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Die Schlafapnoe - Eine nicht zu unterschätzende Erkrankung

Kurzgeschichten · Erinnerungen
Die Schlafapnoe (Nächtliche Atemaussetzer) - eine nicht zu unterschätzende Erkrankung


Die Frage, wie lange diese geheimnisvolle Schlafapnoe bereits hinter dem Schleier der Verborgenheit geisterte, kann ich natürlich nicht beantworten. Freilich bin ich nicht der geschulte medizinische Experte auf diesem Gebiet. Doch in meinen Gedankenwelten schlummerten schon einige, vielleicht auch etwas vage Vermutungen.
Wegen einer behinderten Nasenatmung, die meine Lebensqualität stark beeinträchtigte, hatte ich mich bereits im Jahr 1995 unters Messer begeben, und mich einer Operation der Nasenscheidewand unterzogen. Der anschließende Heilungsprozess gestaltete sich sehr schwierig. Trotz täglicher Salbung der Nasenschleimhäute nervte ich mit ständigem Reizhusten nicht nur mich, sondern auch mein Umfeld auf übelste Art. Der Husten wollte einfach nicht enden, was mich natürlich auch um den wohlverdienten Schlaf brachte. Erst zwei Jahre nach meinem operativen Eingriff trat merkliche Besserung ein. Jedoch muss ich auf künftig die Dienste eines HNO-Arztes in Anspruch nehmen, da aufgrund viel zu trockener Nasenschleimhäute nach Ansicht der Ärzteschaft dies auch künftig unentbehrlich erscheint. Aller zwei Monate unterziehe ich mich dieser Kontrolle und hole mir die neu verschriebene Nasensalbe ab. Ein ständig wiederkehrendes Ritual, das bereits vor zweiundzwanzig Jahren seinen Anfang nahm.

Aber dies ist bei weitem noch nicht alles, was mir über die möglichen Gründe meiner Schlafstörungen ebenfalls am Herzen liegt. Im gleichen Jahr (1995) begab ich mich in die Obhut eines Seelendoktors. Ausschlaggebend dafür war, ein Thema, was in unserer Gesellschaft stetig in allen Munden ist – nämlich das Mobbing am Arbeitsplatz. Den Ursprung dessen suchte ich allerdings in meinem Elternhaus, indem leider nicht nur verbale Gewalt den Alltag beherrschte. Die Erfahrungen aus der Zeit meiner Kindheit und Jugend formten mich zu einem hochsensiblen Menschen, der nur verdammt schwer, das Wörtchen NEIN über die Lippen zu bringen vermochte, was anderen leider nicht entgangen war. Als Objekt zum Mobben schien ich wie geschaffen zu sein, was meine listig grinsenden Stänkerer auch stetig taten, bis ein totaler Nervenzusammenbruch diesem Treiben Einhalt gebot. Phasen tiefster Depressionen bestimmten fortan meinem Alltag, sodass ich im Oktober 2000 sogar auf EU-Rente gesetzt wurde. Merkwürdig erschien mir aber schon, dass ich in zahllosen Nächten – trotz merklicher Erschöpfungen – kaum mal ein Auge zudrücken konnte. Ab und zu schluckte ich eine Schlaftablette, die mir meine Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie verschrieben hatte. Die medikamentösen Einstellungen wurden dauernd geändert. So gehörten Zooloft, Risperdal, Anafranin, aber auch einige andere, an die ich mich aber nicht mehr erinnern kann, zu meinem Cocktail, den ich mir täglich zuführen musste.
Etwa ab 2002 nahm ich täglich 100mg Seroquel ein, und dazu kamen noch jene Medikamente, die mir aufgrund von Hypothonie mein Hausarzt bereits einige Jahre zuvor verschrieben hatte. Hierbei handelte es sich um ein Medikament, das den Wirkstoff Ramipril enthielt.
Auf Bitte der HNO-Ärtin hin – erneut stark zugenommene Blutungen im Nasenraum – veränderte die behandelnde Ärztin erneut die Einstellung der Medikation Statt 100mg Seroquel, schluckte ich von 2008 an täglich 100mg. Sertralin, was nicht folgenlos blieb. Fortan war Schlaf fast überhaupt nicht mehr möglich. In jener schlaflosen Zeit, begann ich mich meiner neuen Leidenschaft – dem kreativem Schreiben – zu widmen, was mir auch über meine quälende Einsamkeit erheblich hinweggeholfen hatte. Diesbezüglich kannte der Elan keine Grenzen mehr, was des Öfteren dazu führte, dass ich erst mit den ersten morgendlichen Sonnenstrahlen den lebensnotwendigen Weg in meine Federn fand. Mehr als zwei bis drei Stunden Schlaf waren aber dennoch nicht drin.
Meine Ärztin hörte mir aufmerksam zu, wenn ich sie mit meinen Predigten bezüglich der Schlaflosigkeit förmlich überschüttete. Sie tröstete mich mit dem Fingerzeig auf das Bedarfsmedikament Melperon, mehr aber auch nicht. Als wieder etwa zwei bis drei Jahre verflossen waren, änderten sich meine Befindlichkeiten spürbar. Tagsüber fühlte ich mich schlapp und matt. Und als ich endlich meine neue Liebe fand – über sechs Jahre führte ich eine Pendlerbeziehung – war ich nach einer knappen Stunde Fahrt derart erschöpft, das ich bereits auf der Wohnraumcouch in tiefem Schlaf versank, was ein abendliches Einschlafen meistens erst nach mitternächtlicher Stunde möglich gemacht hatte. Mein Hausarzt sah die Gründe in den Medikamenten, die meine Psyche einfach erforderte. Und die Fachärztin selbst, verwies mich immer wieder auf das Bedarfsmedikament, was mir das Einschlafen erleichtern sollte. Ich sah mich eingebunden in einen Teufelskreis, der kein Ende zu finden schien, und ich glaubte schon, mich für immer mit diesem müdem vor sich hin dösen, ein für allemal abfinden zu müssen.
Eine möglicherweise infrage kommenden Schlafapnoe kam mir überhaupt nicht in den Sinn. Zwar war mir seit Langem schon bekannt – sehr zum Leid meiner Liebsten, der nichts anderes übrig blieb, als auf der Wohnzimmercouch sich den urwüchsigen Lauten zu entziehen -, dass ich als sagenumwobener Schnarcher es sogar mit einer Kreissäge locker hätte aufnehmen können. Aber aus meinem Kopfkino entfleuchte leider: „Ist doch alles nur halb so schlimm! Diese total aus den Fugen geratene Welt wird doch ohnehin schon von allen Menschen mehr oder weniger intensiv beschnarcht!“
Als ich zu meiner Partnerin nach Dresden gezogen bin, ahnte ich noch nicht, dass mit der Verlagerung meines Wohnsitzes sich einiges ändern würde. Kurz nach meinem Umzug stand Weihnachten vor der Tür, sodass der Stress einfach nicht aufhören wollte oder noch besser gesagt, nicht aufhören konnte. Dennoch erahnte ich nicht, dass sich das ausgerechnet am zweiten Feiertag – unmittelbar nach dem Verzehr der Gänsekeule – noch bitter rächen sollte. Plötzlich begann um mich herum alles sich im Kreis zu drehen. Statt dem Fernsehbild nahm ich lediglich ein stressendes Geflacker war. Das Gefühl des Erbrechens stieg plötzlich in mir auf, jedoch blieb es nur bei diesem Gefühl. Doch einen Tag danach, sagte mir mein Bauchgefühl: „Fast alles wieder im grünen Bereich!“ Doch drei Tage nach dem Jahreswechsel folgte bereits ein weiteres Martyrium, begleitet von den gleichen Symptomen, die mir bereits den zweiten Weihnachtstag gründlich versalzt hatten.
Steil nach oben geschossene Blutdruckwerte (180/ 125) sorgten dafür, dass meinem Hausarzt nicht anderes übrig blieb, als jene Dosis, die den Wirkstoff Ramipril enthielt, von 5mg auf 7,5 mg zu erhöhen. Zusätzlich verschrieb er mir noch HCT - Tabletten (12,5mg), wobei aber mit einer wesentlich kürzeren Phase des Harndranges ich mich abfinden musste.
Ein halbes Jahr später machte der Arzt Nägel mit Köpfen, da die Schlaflosigkeit mich immer noch fest im Griff hatte. Für eine Nacht überließ er mir ein Gerät, welches die Daten jener Nacht aufzeichnete. Das Resultat – ernüchternd. Er bat mich sofort, mich bei einem Kardiologen vorzustellen, um zu prüfen, ob mit dem Herzen noch alles okay war. Als dieser Entwarnung gab, atmete ich erst mal tief durch. Doch bis zum Termin der Einweisung in das Schlaflabor des Friedrichstädter Krankenhauses, sollten noch viel zu lange sechs Monate vergehen.
An jenem letzten Montag im April trat ich mit einem flauen Gefühl im Magen ein, in dieses geheimnisvolle Labor. Ich hatte natürlich keine Ahnung, von dem was noch auf mich zukam. Nachdem der diensthabende Arzt meinen Bauch mit zahllosen Fragen gelöchert hatte, schlüpfte ich erstmals in die Rolle eines gläsernen Menschen. Ich musste mich mit einem unheimlichen Gewirr an Kabeln wohl oder übel abfinden. Die erste Nacht im Labor durfte ich allerdings noch schnorchellos genießen. Vor dieser Nacht schlummerte in mir die leise Hoffnung, auf diese Gerätschaft eventuell doch verzichten zu können. Jedoch begrub einer der diensthabenden Ärzte zu früher Morgenstunde dieses letzte Fünkchen Hoffnung.
Die erste Nacht in gewohnter Umgebung strapazierte meine Geduldsfäden auf besonders strapaziöse Weise. Dieses nicht enden wollende Gefummel mit der Maske hätte beinahe dafür gesorgt, dass ich diese am liebsten gegen die Wand geknallt hatte. Jetzt hieß es nur noch Ruhe zu bewahren. Doch nach einer knappen Stunde hatte ich die Maske doch im Griff und – Gott sei dank – die Maske nicht mehr mich!
Nach zweimonatigem „Schnorchelgenuss“ muss ich leider konstatieren, dass von einer merklichen Besserung absolut nicht die Rede sein kann. Meistens rollt sich mein Körper erst weit nach Mitternacht in den ersehnten Tiefschlaf. Dennoch möchte ich mir mit einem abschließenden Urteil noch ein bisschen Zeit lassen. Ein alter Spruch verheißt uns nicht umsonst: „Gut Ding braucht Weile!“

Abschließend liegt mir sehr am Herzen nächtlichen Schlafmangel, sowie die tagsüber anhaltende Müdigkeit nicht auf die leichte Schulter zu legen. Betroffene Patienten sollten sich keinesfalls nur mit dem Rat, weitere, und womöglich gar noch viel stärkere, Pillen einzunehmen, abfinden. Es könnten auch nächtliche Atemaussetzer sein, die diese Symptome verursachten.


Diesmal handelt es sich nicht um eine Kurzgeschichte im gewohnten Sinne, sondern um meinen eigenen Erfahrungsbericht, der später auch in einem Buch zu diesem Krankheitsbild einfließen wird. Da ich der Meinung bin, dass dies auf großes Interesse stoßen könnte, habe ich mich entschlossen, meine Erfahrungen euch zukommen zu lassen.
Seit Ende April dieses Jahres kann ich auf diese leidige Schlafmaske (im Volksmund Schnorchel oder Schnuffi genannt), leider nicht mehr verzichten.
 
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Kommentare  

Else: dies hat der Arzt auch bei mir festgestellt,
sodass ich versuche, mich des Öfteren auf die
Seite zu rollen. Aber ungeachtet dessen, fällt es
mir zurzeit verdammt schwer, einzuschlafen.
Des Weiteren bereitet mir nicht nur die
Schlafapnoe Sorgen, sondern auch meine stark
ausgeprägte Skoliose, die mitunter als sehr
schmerzvoll sich erwiesen hat. Mehrere
Physiotherapien habe ich bereits hinter mich
gebracht und kurz vor Himmelfahrt war es mir
gerade noch so gelungen mich in den Urlaub zu
retten. Dem war nämlich eine Blockierung der
Wirbelsäule vorausgegangen.
Ich danke dir vielmals für den ausführlichen
Kommentar!
LG. Michael


Michael Brushwood (07.07.2016)

Schrecklich, du armer Kerl, da hast du ja was durchgemacht. Ich leide wohl unter so etwas Ähnlichem wie du. War jedoch bisher zu feige, um damit zum Arzt zu gehen, aber ich habe mich über das Internet schlau gemacht. Das hilft auch manchmal. Darin gab es nämlich einen Ratschlag, sich immer nur während des Schlafens auf die Seite zu drehen und nie auf den Rücken. Leute die die Neigung hatten, auf dem Rücken zu schlafen, bekamen sogar ein Quietschetierchen auf dem Rücken befestigt, damit sie es nicht taten. Bei mir hat dieser Tipp auch ohne Qietschetierchen gewirkt. Die Atemaussetzer legten sich ganz allmählich, indem ich nur seitwärts schlief. Aber das kann ja bei dir ganz anders sein. Und nun zum Text: Wie immer ist er dir auch diesmal gelungen. Man leidet mit deinem Prota förmlich mit. Darum auch rein vom Textlichen her, eine gute Kurzgeschichte bei der sich das Lesen lohnt.

Else08 (06.07.2016)

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