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10 Seiten

Mortal Sin Herbst 2007- From Dusk Till Dawn

Romane/Serien · Spannendes
© JoHo24
Das Böse ist wie ein kurzer Rausch und hinterlässt nichts als eine ausgebrannte Hülle.
- Elise Cabot


„Bist du endlich fertig?“
„Noch einen Moment“, bat sie, während sie die halterlosen Strümpfe akkurat an dem Strumpfhalter befestigte. Dann, nach einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel, auf ihren makellosen, leicht bekleideten Körper, trat sie aus ihrem begehbaren Kleiderschrank.
Im Schlafzimmer herrschte kaltes, silbernes Licht, das vom hochstehenden Mond stammte und eine unheimliche und beklemmende Atmosphäre erzeugte. Es war totenstill.
Langsam setzte sie sich in Bewegung und näherte sich hüfteschwingend dem Bett, wo er bereits auf sie wartete. Patton Massey machte große Augen, als er sie in ihren verführerischen, schwarzen Spitzendessous sah.
„Das wird ein Spaß.“ Voller Vorfreude grinste er von einem Ohr zum Anderen und rieb sich die Hände. Indes blieb Ophelia vor dem Fußende stehen und zog hinter ihrem Rücken eine Springgerte hervor, die sie vor vielen Jahren, als aktive Reiterin, benutzt hatte. Der blonde Killer wurde bei diesem Anblick ganz hibbelig.
„Na, jetzt bin ich aber gespannt, Monroe“, sprach er und wartete auf ihre nächsten Schritte, aber die Brünette ließ ihn noch etwas zappeln. Bewegungslos stand sie da und betrachtete ihn. Die Ungeduld und unerfüllte Befriedigung las sie an seiner mürrischen Miene ab, die er aufsetzte. Sie störte sich nicht an seinem Unmut, sondern lächelte ihr zuckersüßestes Lächeln und klimperte mit ihren langen Wimpern.
Patton schien dies nur geringfügig milder zu stimmen, denn er schnaubte verärgert. Ophelia entschloss daraufhin ihn von der Last des Wartens zu erlösen. Mit einer fließenden Bewegung stieg sie aufs Bett und legte die Gerte zur Seite. Anschließend setzte sie sich auf ihn, warf ihr langes Haar über ihre blassen Schultern und zog ihm das dunkelblaue T-Shirt über den Kopf, was seine Stimmung deutlich hob. Während sie also in aller Ruhe den Anblick seines göttlichen Oberkörpers genoss, leckte er sich gierig über die Lippen und begrabschte ihre Brüste.
Sogleich schob sie seine Hände von sich und stieß ihn roh zurück aufs Bett.
„So läuft das nicht, Mr. Massey. Sie tun, was ich Ihnen sage“, stellte sie von vornherein klar, bevor sie die Gerte wieder zur Hand nahm und mit deren Lederoberteil seine linke Wange entlang, herunter bis zu seinem Brustbein strich. Die Augen ihres Kollegen leuchteten gespenstisch; seinen Körper überzog eine Gänsehaut.
„Eigentlich hasse ich es, wenn du mir Vorschriften machst“, sagte er düster und schob die Augenbrauen zusammen. Doch binnen Sekunden hellte sich seine Miene auf und er lächelte anzüglich.
„Aber diese Domina-Nummer macht mich verdammt heiß.“ Zur Bestätigung seiner Aussage gab er ihr einen kräftigen Klaps auf den Hintern, den sie mit drei Gertenschlägen gegen seine Rippen ahndete. Der Ex-Soldat biss die Zähne zusammen und stöhnte erregt.
„Du bist ein bösartiges, kleines Mädchen.“ Ophelia kicherte.
„Du hast ja keine Ahnung, Massey“, flüsterte sie ihm verrucht ins Ohr und packte ihn zeitgleich bei der Kehle.
„Ich weiß einfach, was ich will.“ Fest drückte sie gegen seinen Kehlkopf und schmunzelte heiter. „Und ich will dich leiden sehen.“ Er begann zu röcheln und sich unter ihr zu winden, was bei ihr zu Glücksgefühlen führte. Sie war verzückt von seinen Qualen, die ihr ihre Macht demonstrierten. Nichtsdestotrotz zog sie Sekunden später ihre Hand zurück und ließ ihn wieder atmen, schließlich wollte sie noch weiter mit ihm spielen.
„Du machst mich noch fertig, Monroe“, presste er atemlos hervor.
„Das ist ja auch mein Ziel“, hauchte die junge Killerin gegen seine Lippen, ehe sie ihn leidenschaftlich küsste. Patton umfasste grobschlächtig ihre Wespentaille und brachte ihr Herz und ihren Unterleib damit gewaltig zum Pochen. Überall, wo seine Hände ihre Haut berührten, prickelte es. Ophelia Monroe schwirrte der Kopf. Sie war benebelt von seinem herben Duft und der Intensität, mit der er sie begehrte.
Doch er war bei Weitem nicht der Einzige, der nicht klar bei Verstand war. Auch sie wurde von ihm berauscht; er war wie eine Droge, die durch ihre Adern strömte und sie in andere Sphären hob. Sie konnte gar nicht aufhören ihn zu inhalieren; ihn mit allen Sinnen in sich aufzunehmen.
Irgendwann war es der blonde Killer, der den Kuss unterbrach und an ihrem rechten Ohrläppchen knabberte. Ophelias Mund entschlüpfte ein langer, befreiter Seufzer und ein wohliger Schauer überfiel sie.
„Ich will dich, Monroe. Ich will dich jetzt!“
„Ich bestimme hier, nicht du, schon vergessen?“, erinnerte sie ihn stoisch, setzte sich auf und verpasste ihm mehrere brutale Hiebe mit der Gerte. Rote Wunden erblühten auf seinem Brustkorb wie wunderschöne Blumen, die eingerahmt wurden von frischem, wohlriechendem Blut, das über seine Flanken auf die Laken floss. Der Ex-Soldat fletschte tollwütig die Zähne und musste sich sichtlich zusammenreißen, damit er sie nicht attackierte. Sein gesamter Körper unter ihr bebte vor unbändigem Zorn.
„Du…du….verdammtes Miststück“, spie er ihr entgegen und ballte die Hände zu Fäusten.
„Sei still, Massey, schließlich wolltest du die Domina-Nummer und jetzt bekommst du sie.“ Ihr Ton war eisern und streng, was ihn in seine Schranken wies. Patton war bewusst, dass sie im Recht war, also presste er seine Lippen zu einem dünnen Strich zusammen und verhielt sich ruhig.
„So ist es brav, Massey“, säuselte Ophelia zufrieden. „So gefällst du mir schon besser.“ Seine nachfolgende Reaktion in Form eines aggressiven Knurrens überging sie einfach und fuhr mit ihrer Zungenspitze seinen Hals entlang.
„Solange du das tust, was ich will, entgehst du weiteren Strafen.“ Sie bedeckte seine markante Kieferpartie mit unzähligen Küssen. „Heute Nacht unterstehst du meinen Befehlen.“
„Und das genießt du, oder Schätzchen?“, blaffte er erzürnt. Er hatte es wohl satt von ihr dominiert zu werden und die Rolle des Unterworfenen einzunehmen.
„Aber weißt du was? Es gibt etwas, was dir deine Stimmung gleich mächtig vermiesen wird.“
Als sie das hörte, ließ die Brünette ruckartig ihren Kopf zurückschnellen.
„Was soll das heißen, Massey?“ Schlagartig erschien ein euphorisches Grinsen auf seinen Lippen.
„Ich hab mich mit Jericho unterhalten, auch über dich“, meinte er lapidar, als sei diese Information eine Nichtigkeit.
Fragend sah sie ihn an, denn sie brauchte mehr von ihm, um zu wissen, was er wieder für einen Mist gebaut hatte. Er schien ihren Blick richtig zu deuten, denn er setzte zu einer Erklärung an.
„Wir haben vor einer Woche zusammengesessen und über unser Metier geplaudert. Dabei wollte er unter Anderem wissen, was ich von meinen Kollegen halte, da ich nun mal der Älteste und Erfahrenste von uns bin. Da kam die Sprache eben auch auf dich.“
„DU HAST WAS?“ Ihre schrille Stimme erreichte unnatürliche Frequenzen. Patton verfiel in hämisches Gelächter und amüsierte sich großartig über ihre Reaktion. Ophelias Gesicht wurde noch eine Spur weißer, als brennender Zorn sie überfiel.
„Reg dich nicht auf. Es war ein ganz harmloses Gespräch.“
„Nur ein harmloses Gespräch? Was hast du denn zu ihm gesagt?“, keifte sie bissig und angriffslustig.
„Ich habe ihm meinen Eindruck über dich geschildert, also bloß das übliche: verwöhnte, arrogante Göre, die sich selbst überschätzt und so ihre Probleme mit Autoritäten hat. Außerdem fiel noch etwas über deine mangelnde Körperkraft und unkontrollierbaren Stimmungswechsel. Das alles sind leider keine guten Eigenschaften für eine gute und verlässliche Auftragskillerin.“ Seine Stimme triefte vor Hohn und Sarkasmus. Ophelia war entsetzt und setzte sich auf.
„Warum hast du das getan? Was gibt dir das Recht…“
„Weil ich Jericho aufklären musste“, unterbrach er sie. „Es war meine Pflicht, verstehst du? Unter Männern warnt man sich nun mal vor Frauen, die man im Auge behalten muss. Ungehorsame Frauen, die einem das Geschäft versauen können.“ Jedes weitere Wort, das über seine Lippen kam, flammte ihren Hass weiter an.
„Ist das dein Ernst?!“ Fassungslos stieg sie von ihm herunter und verließ hastig das Bett. Eben noch hatte sie nicht genug von ihm bekommen können, nun verabscheute sie seine Anwesenheit und den Umstand, dass er atmete.
„Fahr endlich runter, Monroe“, lachte er und setzte sich an die Bettkante. Seine Augen fixierten sie dabei unentwegt und studierten jede Regung. Zu sehen, was er angerichtet hatte; wie sie die Kontrolle verlor, gab ihm ein Gefühl von Macht und Überlegenheit. Ophelia machte dieser Gedanke rasend.
„Sag mir nicht, was ich tun soll!“
„Aber ich soll mich dir unterordnen, wie?“ Er sprang auf und stellte sich vor sie. Der Moschusduft seines Parfums kroch ihr in die Nase. „Das ist ein beschissenes Gefühl, oder?“ Sein heißer Atem streifte ihr Gesicht, als er ihr Kinn in seine linke Hand nahm und sich zu ihr herunterbeugte. „Jetzt sind wir gleichgestellt, Miststück, und das fühlt sich verdammt gut an.“
Das darauffolgende, selbstgefällige Grinsen gab der jungen Killerin den Rest.
„Halt besser dein Maul, Massey. Du spielst gerade mit deinem Leben.“
„Ach ja?“, spottete er mit hochgezogener Augenbraue, was sie nur noch mehr provozierte und eine Kurzschlussreaktion bei ihr auslöste. Blitzschnell wand sie sich aus seinem Griff, preschte zum Nachttisch und zog ihre Waffe aus der Schublade. Dann zielte sie ungerührt zwischen seine eisblauen Augen, die ihr forsch entgegen blickten.
„Na los, Schätzchen, töte mich.“ Gelassen und selbstsicher schritt er auf sie zu und breitete dabei die Arme weit aus, als wolle er ihr genügend Fläche zum Treffen geben. „Oder fehlt dir der Mut?“
Ophelia erwiderte herausfordernd seinen Blick, während ihre Gedanken rasten. Ihr Finger auf dem Abzug zuckte. Letztlich entschied sie sich die Waffe zu senken.
„Ich wusste, dass du schwach bist“, höhnte der Ex-Soldat.
„Ich bin nicht schwach, Massey. Ich denke nur daran, dass Jericho mich rausschmeißt, wenn ich dich töte und das will ich nicht riskieren“, zischte sie aufgebracht und legte ihre Waffe zur Seite, um nicht noch einmal in Versuchung zu geraten ihn abzuknallen. „Dabei würde ich momentan nichts lieber tun, als dir den Kopf vom Hals zu schießen.“
„Das ist doch nur eine Ausrede. In Wahrheit würdest du mich niemals töten“, sagte er überzeugt und lehnte sich damit weit aus dem Fenster.
„Wie naiv du bist“, gab sie verächtlich zurück und schnaubte.
„Das hat nichts mit Naivität zu tun, sondern mit deinen Gefühlen für mich.“
„Was sagst du da?! Gefühle?“ Hysterisch und schrill lachte sie auf. „Ich habe keine Gefühle für einen hinterhältigen Wichser, der mir in den Rücken fällt; der unserem Boss Lügen über mich erzählt, um selbst besser dazustehen.“ Energisch trat sie auf ihn zu.
„Du hast Angst vor mir; Angst vor meinen Fähigkeiten und dass Jericho erkennt, was für ein Talent ich bin. Du selbst weißt ganz genau, was ich kann. Aus diesem Grund fürchtest du mich als Konkurrentin.“
„Das ist lächerlich, Monroe. Nichts jagt mir Angst ein. Niemand ist eine Konkurrenz für mich, besonders nicht du.“ Abschätzig musterte er sie, als sei sie wertloser Abschaum.
„Keine Ahnung, was William damals in dir gesehen hat, aber für mich bist du keine Killerin.“ Die tiefe, dröhnende Stimme ihres Kollegen durchbohrte gnadenlos ihren Körper.
„Stattdessen bist du ein reiches, verwöhntes Mädchen, das den Nervenkitzel in einer Welt sucht, in die sie nicht hineinpasst. Was für dich aber eine Abwechslung in deinem dekadenten Leben ist, ist für mich eine Berufung. Also, während du aus Langeweile zwischen Shoppingtouren und Maniküren ein paar Leute abknallst, arbeite ich mit Herzblut und gebe alles, was ich habe. Ich nehme meinen Job ernst. Er ist nicht irgendwas, auf das ich gerade Lust habe und austauschbar ist. Verdammt, ich lebe dafür!“, donnerte er und packte sie bei den Oberarmen.
„Für dich ist das alles hier bloß ein Riesenspaß, an dem du irgendwann die Lust verlieren wirst. Und was ist dann, huh? Verabschiedest du dich mit Luftküssen und einem umwerfenden Lächeln bei Jericho und stöckelst so schnell aus dieser Welt, wie du sie betreten hast?“ Er wartete nicht auf eine Antwort und fuhr impulsiv seine Rede fort.
„Du wirst Jerichos Büro nicht lebendig verlassen. Er wird dir dein hübsches Gesicht zu blutigen Brei schlagen, Zuckerpüppchen, ehe er dir den Kopf wegpustet. So wird dein Ausflug in die Unterwelt enden.“ Seinen Schwall an Lügen und spöttischen Äußerungen beendete er mit einem triumphalen, ekstatischen Grinsen, das sie zum explodieren brachte.
„Bist du jetzt endlich fertig?!“, brach es wutschäumend aus ihr heraus, bevor sie ihm eine deftige Ohrfeige verpasste, die sein Kopf zur Seite warf.
„Das sind also die Wahnvorstellungen und irrsinnigen Fantasien, die sich in deinem beschränkten Verstand tummeln, ja?“ Es folgte ein weiterer Schlag. Blut floss aus seinem rechten Mundwinkel und der breiten Nase.
„Du bist ein verfluchter Wichser!“ Als sie erneut ausholte, packte er blitzschnell ihr rechtes Handgelenk und stoppte sie.
„Das machst du nicht noch einmal, Schätzchen“, raunte der Ex-Soldat und erhöhte den Druck auf ihr Gelenk. Ein dumpfer Schmerz schoss durch ihren Unterarm. In diesem Moment nahm Ophelias Wut neue Dimensionen an, die ihren Körper erzittern ließ.
„Das zwischen uns ist endgültig vorbei, Patton Massey.“ Ihr Entschluss kam aus heiterem Himmel und stieß ihn sichtlich vor den Kopf. Was hat er denn erwartet? Dass ich nach diesem Verrat noch weiter das Bett mit ihm teile? Geringschätzig zog sie eine Augenbraue in die Höhe und schürzte die Lippen.
„Da du leider mein Kollege bist, werde ich widerwillig deine jämmerliche Existenz hinnehmen müssen, doch privat läuft nichts mehr, verstanden?“
Auge in Auge standen sie sich gegenüber.
„Das heißt nie wieder ficken?“
„Richtig, nie wieder ficken“, betonte sie genüsslich jedes Wort, da sie sah, was sie mit ihrer Bestätigung bei ihm auslöste. Patton war geschockt. Starr stand er da, mit weit aufgerissenen Augen und unfähig sich zu regen. Zeitgleich sackte auch bei ihr, dass sie nach drei Jahren einen Schlussstrich unter ihre Affäre gezogen hatte. Drei ganze Jahre hatten sie sich mit Leidenschaft gehasst und auf ihre Weise, wie es ihnen möglich war, geliebt. Der Begriff Liebe war eigentlich viel zu hoch angesetzt. Deutlicher gesagt war er übertrieben, bizarr und lächerlich, aber ihr fiel in diesem Moment einfach nichts Passenderes ein.
„Das ist doch ein Witz“, fand er seine Stimme wieder und versuchte eine Erklärung für ihre Reaktion zu finden.
„Du glaubst tatsächlich, dass ich dir deinen Hinterhalt gegen mich durchgehen lasse und weiterhin mit dir ficke? Für wie dumm und nachgiebig hältst du mich?“, schimpfte sie hysterisch. „Ach, weißt du was? Vergiss die letzte Frage. Nach deiner Ansprache von eben kenne ich deine Ansichten über mich zur Genüge.“ Mit aller Kraft riss sie ihr Handgelenk los, das durch seinen Klammergriff ein großes, fast schon schwarzes Hämatom zeigte. Je energischer und unnachgiebiger sie war, desto deutlicher wurde ihm der Ernst der Lage. Ihm dämmerte, dass sie ihn verließ; dass sie es als Frau wagte sich ihm zu widersetzen.
„DU MACHST HIER NICHT DIE REGELN, MISTSTÜCK!“
Ohne Vorwarnung schleuderte er sie mit voller Wucht gegen den nahe stehenden Schminktisch, was ihr schlagartig die Luft nahm. Atemlos stütze sie sich auf die Tischplatte, als Patton sie packte und quer durchs Zimmer stieß. Hart schlitterte sie über das dunkle Parkett und riss sich dabei die Haut an den Knien und Handflächen auf. Der brennende Schmerz schoss durch jeden Nerv ihres Körpers und betäubte sie. Ophelia konzentrierte sich, um diesem dumpfen Gewirr der Gefühllosigkeit zu entkommen. Kurz schloss sie die Augen und füllte ihre Lunge mit frischem Sauerstoff, dann richtete sie sich auf. Ihre schlanken Beine bebten und gaben ihr somit das Zeichen, dass sie nicht gewillt waren weitere Attacken von ihm zu ertragen.
„Du irrst dich, Massey. Das ist mein Haus. Das ist mein Körper, also bestimme ich, was passiert!“, fing sie an und ignorierte das Zittern ihrer Knie. „Und du wirst mich auch nicht mit Gewalt dazu bringen dich weiterhin in meinem Privatleben zu dulden!“ Die Brünette schritt auf ihn zu. „Ich lasse mich nicht von dir verarschen!“ Ihre blau-grünen Augen schossen Blitze, indes legte Patton den Kopf schräg und…versetzte ihr einen schnellen Schlag ins Gesicht, den sie nicht kommen sah. Seine Faust krachte in sie hinein, wie ein Hammer und zwang sie erneut in die Knie. Die junge Killerin kämpfte mit starker Übelkeit und einem pochenden Schädel, der ihrem Empfinden nach in tausend Stücke zersprungen war.
Tief in ihrem Inneren war ihr klar, dass sie gegen ihn verlieren würde, aber ihr Ego ließ eine kampflose Niederlage nicht zu. Unter lautem Keuchen rappelte sie sich mühsam auf. Warmes Blut rann über ihr Kinn und tropfte vor ihre Füße. Es stammte von ihrer Nase und aufgeplatzten Unterlippe.
„Du hältst mehr aus, als ich erwartet habe, Monroe, alle Achtung“, meinte er anerkennend und lächelte dabei verwegen. Es war seine schnöde Art sie zu verspotten, aber das würde sie nicht hinnehmen. Ophelia entschied den Spieß umzudrehen und seine Worte gegen ihn zu verwenden.
„Genau das ist es, was William in mir gesehen hat“, kommentierte sie seine Aussage von vorhin, dass er Williams damalige Entscheidung nicht nachvollziehen kann. „Er hat meine Stärke und mein Talent gesehen und beschlossen, dies für seine Geschäfte zu nutzen und mich zu einer Killerin zu machen.“
„Ach, was! Er hatte bloß Mitleid mit einem misshandelten Mädchen, das ihn um Hilfe angefleht hat.“
„Ich habe William niemals angefleht, Massey! Ich habe eingefordert, dass er mich ausbildet und ich für ihn arbeite. Es war mein Schicksal; meine Bestimmung zu ihm zu gehen“, stellte sie eindringlich klar. „Und William hat mich mehr gebraucht, als ich ihn.“
„Es war deine Bestimmung?“ Patton sah sie an, als sei sie nicht ganz dicht, doch sie nickte entschlossen.
„Ja, denn ich bin fürs Töten geboren und das hat William erkannt.“
„Wenn das wirklich so ist, Schätzchen, dann zeig mir, was du kannst. Zeig mir, dass ich mich irre“, stachelte er sie an. Darauf reagierte Ophelia sofort.
Sie rammte ihm einen Ellbogen in den Magen. Er krümmte sich, wodurch er auf ihre Höhe herunterkam und sie ihm ohne viel Aufwand einen Kopfhaken verpassen konnte, welcher dieses Mal ihn in die Knie gehen ließ. Der Ex-Soldat stöhnte schmerzvoll, sammelte sich jedoch sehr schnell und richtete sich wieder zu voller Größe auf.
Bei diesem Anblick musste sie sich eingestehen, dass sie rein durch ihre Körperkraft den Sieg über ihn nicht davonzutragen würde…
Meine Waffe, fiel ihr siedendheiß ein. Augenblicklich wanderten ihre Augen zu ihrem Nachttisch, auf dem sie die Waffe abgelegt hatte. Patton Massey folgte ihrem Blick und ahnte, was sie vorhatte.
„Das kannst du vergessen, Prin…“ Noch während er sprach, hechtete sie zum Nachttisch. Ihre Hand schloss sich bereits um die Pistole, als ihr Kollege ihr einen Strich durch die Rechnung machte. Rabiat zog er von hinten an ihren Haaren und riss sie zurück. Ophelia jaulte und ließ die Pistole los, die er sich wiederum griff.
„Zu langsam.“ Mit einem Arm umschlang er ihre Taille, hob sie hoch und schmetterte sie aufs Bett. Um sie herum drehte sich alles, wodurch sie völlig die Orientierung verlor. Als Patton sich plötzlich auch noch auf sie setzte, verschlimmerte sich ihr Zustand zusätzlich. Sein gesamtes Gewicht lastete auf ihrem dünnen Körper und presste sie in die Matratze. Sie hatte das Gefühl, dass er ihr sämtliche Knochen brach.
„Ich habe die Überhand“, wisperte er und presste erbarmungslos die Mündung der Pistole gegen ihren Mundboden, als wolle er ihn durchstoßen. Das kalte Metall ihrer eigenen Waffe auf ihrer Haut zu spüren, war grauenvoll und erniedrigend.
„Du unter mir, mit einer Waffe an der Kehle, beweist, dass William falsch gelegen hat und meine Warnung an Jericho berechtigt war.“ Die Brünette wollte trotz ihrer Situation protestieren, aber Patton presste seine rechte Hand auf ihren Mund und hinderte sie daran.
„Jeder Versuch mir zu widersprechen ist zwecklos. Ich lasse mich nicht von meinen Ansichten abbringen.“ Gegen ihre Natur blieb sie ruhig und versuchte sich nicht zu rühren. Alles könnte er als Provokation verstehen und zum Äußersten treiben. Sie hatte sich dagegen entschieden ihn umzubringen, er hingegen…
Ihm traute sie zu, dass er sie erschoss; Kollegen hin, Kollegen her. Patton scherte sich nicht um die Konsequenzen, die er von Jericho zu erwarten hatte. Aus diesem Grund zuckten ihre Pupillen nervös, als sich seine linke Hand bewegte. Sie rechnete jede Sekunde damit, dass er den Abzug betätigte und ihr Leben beendete, doch es kam anders. Er zog die Waffe zurück und erlöste sie.
„Keine Sorge, meine Liebe, ich werde dich nicht töten.“ Er löste auch seine Hand von ihrem Mund. „Dein Tod könnte mich niemals so befriedigen, wie der Gedanke, dass ich dich besiegt habe; dass du chancenlos gegen mich bist und diese Tatsache dich für den Rest deines Lebens quälen wird.“ Den Ausdruck in seinem Gesicht würde sie nie vergessen: Es war eine Mischung aus sadistischer Freude und grenzenlosem Stolz. Patton Massey war der Sieger des Gefechts, welches sie begonnen hatte. Sie hatte sich überschätzt und bezahlte nun den Preis dafür.
Während sie ihre Niederlage nur schwer ertrug, stieg ihr Kollege von ihr herunter und befreite sie von der Last seines Gewichts. Im einfallenden Mondschein bemerkte sie seine veränderte Miene. Eben noch gezeichnet vom Triumph, lag sie nun in Trümmern. Ja, er hatte gewonnen, aber zur selben Zeit verlor er sie.
„Ich werde jetzt gehen“, kam es von ihm. „Wir sehen uns in Jerichos Büro. Noch einen wunderschönen Abend, Prinzessin.“ Seine letzte Geste war, zu ihrer großen Überraschung, eine Verbeugung, mit der er ihr trotz allem seinen Respekt zollte. In Ophelias Hals entstand ein riesiger Kloß, der ihr die Luft abschnürte. Hart schluckend schaute sie dabei, wie er ihre Pistole zurück auf den Nachttisch legte, sich sein T-Shirt schnappte und das Zimmer verließ, ohne zurückzublicken. Sein letzter Schritt über die Türschwelle ließ einen Teil in ihr zerbrechen. Einen Teil, den sie stets unter Verschluss gehalten hatte, weil sie ihn nicht akzeptieren konnte. Diesen Teil hieß es nun so lange zu unterdrücken, bis er starb. Das bedeutete weitere Blessuren für ihr Herz, das von ihrer langjährigen Affäre bereits Narben davongetragen hatte. Aber nicht nur die Brünette hatte gelitten, sondern auch Patton, den sie mit dem Ende ihrer Beziehung verletzt hatte. Vielleicht hatte sie ihm sogar das Herz gebrochen.
 
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