schwarzen Totenköpfen und kleinen weißen Spinnen legte ich über die Couch, holte dann aus der Vitrine zwei Weingläser und die dazugehörenden Leuchter und stellte sie auf den Tisch. Feierlich zündete ich die Kerzen an und starrte gebannt in das flackernde Licht an den Wänden, deren Farbe die Dämmerung noch nicht geschluckt hatte und auf denen Spinnen und Totenköpfe ihren gespenstischen Tanz tanzten.

Allmählich geriet ich in einen Zustand zwischen Traum und Wachen, wankte wie in Trance ins Schlafzimmer, zog mich nackt aus, betrachtete wohlgefällig meinen Körper von allen Seiten, drehte und reckte mich und zog hastig, als könne ich mich in letzter Sekunde anders entscheiden, meine roten Spitzendessous an. Leise vor mich hinsummend, rollte ich schwarze halterlose Strümpfe meine Beine hinauf, schlüpfte in ein schwarzes Minikleid und steckte die roten High Heels, mit denen so viel Lust und Schmerz verbunden war, an meine Füße.

Ob Gigan sie auch an der rot gefärbten Kitschfrau mag? Alles hat einmal ein Ende.

Den Wein musste ich noch aus dem Kühlschrank holen. Und die Tabletten vom Küchentisch. Schnell! Schnell!
Panisch schüttete ich die Tabletten aus dem Röhrchen, bastelte damit Gigan um die Gläser, küsste flüchtig sein Passbild, auf dem auf der Rückseite Ich liebe dich Gigan stand, und schob es unter sein Weinglas.
Dann legte ich Mozarts Kleine Nachtmusik auf, setzte mich, nun etwas ruhiger, zufrieden mit mir und meinen obskuren Todesvorbereitungen, auf die Couch und füllte die Gläser.
„Prost! Auf unser Wohl.“ Vorsichtig nippte ich von dem Wein, küsste das Foto. „Bis bald meine verderbte Unschuld. Mein Geliebter. Bis bald.“

Ich schluckte die erste Tablette, trank dazu von dem Wein, die zweite Tablette folgte, wieder ein Schluck Wein. Noch eine Tablette, noch ein Schluck Wein. Und so fort.
Endlich wurde ich müde, mein Herz war erfüllt von Ruhe und Vorfreude auf das Unbekannte, das mich bald auf der anderen Seite des Lebens erwarten würde, und ich entschwebte mit den lieblichen Klängen Mozarts Kleiner Nachtmusik ins Wunderland der Toten, darauf bedacht, eine gute Figur zu machen, denn ich wollte ja die Schönste sein in dem anderen Leben. Gigans Traumfrau. Seine geliebte wilde Blume. Und die rot gefärbte Kitschfrau würde hierbleiben müssen. Auf der lieblosen, kalten, tristen Erde.

Alles wird gut war mein letzter Gedanke, bevor ich in die Dunkelheit stürzte.

*

ich bin in ein schwarzes loch gefallen komme nicht heraus habe angst werde nicht mehr die wärmenden sonnenstrahlen spüren auf meiner kalten haut nicht mehr sehen das grün des grases riechen nicht den duft frischen heus den modrigen geruch der erde lauschen nicht mehr dem gesang der vögel nie mehr den himmel sehen die venus den mond kein kinderlachen hören nicht das rauschen des wassers nicht mehr sehen fühlen riechen schmecken spüren meine geliebte erde dunkel wird es für immer sein was soll ich in diesem engen schwarzen loch wie kam ich hinein gefallen gestoßen gesprungen hocke schon hier unheimliche schwärze brauche licht luft ersticke platzangst will schreien kehle ist zu mich fröstelt friert bin nackt wo sind meine kleider meine seele ist nackt friert ist das der tod hat dieses verdammte feuchte dunkle loch keine öffnung ich kann nicht ein winziges zipfelchen des himmels sehen ach nur ein kleines winziges stück und ich wüsste ich bin nicht tot nicht ganz sehe nichts fühle tote fühlen nicht oder doch sitze in dem loch gekrümmt wie ein embryo nackte haut seltsam weich trocken nichts gemein mit der feuchte um mich her ist das der vorhof zu dem anderen leben versuche mich aufzurichten schaffe es nicht versuche es noch einmal schaffe es nicht sacke immer wieder zusammen in den knien die anstrengung ist zu groß gebe auf wie immer wenn es zu anstrengend wurde im leben musste damit leben als ich noch lebte also bin ich doch tot können tote denken ist nicht das bewusstsein ausgelöscht warum denke ich wenn ich denke kann ich nicht tot sein oder doch will nicht denken will tot sein denke dennoch wirre gedanken mnebelte träume will träumen immer nur träumen
träumen träumen vielleicht träumen tote auch wie im leben wenn das bewusstsein ausgeschaltet ist im schlaf ich will tot sein träumen einen langen schönen tod lang träumen ich sitze fest in diesem verdammten großen feuchten kalten loch sitze ein elendes häufchen elend nackt frierend unwissend will ich das recht haben träumen zu dürfen auch wenn ich tot bin was sollte ich sonst mit dem tod wenn ich nichts von ihm wüsste ihn nicht fühlte wäre er völlig sinnlos alles hat doch einen sinn muss einen sinn haben auch der tod träumen ich will weiterträumen so einfach lässt es sich nicht träumen auch nicht im tod ich denke irritiert zweifle am tod darf nicht denken nicht denken denke dennoch der tod muss mir gehorchen will mir den tod untertan machen beherrschen er ist mir vertraut hüllt mich in seinen mantel schwarz kalt mag keine kälte erreicht mich nicht noch ist weite um mich trotz der enge will ihn nicht heranlassen hat er mich erst einmal berührt bin ich ihm ausgeliefert kann er mit mir machen was ihm beliebt bin ich verloren wie im leben habe ich auch verloren weil ich verloren war wenn ich das leben zu sehr an mich heranließ gigan zappi wenn ich leben wollte lieben will kein verlierer mehr sein tod du sollst sterben sterben ich bin stärker als du tod lass mich träumen kann mich nicht erinnern an mein leben vor dem tod muss das leben gewesen sein ohne leben kein tod leben schrecklich schön wenn ich nur einzelheiten wüsste strenge mich an weiß nichts sehe nichts will träumen verlege mich aufs bitten lieber tod lass mich träumen einen schönen langen tod lang träumen wenigstens wenn hier schon kein wunderland der toten zu erblicken ist hülle mich ein tod sei lieb lieber tod lass mich träumen will nicht mehr denken träumen... träumen...

*

Plötzlich drang ein schriller Ton in mein Bewussten. In meinem Kopf brannte der Schmerz. Nur langsam kam ich zu mir, tauchte auf aus bleierner Schwere, schlug verwundert die Augen auf.

Ich war nicht im Wunderland der Toten. Das Telefon klingelte ununterbrochen! Mühsam richtete ich mich auf, griff nach dem Hörer auf dem Tischchen neben der Couch, wo es neuerdings stand.
„Ja?“ Stille am anderen Ende. Ich legte auf. Es klingelte wieder. „Ja?“ Wieder keiner dran.

Benommen sah ich mich im Zimmer um. Die Kerzen waren noch nicht niedergebrannt. Ihr Licht spiegelte noch immer die Schatten an den Wänden wider, auch Mozarts Kleine Nachtmusik erfüllte noch immer den Raum. Beschämt sprang ich von der Couch.
„Missglückt, missglückt“, hämmerte mein Kopf.
Wieder spürte ich die Angst, erfasste mich die Panik, Wortfetzen, verworrene Bilder tauchten aus der Tiefe. Aus der Dunkelheit. Doch ich saß hier. Auf meiner Couch, schämte mich der Vorbereitungen auf den Tod.
Ich wollte sterben? Wegen so eines Nichts. Nie und nimmer! Ade, du Wunderland der Toten!

Ich werde kämpfen. Mir nichts mehr gefallen lassen. Das Leben ist schön. Ich werde es nicht achtlos wegwerfen. Es wird uns nur ein einziges Mal geschenkt.

Das war es, das mir der Todestraum sagen wollte, war ich sicher.

***


Fortsetzung folgt
 
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Kommentare  

ich bedanke mich für die hundert grünen in diesem kapitel.
habt alle einen wunderschönen wintersonntag.
gruß von


rosmarin (27.01.2013)

hallo else, danke für dein lob, du machst mich ja ganz verlegen. mal sehen, ob dir die geschichte noch immer gefällt, wenn sie im nächsten kapitel etwas ins trivial ördinäre kippt.
winterlichen gruß von


rosmarin (24.01.2013)

Na immerhin ht sie jetzt eine andere Meinung zum Leben. Sehr gut beschrieben, wie es ist, wenn man einem Menschen völlig verfallen ist. Auch der Übergang zum Tod, diese Gedanken, ganz klasse. Aber Zappi kann einem leid tun. Was für ein ungewöhnlicher Mensch. Man wünscht ihm endlich eine Frau, die seine tollen Qualitäten zu schätzen weiß. Gigan ist eindeutig krank, weil nicht nur sexhungerig, vor allem machtgierig. Ein ganz hervorragend geschriebenes Kapitel. Spitzenmäßig die verschiedenen Charaktere und Situationen dargestellt. Atemlos liest man das Ganze und kommt erst am Ende zur Ruhe.

Else08 (24.01.2013)

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