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ZUM GLÜCK

Nachdenkliches · Experimentelles
Sitzt man da auf der Straße vor dem Hafenklang und erkennt Jemanden unter den Gehenden, mit denen man auf Kniehöhe ist als am Boden Lagernder mit dem Engin Yüksel und MC Eye und dem Schwulen mit Zahnlücke, Sonnenbrille und knallgelbem T-Shirt mit Erektionsmotiv drauf; man ruft den Erkannten, der kommt, hockt sich nieder, berichtet von Prüfungen.
Wenn das Leben so zerfleddert war und das Eine nichts mehr richtig mit dem Anderen zu tun gehabt hatte im ollen Alltag, ist es doch immer wieder beruhigend und aufregend, wenn sich so ein Kreis wieder schließt, so wie damals mit David, beim vorletzten Sundance, auf Trip, in Sankt Pauli, da hatte sich auch alles voller Vertrauen geschlossen in dieser Menge, hatte plötzlich eine übergeordnete Bedeutung bekommen und frische Gedanken, so frisch und neu, wie in der Kindheit in Rom kamen rauf und raus in dieser Tanzmenge, in der auch Kinder hie und da zwischen den Beinen der Großen herum wuselten auf dieser öffentllichen Fläche, wo Jeder dazu stoßen konnte, der gerade vorbei kam, wo dieser neongelbgefärbthaarige David, schon als es noch leerer war dort auf dem Platz, auf mich zugekommen war und mich unverblümt, wie das nun mal so seine Art war, gefragt hat, ob ich denn nicht auch nehmen wolle...
Wichtig war dann dabei vor allem die mitlaufende Kontrolle durch die Gedanken, durch die tatsächlich in Worten ausdrücklich im Kopf formulierten und dann auch wirklich nach Draußen raus ausgesprochenen, in die Freudenhelle des TranceKrachs hinein dem Anderen, Befreundeten zu gebrüllten aktuellen Gedanken über die unglaublichen Erlebnisse auf dieser Reise an Ort und Stelle der Helle des Augenblicks des Verständnisses, logisch, was da gerade in und mit einem passierte, das mit zu teilen und so in der Wirklichkeit außen zu verankern, dass man nicht total abdriftet, wozu man auf Trip ja die Tendenz hat, so dass das schließlich und endlich doch alles wirklich wahr war, obwohl es ja von der ganzen Struktur her zu den Dingen gehört, denen man nachsagt, sie seien zu schön um wahr zu sein...
So aber hatte ich dann doch noch die Kontrolle und Entscheidungsgewalt, dieses Areal wieder rechtzeitig zu verlassen und wieder in die Vereinzelung zu gehen, wodurch es dann als Erinnerung gerettet bliebt, für immer.
Engin hat mich dann fürchterlich kritisiert, dass ich das Acid von David angenommen hatte, er schien es alles schon besser zu wissen aus seiner Frankfurtzeit im Omen, meinte, dass das, was er selber durchgemacht habe (nicht nur die Nacht, auch die Droge), Andere nicht zu wiederholen bräuchten, ohne dabei aber zu bedenken, dass es bei Jedem was Anderes ist und auch ohne zu bedenken, dass ich vielleicht weise genug sein könnte, damit umzugehen, und schließlich auch ohne sich vorstellen zu können, dass Jemand mit OberPositivTripErlebnis trotz dem oder gerade des halb frei von der Ambition sein könnte, die Sache zu wiederholen...
Diese Weisheiten hatte der weise Engin nicht und ich finde ihn wirklich weise, trotz allem, aber er kennt nicht die andere Seite der Sache, von der aus die Sicht auf ihn selber als Ganzes möglich würde, kennt also nicht die Arten der Grenzen, an denen sich seine Weisheiten stoßen, nicht fort kommen.
Timo fand, Engin habe ja "richtig was in der Birne", als wir ihn wieder getroffen haben, beim Sundance 3, zwei Jahre später, als David schon längst verschollen war, unbekannt verzogen, Job geschmissen, nicht auffindbar. Ich war da wieder meistens am Tanzen, im Sand, und Engin stand am Rand, hat getrunken, sein Bier und sein Wasser und seine Zigaretten geraucht, aber immer, wenn ich gerade Jemand getroffen hab’, Carlos Pinto oder Martina, und mich mit denen unterhalten hab’, da kam Engin plötzlich wieder an und hat was zu mir gesagt; war meine Unterhaltung beendet, war auch Engin wieder verschwunden. Was hat das zu bedeuten?
"Das ist immer so schön, wie du dich freust", sagt Simone.
Sternschanze, Regen, Fähre, Abschied.
Aber man kriegt das nicht auf die Reihe, diese Unterschiedlichkeit der Menschen, ganz verflixt, hat zwar ein einigermaßenes Gefühl dafür, wer man selbst ist, das schon, doch die Anderen? Die sind für einen selber dagegen doch eher so was wie ein einziger Mensch, die Anderen eben, oder? Ich weiß es nicht. Jedenfalls waren die Musik und die Freunde zurück gekehrt und ich atmete auf. Zum Glück! Verrückt.
 
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Kommentare  

Ja, lieber P. Behnke, auch ich wünsche mir eine Fortsetzung der Geschichte mit
David; aber da es eine realistische Geschichte ist, wird die Fortsetzung erst möglich sein, wenn Besagter wieder auftaucht. Also, wenn Jemand einen gewissen David Akerman sichtet, dann soll er sich mal melden!


A. P. (13.09.2001)

Zwar nehme ich aufgrund meines Alters nicht an solchen Tanzveranstaltungen teil, dennoch geben mir die Gedanken des Autor einen kleinen Einblick in diese Welt. Wenn ich auch nicht alles verstehe, so wünsche ich mir doch eine Fortsetzung der Begegnung mit David.

P. Behnke (02.09.2001)

Uff... Diese Geschichte ist sehr schwer zu lesen, denn diese ewiglangen Schachtelsätze verleiten zum „Überlesen“. Der Stil der Geschichte beschreibt doch einen ziemlich abgehobenen Menschen und seine Ansichten, aber sorry, hier erkenne ich keinen Zusammenhang zu dem vorgegebenen Thema: „Begegnungen“. Ja, es begegnen sich Leute, aber eine Begegnung ist es nicht. Thema verfehlt.

SabineB (Jurorin) (01.09.2001)

irgendwie verstehe ich die Geschichte leider nicht! Ist mir zu durcheinander. Nichts für ungut. Ist nur meine Meinung.

Marco Frohberger (12.08.2001)

So ist es... es verändert den Charakter und somit den ganzen Menschen. Je nach Droge dauert es zwar unterschiedlich lange, aber es passiert... Frontalhirnschaden, man lernt nach 2-3 Jahren einen völlig anderen Menschen kennen und fragt sich nach der Begegnung, wo der geblieben ist, den man mal so gut kannte und mochte...
Klingt mir ein bißchen wie die Hochzeit der Musik...
Gefällt mir!


Teleny (03.08.2001)

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