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Gefüllte Oliven

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
So, liebe Leserschaft, heute habe ich mir Gedanken über unsere Lust, südländisch essen müssen zu wollen, gemacht.
Klingt schlimm, ist aber schlimmer: Wer heutzutage nicht up-to-date ist, was das ausländisch geprägte Schlemmen betrifft, ist spätestens dann betroffen, wenn ihn niemand mehr einlädt.
Weil man die letzte Party vergeigt hat, da man lediglich Paella präsentierte.
Paella! Wie hochnotpeinlich langweilig.
Von wegen, wer schon mal eine richtige gemacht hat, weiß, wie viel Arbeit das macht.
Und nur, weil die Holznasen-Yuppy-Kollegen davon nichts ahnen und die Garnelen nicht geknackt bekamen, und demzufolge Chitin mitfraßen wurde man ausnahmsweise noch einmal probe- oder abschreckungshalber eingeladen.

Aha. So, was tischen denn die rotznasigen Möchtegerngourmets so auf?
Oh, gefüllte Oliven. Wow, ich bin von den Socken.
Genau wie die armen griechischen Olivenbauern, die barfuß auf dem Gemüse rumtrampeln, damit es auch bloß als kaltgepresst in den hiesigen Handel darf. Was dann warm gepresst bedeutet mag ich mir jetzt gar nicht ausmalen, so Trampeln bei 40 Grad und mehr und ohne Baumwollsocken an....

Je nun, weiter im Text: War der Sommer zu trocken gibt es weniger Oliven, logisch.
War er zu nass, gibt es zwar Unmengen an Oliven jedoch auch eigentlich bodenständige Räuber.
Zum Beispiel die Nacktschnecke.
Die heißt so, weil sie nicht das Geringste zum Anziehen hat. Da es nachts aber immer kühler wird, je weiter der Sommer zum Herbst wird, benötigt auch eine solche Kreatur ein wärmeres Zuhause.

Wir einigten uns ja soeben darauf, dass der Sommer nass war; Es fiel nämlich reichlich Regen und das in schweren Tropfen. Ich möchte jetzt nicht übertreiben und plötzlich einen Hagelsturm über Südgriechenland heraufbeschwören, aber, Mann: Das war schon heftig!

Pflaumeneigroße Regentropfen setzten den armen widerstandslosen Oliven derartig zu, dass sie ihre gewohnte Heimstatt verließen und sich gen Boden abseilten.
Und genau da warteten schon ihre erdkriechenden Feinde.

Jetzt sind Oliven naturgemäß mit relativ wenigen Extremitäten ausgestattet, die ihnen eine Flucht ermöglichen würden. Nur die Kerne erinnerten sich an ihre Verwandten aus den Atomlaboren und verschwanden - hastenichtgesehen - ins Nirgendwo.
Das kam den Killerschnecken sehr entgegen. Sie reckten ihre Fühler gen Himmel und schrien:
"Danke, ihr Kerne, auf Nimmerwiedersehen!" und okkupierten die jeweils leer gewordenen
Innenräume der Oliven.

Also, so wirklich dumm sind diese Schnecken ja nicht, muss ich sagen.
Statt sich vom Olivenbauern mit breiter Gummisohle quertreten zu lassen, schlüpfen sie in seine biologische Nische, fressen noch ein, zwei Wochen die Olive von innen heraus madig
bevor sie (sowieso am Lebensende angelangt) bei uns als "gefüllte Olive" auf den Markt kommen.


Glaubt ihr nicht? Habt ihr schon mal eine näher untersucht?
 
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