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Schönes Wetter heute

Trauriges · Kurzgeschichten
Die Sonne lachte, ihn aus. Wie gemein gelb sie ihm heute vorkam.
Gelb. Diese schöne, heitere Farbe.
Es war sinnlos. Er war zum sterben geboren, also wieso nicht früher als später?
Ja, wieso eigentlich nicht?
Er stützte den Kopf in die Hände.
Wieso nur konnten sich alle über das herrliche Wetter freuen? Oder besser, wieso er nicht?
Seufzend schaute er in den Garten.
Farben, Formen, alles war ihm so verdammt vertraut.
Immer das selbe, immer das selbe.
Aber wieso denn auch nicht, warum nur glaubte er immer etwas Neues zu brauchen? Es gab doch Ziele genug!
Genug Anreizte, genug Wünsche, die erfüllbar schienen.
Und doch war ihm das nicht genug! Ihm war nichts genug! Er brauchte mehr!
Irgendeinen Sinn, eine Lebensaufgabe.
"Wieso", fragte ihn der Baum dort hinten, "wieso nur? Hast du nicht zur freudigen Glückseligkeit alles hier?"
Verwirrt schaute er den Baum an!
"Ja, ja du hast recht, eigentlich habe ich alles. Ich bin jung, mir steht so vieles offen. Mein Leben ist noch ein fast weißes Blatt.
"Siehst!", sagte die Blume.
"Aber trotzdem", dachte er.
Nun war es an der Blume zu seufzen.
Doch er fuhr fort: "Die Menschen, die Menschheit, warum, warum nur, du wunderschöne Natur hast du uns erschaffen, uns uns so entwickeln lassen.
Ich will es nicht, ich will nicht über all das nachdenken müssen! Ach, nein, eigentlich will ich es doch! Aber ich will auch eine Lebensaufgabe!"
Der Strauch, der den wunderschönsten Duft verbreitete rief von hinten: "Du willst, du willst! Dein Wille zählt nun mal nichts im Leben! Du musst dich fügen, ohne zu Lügen, sonst gehst du kaputt."
"Die Liebe", krächzte die Krähe, die sich auf dem Zaun niedergelassen hat, "was ist denn mit der! Das ist doch eine lebenserfüllende Sache! Wenn du nur jemanden findest, den du liebst, dann brauchst du dir um den Rest nicht mehr ganz so viele Gedanken machen; vor allem keine Trüben."
"Genau", stimmten der Busch, die Blume und der Baum ein, "das einzige, was du brauchst ist ein Mädchen, das dich lieben kann, und das du liebst! So wie ihr seid, mit all euren Fehlern, Wünschen und Meinungen."
"Das währ' mal was" rief er. „Ich werde warten, bis ich meine Liebe finde. Hoffen wir nur nicht, das ich bis dahin so in meinem Trübsal versunken bin, dass ich sie nicht erkenne, wenn sie kommt!" Er sprang auf, nun wieder fröhlich, und rief: "Danke für eure Hilfe!" Und leise fügte er beim weggehen hinzu: "Aber die Sonne lacht mich trotzdem aus, AUS!


Mittwoch, 2. Mai 2001 17:39:46
 
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