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Die Zeit der Olivenernte ist gekommen ( In den Hügeln der Montagnola )

Romane/Serien · Romantisches
Gaspares Koch hatte mal wieder gezaubert, das Essen war ein Gedicht, dazu tranken wir einen Vernaccia di San Gimignano. Für Lena gab es eine Apfelschorle. Ich tunkte den letzten Rest der Soße mit einem Stück Polenta auf. Satt und zufrieden schauten wir uns an.
Auf dem Platz vor der Kirche spielte noch Musik. Eine junge Frau versuchte sich als Gianna Nannini Double und sang die Lieder hinreißend nach. Die Jugendlichen waren begeistert.
Vor einer Losbude blieb Lena stehen. Ich kaufte fünf Lose, Lena riß sie aufgeregt auf.
„Papa, Papa, eine Zahl. Habe ich etwas gewonnen?“
Über der Bude stand „Nessun rivetto – keine Nieten“. Lena riß jetzt noch die anderen Lose auf und meinte „Papa komm mit“. Sie drückte dem älteren Mann ihre Lose in die Hand, der schaute sie an, dann schlug er einen Gong und verkündete über Lautsprecher „Libera scelta, freie Auswahl.“
Lena konnte sich bei all den Schätzen für Kinderaugen nicht entscheiden. Der Mann drückte mir währenddessen die Kleingewinne in die Hand, eine Tüte Gummibären, eine Strickliesel, eine Tüte Blumensamen und eine Plastiktröte.
Lena schien sich sicher zu sein, ihre Wahl fiel auf einen großen Plüschlöwen.
„Prendo il leone, ich nehme den Löwen.“
„Soll ich ihn tragen Lena?“ Sie nickte freudestrahlend und drückte mir das Plüschtier in die Hand.
Eva lächelte „Wo soll der denn schlafen Lena? Du hast doch gar keinen Platz mehr in deinem Bett.“
Während Marta sich noch einmal bedankte und sich dann verabschiedete, blieb Francesca noch bei uns sitzen. Ein Tisch vor Matteos Bar war gerade frei geworden.
Marta kam mit einem Helm wieder aus ihrer Alimentari und stieg zu Claudio auf die Vespa. Die beiden winkten uns noch einmal zu und brausten dann davon.
Claudia fragte uns nach unseren Wünschen und ich bestellte eine Karaffe Wein und für Lena eine Apfelschorle.
Nachdem Claudia uns das Gewünschte gebracht und noch einen Becher mit Grissinis, sowie eine Schale mit Pistazien dazu gestellt hatte sagte ich ihr
„Am ersten Novemberwochenende wollen wir mit der Ernte beginnen. Wenn du noch Lust hast, bist du herzlich willkommen. Du weißt ja, die Hälfte des Ertrages deines Baumes, bekommst du.“ Claudia war einverstanden und drückte mir einen Kuß auf die Wange. Als sie sah, dass Eva die Stirn runzelte, lief sie hinüber zu ihr und drückte ihr ebenfalls einen Wangenkuß auf.“ Francesca schmunzelte und meinte „Claudia ist eine Fleissige, die macht ihre Arbeit gut.“
„Brauchst du mich wieder zum Essen bereiten Eva“, wollte Francesca wissen.
„Na klar, ohne dich bin ich aufgeschmissen Francesca, wenn du Zeit hast?“
„Gianfranco wird noch nicht so weit sein, wir kümmern uns auch um eure vier Olivenbäume. Das schaffen wir in der Zeit, wir brauchen ja nicht mehr mit der Ernte nach Casole zu fahren.“
„Beppe bringt seine Cousins mit, dann Bruno und Mario, Lauras Freund, Pino der Postbote und Enzo der Maurer, Paola will auch unbedingt in den Baum und natürlich Claudia, dazu unsere drei Arbeitshelfer, wir sind komplett.“
„Ich lege den Erste Hilfe Kasten bereit“, kicherte Eva, „Wir sammeln dann die herabgefallenen Oliven zusammen, Benedetta, Marisa, Marta und ich. Lena kann mit den Kindern auch helfen. Tabbea, Tommaso und Guido freuen sich auch schon mitzuhelfen. Wir Frauen lösen uns immer ab, so daß zwei von uns mit Francesca in der Küche werkeln.“
„Gianfranco kann auch ein wenig beim einsammeln helfen. Er darf nur nicht so schwer tragen und er hilft dann in der Ölmühle“, warf Francesca ein.
„Na wir sind doch alles starke, zähe Weiber“, lachte Eva und ließ mich ihren Bizeps fühlen. Lena ließ mich auch ihr Ärmchen fühlen. „Du bist auch ein zähes Weib Lena“, lobte Eva die Kleine.
„Ich prüfe morgen noch die Leitern, nicht, dass noch einer vom Baum fällt. Die Netze habe ich schon nachgesehen, sie sind in Ordnung. Mario bringt übrigens noch einen Stapel Jutesäcke mit, die sind noch von seiner alten Ölmühle übrig geblieben.“
„Matteo, was ist, willst du auch mit auf den Baum steigen“, foppte ihn Claudia.
„Nein, nein, ich bleibe lieber mit beiden Beinen auf dem Boden“, lachte Matteo.
„Wollt ihr noch etwas trinken?“
Ich schaute in die Runde, alle schüttelten den Kopf. Ich zahlte, wir verabschiedeten uns von Claudia und Matteo und brachen auf. Francesca bedankte sich mit einer herzlichen Umarmung bei uns.
„Soll ich Lena behalten, dann könnt ihr noch laufen?“
Eva schüttelte den Kopf „Dazu sind wir heute zu träge, außerdem bezweifele ich, dass uns unsere Höschen noch passen. Ich bin zu genudelt und habe bestimmt ein Kilo am Po zugelegt. Schau nicht so Peterl, du auch.“ Eva zwängte ihre Hand in die Gesäßtasche meiner Jeans. „Seht ihr, da ist kein Platz mehr für meine Hand, viel zu eng. Außerdem bin ich müde.“ Francesca lachte, Eva gähnte, jetzt spürte ich auch meine Müdigkeit.
„Komm Lenchen, Zeit zum schlafengehen, nur noch Zähneputzen und duschen, dann kuscheln wir uns zusammen. Gute Nacht Francesca.“
Langsam versank die Sonne hinter den Hügeln.
„Trägst du mich Papa“, Lena stupste mich an. Ich seufzte und gab Eva den Plüschlöwen, dann setzte ich mir die Kleine auf die Schultern.
„Du bist ganz schön schwer Lena, ich glaube, wir haben dich zu gut gefüttert.“ Lena kicherte und zog mich übermütig an den Ohren. Eva gab mir einen Klapps auf den Hintern „Hü Pferdchen lauf Galopp. Da kannst du dir gleich wieder die Kalorien abtrainieren Peterl.“
„Ja Mama, noch einmal“, jubelte Lena. „Untersteh dich“, schimpfte ich, aber ich konnte mich mit Lena auf den Schultern schlecht wehren. Meinen beiden Weibern schien es Spaß zu machen, Lena zupfte mich an den Ohren, während Eva mir Klappse auf den Po gab.
„Schneller Pferdchen, schneller. Noch einmal Mama“, rief Lena und gluckste vor lachen.
„Jetzt ist Schluß, sonst werfe ich dich ab“, drohte ich. Am Haus angekommen, setzte ich mich auf die Stufen und hob Lena herunter. Jetzt im letzten Abendlicht leuchtete unser Haus in magischen Farben, ein warmes rotorange und diverse Ockertöne wechselten je nach Lichteinfall. Ich umarmte Eva und wir küssten uns intensiv, bis Lenchen einschritt und protestierend an unseren Hosen zupfte.
„Was ist los, du kleines Teufelchen?“
„Immer küßt ihr euch. Ich bin kein Teufelchen, ich bin eine Liebe“, protestierte Lena.
„Aber Schatz, das macht man doch, wenn man sich so doll lieb hat“, erklärte Eva der Kleinen. Sie nahm Lena auf den Arm und ließ sich von ihr abbusseln, dann war ich dran, nahm die Kleine auf den Arm und wurde von ihr gnadenlos mit feuchten Schmatzern bedacht.
„So jetzt aber ab mit dir ins Bad, duschen und Zähneputzen nicht vergessen. Und mach keine Schweinerei, sonst putzt du das Bad.“ Ich gab ihr einen Klapps auf den Po.
„Warte nur Papa, ich räche mich, ich haue dich auch, warte nur.“ Wir mußten lachen, mit einem solch finsteren Blick hatte sie mich bedacht. Ich zog mich im Schlafzimmer aus und stellte mich auf die Waage, immer noch zwei Kilo über meinem Wohlfühlgewicht. Frustriert kniff ich mir in die Hüften, aber hier gabs noch nichts zu meckern. Eva hatte sich unbemerkt genähert und grabschte mir mit beiden Händen ins Hinterteil. „Was für ein Leckerbissen, ein wohlgeformter toskanischer Schinken, direkt zum anbeißen. Mir knurrt der Magen so kannibalisch.“
Eva kicherte, „So runter von der Waage, jetzt bin ich dran. Die Stunde der Wahrheit“, orakelte sie um dann erschrocken zu keuchen „Schon wieder ein Kilo, ich glaube, die Waage ist kaputt.“
„Morgen laufen wir wieder, immerhin kommen Paola und Bruno am Sonntag zur Radtour. Komm Peterl ab unter die Dusche. Die Kleine hatte mittlerweile das Feld geräumt und stand am Waschbecken um sich ihre Zähne zu putzen, dazu wackelte sie mit dem Po.
„Was machst du denn da Lena?“ Eva und ich schauten sie überrascht an.
„Das machen die im Fernsehen auch immer so“, meinte Lena.
„Ja Kind, was schaust du dir denn da an?“
„Laura hat gesagt, das war eine Modenschau, da sind die Tanten alle so gelaufen und haben mit dem Po gewackelt. Das mache ich auch, wenn ich groß bin.“
„So jetzt ist aber gut mit dem Zähneputzen. Ab ins Kinderzimmer und zieh dir deinen Schlafanzug an.“
„Darf ich heute mal bei euch schlafen? Dann können Winnie Puuh und der Löwe in meinem Bett schlafen, ich nehme nur den Pandabär mit.“
Eva nickte, „Aber nicht wieder so boxen und treten, sonst schmeißen wir dich gleich raus.“
Notgedrungen schlüpften wir in unser Schlafshorts, damit war das Liebesspiel für heute abend gestrichen. Ich schaute Eva an und seufzte. Lena krabbelte in die Mitte und kuschelte sich zwischen Eva und mich. Die Nacht verlief ruhig, unser kleiner Quälgeist ließ uns ungestört schlafen.
Früh schlüpfte ich aus dem Bett, putzte mir die Zähne und lief in meinen engen Schlafshorts hinunmter um für uns das Frühstück zu machen. Zuerst aber füllte ich die Schälchen für die Katzen und stellte sie ihnen vor die Tür. Erwartungsvoll lauerten sie schon draußen. Sie schauten mich an, als wollten sie sagen, das wird aber auch langsam Zeit. Ich eilte schnell wieder hinein, so mit nacktem Oberkörper war es schon recht frisch draußen.
Wurst, Käse und Schinken füllten die Platte, daneben ein Glas mit Honig für Lenas Leckermäulchen. Der Kaffee war fertig und oben rührte sich etwas, meine beiden Weiber kamen zerstrubbelt die Treppe herunter und tappsten verschlafen in die Küche. Ein kurzer Begrüßungskuß und einen Klapps von Eva auf meinen Hintern.
„Selbst schuld mein Peterl, wenn du mir mit deinem engen Höschen so verlockend ins Blickfeld gerätst.“ Lena mußte der Mama natürlich alles nachmachen und so bekam ich von ihr auch einen Patscher auf den Po. Dann saßen wir am Frühstückstisch und aßen genüßlich jeder zwei Ciabattabrötchen. Lena wollte ihre Brötchen selber belegen und gab großzügig Honig darauf, beim hineinbeißen kleckerte natürlich einiges auf die Tischdecke, was sie mit schuldbewußter Miene quittierte.
„Nun schau mal du kleines Ferkelchen, was du angerichtet hast. Glaubst du, ich wasche zum Spaß?“
Lena quetschte ein „Entschuldige Mama“ heraus und aß den Rest des Brötchens über ihrem Teller.
„Papa bringt dich dann zu Francesca hinunter, du darfst ihr in der Küche helfen.“ Francesca war für Lena wie eine Ersatzoma, die beiden mochten sich.
„Fahren wir mit der Ape Papa?“ Ich nickte, was Eva mit einem spöttischen Kommentar erwiderte.
„Ihr seid mir vielleicht ein paar Faulpelze.“ Nach dem Frühstück streifte ich mir ein Shirt und meine Arbeitsjeans über, Lena war inzwischen auch angezogen, Eva kämmte ihr noch durch die Haare, dann holte ich die Ape aus der Garage, Lena kletterte zu mir auf den Beifahrersitz und wir fuhren die Strada Bianca hinunter. Unten sprang Lena heraus, umarmte Francesca und winkte mir zu.
Eva hatte inzwischen schon geduscht und steckte in ihrem Laufanzug. Ich bekam noch einen Klapps auf den Hintern.
„Beeil dich Peterl, zum herumstehen ist es zu kalt.“
Ich duschte kurz, zwängte mich dann in meine Laufkleidung und lief die Treppe wieder hinunter. Eva lief auf der Stelle, dann musterte sie mich.
„Höchste Zeit etwas für die Figur zu tun mein Lieber. In unserem Alter wird der Speck immer hartnäckiger. Und so fett wie Valeria will ich nicht werden.“ Dann liefen wir los, den Hügel hinunter, am Kreisel bogen wir Richtung alte Papstvilla ab und von das in einen engen Waldweg zu den Ruinen im Wald. Da stand vor Jahren mal eine Hof, der jetzt bis auf die Grundmauern verfallen war. Man munkelte, dort soll es spuken. Aber wir blieben unbeschadet. Wir hockten uns dort auf eine Mauer und tranken einen Schluck Wasser. Ich bemerkte ein paar Keramikscherben, klaubte eine davon auf und betrachtete sie näher. Es waren die Reste einer buntbemalten Schale, eine schöne Arbeit. Wir liefen weiter, immer tiefer hinein in den Wald. Wir mußten aufpassen, der Weg war voller Wurzelwerk, die reinsten Stolperfallen. Eva schaute auf die Uhr, es war Zeit zum umkehren. Wieder an der Papstvilla machten wir noch einen Abstecher Richtung Rocca, dort wandten wir uns in Richtung der Straße nach Scorgiano und liefen hier zum Dorf. Lena war mit Francesca im Garten und erkannte uns schon von weitem.
„Darf ich mit euch nach oben laufen?“ Eva nickte. Lena verabschiedete sich von Francesca, schloß sich uns an und trabte den Hügel hinauf.
Nach dem Duschen überlegten wir uns, was wir mit dem angefangenen Tag anfangen sollten. Meine Arbeit im Weinkeller hatte auch Zeit bis zum Abend. Wir zwängten uns beide in unsere verwaschenen engen Jeans, streiften Shirts über. Lena steckte auch in ihren Jeans und einem grasgrünen Sweatshirt. Wir waren landfein, und entschlossen uns in Colle di Val d´Elsa einzukaufen. Der Kaffe war alle, Nudeln und Waschpulver auch schon recht knapp, außerdem wollte ich mich in der Buchabteilung umsehen, die Krimivorräte gingen zur Neige, außerdem war ein neuer Roman von Andrea Camilleri auf dem Markt. Lena schlüpfte in ihren Kindersitz. Eva hatte sich den Schlüssel gesichert, also blieb mir der Beifahrersitz. An der Staatsstraße tankte Eva die Giulia voll und wir kamen zügig vorwärts. Die Parkplätze am Supermercato waren schon dicht belegt, aber Eva fand noch einen Platz am Rande. Ich hatte genug Geld eingesteckt. Lena war ganz aufgeregt und wollte den Einkaufswagen alleine fahren.
„Paß aber auf, dass du keinen Schaden anrichtest, fahr vorsichtig. Sonst setze ich dich in den Wagen.“ Empört entgegnete sie „Ich bin doch kein Kind mehr.“ Wir lachten, so empört und spontan war das herausgekommen. Aber Lena blieb unfallfrei. Eva griff nach einer Kilopackung Lavazza, den Kaffee mochten wir am liebsten. Penne- und Fusilinudeln folgten in den Wagen. Ich schleppte eine Trommel Waschpulver herbei und eine Flasche Weichspüler. In der Wäscheabteilung griff Eva nach einer Packung Retroshorts für mich und schnappte sich auch noch je eine Fünferpackung Sneakersocken für uns. „Ich brauche noch einen neuen BH, der nicht so kneift. Geht ihr doch schon mal in die Buchabteilung, ich komme dann nach.“ Frische Lebensmittel kauften wir nicht im Supermarkt, sondern bei Marta oder in der Macelleria.
„Wir könnten nachher noch mal in Panzano vorbeischauen und etwas Salame mitnehmen“, schlug Eva vor.
Ich stöberte in der Buchabteilung, aber der Camilleri war nicht vorrätig, also suchte ich etwas anderes. Lena blätterte in Kinderheften und hielt mir eines mit Winnie Puuh Bildergeschichten hin. Ich nickte und Lena legte das Heft in den Wagen. Endlich fand ich einen Krimi von Elizabeth George, den ich mitnahm. Ich hatte lange keinen Whisky mehr getrunken und durchstreifte die Spirituosenabteilung. Ich nahm eine Flasche Glenfarclas mit. Dann folgte noch eine Flasche Campari zum mixen. In der Saftabteilung legte ich eine große Flasche Orangensaft in den Wagen und für Lena einen Sechserpack Apfelschorle.
Eva hatte uns wiedergefunden und präsentierte ihre Beute einen schwarzen Spitzen BH und einen Sport BH. Beide gefielen mir. Zum schwarzen Spitzen BH hatte sie noch einen passenden String eingepackt.
„Denn mußt du aber später unbedingt vorführen“, freute ich mich. An der Kasse blätterte ich einige Scheine hin. In der Imbißabteilung aßen wir jeder eine Bratwurst für den kleinen Hunger.
„Morgen früh könnt ihr mich mitnehmen. Ich muß noch Geld abheben, da kann ich gleich die Flaschenetiketten bestellen. Laura hatte uns wieder Entwürfe gemacht, die unseren Flaschen einen einzigartigen Look verschaften.

Wir überquerten die Autostrada und bogen in Castellina auf die Chiantigiana ein Richtung Panzano. Bei Cecchini brauchten wir nicht lange zu warten. Wir kauften eine kleine Finocchio Salame, 2 Schachteln Il Profumo del Chianti, 500 g Carpaccio di culo, eine Terrine Wildschweinpastete, eine Kette Salsicce di maiale, Schweinswürstl, die noch lagern konnten, zwei Kilo Arrosto Fiorentino, vom Schinken, für einen leckeren Schweinebraten, sowie eine Tüte Fenchelsamen. Ich legte meine letzten Scheine auf den Tresen, Lena bekam von der Verkäuferin eine Salsicce, ein Schweinswürstl, zum naschen.
Lena schaute mich draußen neugierig an. „Die Verkäuferin hat gesagt, Carpaccio di Culo, vom Arsch, das sagt man doch nicht.“
Ich lachte und tätschelte Lenas Hintern „Weil es aus dem Fleisch hier ist, aus der Pobacke, aber natürlich vom Schwein. Bei deinem Schinken ist ja nicht so viel dran.“
Eva grabschte bei mir zu „Da würde der Metzger doch eher Papas Po nehmen, da ist genug dran, wie ich ja heute früh feststellen konnte.“
Wir verstauten unseren Einkauf im Kofferraum und fuhren aus Panzano heraus.
„Ihr haltet es noch bis daheim aus, oder verhungert ihr schon?“ Die Frage war von Eva nur rhetorisch gemeint, wie ich wußte, hütete mich daher zu antworten.
„Ich habe Hunger Mama“, erwiderte Lna unvorsichtigerweise.
„Du verhungerst nicht Lena, schau dir nur dein Speckbäuchlein an. Und der Papa braucht auch nichts zu sagen, der hat genug Reserven.“ Ich schluckte und sagte nichts dazu.
„Was sind Reserven Mama?“ Lena war neugierig. „Na dein Speck am Bäuchlein und Papas Speck am Po, das sind eure Reserven. Man kann auch Vorräte dazu sagen. Euer Fettpolster reicht eine ganze Weile. Bis das verbraucht ist, verhungert ihr nicht. Mama verhungert auch nicht gleich.“
Nachdem das geklärt war, schaute ich mir diese unvergleichliche Landschaft an und atmete Il Profumo del Chianti ein.
Der Duft des Chianti ist die Essenz der Toskana, ein wohlabgerundeter Mix aus Salz und sonnengetrockneten Kräutern. Hierin war der authentische Duft der Toskana eingefangen.
Ich trug die Einkäufe in den Vorratsraum und verstaute alles, während Eva die Giulia in der Garage parkte.
„So wir drehen noch eine Runde, wir haben es beide nötig. Lena magst du noch einmal zu Francesca gehen?“
„Och ich will lieber mit euch laufen Mama.“
„Dann machen wir eben noch einen Spaziergang und laufen zwischendurch ein Stück“, schlug ich vor.
Wir liefen hinauf und zwängte uns wieder in unsere engen Laufklamotten, Lena zog ihre Fußballausrüstung an und Turnschuhe, dann liefen wir langsam den Hügel hinunter, immer darauf bedacht Lena nicht zu überfordern. Als wir Matteos Bar passierten, blieb Lena stehen.
„Ihr seid so schnell, darf ich bei Claudia bleiben?“ Claudia war gleich einverstanden Lena zu nehmen. Jetzt konnten wir Tempo aufnehmen und liefen bis zum Industriegebiet, hier bogen wir auf die Staatsstraße ein bis zur Molina del Elsa. Der abzweigende Pfad führte jetzt steil bergauf zur Casa Verniana, einem typischen Agrotourismo mit fünf Appartements zum verweilen. Draußen auf der Terrasse saßen drei ältere Paare die uns neugierig wie Exoten betrachteten und miteinander tuschelten. Ich schöpfte uns etwas Wasser aus der Quelle, dann machten wir unsere Dehnungsübungen coram publicum, liefen ein wenig auf der Stelle, machten Hüftbeugen und rannten dann weiter bergab.
„Na wir sind heute der Gesprächsstoff, hast du gesehen, wie die uns angestarrt haben.“ Eva kicherte.
Unten bogen wir Richtung Dorf ab um Lena wieder mitzunehmen. Unten saß die Kleine am Tisch und futterte eine große Portion Spaghetti in sich hinein.
„Mama, Papa, schaut mal, ich habe gar keine Reserven mehr, dabei zog sie angestrengt ihr Bäuchlein ein.“ Claudia beobachtete sie mit einem schmunzeln.
„Lena hat glaubhaft versichert, kurz vor dem verhungern zu stehen“, lachte sie.
„Wollt ihr auch etwas essen? Knoblauchchampignons oder etwas anderes?“ Eva nickte und wir setzten uns zu Lena an den Tisch.
„Knobi, mir ist nach Knobi“, meinte Eva, ich schloß mich ihr an.
Knoblauchchampignons und eine Karaffe Wein, das war jetzt willkommen. Lena hatte schon ein Glas Apfelschorle vor sich stehen.
Die Champignons waren wieder sehr lecker, Lena half uns noch beim bewältigen der Portionen.
„Du hast aber einen großen Magen“, staunte Claudia.
„Ich trag dich aber nachher nicht, du bist mir langsam zu schwer Lenchen“, mahnte ich sie.
„Och mein lieber, lieber Papa, bitte, bitte trag mich doch.“ Lena schaute mich flehentlich an, sie wußte schon wie sie mich herumkriegen konnte.

Matteos gebratene Knoblauchchampignons

Die Champignons werden in reichlich Knoblauch in Olivenöl angeschwitzt, abgerundet von reichlich Petersilie.
Zutaten

450 g kleine braune oder weiße Champignons
2 Knoblauchzehen
5 EL Natives Olivenöl
Zitronensaft
Gewürze: Salz, Pfeffer
1/2 Bund Petersilie
Zubereitung
Die Champignons putzen. Größere ggf. halbieren.
Die Knoblauchzehen schälen und fein hacken. Petersilie waschen und fein hacken.
Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, Knoblauch darin goldgelb andünsten, die Champignons zugeben und unter gelegentlichem Rühren anbraten, bis das Öl aufgebraucht ist, dann die Hitze reduzieren. Sobald der Saft austritt, die Hitze wieder erhöhen und alles ausbraten.
Mit Zitronensaft, Salz und Pfeffer abschmecken. Petersilie untermischen und servieren.

Freitag war der Tag der Olivenernte gekommen, wir standen trotz dicker Pullover leicht fröstelnd vor dem Haus. Der leichte Hochnebel ließ die Sonne nur geisterhaft durchscheinen. Die Netze waren ausgebreitet, die Leitern standen an den Olivenbäumen unten lagen die Jutesäcke zum befüllen. Die Ölmühle war bereit. Die Arbeit hier würde Beppe organisieren. Er klagte wieder über Rheuma und durfte dieses Jahr nicht miternten. Trotzdem hatte ich sowohl für ihn, als auch für Gianfranco einen halben Ertrag vorgesehen. Ich hatte jedem seinen Baum zugeteilt. Wie üblich würde jeder Helfer den halben Ertrag seines Baumes in Flaschen abgefüllt erhalten. Ich hatte eine Grappaflasche geholt und schenkte den Helfern einen Schluck ein. Gianfranco war aus der Reha zurück und würde das Einsammeln der herabgefallenen Oliven durch die Kinder organisieren. Ich fügte noch das Bekenntnis der handwerklichen Tradition an:
“Da olive raccolta a mano, e spremute a freddo, non filtrare , nel mese di novembre.
Mit der Hand geerntet, kalt gepresst, nicht filtriert und das während des Novembers.“
Mit Arbeitsjeans und Jacken kletterten wir auf die Leiter und kämmten unseren Baum sorgfältig aus. Die Kinder klaubten die Oliven aus und legten sie vorsichtig in die Jutesäcke. Wenn ein Sack voll war, fuhr Gianfranco ihn in einer Schubkarre zu Beppe in die Mühle. Hier wurde der Sack ausgewogen und auf den Namen des Pflückers eingetragen. Die Arbeit ging zügig voran. Gegen Mittag wurde es etwas wärmer. Die Frauen um Francesca hatten Schweinebraten und Polenta bereitet. Hungrig folgten wir ihrem Ruf „Il cibo è pronto!“ und verspeisten das köstliche Mahl mit Genuß. Nach dem Essen löste Paola ihren Bruno, der noch eine wichtige Fuhre für Giancarlo hatte, auf dem Baum ab. „Das bleibt ja in der Familie“, scherzte sie. Kurz vor dem Abend waren wir fertig. Für alle Helfer gab es noch eine Portion Schweinebraten mit Polenta, dazu genug Wein für Jeden. Ich bedankte mich bei unserer Mannschaft für ihre tatkräftige Hilfe. Am nächsten Tag ernteten Paola, Claudia, Bruno und ich die Olivenbäume in Gianfrancos Garten. Gianfranco, Beppe und ich legten die Netze zusammen, dazu die Jutesäcke und transportierten sie auf die Ladefläche der Ape den Hügel hinunter. Die vier Bäume hatten wir schnell geschafft. Lena, Eva, Guido und Francesca sammelten die Oliven aus den Netzen und legten sie in die Jutesäcke. Gianfranco transportierte sie in der Ape hoch zur Ölmühle, wo Beppe sie schon erwartete um sie zu verarbeiten. Unsere Bäume brachten eine Rekordernte von 495 kg, das ergab knapp 100 l feinstes Olivenöl. Für Gianfrancos Bäume war der Ertrag 110 kg und reichte für knapp 25 l. Auch sein Olivenöl war von bester Qualität. Am Montag füllte ich die neuen grünen Ölflaschen ab und verkorkte sie. Francesca und Gianfranco bekamen als erste ihr Deputat, dann fuhr ich ins Dorf und brachte Claudia, Pino und Beppe ihren Anteil. Die Freude war groß, denn unser Öl war von höchster Qualität. Am Nachmittag kam Don Luigi, unser Metzger, mit seiner Ape auf den Hof gefahren. Wir verluden gemeinsam die Preßrückstände in Fässer, er hatte mir einen guten Preis geboten und noch einen großen Schinken obendrauf gelegt. Mit der Masse wollte er seine Schweine füttern. Die Preßkuchen waren ein begehrtes und sehr gut angenommenes Mastfutter.
 
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“Da olive raccolta a mano, e spremute a freddo, non filtrare , nel mese di novembre.
Mit der Hand geerntet, kalt gepresst, nicht filtriert und das während des Novembers.“

Wenn sich das Jahr dem Ende zuneigt, ist die Zeit, das grüne Gold der Toskana zu ernten


Wolfgang scrittore (28.05.2015)

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