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3 Seiten

Das gebrannte Korn des Winters

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
- Ein heiteres Märchen für Erwachsene-

Bereits zur Winterzeit setzten die klugen Bauern ihre Saatkörner in die Erde, um in den Sommer- und Herbstmonaten mit einer üppigen Ernte für all die Mühen gebührend belohnt zu werden.
Und so kam es auch. Alle Pflanzen gediehen prächtig. Lediglich eine Pflanze – oder noch besser gesagt – ein Korn bildete die Ausnahme. Das Korn hatte sich selbst den Namen Martin gegeben, da es mit demselben Stolz aufwarten konnte, wie eine Martinsgans. Das Korn hatte ein solch stolzes Volumen angenommen, dass es sich sogar im Wettstreit mit einem Halloweenkürbis messen konnte. Doch das war nicht der einzige Stolz, den dieses im Winter gesäte Zauberkorn offen präsentierte. Aus Martin stachen nämlich tigergroße Augen förmlich heraus, die ihm ermöglichten, sich vom Wachstum der Pflanzen ein nahezu vollständiges Bild zu machen.
Doch diesmal hatte sein gestrenger Blick sichtbar an Strenge verloren. Martins Augen leuchteten nämlich so hell und so euphorisch wie die eines Schelmes in einer romantischen Vollmondnacht.
Doch plötzlich schlich sich ein süßer Maulwurf an das ominöse Korn heran.
„ Liegt Ihnen etwas auf dem Herzen?“, fragte ihn das gefräßige Getier
Das Megakorn erschrak und schaute entgeistert dem Maulwurf in die Augen.
„Ich komme selbst aus dem Staunen nicht mehr heraus. Eine solch wahnsinnig tolle Ernte habe ich noch nie eingefahren.“
Der Wühler teilte jedoch nicht dessen Meinung. „Werfen Sie sich doch mal Ihre Scheuklappen ab! Diese Blüten strotzen doch nur so vor lauter Hässlichkeit. Hier wuchert doch nur noch dieses schäbige Unkraut. Ich bin zwar kein Maulwurf mit gehobenen Ansprüchen, doch auch ich finde das Produkt Ihrer Saat einfach nur zum Kotzen!“, grantelte das genussfreudige Wesen, das klammheimlich den verlockenden Gaumenfreuden noch ein Stück näher gerückt war, unüberhörbar.
Martin erschrak und konterte schnurstracks: „Dies sind doch alles phänomenale Gewächse, die mindestens genauso aufrecht wie eine glatte Eins stehen. Für Sie tut es mir echt leid. Ich kann wirklich nicht mal ein einziges Fädchen Wildwuchs ausfindig machen!
„Ich aber!“, platzte es verwegen aus dem Maul des Entdeckers, der absolut keinen Bock hatte, sich mit Martins Ente abzufinden. Äußerst hartnäckig versuchte er dessen Augen in eine andere Richtung zu lenken.
„Doch!“, hielt der Maulwurf selbstsicher dagegen. Im Superkorn weiteten sich die Augen, die in gewohnter Bissigkeit sich aus dessen Höhlen schälten. Es stellte dem kleinen Wühler erneut unmissverständlich klar, dass es ausschließlich nur Genüssliches sah.
Nach mehrmaligen bangen Blicken entschloss sich das Riesenkorn jedoch zu einer Kehrtwende, die so nicht erwarten durfte. War das womöglich das Werk von Außerirdischen, das Martin geheimnisvolle Signale zugesandt hatte? Oder hatten quälende Gewissensbisse dieses geheimnisumwobene Mysterium zu dem überraschenden Eingeständnis bewogen.
„Oh je!“, erzürnte sich das Riesenkorn. „Das habe ich doch prompt übersehen. Leider habe ich nicht ahnen können, dass meine Bauernschaft, auf die ich mich stets verlassen konnte, mich so hinters Licht führen konnte. Das wird Folgen haben. Mit denen werde ich so hart wie noch nie ins Gericht gehen. Danach kann ich Ihnen versichern, dass so ein Schluderei nie wieder passieren wird. Und das Unkraut lasse ich unverzüglich beseitigen.“
„Das will ich auch hoffen!“, schmetterte es aus dem süßen Schnäuzchen des Tierchens. Am Mittwoch, dem 23. September 2015 wühle ich mich erneut zu ihren Gewächsen durch, um nach dem Rechten zu schauen.“
„Ab sofort können Sie stets auf mich bauen. Ich verspreche Ihnen mein Ehrenwort!“, sagte das Korn im Brustton der Überzeugung.
An jenem besagten Mittwoch hatte sich der Maulwurf erwartungsfroh durch dessen Reich gebaggert. Aber Martin sah er nicht, obwohl dessen Blicke in alle möglichen Winkel des Reiches schweiften. Das borstige Unkraut wucherte mittlerweile in jene Höhen auf, die ansonsten nur den ausgewachsenen Bäumen der Wälder vorbehalten waren.
„Ab sofort besorge ich mir mein Saatgut selbst!“, schwor sich das gebrannte Wühlerchen selbstredend ein.
Und dies beherzigte der Maulwurf, der bereits die anderen Tiere des Martinreviers davon in Kenntnis gesetzt hatte, zu jeder Zeit und an jedem Ort. Ein paar Zweifel nagten jedoch noch lange in Maulwurfs Magen. Womöglich könnte dieses im Winter gesäte und schon seit Langem ausgewachsene Riesenkorn plötzlich doch wieder auftauchen und sein Unwesen mit allen Mitbewohnern dieses sagenumwobenen Territoriums treiben. Denn Unkraut vergeht nicht! Und deren Züchter finden meistens neue Wege, wenn es gilt, seltsame Ernten in trockene Tücher zu winden.


Und hier noch einige Anmerkung meinerseits:

Ein aktuelles Ereignis, das sich am 23. September 2015 in Deutschland tatsächlich zugetragen hatte und deren fatale Auswirkungen heute überhaupt noch nicht absehbar sind, hat mich inspiriert, dieses heitere Märchen zu schreiben. Ich habe aber bewusst, des Deutschen liebstes Kind in meiner Handlung unerwähnt gelassen, da dieses immer üppiger wuchernde Unkraut für viele Cluster unserer Gesellschaft zutreffend ist.
Ich bin mir übrigens absolut sicher, dass viele von Euch wissen, was ich mit meinen Worten klar zum Ausdruck bringen wollte.
 
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Kommentare  

Liebe Else,
da ist jemand von einem bekannten Konzern
zurückgetreten. Mehr möchte ich aber nicht
verraten, da auch noch viele andere Leser mein
Märchen gelesen haben, bzw. es noch lesen
werden. Die Branche, um die es sich im
eigentlichen Sinne handelt, habe ich bewusst
nicht erwähnt, da diese Gebaren für viele
andere Bereiche unserer Gesellschaft auch noch
zutreffend sind. Herzlichen Dank für deinen
schönen Kommentar!
LG. Michael


Michael Brushwood (28.09.2015)

Also ICH weiß nicht so recht, was du aktuell damit gemeint hast. Könntest du bitte ein wenig deutlicher werden? Ansonsten wieder ein süßes Märchen.

Else08 (28.09.2015)

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