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Vom Vogel, der ein Mensch sein wollte - Teil 8

Romane/Serien · Nachdenkliches
Bis zum Treffen war es noch etwas Zeit, nachdem Tim gegangen war und ihm noch die Nutzung sanitären Anlagen erklärt hatte. Mark beschloss, sich noch ein wenig im Internet zu informieren. Ihn interessierte vor allem, was die Menschen denn so essen, was auch wichtig war, um für den Restaurantbesuch vorbereitet zu sein. Er fand sogar eine Homepage von dem Restaurant, in das Kerstin mit ihm gehen wollte. Er lächelte, da ihm der Umgang mit dem Internet so problemlos gelang. Doch das Lächeln verstummte, als er die Speisekarte des Lokals las. Die Menschen aßen Hühner und Enten? Nein, das konnte er unmöglich essen, das wäre ja so, als wenn Menschen andere Menschen äßen. Glücklicherweise gab es auch andere Gerichte, die nur aus Reis oder Nudeln und Gemüse bestanden.

Etwas aufgeregt machte er sich abends auf zum Treffpunkt, wo er mit Kerstin verabredet war. Wie Tim ihm vorgeschlagen hatte, trug er eine blaue Jeans, ein schwarzes Jackett, darunter ein schwarzes T-Shirt und dazu schwarze Lederschuhe. Kerstin war schon da. Auch sie hatte sich umgezogen und sah ein wenig eleganter aus.
„Hallo, komme ich zu spät?“, fragte er.
„Nein, du kommst genau pünktlich. Ich bin auch erst seit einer Minute hier“, sagte sie.
„Du siehst gut aus“, sagte er.
„Danke, aber sah ich das nicht vorher auch schon?“, reagierte sie scherzhaft.
„Doch, doch, natürlich. Aber so wie du nun gekleidet bist, wird es noch mehr betont.“
„Na, das ist doch noch gar nichts. Wenn du wüsstest, was ich noch so zum Anziehen habe…“
„Oh ja, gerne. Du kannst mir ja mal deine Kleidungssammlung zeigen und ich stelle dir meine vor.“
„Du willst es aber genau wissen“, stellte sie fest.
„Ja, mich interessiert einfach alles. Wie alt bist du eigentlich?“
„Ich bin 28 und du bist wie alt?“
„Ungefähr 32.“
„Ungefähr? Weißt du auch, wie alt du genau bist?“ Sie hielt es wohl wieder für einen Scherz von ihm.
„Eh…ich habe mich versprochen, ich meinte natürlich, dass ich genau 32 bin“, erklärte er und lachte verlegen.

Sie erreichten das Restaurant.
„Ich bin echt gespannt, wie dieses Essen schmeckt“, sagte Mark.
„Aber du magst asiatisch?“, fragte Kerstin.
„Wenn es nichts mit Ente oder Huhn zu tun hat.“
„Du bist Vegetarier?“
Er nickte, obwohl es gelogen war. Während seiner Zeit als Vogel hatte er sehr wohl z. B. Würmer, Käfer und Insekten gefressen. Aber jetzt, als er wusste, dass die Menschen Vögel aßen, fühlte er sich bei dem Gedanken unwohl.
„Wie ist es dazu gekommen?“, erkundigte sie sich.
„Ich möchte einfach nichts mehr essen, was mal gelebt hat.“
„Ja, aber ganz auf Fleisch zu verzichten, ist nicht gesund. Und außerdem werden die Tiere ja sowieso geschlachtet.“
Ihre Einstellung überzeugte ihn nicht wirklich. Wenn kein Mensch Fleisch äße, müsste man doch keine Tiere schlachten. Aber vielleicht verstand er auch zu wenig, daher beschloss er, seine Meinung erst einmal für sich zu behalten. Außerdem wollte er keinen Streit provozieren.
Sie fanden einen Platz, ein Kellner begrüßte sie freundlich und reichte ihnen die Karten.
„Also, ich nehme auf jeden Fall etwas mit Ente“, sagte Kerstin, während sie die Speisekarte studierte. „Ich kann einfach nicht ohne Fleisch.“
Mark entschied sich für Reis mit verschiedenen Gemüsesorten. Kerstin winkte den Kellner heran, um die Bestellungen aufzugeben. Als Getränk wählte sie eine Coca Cola. Mark bestellte ebenfalls eine Cola, er hatte schon viel davon gehört und war gespannt, wie so etwas schmeckte.
„HMMM, ist das lecker“, sprach er begeistert nach seinem ersten Schluck Cola aus.
„Sag mal, trinkst du heute zum ersten Mal Cola?“, fragte sie.
Er wollte gerade bejahen, aber entschied sich dagegen. Er wollte nicht auffallen.
„Nein, aber sie schmeckt mir einfach so gut, dass ich es immer wieder bemerken muss.“
„Ja, Cola ist schon was Feines. Ich könnte auch den ganzen Tag davon trinken.
Mark gefiel das Menschsein immer besser, wie gut die Menschen es doch hatten. Leckere Getränke, leckeres Essen. Auch das Gericht, das er bestellt hatte, schmeckte ausgezeichnet.
„Na, habe ich dir zu viel versprochen?“, fragte Kerstin.
„Nein, ganz und gar nicht, hier muss ich öfter hin.“
Weil ihm die Cola so lecker geschmeckt hatte, trank er gleich noch zwei davon. Kerstin bestellte ebenfalls noch eine, eine dritte lehnte sie ab. Stattdessen fragte sie ihn, ob sie sich noch einen Espresso bestellen dürfe nach dem Essen.
„Aber natürlich. Eine gute Idee, den könnte ich auch noch vertragen“, antwortete er, auch wenn er noch gar nicht wusste, was das überhaupt war, und orderte direkt zwei.
Schlecht schmeckte ihm dieser Espresso nicht, aber es war schon etwas ganz anderes als Cola.
Nachdem sie ausgetrunken hatten und auch Kerstin keinen Wunsch mehr hatte, forderte er die Rechnung an. 34, 60 EUR lautete der Rechnungsbetrag, also ungefähr so wie Tim es vorher gesagt hatte. Mark gab 40 EUR und überließ dem Kellner den Rest als Trinkgeld, der sich erfreut bedankte.
„Du bist aber großzügig“, merkte Kerstin an.
„Das bin ich gern“, erwiderte Mark. Dass man Trinkgeld gab, hatte er ebenfalls aus dem Internet erfahren.
 
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Kommentare  

der nunmehr vegetarische mark schlägt sich ganz gut. ;-)

Ingrid Alias I (26.10.2013)

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