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2 Seiten

Stille

Trauriges · Kurzgeschichten
Hier stehe ich nun, aus meinem Leben gerissen, und schaue der Welt nach wie sie sich meinem Horizont entzieht. Die Welt dreht sich nicht mehr, sie flieht. Und ich stehe, um ihr einen Schritt voraus zu sein, um mich bewegen zu können. Mein Blick trifft Menschen, die Alt sind und nicht mehr wissen das sie Jung waren, die ihre Vergangenheit vergaßen. Mein Blick trifft Men-schen die nicht mehr wissen wer sie sind, weil sie es vergaßen. So wie ich es tat. Jetzt blicke ich Fassungslos auf all die vergessenen Erfahrungen, die für mein Leben – für jedes Leben – unentbehrlich sind. Wie konnte ich Stille vergessen, wie Liebe? Mit diesen Fragen in meinen Fingern spüre ich wie die Stille mich besucht. Nun wo ich sie sehe erinnere ich mich an sie, wie an ein vergessenes Gesicht, und sie beginnt mir zu offenbaren was einst mein war. Es wird ruhig an manchen Tagen, an denen die Fragen den Träumen weichen dürfen. Ich bin verwundert über meine Verwunderung, denn ich kenne sie doch, weiß wie sie kommen – unvorhersehbar. Ich wollte ins Kino gehen und habe es bleiben lassen, höre Musik und trinke Wein – ich schreibe. Die Ruhe, sie steht vor mir und schaut mich an, erstaunt das ich sie nicht wiedererkenne. Ich gehe an ihr vorbei, denn ich habe wich-tiges zu tun – wasche ab oder dusche. Doch wenn ich mich setze dann sehe ich ihr in die Augen. Sie währe nicht gekommen, währe ich ins Kino gegangen, sagt sie. Und ich weiß das sie nicht lügt. Weiß es jetzt, doch Morgen weiß ich es nicht mehr. Ich kenne sie gut, denn sie war schon immer ein wichtiger Teil meines Lebens und die Frage „wie ich sie verges-sen konnte“ verhallt in mir, denn ich bin müde zu fragen. Und so schaue ich sie einfach nur an und bin dankbar das sie mich nicht vergessen hat. Noch ein Lied und sie wird mir die Stellen meines Körpers zeigen die ich vergaß. Noch ein Schluck Wein und sie wird mir zeigen wo die Blume steht, die dort schon immer stand. Sie zeigt mir meine Ziele, meine Träume. Aber sie zeigt mir auch, was sich an mir rechen will, was mich fesselt und rennen läßt. Manchmal, wenn sie mir zeigt was mir wichtig ist, lächle ich tolpatschig, unsicher ob ich sie verstanden habe. Jetzt sehe ich das Licht der Kerze, welches mich an Farben erinnert die ich noch nicht kenne. Und ich dachte immer es währe Gelb. Nun ist es still. Ich höre mein Herz schlagen, höre ihre Schritte und sehe meine flehenden Blicke. Ich weiß das sie gehen wird, weil sie es immer tut. Gleich, wenn sie mich dem Schlaf übergeben hat wird sie mich verlassen. Und so schreibe ich über sie, solange sie noch da ist, und sie steht mir Modell. Sie schreit nicht, sie tobt nicht, sie weint leise, schaut mir in die Augen und lächelt herzzerreißend, mit dem Wissen das ich sie morgen vergessen haben werde.

 
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Kommentare  

Ist mit "der Stille" die Ruhe gemeint?! Die Stille in dir - wenn man zur Ruhe kommt. Wenn ja, so ist das klasse gewählt. Wenn es nicht so ist, dann habe ich es nicht verstanden.
Aber, in jedem Fall, schön zu lesen.


Katrin (13.06.2002)

sie gefallen mir .. deine gedanken. Seltsam vertraut .. vielleicht ein Erinnern an eine Freundin, die mich manchmal besuchen kommt ..

elfie (13.07.2001)

Ich glaube, das ist nur der Anfang einer Geschichte...
Ich kann mir nicht helfen, aber als ich das las, dachte ich an Altzheimer Patienten... diese haben auch manchmal lichte Momente, aber ich kann mich auch täuschen, was die Aussage des Textes betrifft...


SabineB (25.05.2001)

Mir scheint es wie eine dicke Verpackung, wunderschönes Packpapier, ne teure Schlaufe -nur im Päckchen drin ist nicht wirklich viel.
Doch vielleicht liegts aber auch nur am Betrachter des Päckchens - Who knows!


Pascal (17.05.2001)

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