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4 Seiten

Ewiges Leben

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
© gert k.
Er sagte: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihnen das noch Spaß macht, es muss doch immer das Gleiche sein ?!"
Ich bedauerte ihn, obwohl wir nun schon öfter über dieses Thema gesprochen hatten, war es ihm nicht möglich nachzuvollziehen was ich meinte. Ich sagte: "Warum macht es ihnen solche Schwierigkeiten zu verstehen, dass ich das Leben liebe, und niemals müde davon werden könnte ?"
Er schüttelte ablehnend den Kopf und sagte: "Ich gebe mir ja Mühe, aber ehrlich, ich blicke auf mein Leben zurück und es war doch immer anstrengend, die Kindheit, der Krieg, die vielen kleinen Enttäuschungen des Alltags, die vielen großen Enttäuschungen der Liebe, nein, das will ich nicht noch einmal erleben und schon gar nicht mehrmals...!"
Wie abfällig er über das Leben sprach, ich sagte: "War es denn nicht so, das jedes negative Erlebnis ihres Lebens nicht gleichzeitig auch der Anfang zu etwas Neuem und nicht selten Besserem war ? Denken sie denn ein Leben ohne Probleme wäre überhaupt Lebenswert ? Ich höre von ihnen nur Ängste und Unverständnis, warum erkennen sie darin nicht die Chance. Eine Chance sich weiter zu entwickeln, etwas aufzubauen und vielleicht irgendwann weiterzuführen ? Merken sie denn nicht, dass ihr Leben sie bis jetzt so vereinnahmt hat, dass sie nicht einmal mehr Zeit hatten über die Möglichkeit ein anderes, ein weiteres Dasein zu führen, nachgedacht haben ?"
Er sagte sofort: "Herr Gott noch einmal, wofür denn ? Gibt es nicht genug Menschen ?"
Ich sagte: "Ich sehe sie haben noch nichts erkannt, sie lieben weder ihr Leben Heute, noch sind sie in der Lage sich zu öffnen, für die große Idee des Lebens. Es würde ihnen bestimmt leichter fallen, wenn alle so denken und fühlen könnten, ja natürlich, das wird es sein...Sie haben Angst vor ihren Mitmenschen und wenn der Tod dann naht, dann sind sie zufrieden ins letzte Versteck entschwinden zu können....Das allein ist ihr Gedanke. Sie sehen nicht mehr die Wichtigkeit ihrer Person, ihres Geistes, sie könnten doch einer von denen sein, die es anderen Menschen verständlich macht, dass ihre Ideen zeitlos sind und das sie bereit sind, dafür ein weiteres Leben zu leben...aber nein, sie sehen sich ganz klein und unbedeutend, sie haben Angst vor der Verantwortung für ihr Leben...."
Jetzt war es das erste Mal, dass er begriff worauf ich hinaus wollte, er sagte: "Ich weiß worauf sie anspielen, natürlich, wenn wir alle wüssten, dass der Tod nur ein Übergang in ein neues Leben ist, vielleicht würden wir dann keine Atombomben schmeißen und unsere Umwelt vernichten. Natürlich könnte man das annehmen, denn so egoistisch wie wir auch heute sind, würden wir doch nicht riskieren, dass wir uns unsere eigene Zukunft versauen. Doch sie glauben doch nicht, dass wir alle so denken würden, so wie es auch jetzt Unterschiede gibt in der Moral und den politischen Vorstellungen, wird es mit dem Wissen um ein weiteres Leben, wieder Menschen geben, die daraus Vorteile für sich ziehen würden. Vielleicht würden wir sogar noch leichtfertiger mit unserem Leben umgehen. Uns ist egal, ob wir die Welt unserer eigenen Kinder vernichten oder den Nachbarn aus dem Weg räumen müssen, wir brauchen uns doch vor Nichts und Niemanden rechtfertigen. Und wäre es anders, dann würden wir uns noch vielmehr vor den Mächtigen dieser Welt rechtfertigen müssen, es wird doch immer Mächtige geben. Wir Menschen sind doch nicht reif für so eine Wahrheit..."
Ich sagte: "Schön das sie mir folgen können, was ich an ihnen nicht verstehe, ist, dass sie sich selbst so unwichtig erscheinen, sie nehmen nicht ihr Leben wichtig, sondern das von Anderen, sie dienen ihrem Chef, zermartern sich den Kopf über alltägliche Probleme, die andere geschaffen haben, begnügen sich mit dem Konsum von den zeitgemäßen Drogen und dem für sie erreichbaren Luxus, sie versuchen sich krampfhaft daran zu erfreuen, aber noch ein Leben mit diesen Dingen würde sie nicht einmal neugierig machen....da stimmt doch was nicht ? Ich sehe, dass sie keine echten Werte in ihrem Leben haben. Ist es nicht das Glück des Atmens, das Sehen und Hören, Schmecken und Lieben, das Gefühl der Freude an sich, was das Leben lebenswert macht ? Das ist es, was ich meine, dafür könnte ich doch immer wieder leben und bin neugierig darauf."
Er senkte seinen Kopf und scheint zu überlegen, dann sagt er nachdenklich: "Sicherlich, wenn es auch gleichbedeutend wäre, ein neues Leben, in neuen erfüllenden Umständen zu leben, ja dann, dann wäre ich bereit es noch einmal zu versuchen..."
Ich unterbrach ihn: "Genau, da sagen sie es...ein Leben ist ein Versuch....und wenn wir dann entspannt dahin blicken würden, wären wir viel gelassener und würden unsere Taten nicht so überaus wichtig nehmen und die Veränderungen wären überlegter, ja, vielleicht würde uns dann doch das ganze Leid und diese selbstzerrstörerische Sucht verlassen, denn wir würden erkennen, dass es unmöglich ist zu sterben, wir würden uns auch mit Kriegen nur das Leben schwerer machen, ich denke wir würden darauf verzichten. Jetzt sterben die Menschen einfach so dahin. Seid fruchtbar und mehret euch ist die Devise, aber wie wertvoll ist denn so ein Leben noch. Viele sind froh davon erlöst zu werden...."
Jetzt unterbrach er mich: "Kann man das jemanden verdenken...sie sehen doch Krieg, Mord und Totschlag !"
Ich konnte nur bejahend den Kopf schütteln und sagte: "Sie sagen es....Niemand achtet das Leben und ebenso wenig den Tod, vielleicht wissen wir nur so wenig über den Tod, weil wir so unbeherrscht mit dem Leben umgehen, wahrscheinlich bringt unser Handeln auch das Naturprinzip, das große Rad des Lebens, von Leben und Tod durcheinander, wie so viele andere Naturgesetze. Verstehen sie, wir müssen dennoch lernen uns aufrichtig über unser Leben zu freuen...nein nicht leiden, nach vorne schauen und ich denke wir werden uns Pforten öffnen, hinter denen uns eine neue Existenz als kosmische Lebensformen und Wesen erwartet. "
Er sagte überzeugt: "Das macht mir dennoch Angst, was könnte sich nicht alles Negative von einem Leben in das andere hinüberretten, der Tod wäre keine Befreiung mehr, tatsächlich man könnte die Hölle ewig erleben."
Er schüttelte sich abgestoßen, ich musste lächeln. Wie tief saß seine Angst und musste die Enttäuschung sein. Nun gut, ich wusste, dass ich ihm nichts verkaufen wollte und dennoch wäre es mir liebe gewesen, ich hätte merken können, dass er nach meinem Besuch etwas überzeugter von dem Leben nach dem Tode wäre. Bei ihm bräuchte es nur einen kleinen Schritt, er hatte kein schlechtes Karma, was ihn vielleicht noch länger verfolgen könnte. Das machte es oft schwierig bei dieser Art von Lehrgesprächen. Man musste ehrlich mit den Leuten sein und die Aussicht auf ein weiteres Leben, konnte auch eine Voraussage von jeder Menge Arbeit sein. Die karmischen Verstrickungen, in denen sich Menschen befanden, sollten bei so einem Beratungsgespräch kein Geheimnis bleiben. Wir wollten sie erwecken, deshalb machten wir uns die Mühe sie aufzusuchen, Nacht für Nacht versuchten wir sie in Tiefe Gespräche zu ziehen. Wir hatten uns nie etwas vorgemacht bei dieser Aufgabe, es gab positives und negatives Karma, wir versuchten immer alle Menschen zu erreichen, schließlich waren es unsere Brüder und Schwestern......doch meistens war es wie bei ihm, sie redeten und dachten nach, doch dann....Nein, sie waren zu weit weg und vergaßen alles wieder.
Wenn der eine oder andere doch noch etwas von diesen Träumen in seinen Gedanken behielt, dann konnte es jedoch auch bedeuten, dass er sein Leben änderte und es mit anderen Augen betrachtete und genau darum ging es. Sie konnten nur die Möglichkeit des Wiedergeborenwerdens erkennen und wenn sie bereit dazu waren ihre Seelen darauf vorzubereiten, machten sie einen Schritt in die weitere Evolution des Menschen. Bisher hatten nur außergewöhnliche Fälle den Sprung durch den Ring des Todes geschafft und tatsächlich, sie sind der Beweis für dieses Gesetz der Natur und für die Fähigkeit des menschlichen Geistes ewig zu leben.
Auch ich bin einer von ihnen, nur war ich nicht zurückgekommen, doch es wird geschehen. Würde ich euch aufsuchen, würdet ihr wahrscheinlich ähnlich denken wie er und morgens, danach, vor dem Spiegel stehend zu euch selbst sagen: "Pffff, ...so´n Scheiß.... Engel...?? Gibt’s doch gar nicht...was ich so manchmal träume ?!"
Ein, zwei oder drei tiefer gehende Gedanken tauchen in den nächsten Tagen hin und wieder in euren Gehirnzellen auf, philosophische Bruchstücke aus dem Bereich Leben und Tod. Der Alltag wird sie verschlucken, bis ich oder einer von uns euch wieder besucht und sagt: "Hallo, was würdest du sagen, wenn du wiedergeboren werden kannst ?"
 
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Kommentare  

Der Gedanke der Reinkarnation ist durchaus reizvoll. Dennoch, zur Zeit kann ich keiner religiösen Lehre wirklich zustimmen. Bin eher Agnostiker bis Atheist. Und Leben nach dem Tod? Hm, wer weiß.
Auf jeden Fall ein gut geschriebener und nachdenklich machender Text. Gefällt mir!


Tom (05.06.2006)

Reinkarnation - daran glaube ich auch. Was mir Kofzerbrechen macht, ist, dass wir nicht nur können, sondern müssen, dessen ungeachtet, wie oft wir schon hatten. Es ist ein ewiger unendlicher Kreislauf, diese Aufarbeitung unserer früheren Karmen, keine Aussicht je auf einer Wolke zu landen und die Füße für immer baumeln zu lassen.

Du bist sehr vielseitig, einer der beobachtet und darüber nachdenkt. Und es auch noch gut verpacken kann!
Bei mir kommt es rüber, über längere Strecken sind unsere Gedanken auf der selben Spur.


Lisa


Lisa Fabienne (05.09.2003)

schöner text, etwas schwer verdaulich... aber schön. 4 Punkte

PS: ICH glaube dran... und bin mir sogar ziemlich sicher, dass wir wiedergeboren werden.


Becci (05.04.2003)

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