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3 Seiten

des Buches Einband

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Der Winter war vorbei und der sprießende Frühling zeigte die Bäume im Wald in ihrer schönsten Blüte. Nun kamen die jungen Tiere in den Wald, um sich, wie es Brauch war, einen Baum zum Freund zu machen. Der Bär, der Wolf und der Hund rannten um die wette und balgten sich auf dem Weg zur stolzen Eiche, welche der schönste und stärkste Baum im Wald war. Dort angekommen beanspruchte jedes der Tiere die Eiche für sich und erzählte von seinen jugendlichen Heldentaten. „Ich möchte gerne einen Freund, doch warum habt ihr euch für mich entschieden?“ wollte die Eiche wissen. „Du bist der prachtvollste und mächtigste Baum hier im Wald, dass sieht ein jedes Auge“ sagten die Drei wie aus einem Munde. Die Eiche, welche inmitten aller anderen Bäume stand und diese in Höhe überragte, fragte die jungen Tiere, ob sie nicht auch das Recht hätte sich für einen Freund zu entscheiden.

Daran hatten die Tiere noch gar nicht gedacht und sie setzten sich beschämt zum Fuße des Baumes, um seine Entscheidung zu erwarten. Die Eiche fragte die kleinen Tiere, warum sie sich für einen von ihnen entscheiden sollte und der Bär antworte-te: „Wenn ich groß bin, so werde ich Stark sein und dich beschüt-zen können“. Der Hund sprach: „Wenn ich groß bin, so werde ich der schnellste von uns sein und als erster bei dir sein“. „Und wenn ich groß bin, so habe ich ein eigenes Rudel und wir alle würden dir Schutz gewähren“ sagte der Wolf. „Ich bin der stärkste und mächtigste Baum in diesem Wald“ sprach die Eiche. „Brauche ich denn nicht, von all den anderen Bäumen hier, am wenigsten Schutz?“. „Geht und schaut dem Fuchs zu, wie er sich seinen Freund sucht. Und habt ihr genug gesehen, so kommt zu-rück und berichtet mir was ihr gesehen habt“.

Die Drei versteckten sich im Wald und schauten dem Fuchs zu, wie er durch den Wald schritt und mit einigen Bäumen sprach. Sie kamen an eine Lichtung auf der eine alte Weide stand. Kein Baum war um sie herum, der ihr Schutz vor Wind und Regen hätte bieten können. Die Zeit hatte ihren Unfug mit dieser Weide getrieben und sie war, durch den ewigen Wind dem sie sich aus-setzte, schief gewachsen und ihre Blätter rah. Der Fuchs setzte sich zur Weide ohne zu sprechen und schaute sie an. Die Weide sprach: „Fuchs, such dir einen besseren Freund als mich. Ich bin alt und meine Äste morsch – vielleicht schon unbelebt im näch-sten Frühling. Ich habe die kalten Winter allein überstanden, auch den starken Regen und dem mächtigen Wind hab ich ge-trotzt. Ich war allein, solang ich atme und bin es gewohnt. Such dir einen Freund der dich zum lachen bringt und der dich nötig braucht“. Der Fuchs, der seine Augen über die Zeit geschlossen hatte, begann zu weinen und hatte seinen Freund gefunden. Der Bär und der Wolf und der Hund hatten genug gesehen und verließen ihr Versteck, um zurück zur Eiche zu eilen. Dort ange-kommen wollte die Eiche wissen, was sie denn beobachtet hatten. „Der Fuchs nahm die alte, hässliche Weide zum Freund, welche ganz allein am Waldrand steht“ bemerkte der Bär verwundert. Der Wolf sagte: „Er blieb doch nur aus Mitleid dort“. „Der Fuchs ist kein stolzes Tier, und so sucht er seines gleichen“ äußerte der Hund. Die Eiche sah die Drei an und sprach: „Sieht denn euer junges Herz nur mit dem Auge gut? Was tat der Fuchs? Er nahm sich Zeit zu hören. Er spürte nur und sagte nichts.

Er sah die Weide mit Liebe an und hatte die Augen doch geschlossen. Da ihr soviel Wert auf eure Augen legt, hatte ich gedacht ihr könntet sehn was vor sich geht. Wie unbedacht ich war! Hat denn ein Buch den Wert seines Einbandes? Ein schlechtes Buch mit golde-nem Einband taugt doch zum zeigen nur, nicht zum lesen“. „Warum ist denn das Buch so ungerecht! Muss nicht ein gutes Buch in Gold gebunden und ein Schlechtes durch Papier gefangen sein?“ Wollten die Drei wissen. „Habt ihr den Zuschuss an der Farbe eurer Pelze? Wer entscheidet welches Buch ein gutes ist und welches nicht? Doch nur wer seinen Inhalt ließt. Wer ein Buch liebt, der liebt es um seinen Inhalt. Und wer es tut, dem wird auch der Umschlag kostbar sein. Für seinen Einband wurde nie ein Buch geliebt“ antwortete die Eiche. „Ich brauche eure stärke nicht, denn stark bin ich alleine. Auch wenn ich in diesem Wald der größte Baum bin, so stehe ich doch inmitten, nie allein. Die Weide steht einsam und ist doch so selbstlos Freundschaft zu verweisen, damit ein anderer sich durch sie stärken kann. Das al-lein schon macht sie liebenswert. Und ihr schaut mich um meine Schönheit an, welche euch mit der Zeit nur müde macht. Welchen nutzen trägt dann unsere Freundschaft?“. Die Eiche sprach weiter: „Ich suche einen Freund, doch eure Freundschaft such ich nicht, denn sie ist nur zum zeigen gut. So geht und sucht, wer sich geschmeichelt fühlt. Doch wahre Liebe werdet ihr nicht finden, denn sie bleibt dem Auge verborgen.

 
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Kommentare  

wunderwunderwunderschön... mehr kann ich dazu nicht sagen... warum hast du bloß aufgehört, hier weiterhin storys zu schreiben?! *traurigbin* ich hätte gerne mehr von dir gelesen, weil ich mag was/ wie du schreibst...
Ganz lieben Gruß


*Becci* (08.11.2002)

ich mag solche Fabeln sehr gerne - sie führen zu einer ganz konkreten Aussage hin, lassen aber genügend Platz für persönliche gedankliche Zutaten ? spitze!

lisaFisch (05.09.2001)

Hinter dieser Geschichte steckt ein sehr tiefer Sinn... wenn man das auf die Spezies Mensch überträgt, findet man die Gesellschaft wieder, die Menschen nach ihrem Aussehen beurteilt. Ein Freund, ein wahrer Freund, mag aussehen wie er will, mag Gebrechen haben... egal, es ist sein *Inneres* was man schätzt, was man liebt...

Einfach klasse, diese Geschichte!


SabineB (25.05.2001)

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