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Gestrandet...

Trauriges · Kurzgeschichten
© ironic
Regungslos lag er da. Sein riesiger Bauch wirkte kalt und aufgedunsen. Er musste schon eine ganze Weile so dort liegen, denn der fette Körper presste seine Formen allmählich immer tiefer in die Stelle auf der er sich befand. Er drohte ganz und gar mit seiner trostlosen Umgebung zu verschmelzen.

Es dämmerte. Um ihn herum war es düster und ruhig. Nur ein gleichmäßiges betäubendes Rauschen ganz in der Nähe erfüllte leise die Umgebung. Das Geräusch hatte inzwischen nichts besonderes mehr an sich. Nichts von der Magie war nun mehr zu spüren, die ihn immer in seinen Bann gezogen hatte. Nur ein dumpfes, leeres Rauschen, das die einsame Stille noch erdrückender werden lies. Die Luft, die ihn umgab, verbreitete einen süßlichen Duft der Verwesung, der wie ein dichter Nebel langsam und gleichmäßig aus seinen Körperöffnungen strömte. Sein Rachen war halb geöffnet, sodass zudem eine klebrige Flüssigkeit ein Schlupfloch durch die Mundwinkel fand und nun geduldig sein Kinn herunter tropfte.


Plötzlich klirrte es. Durch eine überhastete Bewegung hatte er die Bierflasche auf dem Tisch umgestoßen, deren Inhalt mit einem großen Schluck seinen runden Bauch überschwemmte und sich zielgerichtet einen Weg in die Aushöhlungen bahnte, die sein Hintern in die Couch gedrückt hatte. Fluchend richtete er sich auf und wischte sich die Spucke aus dem Gesicht. Müde und verwirrt starrte er auf den Fernseher, der nur noch weiß und schwarz vor sich hin flimmerte. Er spürte einen stechenden Schmerz in seinem Kopf und griff hastig nach der Fernbedienung um sich von dem nervenden Geräusch zu entledigen, das den Raum erfüllte.
Nach erneutem Fluchen drückte er auf den verhassten roten Knopf. Nun war es still.

Jetzt spürte er die faulige Luft in seiner Kehle, die ihn jedes Mal aufs Neue erdrückte. Nach einem kurzen Griff in seine Trainingshose nahm er seine letzte Zigarette aus der Schachtel. Dann er trat müde und gleichgültig hinaus auf den Balkon.
 
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Kommentare  

Das sehe ich auch so

anonym (08.08.2008)

Ich mag diese Veräppeleien! Sehr schön gemacht, und wie man unten sieht, hast du auch einige aufs Glatteis geführt, die gern einen Wal gehabt hätten. Ich finde es klasse, und allein die bildhafte Beschreibung des Typens macht wett, was vielleicht an Handlung fehlt.

Trainspotterin (22.01.2003)

Ich dachte gleich an meinen ehemaligen Mathe-Professor, aber da ist nicht viel Unterschied zu einem Wal. Daher die "Pointe" für mich wenig überraschend, insgesamt Durchschnitt (= 3 Punkte)
Lg


Chris (30.12.2002)

Ich seh das ähnlich wie Wolzenburg.

"Wal, da bläst er!" war mein erster Gedanke.

Jetzt, wo ich mit der Geschichte fertig bin, ist mein einziger Gedanke "Ich muß heut unbedingt noch Joggen gehen!"


Tino Lingenberg (21.12.2002)

Es geht darum den Ekel des Moments zu erfassen und obwohl für den Leser so abstoßend, ist er für den Betroffenen nur als leichte Irritation erfaßt. Wir erkennen, daß es etwas ist, von dem wir nichts wissen wollen, eine Selbstaufgabe ohne Sinn. Wenn ich das richtig verstanden habe, so ist es vielleicht nichts, was ich gerne lese (Entschuldige!), aber es wurde gut umgesetzt .

Zwergenkind (20.12.2002)

Ja, hat die Geschichte überhaupt eine Handlung?! Zwei Stunden im Leben einer Couch Potatoe, währen denen sie träumt, sie länge als gestrandeter Wal am Strand, sollen "traurig" sein?! Oder ist der Fette am Schluß vom Balkon gesprungen? Und warum? Und was zur Hölle stinkt denn in der Wohnung so nach Verwesung? Oder soll das eine satirische Anspielung sein? Wenn ja - auf was?
Oder deutet das auf das Vorurteil: "Dicke Menschen, die nicht ständig der Äktschen hinterherrennen, sind langweilig, lebensmüde, schmierig und stinken?" - Oder was???
Nee, nicht durchgeblickt. Und eine Geschichte, die man mir erst aufdröseln muss, erntet bei mir keine Punkte.


Gwenhwyfar (17.12.2002)

Irgendwie bewegt mich diese Geschichte nicht. Ich hatte auch geglaubt, dass die Geschichte von einem Wal handelt, weit gefehlt.
Hat die Geschichte eigentlich einen Inhalt?


Marco Frohberger (16.12.2002)

Und ich dachte an einen Wal am Strand.
Gut gemacht, riesengroße Verarsche des Lesers.
5 Punkte


Wolzenburg (15.12.2002)

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