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3 Seiten

Revolution des Lichts

Romane/Serien · Spannendes
„Fertig?“
Ich nickte stumm und konzentrierte mich auf meine Aufgabe.
„Alphaorder in zehn Sekunden“ schnarrte es aus dem Funkgerät. Ich sah meinen Begleiter an, der die Umgebung überwachte und mir gegebenen Falls Deckung geben sollte. Wir waren eines von vielen Zweierteams, die über die ganze Stadt verteilt waren. Man konnte uns nicht länger ignorieren. Jedenfalls würde man es nicht mehr wagen nach diesem Tag. Niemand würde es je wieder wagen uns nicht ernst zu nehmen.
Eigentlich sollte alles friedlich laufen und man wollte sich auf demokratische Weise in die Politik einmischen. Die Verhältnisse verändern. Doch auch als wir dies versuchten wollte man uns nicht ernst nehmen. Zu Beginn schafften wir es in einige Länderparlamente einzuziehen. Teils sogar mit beachtlichem Erfolg. Doch wir waren die Schmuddelkinder in diesem Laden, mit denen keiner spielen wollte. So erledigte sich der große Aufbruch binnen weniger erfolgloser Jahre von selbst. Es mußten andere Wege gefunden werden, Aufmerksamkeit zu erregen. Wir wollten die neue Revolution lostreten. Heute nun endlich sollte es soweit sein. Der Paukenschlag würde unüberhörbar sein.
Noch wenige Sekunden…
„GO!“ Schnarrte das Funkgerät.
Ich sah zu meinem Begleiter auf. Er schien sehr nervös zu sein. Ein Gefühl, das ich durchaus teilen konnte. Es war soweit. Keine Zeit für Zweifel. Ich nahm mein Mobiltelefon aus der Tasche und drückte auf den grünen Knopf. Die Nummer hatte ich zuvor schon eingegeben. Ein Feuerball stieg in einigen hundert Metern Entfernung in den Himmel. Ein ohrenbetäubender Lärm, gefolgt von einer gewaltigen Druckwelle brandete über uns hinweg. Ich hatte noch drei weitere Anrufe zu tätigen. Alle brachten das selbe Ergebnis mit sich. Und ich hatte kein schlechtes Gewissen bei dieser Sache. Das Kommando drei hatte seine Aufgabe erfüllt. Alle Bomben waren gezündet worden. Auch die anderen Kommandos mußten erfolgreich gewesen sein. Überall in der Stadt waren Feuer zu sehen. Brände allenthalben. Es war großartig. Einzelne Gebäude waren – wie ich später erfahren habe – eingestürzt. Zum Teil waren ganze Straßenzüge in sich zusammen gebrochen.
Dies war zwar nich unbedingt Teil des Planes, wurde aber dennoch billigend in kauf genommen. Über die gesamte Stadt verteilt brüllten Sirenen. Feuerwehr und Rettungsdienst schwärmten aus. Das absolute Chaos war ausgebrochen. Genau wie wir es gewollt hatten.
Ich war zufrieden. Und ich hoffte, die Revolution würde ihren Anfang nehmen.
„Hast du dich lange genug satt gesehen an dem Scheiß da unten? Wir sollten zusehen, hier weg zu kommen. Sonst erwischen die Bullen uns noch!“
Ich sah meinen Begleiter kurz an und hieß ihn zu gehen. Eilig machte er sich auf den Weg in das für ihn vorbereitete Versteck. Ich selbst blieb noch. Ich konnte mich einfach nicht von dem Anblick der brennenden Stadt losreißen. Neugierde und Sensationslust hielten mich hier fest.
Mir hätte klar sein müssen, das es ein Fehler war. Doch ich konnte einfach nicht anders. Polizeisirenen näherten sich meinem Standort wenige Minuten nach den Explosionen. Aus einem Bus, der unweit von mir hielt, sprangen fünf schwer bewaffnete Polizeibeamte. Eilig machte ich mich auf die Füße und wandte mich zur Flucht. Doch es war zu spät. Sie hatten mich schon entdeckt.
„Halt! Stehen bleiben Polizei!“
Natürlich blieb ich nicht stehen. Statt dessen rannte ich los so schnell mich meine Füsse trugen. Schüsse peitschten hinter mir her. Fieberhaft überlegte ich, was ich tun könnte. Schließlich ließ ich mich fallen, drehte mich in Richtung meiner Verfolger und feuerte zurück. Dabei leerte ich das ganze Magazin meiner Maschinenpistole. Sie fielen wie reifes Korn, das von der Sense niedergemäht wird.
Nach kurzem Zögern lud ich die Waffe nach und schlich – ständig die Deckung von Autos und Müllcontainern und was sich noch bot nutzend – zu der Position der Polizisten. Sicherlich wäre es der Vernunft geschuldet gewesen einfach das Weite zu suchen. Doch einmal mehr mußte ich tun, was ich tun mußte. Aus irgend einem Grund konnte ich nicht anders. Es trieb mich zurück zu den Männern. Ich wollte sehen was ich angerichtet hatte.
Drei der fünf waren tot. Sie lagen da, mit aufgerissenen Augen in ihrem Blut. Ich war zum Mörder geworden.
Zwei lebten noch, schwer verwundet aber sie lebten. Noch. Voll Hass blickte ich auf sie nieder. Einer der beiden, er lag auf dem Rücken und versuchte mir die Hand entgegen zu strecken, sah mir direkt in die Augen. Es war, als würde er mich fragen: „Wieso?“
Ohne mir selbst darüber klar zu sein hob ich meine Waffe und schoß ihm mehrere Kugeln ins Gesicht. Kein schöner Anblick. Doch irgendwie befriedigte es mich. Ich hörte eine Waffe klicken, drehte mich um und feuerte erneut. Nun war auch der zweite ins Nirvana übergetreten. Hätte ich ihn erschossen, wenn er die Dummheit, auf mich anzulegen nicht begangen hätte? Vermutlich schon. Nein, ganz sicher sogar.
Es war vollbracht. Ich hatte alle Verfolger zur Strecke gebracht. Meine Mission konnte weiter gehen. Ich hatte die Schergen der Staatsmacht ausgelöscht. Vernichtet. Der Drang zu töten – anders kann ich es nicht nennen – war befriedigt.
Beängstigend fand ich die tiefe Befriedigung, die mich durchflutete, als ich die letzten beiden Überlebenden getötet hatte. Ich hatte einem meiner Opfer in die Augen gesehen und er erkannte in den meinen sicherlich sein Schicksal. Er konnte sehen, was mir nur rudimentär klar gewesen ist.
Die Zivilisation ist doch ein sehr dünnes Tuch, welches sehr schnell zerreißt. Einige Augenblicke nach dem ich mein Werk getan hatte, machte ich mich auf den Weg zu meinem Versteck. Ohne weitere Zwischenfälle kam ich dort an. Ich hatte es geschafft. Nun konnte ich erst einmal ausruhen. Ich war noch auf freiem Fuß und vor allem am Leben und unverletzt. Das sollte auch möglichst lange so bleiben. Jedenfalls wenn es nach mir ging.
Bis zum Abend war es noch lange hin. So aß ich zunächst erst einmal und legte mich etwas hin. Ich mußte fit sein für Schritt zwei der Aktion.
 
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Kommentare  

Mir gefällt, dass du die Gewalt unverblümt schilderst und uns LeserInnen ein wenig schockst. Das rüttelt auf und ermahnt mich, die rosarote Brille nicht aufzusetzen, nach der alles friedlich ist und in Harmonie lebt. Schon gar nicht in der kriegerischen Zeit, in der wir uns heute befinden.

Für mich bleibt eine Frage offen: Wie stehst du selber zur Gewalt?


Frank Bao Carter (18.11.2017)

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