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Was wir brauchen

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Kann ein Mensch auch alleine existieren? So könnte er zumindest ohne den Schmerz auskommen, dem er durch seine Mitmenschen ausgesetzt ist. Eben jenem Schmerz, der automatisch entsteht, wenn Menschen aufeinandertreffen. Schmerz, der ausgelöst wird, wenn man sich zum Beispiel missverstanden fühlt. In solch einem Fall kann es durchaus sein, dass man unter Menschen ist, sich aber dennoch einsam fühlt. Als würde man unter einer Glocke sitzen, während sich die anderen um einem herum prächtig amüsieren. Zumindest augenscheinlich.
Alleine zu sein kann einem dagegen durchaus auch als erstrebenswert erscheinen. Wenn man zum Beispiel schon lange nicht mehr alleine war.
Keine Menschenseele um einem herum. Niemand, der Aufmerksamkeit möchte. Niemand der einen mit seinen persönlichen Ansichten zu irgendetwas nervt.
Einfach nur alleine sein.
Nur für sich.
Vielleicht noch mit einem Buch?
Nein, das wäre wohl schon zu viel. Dann würde man sich ja wieder mit etwas auseinandersetzen, was nicht von einem selbst stammt. Das könnte wieder als belästigend empfunden werden.
Allerdings ist Einsamkeit wohl nur erstrebenswert, wenn man nicht schon einsam ist.
Vielleicht möchte man einfach immer nur das, was man gerade nicht hat. Vielleicht ist stets gerade das das Erstrebenswerte, und verschwindet sofort als solches, sobald man es erreicht hat. Denn dann möchte man schon wieder etwas ganz anderes. Dies ist wohl eines der Spiele, das die Menschen tagtäglich am Spielen sind. Und das wohl meistens unbewusst. Zumindest was den Hintergrund des Verlangens angeht. Denn das Wollen an sich wird mit Sicherheit auch bewusst wahrgenommen. Nur wo es genau herkommt, das ist eine ganz andere Frage.
Ein ständiges Oszillieren zwischen haben und wollen, zwischen Zufriedenheit und Unzufriedenheit.
Unbestimmtheit. So könnte man es vielleicht nennen. Und jedwede Bestimmtheit nimmt dabei potentielle Möglichkeiten weg. Klarheit beinhaltet immer auch einen, wenn auch manchmal nur leichten, Beigeschmack von Unmenschlichkeit. Denn die Erfahrung von etwas Perfektem wird als etwas außerhalb stehendes, vielleicht gar als etwas mythisches wahrgenommen. Als etwas außerhalb der Norm.
Wir brauchen die Einsamkeit. Wir brauchen aber auch die Gesellschaft; die Gemeinschaft. Wir wollen für uns alleine sein, wollen aber gleichzeitig auch in einer Gemeinschaft aufgehen, um die Einsamkeit, die wir zuvor gebraucht haben, wieder loszuwerden; wieder aufzulösen.
Wir brauchen Veränderung, aber gleichzeitig immer auch Beständigkeit.
Wir oszillieren.
 
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