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4 Seiten

The Virus of the mind

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten
In der aktuellen Krise haben wir es nicht nur mit einem Virus zu tun, sondern gleich mit zwei: einmal mit dem Coronavirus, das ja in aller Munde ist, und dann auch noch mit dem dazugehörigen „Mem“.

Keine Sorge: ich versuche mit diesem Text weder etwas zu verharmlosen noch irgendeine irre Verschwörungstheorie unter das Volk zu bringen. Hierbei handelt es sich ausschließlich um meine persönliche Auseinandersetzung mit dem aktuellen Phänomen.

Zunächst einmal: wie gefährlich ist dieses neuartige Virus nach dem aktuellen Stand?
Das Neue bei diesem Virus ist, dass es beim Menschen in der Lunge andockt, sich dort vermehrt und potenziell auch eine tödlich verlaufende Lungenentzündung auslösen kann. Lediglich ältere Menschen, oder Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen, sind dabei stark gefährdet, auch ihr Leben zu verlieren. Bei den allermeisten infizierten Menschen, immerhin 80 % (!), entstehen entweder gar keine, oder wenn doch, dann nur einer Erkältung ähnliche Symptome.

Doch wie begründen sich dann die aktuellen drastischen Schutzmaßnahmen für alle, inklusive Schließungen von Bars, Restaurants, Geschäften oder teils gar mit Ausgehverboten?
Diese Maßnahmen ergeben sich aus der folgenden Rechnung: zum jetzigen Zeitpunkt geht man davon aus, dass, hat man diese Krankheit einmal durchgestanden, hinterher dagegen immun sein wird, d.h. dass der Körper genug Antikörper gebildet hat, um sich vor einer erneuten Ansteckung schützen zu können. 70 % der Gesamtbevölkerung müssen immun sein, damit die weitere Ausbreitung gestoppt wird. Dies bedeutet, dass ca. 59 Millionen von den insgesamt 83 Millionen in Deutschland lebenden Menschen infiziert gewesen sein müssen, damit die weitere Ausbreitung des Virus von selbst zum stoppen kommt. Dies bleibt hierzu so lange nötig, so lange noch kein wirksamer Impfstoff gefunden worden ist, wovon in absehbarer Zeit leider noch nicht ausgegangen werden kann. Daraus folgt, dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass derjenige, der diesen Text gerade liest, sich innerhalb der nächsten zwei Jahre mit dem neuartigen Coronavirus infizieren wird.

Solltest du nicht zur Risikogruppe gehören, ist diese Tatsache kein wirkliches Problem für dich. Solltest du aber zur Risikogruppe gehören, dann ist es für dich auf jeden Fall ratsam, dich vor einer Ansteckung nach allen dir zur Verfügung stehenden Mitteln zu schützen. Gleichzeitig bist du auch noch darauf angewiesen, dass der Großteil deiner Mitmenschen mit dir Solidarität zeigt, indem diese ebenso alles ihnen Mögliche tun, dass auch sie nicht infiziert werden, und wenn doch, das Virus nicht unnötig weiter verbreiten.

Die drastischen Maßnahmen, die zur Zeit ergriffen werden, sind lediglich dessen geschuldet, dass die Risikogruppen der in Deutschland lebenden Menschen geschützt werden sollen. Denn sollte die Ansteckungswelle weitestgehend ungehindert durch unsere Bevölkerung gehen, wie in Italien geschehen, hat dies zur Folge, dass ein Großteil der Risikogruppen zur gleichen Zeit intensiv versorgt werden muss. Dies würde unser Gesundheitssystem potentiell überlasten und schon alleine dadurch würden noch mehr Menschen aus dieser Gruppe ihr Leben verlieren, weil sie im Akutfall nicht ausreichend versorgt werden können.

Nicht auszudenken, wenn wir in eine Situation geraten sollten, in der eine Stadt wie Berlin in kürzester Zeit ein neues Krankenhaus hochziehen müsste.

Also noch einmal: die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass derjenige, der diesen Text hier gerade liest, sich innerhalb der nächsten zwei Jahre mit dem neuartigen Coronavirus infizieren wird. So ist hierbei weniger die Frage ob, als viel mehr die Frage wann relevant. Und es ist aus den oben genannten Gründen absolut sinnvoll, diesen Zeitpunkt so weit es geht nach hinten zu verschieben.

Für einen gesunden Menschen bis zum mittleren Alter ist das neuartige Virus nicht gefährlicher, als zum Beispiel das Grippevirus, das uns alljährlich in den Wintermonaten heimsucht. Auch vor einer Mutation des neuartigen Virus braucht man sich nicht zu fürchten. Denn sollte eine Mutation auftreten, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass das Virus tendenziell harmloser wird, zum Beispiel eher in den oberen Atemwegen andockt, weil das Virus selbst einen Nachteil davon hätte, wenn es für uns noch gefährlicher werden würde, als es schon ist, da es, damit es von uns weiter verbreitet werden kann, darauf angewiesen ist, dass sein Wirt im Laufe der Infektion am Leben bleibt.

So weit also zu diesem Virus. Das andere Virus, nach R. Dawkins auch „Mem“ genannt, verbreitet sich ausschließlich in unserem Bewusstsein.

Da von der Katastrophe in Zeitlupe, die sich gerade vor unserer aller Augen abspielt, wie oben dargestellt, ein Großteil der Menschen in unserer Gesellschaft betroffen sein wird, werden die aktuellen Geschehnisse natürlich mit Argusaugen verfolgt. Je nachdem, was ein Individuum nun für eine Meinung und vor allem auch für ein Vertrauen in Bezug auf die Informationen hat, mit denen es von offizieller Seite aus diesbezüglich konfrontiert wird, wird zu dem tatsächlichen Virus, das durch die Körper wandert und sich dort vermehrt und ausbreitet, ein anderes Virus, oder Mem, übrigens abgeleitet von engl. memorie, also Erinnerung, in unseren Köpfen reaktiviert, das dies dort ganz Ähnliches schon längstens ausgeführt hat. Es hat sich dort ausgebreitet und von dort aus mit Hilfe der gängigen Kommunikationswege, zum Beispiel des gesprochenen Wortes oder auch des Internets, in andere Wirtsköpfe eingenistet. In den schon infizierten Köpfen wartet es nun darauf, dass das neue Mem, also die Bilder, die das neuartige Coronavirus in uns auslösen, an den in unseren Köpfen schon bestehenden Bildern irgendwo andockt und dadurch seine potentielle Wirkung entfaltet.

Lösen die Bilder des tatsächlichen Virus Angst in einem Menschen aus, ist dieses Mem mit dieser Emotion verknüpft und breitet sich anschließend mit dieser Verknüpfung zusammen weiter aus. Und da jede menschliche Entscheidung durch eine Emotion bedingt ist, löst dieses Mem in den davon betroffenen Menschen auch potentiell ähnliche Verhaltensweisen aus. So erklären sich zum Beispiel auch die irrationalen Hamsterkäufe.

Generell reagieren Menschen wohl zweierlei auf die sehr große Wahrscheinlichkeit, von dem neuartigen Coronavirus infiziert zu werden: entweder lassen sie sich von der Angst, die potentiell mit diesem Mem verknüpft sein kann, mitreißen, geraten vielleicht gar in Panik; tätigen irrationale Hamsterkäufe; kaufen sich Atemmasken etc., oder sie gehen genau in die entgegengesetzte Richtung, lassen sich davon also gar nicht beeinflussen, veranstalten im Extremfall vielleicht sogar eine Corona-Party mit dem entsprechenden mexikanischen Bier, das deshalb bestimmt auch schon ausverkauft ist. Wie ein Individuum auf die neue Situation reagiert, hängt sehr stark davon ab, welche Memes in seinem Kopf schon vorhanden sind, und vor allem: mit welchen Emotionen sie verknüpft sind, d.h. an welches schon vorhandene System das neue Mem andocken kann und damit dieses zusammen mit seiner Wirkung reaktiviert.

Aus meiner Sicht ist die einzig richtige Verhaltensweise auf die neue Situation, weder in Panik zu geraten (auch nicht wenn man zur Risikogruppe gehört, was aber verständlicher Weise in diesem Falle nicht einfach ist) noch von den Geschehnissen völlig ungerührt zu bleiben, oder gar irgendwelche Trotzreaktionen zu entwickeln. Deshalb: weder Hamsterkäufe tätigen, noch Corona-Partys veranstalten, sondern, falls möglich, d.h. falls man nicht gerade einkaufen oder zur Arbeit gehen muss, schön zu Hause bleiben. Und stets im Bewusstsein behalten, dass es dabei lediglich um eine Verzögerung der Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung geht, nicht um eine vollständige Verhinderung der Ansteckung.

Diese Krise stellt für die allermeisten Menschen von uns keine wirkliche Bedrohung für ihr Leib und Leben dar. Viel mehr ist es für uns alle eine Chance, Solidarität mit denjenigen Menschen in unserer Gesellschaft zu zeigen, deren Leben tatsächlich von unserem jetzigen Verhalten abhängig ist.
 
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Kommentare  

Sehr gut geschrieben, aber ich denke, dass es nicht nur um die Alten und Schwachen geht, sondern auch um jene die weder jung noch alt sind, die also auch erkranken und die Kliniken füllen könnten. Klar, überlebt man das, aber will jemand diese Qualen des Erstickens denn so gerne durchmachen, diesen gehetzten Krankenhausbetrieb erleben? Ich nicht. Also, Vorsicht ist die Mutter der Weisheit.

Marco Polo (26.03.2020)

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